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Ich selbst bin jemand, der in einem englischsprachigem Land mit Deutsch sprechenden Eltern (die Zuhause nur Deutsch sprachen) großgeworden ist. Bis zu meinem 4. Lebensjahr war ich Zuhause (kein Kindergarten oder Krabbelgruppen usw.), lernte kaum Englisch und fing erst an, die Sprache zu sprechen, als ich nach dem Umzug meiner Eltern ein paar Monate lang vor der Einschulung fast täglich mit den Nachbars Kinder tun hatte. Das heißt, ich konnte einigermaßen Englisch als ich in die Schule kam (natürlich eine Englischsprachige). Bis zu meinem Abitur lief es so: In der Schule/mit Freunden wurde Englisch gesprochen, Zuhause jedoch redete man mit mir nur in Deutsch und ich antwortete meist auf Englisch. 2 Jahre lang nach meinem Abitur hatte ich so gut wie gar nichts mit Deutsch zu tun, außer in den Sommerferien (ich war ca. 10 Wochen am Stück in München und Berlin). Nach diesen zwei Jahren (Studium) bin ich alleine nach Deutschland ausgewandert und seitdem spreche ich (inzwischen 20 Jahre her) nahezu durchgehend Deutsch.

Ohne jetzt vorher zu sehr ins Detail zu gehen, würde ich gerne von Euch wissen, was ihr dazu meint (Meinungen, Ansichten, Theorien, eigene Erfahrungen usw.), wieviel von unserer Identität/dem Charakter/der Persönlichkeit von der Sprache, die man spricht beeinflusst wird. Ich frage, weil es bei mir so ist, dass ich mich als einen ganz anderen Mensch fühle und mich auch so verhalte, wenn ich meine beiden Muttersprachen (Eng. und Deu.) abwechselnd spreche. Die Stimme, die Gestik, Mimik und die Persönlichkeit an sich sind bei jeder Sprache anders (bestätigten mir auch andere Menschen). Zum Beispiel: meine Stimme wird höher, wenn ich Englisch spreche und alles erscheint mir in Englisch locker und flockig, meine Stimme erscheint freundlicher, offener, lebendiger und auch oberflächlicher (im positiven Sinne). In Deutsch betrage ich mich ernster, nachdenklicher, tiefsinniger, bewusster und genauer. Also recht gegensätzliche Persönlichkeitsmerkmale. Ich habe selbst darüber nachgedacht, ob es vielleicht nicht damit zu tun haben kann, dass ich die deutsche Sprache unbewusst mit meiner negativen Kindheit und meinen (negativen) Eltern in Verbindung bringe und Englisch mit der freundlichen, offenen, lockeren, herzlichen und willkommenheißenden Mentalität der Iren, mit denen ich groß geworden bin und denen ich mich unbewusst (zum Glück) angepasst habe. Das heißt im Großen und Ganzen, es gab und gibt es immer zwei Silvers. Die Zuhause und die außerhalb Zuhause. Selten mischten sie sich.

Inzwischen verschmelzen sie alle miteinander (ich habe keine typische DIS bzw. wurde nie diagnostiziert, nur kurz von einer ehemaligen Therapeutin in einem Gespräch mit meinem Mann angeschnitten) aber ich frage mich, wenn ich die Gelegenheit hatte, nach Irland zurückzugehen für eine Weile, ob ich dann wieder anders wäre, wie ich jetzt bin, da die Sprache wieder da wäre, und alles was mich mit der englischen Sprache verbindet ... es sind nur Gedankengänge über ein Thema was ich interessant finde.

Würde mich freuen, wenn es noch Andere hier gibt, die mit dem Thema was anfangen können.

20.09.2013 21:17 • 26.09.2013 #1


3 Antworten ↓


Ich finde auch, dass das ein interessantes Thema ist. Allerdings können wohl nur Leute etwas dazu sagen, die in mehreren Ländern gelebt haben, denke ich.

Ich habe bei mir auch die Feststellung gemacht, dass ich in einer Fremdsprache, z.B. Englisch, ein ganz anderer Mensch bin. Diese Sprache ist für mich unbelastet, ich habe dabei keine bewussten und unbewussten Assoziationen zu unangenehmen Kindheitserlebnissen, das macht für mich den Umgang mit anderen in dieser Sprache leichter.

