App im Playstore
Pfeil rechts
88

Zitat von Nobody347:
Ich will das ganze einfach nicht mehr. Ich bin durch die Krankheit extrem verbittert und werde regelrecht wütend, wenn ich mitbekomme was andere Menschen in meinem Alter schon alles erreicht haben.

Wut kann übrigens ein sehr guter Motivator sein, um an der eigenen Sitaution etwas zu ändern, sagte mir mal eine Therapeutin.


Zitat von Nobody347:
Meine Gefühlswelt besteht nur noch aus Selbsthass und Bitterkeit.

Der Selbsthass ist meines Erachtens das größte Problem an der Krankheit. Leider stehen wir uns damit immer wieder im Weg. Weil wir uns hassen, haben wir die Krankheit, weil wir die Krankheit haben, hassen wir uns. Die Arbeit am Selbstwertgefühl ist unerlässlich. Aber das ist ein sehr sehr langer, steiniger Weg auf dem es auch immer wieder Rückschritte gibt.
Ich hasse mich (und die Krankheit) nach wie vor noch in vielen Momenten und bin mein größter Kritiker.

Etwas geholfen hat mir da die Gruppentherapie. Ich habe dort damals als Thema angesprochen, wie ich mich sehe, dass ich diese oder jene Defizite habe und habe gefragt, was andere von mir für einen Eindruck haben. Das war ein kleines Aha-Erlebnis. Mein Selbstbild wich enorm ab von dem Fremdbild.

Zitat von Jens870:
Keine Ahnung wie ihr das macht, mir sieht man an, dass ich ängstlich bin.

Früher im Elternhaus musste ich mich schon der Dissoziation (durch ein anderes Trauma ausgelöst) erwehren, also bzw. einen Weg finden, nicht völlig wegzutreten, da mein großer Bruder unter ADHS litt, was auch erst sehr, sehr viel später herausgefunden werden sollte, da war er schon erwachsen und ein ganz anderer Mensch.
Doch damals hatte er regelmäßig Auseinandersetzungen
in der Schule , erst auf dem Gymnasium und dann auf der Realschule.
Und Zuhause war ich das Ventil und Hilfe von meinen Eltern bekam ich nicht wirklich, also hieß es wachsam sein und jeglicher Gefahr hinsichtlich Bruderliebe aus dem Weg zu gehen. Er ist und war ja nur 4,5 Jahre älter als ich. (Und auch im Wesen waren wir Grundverschieden. Er ein Draufgänger und ich das blanke Gegenteil, Ängstlich und Vorsichtig)
Und wie Wildrose schon schrieb, wenn die Situationen dann eintreten, es also ernst wird, dann wird versucht mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, so 'normal' zu wirken wie möglich, weil man ja nicht unbedingt zeigen will, dass man vor Angst oder Scham im Boden versinken würde und danach ist man so geschafft als hätte man einen 500 km Marathon hinter sich gebracht. Ganz zu schweigen, wie sie schon schrieb, das davor und wie Chinga es richtig erläutert hat, dreht man die eigene Psyche unendlich durch den Fleischwolf.

Durch andere Traumatas hat sich meine Persönlichkeit so entwickelt, dass ich keine Schwäche zeigen darf und früher auch keine Hilfe annehmen durfte, ganz zu schweigen von den Ausführungen von Tigerlilie (hoffentlich hab ich den Namen noch richtig in Erinnerung), was das Problem mit dem Selbsthass und dem Kritiker in einem betrifft.
Wie ich schon in einem früheren Beitrag schrieb, ausschlaggebend ist nicht nur die eine Störung, sondern die Vielzahl der Begleiterkrankungen die das gesamte Bild formt.
So auch noch zu erwähnen bei mir, wäre die Agoraphobie die weiterhin eine sehr zentrale Rolle in meinem Leben spielt auch wenn ich sie gerne weit weg schiebe.
Durch den Umstand dass ich vor jeglichen Menschen, ihren Bewertungen, alleine dass sie mich sehen und wahrnehmen, Angst habe - und leider seit fast 8 Jahren, jetzt auch körperlich eingeschränkt bin, verlasse ich meine vier Wände so gut wie sehr selten oder seit Oktober 2024 gar nicht mehr.

