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Hallo,

ihr wundert Euch jetzt vielleicht, dass ich so eine Frage stelle, aber wie ist es denn möglich, bei massivem Vermeidungs- und Fluchtverhalten dasselbige überhaupt zu durchbrechen ? Wenn der innere Widerstand so riesengroß ist und der Wille irgendwie fehlt ?

Wie geht das ?

Man liest immer wieder, man müsse sich halt einfach konfrontieren, aber was, wenn der Widerstand bzw. das Vermeidungsverhalten so groß ist, dass man sich gar nicht erst traut oder schnell abbricht bzw. panisch wegläuft ?

Eine Idee hatte ich schon : Habe mir einen Zettel in die Hosentasche gesteckt, mit Motivationen (warum ich es mache) und Beruhigung (ist nur Angst, ist nicht gefährlich, so in dem Sinne).

Liebe Grüße, Berliner

23.02.2010 17:20 • 25.02.2010 #1


5 Antworten ↓


Na, toll, jetzt hat mir allein das Stellen der Frage etwas Angst / Unruhe gemacht .

A


Vermeidung durchbrechen ?

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Hallo Berliner,
die Frage kenne ich nur zu gut. Habe ich mir mindestens schon tausendmal gestellt....

Irgendwann habe ich angefangen mich so sehr darüber zu ärgern, dass ich auf so viele Dinge verzichten muss, nur weil ich gewisse Situationen vermieden habe. Eigentlich war es eine sehr triviale Sache, die mich vollkommen in Rage gebracht hat. Ich konnte mich mal wieder nicht dazu überwinden nach draussen zu gehen um einzukaufen. Hab dann ganz geknickt meinen Freund angerufen, damit er das erledigt. Er hat es natürlich ohne Murren gemacht. Hat aber vergessen mir die Schokolade mitzubringen. ich bin so sauer geworden! Nicht auf ihn, sondern auf mich! Wäre ICH losgegangen, hätte ICH die verdammte Schoki gekauft. Stattdessen sitze ich mir hier den Hintern platt und muss andere Leute meine Sachen erledigen lassen.
Am nächsten Tag bin ich los und hab mir die Schokolade gekauft. ich hatte natürlich das Gefühl zu sterben an der Kasse und wollte die ganze Zeit wegrennen, aber ich war soooo stolz auf mich, als ich wieder zu Hause war.


Seitdem versuche ich mir immer wieder in solchen Situationen vor Augen zu führen was ich verpassen würde, wenn ich es jetzt nicht täte. Und es funktioniert fast immer.
Wenn ich Beklemmungen in der Bahn bekomme, dann frage ich mich wie sehr ich mich ärgern würde, wenn ich jetzt aussteigen würde.
Wenn es mir im Laden schlecht geht, überlege ich, ob ich wirklich Nudeln mit Ketschup essen will, nur weil ich es nicht geschafft habe einzukaufen.
und so weiter und sofort...

Ich will einfach meine vollkommene Selbstbestimmung wieder!!!
Und da hilft mir Wut und Trotzigkeit gegen die Angst!

Und glaub mir, es hilft! ich habe in bestimmt 90% der Fälle überhaupt keine Angst mehr. Und ich denke auch nicht mehr drüber nach!

Also, such dir deinen Grund und pack es an!

Zitat von berliner:
Wenn der innere Widerstand so riesengroß ist und der Wille irgendwie fehlt ?

Wie geht das ?
Es geht nicht. Und in der Situation wäre es auch idiotisch, sich zu zwingen. Jedenfalls wenn der Widerstand etwas anderes ist als nur die Angst vor der Konfrontation.

Zitat von berliner:
Man liest immer wieder, man müsse sich halt einfach konfrontieren, aber was, wenn der Widerstand bzw. das Vermeidungsverhalten so groß ist, dass man sich gar nicht erst traut oder schnell abbricht bzw. panisch wegläuft ?
Solche halbherzigen Konfrontationsversuche können die Angst beträchtlich verstärken. Man sollte schon wirklich entschlossen sein.

Zitat von berliner:
Eine Idee hatte ich schon : Habe mir einen Zettel in die Hosentasche gesteckt, mit Motivationen (warum ich es mache) und Beruhigung (ist nur Angst, ist nicht gefährlich, so in dem Sinne).
Das ist im Prinzip die richtige Strategie, es wird aber kaum ausreichen, während der Angst auf die Zettel zu gucken. Die Gedanken, warum du das unbedingt tun willst, solltest du dir vorher machen und auch überlegen, wie du die Angst, die unweigerlich kommen wird, aushalten wirst, ohne sie zu unterdrücken und ohne zu flüchten. Da ist es gut zu wissen, dass die Angst ungefährlich ist, außerdem kann man sich mit Bauchatmung, bewusster Wahrnehmung der Realität (innen und außen) etc. selbst wieder etwas erden. Nur sollte man das so gut können, dass das ohne Spickzettel geht. Sonst ist man schon wieder nach Hause geflüchtet, bevor man dran denkt, in welcher Hosentasche der Zettel überhaupt ist.

Liebe Grüße
Christina

Zitat:
Wie geht das ?

Berliner,Mut, ganz viel davon und wie schon erwähnt Entschlossenheit.
Kleine Schritte, die aber immer wieder und wieder und wieder.
Bis die Angst verschwunden ist.
Ich glaube, das Problem ist: Bestimmte Situationen lassen sich aber auch wirklich viel zu leicht vermeiden.
Das war bei mir anders: Angst auf dem Weg zur Arbeit in der Bahn. Das ließ sich einfach nicht vermeiden. Irgendwie mußte ich ja hin, nicht wahr?
Klar, ich habe mich in der U-Bahn fein hingesetzt, damit ich nicht aus den Latschen kippe....Der Therapeut sagte: Schön im Stehen fahren !!
Ich hab artig drauf gehört.... Ich sag euch: HÖLLE ! Jeden Tag !!
Aber, so hat es funktioniert.
Berliner.... KÄMPFE JEDEN TAG !!

Hey,

danke für Eure Antworten .

Lg, Berliner





Dr. Hans Morschitzky
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