@ GastB:
Zu Übergriffen meiner Eltern oder anderer Verwandten ist es nicht gekommen, also nicht mehr als bei Kindern üblich. Ich durfte mein Zimmer nicht pastellblau streichen oder anders farbig, sondern es musste beige bleiben. Obwohl ich Farben so liebe, musste alles beige sein, Bettzeug, Überdecke, Möbel, Wände, Gardinen,... weil meine Eltern beige so sehr mögen. Das fand ich, war ein starker Übergriff, aber andererseits ist es ja deren Haus und nicht meines und das mit dem Übergriff ist eher augenzwinkernd gemeint, denn jede Reglementierung ist auch übergriffig.
Bei mir hat das allerdings ein Trauma verursacht. Ich sehe keinen Sinn mehr in Einrichtung eines Hauses. Das Wort ,,Zuhause ist mir äußerst unangenehm, und verursacht mir übertrieben gesprochen fast Brechreiz, zumindest spüre ich dann etwas Unangenehmes unterm Solarplexus, sobald jemand das Wort ,,Zuhause verwendet und ganz besonders, wenn es um ,,meines geht, was es nicht gibt. Ich wollte/will niemanden in meinem Zimmer haben, weil es mich nicht ausgedrückt hat. Ich bin halt sehr auf äußerliches fixiert, will keine Diskrepanz zwischen dem, was zu mir gehört und mir haben, weil es mir so eine große Freude ist, mich selbst zu verwirklichen. Und wenn ich das nicht kann, fühle ich mich nicht als ich. Ich besitze auch nicht -wie die meisten Leute es haben- olle Gammelklamotten, die sie anziehen, wenn sie keiner sieht. Ich sehe mich in meinen vielen Spiegeln und wer ist es denn mehr wert, dass ich mich hübsch kleide, als ich selbst?!
Meine Eltern haben mir klar gemacht, dass meine Zimmerwände nicht mir gehören und werde ich es immer sohalten. Ich habe Planungen, mir hohe Holzplatten 50 bis 60 cm breit als Pseudowände zu dekorieren, die kann ich mitnehmen, wo immer ich hinziehe. Und das gehört dann mir, ist mein erweitertes Ich.
Meine Eltern haben mir sowieso selten Raum gegeben in der Kindheit, haben sich nur für die Sachen interessiert, die sie halt wirklich interessant finden. Sich auch mal mit etwas zu befassen, nur weil ich es interessant finde, wäre unvorstellbar. Bei meiner Mutter auch, aber ganz besonders bei meinem Vater. Er findet alles lächerlich, was er nicht auch so machen würde oder was nicht nach seinem Geschmack oder für ihn von Interesse ist. Ich finde das aber natürlich so, dass nur das eigene Interesse interessant ist, das bemäkeln meine Freunde auch an mir, aber ich habe es nicht anders kennengelernt. Sie wundern sich, dass ich keine Unternehmung einfach aus Gemeinschaftssinn mitmache, weil die ganze Clique es tut. Sie machen so einiges, was mir gefällt mit, weil sie mich mögen und eben gern in der Gruppe zusammen sind und ich bin dann halt dran mit der Entscheidung. Ich bin aber nur dabei, wenn etwas auf dem Plan steht, zu dem ich Lust habe. Und komme meine Freunde auch nicht einfach so besuchen, sondern drapiere die Besuche um Veranstaltungen herum, die sowieso in meiner Heimatgegend sind. Das nehmen sie mir übel und fühlen sich abgewertet. Aber bei körperlicher Anwesenheit ist ja auch mein Körper da, wie diese Tautologie doppelt ausdrückt. Und ich möchte angeschaut werden, ja, aber nicht angefasst werden.
Da komme ich wieder zu den Übergriffen. Meine Eltern haben mich nicht zu viel gestreichelt, sondern überhaupt nicht. Ich weiß noch, als ich mal dolle Nasenbluten hatte, hat mich ein mir nur sehr oberflächlich bekanntes Mädchen, dass mich zum Schulkrankenzimmer begleitet hatte, leicht gestreichelt, um mich zu beruhigen und mir zu zeigen, dass es wieder gut wird. Ich habe mich gewundert, was sie da macht, mich anzufassen und an der Schulter zu streicheln. Ein ungekanntes Gefühl. Bald darauf hat auch ein Junge, auf den ich auch stand, mich zum ersten Mal über den Arm gestreichelt. Ich habe Sterne gesehen vor Wonne.