Sicherheit ist ein sehr wichtiges Gut und ich Versuche jeglichen Stress zu vermeiden und trotzdem kommt, fast täglich der Pflegedienst, meine Physio und meine Einkaufshilfe und Putze und sollte doch am Nachmittag oder außerhalb der bekannten Dienste jemand bei mir an der Türe klingeln, fällt mir der Himmel auf den Kopf, dann spielt die Angst verrückt und Szenarien werden wach gerufen, die jeglicher Realität fern sind. Damit und mit dem Umstand von Behörden, die zum Glück seit Corona endlich auch digital aufgerüstet haben und man seine Erledigungen auch per Mail durchführen kann, schaffe ich es irgend wie mich durch das Leben zu mogeln..

A


ÄVPS - Ich bin langsam am Ende

x 3


Wenn es bei mir unerwartet klingelt, denke ich immer automatisch, die spanische Inquisition steht vor der Tür.

Was mich mal interessieren würde: Habt ihr nur Ängste auf soziale Situationen bezogen oder habt ihr auch Angst vor anderen Dingen/Tätigkeiten (auch wenn da niemand dabei ist und euch keiner bewerten kann)?

Also ich bin z. B. schon seit der Kindheit ein ängstlicher Mensch auf vieles bezogen, egal, ob das was mit anderen Menschen zu tun hat oder nicht. Also ich hab Höhenangst, Angst vorm Erbrechen, vor Achterbahnen, Wasserrutschen und mit dem Kopf untertauchen, im Flugzeug zu fliegen, ... Ich fahre selbst nichtmal Auto, weil ich Angst habe, dass ich da zu viel falsch mache, zu zögerlich fahre, einen Unfall baue oder sonstwas. Also ich bin insgesamt sehr vorsichtig und ängstlich. Beim Wandern, hab ich Angst, ich könnte irgendwo wegrutschen und hinfallen/stolpern, wenn ich da irgendwo drüber springen müsste, dann hab ich Angst, dass ich das nicht schaffe, ... Also im Grunde Angst vor so unzähligen Dingen, bin also nicht nur soziale Situationen betreffend ängstlich-vermeidend.

Zitat von Tigerlilie:
Was mich mal interessieren würde: Habt ihr nur Ängste auf soziale Situationen bezogen oder habt ihr auch Angst vor anderen Dingen/Tätigkeiten (auch wenn da niemand dabei ist und euch keiner bewerten kann)?

Ich habe Angst, dass mir in der Stadt die Geldbörse geklaut wird. Angst davor, auf dem Gehweg von einem LKW versehentlich überfahren zu werden oder auch beim Begehen des beampelten Fußgänger-Überwegs warte ich immer und schaue, ob auch alle Fahrzeuge anhalten und die Straßenbahn nicht gerade quert ( mein Albtraum, von einer Straßenbahn überfahren zu werden ).
Im Winter habe ich Angst, auszurutschen und mir was zu brechen.
Höhenangst habe ich auch.

Zitat von Wildrose:
Im Winter habe ich Angst, auszurutschen und mir was zu brechen.

Das kenne ich auch.

Zitat von Tigerlilie:
Also ich bin z. B. schon seit der Kindheit ein ängstlicher Mensch auf vieles bezogen, egal, ob das was mit anderen Menschen zu tun hat oder nicht.

Das ist dann aber nicht mehr nur ÄVPS. Diese bezieht sich nur auf Ängste in sozialen Situationen. Wenn man vor so vielen Dingen Angst hat, die auch außerhalb von sozialen Situationen sind, nennt man das generalisierte Angststörung.

@Schlaflose Ich frage mich auch, ob man überhaupt viel auf die ganzen Diagnosen geben kann.
Also ich hab in jeder Klinik auch andere Diagnosen im Bericht stehen gehabt. Die erste Klinik meinte, ich hätte eine kombinierte Persönlichkeitsstörung (ängstlich-vermeidend und abhängig) und gemischte Angsstörungen (Panikstörung, Soziale Phobie). Die nächste Klinik (2 Jahre später) meinte Agoraphobie mit Panikstörung, Soziale Phobie.

