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Hallo und frohes neues Jahr ,

ich bin zurzeit echt am Ende meiner Kräfte. Ich habe selbst eine Angststörung entwickelt mit Krankheitsängsten und ständiger Sorge um mein Kind (siehe mein vorheriger Post). Mit Medikamenten geht es gerade einigermaßen.

Mein Mann hat wohl Depressionen (geht zurzeit in eine Tagesklinik) und schafft es nur ins Bett oder zum PC. Auch zuvor ist er schon öfter aufgrund einer chronischen Erkrankung ausgefallen und ich war von heute auf morgen für mehrere Tage auf mich alleine gestellt.

Es bleibt also alles an mir hängen - Kinderbetreuung (ich versuche unsere 2-jährige so gut es geht von ihm fernzuhalten, damit er nicht überfordert ist und mit ihr schimpft, was mich auch enorm stresst), Haushalt, Tierversorgung, Papierkram etc. Ich weiß, Alleinerziehende schaffen das auch - an der Stelle einen riesigen Respekt! - aber ich halte diese schlechte Stimmung zu Hause einfach nicht mehr aus und könnte selbst nur noch weinen.

Wenn ich etwas sage oder versuche, ihn zu motivieren, bekommt mein Mann einen Zusammenbruch; genauso wenn ich sage, dass ich es nicht mehr alleine schaffe. Meine Meinung kann ich also gar nicht mehr äußern und etwas ansprechen auch nicht. Also sage ich nichts mehr und muss funktionieren, obwohl ich selbst echt am Ende bin.

Ich versuche wirklich, verständnisvoll zu sein, aber merke, dass ich immer wütender und verzweifelter werde. Ich weiß, dass es ihm nicht gut geht - mir aber doch auch nicht.

Wascht mir bitte Mal den Kopf und helft mir, mehr Verständnis aufbringen zu können . Ich hoffe einfach nur, dass es mit der Therapie wieder bergauf bei ihm geht. Wenn er dorthin muss oder zuvor zur Arbeit, hat er das alles gut geschafft - nur mit uns klappt nichts. Ausflüge machen wir gemeinsam so gut wie keine und es macht mich unendlich traurig, kein normales Familienleben führen zu können.

Können Antidepressiva und Therapie helfen, dass wir ein normales Leben führen können in Zukunft?

01.01.2025 13:01 • 03.01.2025 x 2 #1


14 Antworten ↓


Achso, wir vermuten auch, dass er ADHS haben könnte und haben auch einen Diagnostik-Termin, falls das jetzt in der Tagesklinik nicht untersucht wird. Seiner Meinung nach kann er deswegen nichts mit uns unternehmen und wird immer so ungeduldig und hibbelig bei Ausflügen, spielen etc. Und evtl. könnte sich aufgrund dessen die Depression entwickelt haben.
Er vergisst auch elementare Dinge wie die normale Körperpflege oder Dinge wie seinen Teller, leere Flaschen, seine Wäsche etc. wegzuräumen, was mir natürlich noch mehr Arbeit macht und belastet.

A


Mann mit Depression - bin langsam am Ende

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Ich schreibe mal aus Sicht Deines Mannes, weil ich auch an Depressionen leide. Im schlimmsten Fall sind sie ab und zu auch schwer.

Die Depression musst Du Dir so vorstellen:

Du liegst im Bett, willst aufstehen, aber Du kannst nicht, weil es körperlich kaum geht. Nun wirst Du denken, steh doch einfach auf!
Ist sehr schwer, so als ob überall Eisen an Dir angekettet ist.

Jeder Schritt ist anstrengend, bei mir ging das soweit, dass ich lieber Durst hatte anstatt zu trinken.

Wenn Du nun anfängst Deinen Mann “motivieren” zu wollen, dann verursachst Du totalen Druck, weil er innerlich gar nichts fühlt.

Lass das Bitte, er wird nur noch verzweifelter, weil ihm jetzt auch noch vor Augen geführt wird, dass er eventuell “faul” ist.
Er macht sich die ganze Zeit eh schon Vorwürfe und zieht sich selbst runter.