Aber ich finde es unangenehm, lange gestreichelt zu werden, besonders von Leuten, für die ich keine ero. Gefühle habe. Aber es ist halt so, dass Kerle nicht einfach so mit mir befreundet sein wollen oder können, sie behaupten, mein Körper reize sie zu stark. Sie sind ansonsten auch lieb zu mir, gehen auf mich ein in den Gesprächen, interessieren sich für mein Inneres, meine Meinungen, Ideale, lernen gerne von mir. Aber wollen auch meinen Körper als meinen Einsatz dafür. Nicht, dass sie bestimmen, wann und wie, aber es ist wichtig, dass es dazukommt. Mich zu berühren erfüllt sie mit so großem Glück. Und ich denke mir, Freunde, die richtig gut, toll, verlässlich sind für diesen Preis zu haben oder keine zu haben, da entscheide ich mich dann für die Übergriffe. Zumindest war es einige Zeit lang so, nein immer noch. Dass ich aber keinen Sex will, ist ständige Diskussion. Ich sage dann, auch mir selbst, ich sei geschlechtslos. Aber ich denke mal, ich begehre einfach nur meine Kumpels nicht.
Darum hätte ich lieber Freundinnen; ich gehe davon aus, dass die nicht übergriffig würden.
Es war aber auch in einem Fall so, dass ich an einem anderen Jungen aus der Clique interessiert war, mit dem kann ich gut reden, er ist gebildet und kommt aus ähnlichen Verhältnissen wie ich und hatte auch schon mit mir geflirtet. Er hat aber eine Freundin und so ist es bei Blicken und gelegentlichen Gesprächen geblieben. Ich hatte mich einem anderen hingegeben, um meinen Platz in dieser Jungsclique zu sichern, um den anderen sehen zu können. Es war eine Art Vertrag da in mir, der durfte mich streicheln, dafür durfte ich den anderen sehen. Da habe ich die Zähne zusammengebissen und das ertragen. Ich mag den Streichler schon, aber als Kumpel und guten Freund, jedoch nicht in ero. Weise.
Dann hat sie die Clique getrennt und mein Schwarm war in der anderen Hälfte. Für mich gibt es also meinen Vertrag nicht mehr und ich spüre die Übergriffe nun überdeutlich. Ich habe dem sogar von meinem inneren Vertrag erzählt, nicht von dem Schwarm, aber dass mir halt die Clique wichtig gewesen sei. Aber auch das mindert seine Liebe und sein Begehren nicht. Er meint, wenn ich es vorher ertragen konnte, warum jetzt nicht mehr. In einer Freundschaft, müsse man auch auf die anderen eingehen. Ich sei ja auch schwierig und so. Er bräuche das halt.
Und solche Verhältnisse habe ich mehrere.
Sexualität ist für mich eigentlich sowieso nur ein Michfeiernlassen. Ich mag es ja, mir Männer auszuleihen, Nähe zu spüren und zu geben. Daran gefällt mir, dass mein Körper die so einfach dazubringen kann, alles andere außer Acht zu lassen. Sublimierung meiner mangelhaft versorgten auf andere ausgerichteten Hälfte des Selbstwertgefühls. Auf mich selbst bezogen ist mein Selbstwertgefühl ja intakt und stark.
Ich habe Schwierigkeiten mit Abgrenzung und ,,nein sagen. Es gibt Bereiche, da kann ich das gut, aber andere, da bin ich verloren.
-
Ich zeige schon das Echte von mir, meine Persönlichkeit, meine Werte, meine Weltanschauung, meine Hobbies und Interessen, meine Schwierigkeiten, meine Mängel, meine Talente. Und alle, die ich näher kenne, befassen sich auch sehr und auch sehr gerne mit mir, mit allen Bereichen dessen, was mich ausmacht. Auf jemanden, der nur meinen Körper will oder auch den nur mehr will als den Rest von mir, bin ich noch nicht gestoßen. Aber das Körperliche gehört für die halt auch dazu. Die sind so sehr in mich verliebt, auch weil ich neue Seiten in denen zu klingen gebracht habe, die sie vorher nicht kannten. Dinge zu hinterfragen, nicht einfach mitzulaufen, eigene Werte setzen. Die haben so viel von mir gelernt, dass ihnen ihre Welt ohne mich leer vorkäme. Ich wünsche mir aber Freundschaften zu Leuten, bei denen nicht alles Wissen aus Fernsehdokumuntationen kommt, sondern denen das Leben das einfach mitgegeben hat. Charakterlich sind meine Freunde toll, wenn man von den seltsamen Bedürfnissen absieht und sie sind auch ernsthaft genug und nicht (mehr) oberflächlich. Wir sind ja noch jung, und mein Umfeld war halt für Bildung günstig und deren nicht so und sie entwickeln sich ja noch weiter. Aber ich brauche anderes.
13.11.2012 02:49 •
#26