Ich fand mich in der Beschreibung der ÄVPS eigentlich damals wirklich wieder, wenn ich mir das so durchgelesen habe, was dazu im Internet steht. Bei der abhängigen eher weniger bzw. nur teilweise. Panikstörung stimmt auf jeden Fall (damit hängen auch andere Ängste zusammen, zumindest sowas wie Achterbahnfahren, weil ich da mal Panik hatte als Kind).

Da ist vielleicht auch das Abgrenzungsproblem der Sozialen Phobie zur ÄVPS.

Ich würde sagen, ich habe wenig Urvertrauen in das Leben und in mich, ich bin sehr sensibel, mitfühlend und ich scheue Konflikte und Gefahren. Wie man das nennen soll, weiß ich auch nicht.
Vielleicht ' Macht sich das Leben selbst unnötig schwer ' Störung.

Diagnosen wurden mir bisher verpasst: Angststörung und depressive Episoden.

Zitat von Tigerlilie:
Da ist vielleicht auch das Abgrenzungsproblem der Sozialen Phobie zur ÄVPS.

Die ÄVPS wird auch als generalisierte Soziale Phobie bezeichnet. Eine SP begrenzt sich auf einzelne Situationen wie z.B. Angst vor Publikum zu reden. Wenn aber diese Situationen sich häufen und in vielen sozialen Bereichen auftreten nennt man es ÄVPS.
Bei mir ist es klassisch die Angst davor, derjenige zu sein, der das Sagen hat, Angst im Mittelpunkt zu stehen, Angst Verantwortung für andere zu übernehmen, Angst vor Publikum zu reden, Angst vor engen Kontakten, Angst vor Smalltalk, Angst vor Beziehungen und körperlichen Kontakten u.ä. Hingegen habe ich überhaupt keine Probleme unter vielen Menschen zu sein. Öffentliche Verkehrsmittel, Stadtbummel, Schwimmbadbesuche kann 7ch problemlos machen.
Einzelne Ängste in anderen Bereichen habe ich auch z.B. Autofahren, Fliegen, Achterbahn- und andere Kirmesfahrgeschäfte. Das habe ich aber nie mit meiner ÄVPS in Verbindung gebracht. Das sind einfach die Folgen meines gesunden Menschenverstandes, der mir sagt dass es da tatsächliche Gefahren gibt. Ich hatte auch noch nie negative Erfahrungen damit gemacht.

@Schlaflose Ok, Danke fürs Erklären.

Also ich habe/hatte schon ziemlich breit gefächerte soziale Ängste. Ich hab auch nicht gern das Sagen, übernehme ungern Verantwortung für andere, stehe nicht gern im Mittelpunkt.
In großen Menschengruppen habe ich z. B. keine Probleme. Ich kann zu Konzerten gehen, in Einkaufszentren, ...
Mit Smalltalk hatte ich mal Probleme. Da haben die Therapien viel gebracht. Inzwischen kann ich auch mit fremden Leuten bisschen Smalltalk machen, z. B. beim Einkaufen, in Wartezimmern, ...
Bei mir sind es auch eher die Situationen wie: dem Azubi was erklären oder noch schlimmer, ihn bewerten und einschätzen/kritisieren zu müssen, oder Besuch bei der Familie meines Mannes, auf Arbeit was zum Geburtstag ausgeben und was geschenkt bekommen, vor vielen Leuten reden, Bewerbungsgespräche, Gespräche mit meiner Chefin (ich denke immer, ich hab was falsch gemacht und bekomme nun Kritik zu hören), früher das Aufpassen auf Nichten oder Neffen und mich da durchsetzen, Dates waren auch schlimm oder vor anderen Menschen essen ... Also die Palette ist schon groß.

Zitat von Tigerlilie:
bin also nicht nur soziale Situationen betreffend ängstlich-vermeidend.

