Hallo,
erstmal mein herzliches Beileid!
Bei mir ist auch mein kleinere Bruder sehr plötzlich vor mehreren Monaten gestorben (mit 19 Jahren). Die Ursache ist immer noch unbekannt, wahrscheinlich plötzlicher Herztod. Die ersten Wochen habe ich nur funktioniert, noch normal gearbeitet studiert, bis ich fast zusammengebrochen bin. Ich habe dann panische Ängste entwickelt und die ganze Zeit gedacht, dass ich auch jeden Moment sterben könnte oder meine Eltern,Freunde, etc.
Daraufhin habe ich mir dann Hilfe geholt und eine Traumatherapie gemacht, die auch teilweise etwas geholfen hat. Aber die Ängste sind weiter geblieben. Außerdem habe ich das Gefühl, dass viele Therapeuten leider nicht so gut mit Trauer umgehen können, sodass ich dann gewechselt habe.
Jetzt versuche ich jeden Tag einfach zu überleben und hoffe, dass es mit der Zeit irgendwann anders (besser) wird. Aber es wird leider immer ein großes Loch bleiben.
Darüber reden hilft auch viel, um das Gefühl der Einsamkeit wenigstens ein ganz kleines bisschen zu verkleinern.
Das Gefühl, wie es jetzt überhaupt weiter gehen soll, etc. habe ich aber auch andauernd. Da hilft es mir viel, Bücher von anderen Betroffenen zu lesen, die trotzdem irgendwie weiter gemacht hat. (z.B. von Katrin Biber Cheryl Strayed (der große Trip)). Außerdem lese ich viel auf Instagram, da findet man auch mehrere Profile von Menschen, die ähnliches erlebt haben und darüber schreiben, wie es ihnen ergeht.
Jetzt wollte ich mich auch mal nach Trauergruppen umschauen, die letzten Monate haben viele ja wegen Corona nicht stattgefunden. Beim Verein für verwaiste Eltern und Geschwister soll es ganz gute Trauergruppen geben, wenn es um Geschwister-Trauer gehen soll, aber oft haben auch die Hospize, Kirchen Bestattungsunternehmen Trauergruppen. Da kannst du ja mal recherchieren, was es so in deiner Nähe gibt.
Oft gibt es für Trauernde auch andere Angebote, wie z.B. irgendetwas Kreatives zu machen, Wanderungen, etc.
Lasse die Gefühle zu, wenn sie kommen, auch wenn es schwer ist. Ich bin gerade immer noch am Üben, aber manchmal geht es einem nach dem Heulen wenigstens ein bisschen besser.
Vielleicht hilft es dir auch Tagebuch zu schreiben. Das mache ich manchmal auch, als kleine Briefe an meinen Bruder und hilft irgendwie, da ich hoffe, dass er doch noch irgendwo ist, auch wenn man nicht weiß wo.
Ich wünsche dir auf jeden Fall sehr viel Kraft und scheue auch nicht davor, dir Hilfe zu holen, wenn du merkst, du schaffst es alleine nicht.
Ganz liebe Grüße
(Ich hoffe die Buchvorschläge sind in Ordnung, ich bin auch relativ neu im Forum, und weiß noch nicht genau, ob sowas unter Werbung fällt bzw. nicht erlaubt ist)
20.06.2021 13:37 •
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