Außerdem ist meine Muttersprache auch eine andere, allerdings habe ich diese mangels Praxis schon ziemlich vergessen. Aber jedes Mal, wenn ich jemanden diese Sprache sprechen höre, hüpft mein Herz vor Freude. Soweit ich das sehen kann, sind mit dieser Sprache überwiegend angenehme Erlebnisse verbunden, wie Märchen, spielen, freundliche fremde Menschen (meine Eltern sprachen Deutsch).

Insofern würde ich eigentlich gerne in meiner Muttersprache weiterleben. Aber das ist aus vielen Gründen illusorisch, u.a. weil ich diese Sprache nur noch äußerst rudimentär spreche, weil ich dort keine Arbeit fände usw.
Aber ich glaube, ich verstehe dich in diesem Punkt sehr gut.

A


Wie sehr beeinflusst die Sprache die eigene Identität?

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Zu diesem Thema kann ich auch beitragen.
Ich bin in Rumänien geboren, aber im ungarischsprachigen Teil, so dass ich bis ich in die Schule kam nur Ungarisch sprechen konnte. Die offizielle Sprache war jedoch Rumänisch und der Unterricht lief auf Rumänisch, d.h. ich habe in einer Sprache lesen und schreiben gelernt, die ich bis zu dem Augenblick noch nicht einmal sprechen konnte. Nach nur wenigen Wochen konnte ich Rumänisch und mein Denken und Träumen lief auf Rumänisch, obwohl wir zuhause weiterhin nur Ungarisch sprachen. Als ich 9 war wanderten wir aus, erst nach Israel, wo wir 5 Monate blieben. Ich habe in dieser Zeit Israelisch sprechen, lesen und schreiben gelernt und war komplett dreisprachig. Denken und Träumen lief noch auf Rumänisch.
Dann kamen wir nach Deutschland, und ich lernte wiederum innerhalb von ein paar Monaten Deutsch. Israelisch habe ich innerhalb weniger Wochen wieder komplett verlernt. Mein Denken und Träumen schaltete sich schnell auf Deutsch um, und im Laufe der Zeit verlernte ich Rumänisch auch mangels Praxis. ich verstehe zwar noch viel v.a. wenn ich es geschrieben sehe und kann eine Menge einzelner Wörter, aber ich kann keine Sätze bilden.
Zuhause sprachen wir während der gesamten Zeit immer nur Ungarisch und ich tue es immer noch it meiner Mutter und meinen Verwandten.

Ich habe deswegen zwei Identitäten. Zuhause bin ich immer noch das Kind, das Ungarisch spricht und außerhalb die Erwachsene, die Deutsch spricht. Ich konnte nie mit meinen Eltern oder Verwandten Deutsch reden. Wenn ich es musste, weil Deutsche dabei waren, kam ich mir immer völlig fremd und unnatürlich vor. Und ich fühle auch mich total unwohl, wenn meine Mutter mithört, wenn ich mit Leuten als Erwachsene Deutsch rede.
Ich habe mich draußen , wenn ich dabei war, auch immer geschämt, dass meine Eltern kein korrektes Deutsch sprachen und einen Akzent hatten. Und das ist immer noch so. Ich vermeide es, wenn es geht, dabei zu sein, wenn meine Mutter Deutsch redet.

Das ist amüsant, was du schreibst, silver. Auch meine stimme, mimik etc aendert sich, wenn ich englisch rede. Das gleiche gilt für meine alltagssprache. Ich kann mir denken, dass Das u.A. daran liegt, das unterschiedliche muskeln zum einsatz kommen. Warum die stimme hoch Geht, weiss ich nicht. aber Ich stelle einen unterschied zwischen us englisch und british fest wenn es um die tonlage geht. Ich habe oft mit deutschen touristen zu tun- und manchmal empfinde ich die art wie sie reden gestelzt oder künstlich. ja- ich würde sagen mein verhalten, oder meine stimmung aendert sich mit der sprache, die
ich gerade benutze.




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