Und ja, Antidepressiva und Therapie werden helfen; er wird wahrscheinlich auch was in seinem Leben ändern (müssen), da es oft einen Auslöser für das Ganze gibt.

@Luce1 danke für den Einblick. Ich möchte ihn auf keinen Fall unter Druck setzen, aber es ist echt schwer ihn so zu sehen, ohne helfen zu können und ich bin selbst gerade ziemlich überfordert mit der Situation.
Der Auslöser wird evtl. die Geburt unseres Kindes gewesen sein bzw. die ganze Verantwortung vermuten wir. Was soll man daran ändern können (also ernst gemeint, auch wenn sich die Frage doof liest)?

Zitat von Bluehorse:
ohne helfen zu können und ich bin selbst gerade ziemlich überfordert mit der Situation.

Das glaube ich, dass Du auch überfordert bist.
Er ist ja nun in der Tagesklinik und bekommt somit Hilfe.

Wichtiger ist, dass Du Dich auch um Dich kümmerst und Dir Hilfe holst, vergiss Dich bitte nicht.

Du musst Geduld haben ja ist sehr schwer aber selbst in der Tagesklinik braucht es seine Zeit um wieder auf die Beine zu kommen

Diagnose von ADHS bei Erwachsenen ist oft langwierig, Dein Mann nimmt Hilfe an, das ist toll, dass Du nicht mehr kannst ist okay, irgendwie wird es aber wieder besser

Danke euch allen für's Mut zusprechen!

@Bluehorse Ich schaffe auch so wenig, viel bleibt an meiner Freundin kleben und ich glaube ich habe auch ADHS, aber die Ängste wurden immer primär behandelt, weil es so im Vordergrund stand und ich falle regelmäßig in ein Kaninchenloch etc

Zitat von Bluehorse:
Wenn ich etwas sage oder versuche, ihn zu motivieren

Ja, das ist für den Betroffenen schwer zu ertragen. Ich bin bei uns in genau der Situation mit wiederkehrenden schweren Depressionen. Das Problem ist dass nichts mehr geht egal wie sehr ich es eigentlich will. Wenn dann meine Frau mit Motivation kommt werde ich schnell wütend weil ich ja weiß dass ich es tun sollte aber es eben nicht so klappt. Es gibt ja nichts was Freude macht. Aufstehen? Warum? Waschen? Lohnt sich doch eh nicht! Ausflug machen? Langweilig. Usw.usw.
Da rauszukommen funktioniert nur bei mir mit Medikamenten und viel Vorlaufzeit. Wenn mir meine Frau sagt: der Müll müsste rausgebracht werden, dann mache ich das auch irgendwann. Wenn sie sagt: bringst du bitte jetzt den Müll raus dann bin ich damit überfordert und werde aggressiv.
Eine gute Lösung habe ich leider nicht da ich noch nicht durch alles durch bin. Zwischendrin war es im Sommer kurz besser aber jetzt hat es mich wieder voll im Griff.
Was am meisten nervt ist diese Überforderung bei jeder Kleinigkeit. Und da kann eben leider jeder kleine Tropfen das Fass zum Überlaufen bringen.
Das Ganze passiert ja bei vollem Bewusstsein, daher ärgert es mich dann doppelt.
Edit: ganz vergessen, was kannst du tun? Für mich ist Normalität wichtig, also dass sich meine Frau so verhält wie wenn nichts wäre. Ansporn, Mitleid, Schimpfen, das nützt in dem Moment nichts, aber mir ist es eine große Stütze wenn es für mich alles richtig aussieht.

Zitat von JniL:
also dass sich meine Frau so verhält wie wenn nichts wäre.