Denke das wirklich gravierende ist, das Ängste fließend sind und dadurch sollten Diagnosen nur als grobe Richtungen betrachtet werden und nicht, dass man speziell in diese Schublade gehört.
Denn wie wir hier jetzt bewiesen haben, gleichen wir uns in vielen und doch gibt es wieder Unterschiede. Ganz nach Erlebnissen und Prägungen die jeder einzelne im Leben durchlaufen hat.

Um das zu ergänzen; bin schon auf die kanarischen Inseln geflogen und habe keine Angst, auch Auto fahren ist kein Problem und da ich mit 23 schon , betriebstechnisch stellvertretender Chef wurde, musste ich schnell lernen Verantwortung zu übernehmen, damals..

Zitat von Idefix13:
Früher im Elternhaus musste ich mich schon der Dissoziation (durch ein anderes Trauma ausgelöst) erwehren, also bzw. einen Weg finden, nicht völlig wegzutreten, da mein großer Bruder unter ADHS litt, was auch erst sehr, sehr viel später herausgefunden werden sollte, da war er schon erwachsen und ein ganz anderer ...

Liest sich ja nicht gerade berauschend. Darf man fragen wie alt du bist? Ich versuche zumindest jeden Tag einkaufen zu gehen. Ich will halt nicht abrutschen in die komplette Isolation, das würde nur meine Depressionen verstärken. Du hast unten den Spruch mit dem Stotterer, bist du einer?

Zitat von Tigerlilie:
Bei mir sind es auch eher die Situationen wie: dem Azubi was erklären oder noch schlimmer, ihn bewerten und einschätzen/kritisieren zu müssen


Zitat von Tigerlilie:
früher das Aufpassen auf Nichten oder Neffen und mich da durchsetzen,

Das waren teilweise auch mit die Gründe, warum mich mein Beruf als Lehrerin krank gemacht hat und ich nach 20 Jahren aufhören musste.

Zitat von Tigerlilie:
vor anderen Menschen essen

Damit habe ich gar kein Problem. Essen kann ich immer und überall Wenn es etwas zu essen gibt, bin ich ich auch zu größeren Veranstaltungen wie Weihnachtsfeiern, Sommerfest u.ä. gegangen, wo bei uns auf der Arbeit meist über 100 Personen anwesend waren. Solange man am Essen ist, braucht man nicht zu reden
Zitat von Tigerlilie:
Dates waren auch schlimm

Zu einem Date ist es bei mir im ganzen Leben gar nicht erst gekommen.

Zitat von Jens870:
Darf man fragen wie alt du bist?

47..
Zitat von Jens870:
Du hast unten den Spruch mit dem Stotterer, bist du einer?

Ja bin ich. Wohl auch ein Überbleibsel eines Traumatas aus der Kindheit. Nur verhält es sich weniger 'normal' als wie bei vielen anderen. Mir fehlt oder besser gesagt verliere ich die Aussprache eines Wortes. Also ich weiß nicht mehr wie das Wort laut sich anhört, es ausgesprochen wird, also komm ich ins Stottern, bzw. hänge meist am ersten Buchstaben, der sich zumeist als der schwierigste Teil entpuppt. So hab ich für sehr viele Wörter, Synonyme parat um auf jene auszuweichen, doch auch da kommt es immer wieder zu den selben Schwierigkeiten. Und dann gibt es aber Tagen oder auch zwei Stunden später schon, da funktioniert es wieder tadellos.

Teilweise geht es wohl auf die Aphasie zurück die ich durch die Migräne-Attacken immer wieder hatte, so denke ich.

Zitat von Jens870:
Ich versuche zumindest jeden Tag einkaufen zu gehen. Ich will halt nicht abrutschen in die komplette Isolation, das würde nur meine Depressionen verstärken

Ich denke, dass es eine Frage des Umganges damit ist. Klar, jeder Mensch ist anders. Der eine leidet mehr als der andere. Dennoch bin ich immer wieder der Meinung, dass man nicht seine Diagnosen ist, auch nicht seine Gedanken... Es ist schon möglich ein gutes Leben zu führen, auch wenn das sicher viel schwerer/eingeschränkter ist, als bei Gesunden. Ich würde alles versuchen zumindest...

A


x 4






Dr. Reinhard Pichler
App im Playstore