Genau, das fand ich auch immer am besten

Ich hoffe, dass es Dir bald besser geht @JniL , bei mir haben die Depressionen auch immer in der dunklen Jahreszeit angefangen

Danke euch für die Tipps, ich versuche demnächst wirklich Mal, Normalität zu leben. Bei mir ist nur das Problem, dass ich selbst sehr an meine Grenzen komme zurzeit und dann auch emotional keine gute Stütze sein kann und Hilfe bräuchte. Ist alles nicht so einfach..
Wenn ihr sagt, ihr hattet schon mehrfach Depressionen - gibt es da so gut wie keine Heilungschancen, sodass man präventiv dagegen vorgehen kann in Zukunft, wenn diese Phase überstanden ist?
Ich höre immer überall, Depressionen wären gut behandelbar und heilbar.
Ich weiß nicht, ob ich noch einmal so eine Zeit packe..
Ich hoffe, ihr schafft es bald heraus aus dem Tief

Zitat von Bluehorse:
Ich weiß nicht, ob ich noch einmal so eine Zeit packe..


Klingt jetzt vielleicht blöd, aber du bist jetzt alleinerziehend und hast 2 Kinder. Weisst du, manchmal muss man anders denken, sonst dreht man durch.

Mann ist krank, dafür kann keiner etwas, also bist du die einzige, die alles managen muss und Depression ist wirklich furchtbar. Ich hab es so erlebt: Angst ist eher Richtung Leben und grell, Depri ist eher Richtung Tod, dunkel und nichts. Einfach nichts.

Was kannst du tun? Als erstes bei euch beiden Vitamin D und B bestimmen lassen, auf diese Idee kommen die Ärzte kaum. Dazu muss man wissen, dass ein Mangel im Nährstoffbereich das Ganze deutlich verschlimmert. Muss man selbst bezahlen, ist es aber wert.

Ich kenne eure Finanzen nicht, aber gibt es die Möglichkeit eines Babysitters? Oder Opa und Oma, die aushelfen könnten? Es geht um Freiraum für dich schaffen.

Und dran denken, dass das Leben manchmal wirklich zum k. otzen ist und man da durch muss. Da hilft kein Selbstmitleid (ist jetzt kein Angriff), kein Bedauern, kein sonst noch was.
Das alles hängt an einem dran und muss durchlebt werden. Insofern hilft Akzeptanz und Plan B oder C oder D.

Mein Sohn hat uns mal an den Rand der Verzweiflung gebracht und wir wussten auch nimmer, ob alles gut wird. Und bevor ich total zusammengebrochen bin, hat mich der Gedanke getragen: Egal was jetzt so abgeht, er lebt. Das war mein anderes Denken und nicht mehr, was alles so schiefgehen könnte, oder nicht funktioniert, oder, oder...

Nochmals, ja, du hast im Moment wirklich alles an dir hängen und ja, das nervt, überfordert, zieht runter und ist ungerecht. Aber eure Familie ist intakt, und ihr drei müsst euch nun irgendwie durchwursteln.

Denk ans Leben, denk an die Vitalstoffe (ist mein Ernst, da ich es selbst erlebt habe) und denk daran, dass manche Zeiten wirklich auch mal richtig be.schissen sein können.

Zum Trost, hier im Forum sind wir Kenner von be.schissen. Glaub mir.

Vitamin D3 und B12 habe ich tatsächlich erst bestellt, da meine Energie auch ziemlich unten ist. Vielleicht hilft es meinem Mann ja auch - einen Versuch ist es auf jeden Fall wert!

Wir haben ganz gute familiäre Unterstützung zum Glück, aber den halben Tag abgeben oder so klappt bisher noch nicht. Aber immerhin Mal stundenweise und in einem halben Jahr kommt sie in die Kita.

Ja, vielleicht muss ich tatsächlich das positive im Negativen sehen, danke dir für die Ratschläge!

Zitat von Bluehorse:
Ich höre immer überall, Depressionen wären gut behandelbar und heilbar.

Vermutlich ist es wie immer: kommt drauf an.

Ich komme schon irgendwie zurecht mit den Medikamenten, aber zurecht kommen und glücklich sein sind dann doch verschiedene Sachen.
Meine Frau ist zumal auch in Therapie wegen Fatigue und ist auch nicht belastbar. Und wenn sie dann doch mal was mehr macht kommt Migräne als Belohnung.
Also lass es so weit bei dir nicht kommen. Vielleicht auch nicht alles 150%ig machen, 80% reichen vermutlich auch.

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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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