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Guten Morgen,

mir ist jetzt schon klar, dass mein Post die Meinungen spalten wird.

Mein Sohn ist kürzlich 21 geworden. Er befindet sich in der zweiten (auf die erste aufbauende, abgeschlossene) Ausbildung.

Er braucht nach wie vor viel Unterstützung und schon seit der Schulzeit funktioniert er nur mit Druck. An 9 von 10 Tagen steht er selbständig auf und macht sich fertig aber manchmal verschläft er. Ich wecke ihn natürlich weil ich ja nicht will, dass er Probleme mit dem Betrieb bekommt.

Mein Mann ist der Meinung, er ist erwachsen und muss die Konsequenz tragen. Ich sehe es anders. Er hat schon immer eine extreme Trägheit und Ruhe in sich, braucht lange für alles.

Die Sache geht soweit, dass ich auch an freien Tagen meinen Wecker stelle und überprüfe, ob er wach ist. Es ist ein Kontrollzwang.

Ich kann nicht dagegen an, es ist mir einfach wichtig, dass er die Ausbildung schafft und später gut für sich sorgen kann. Aber wird er das können wenn er es jetzt nicht lernt?!

Ich weiß, dass es auch anders laufen kann. Mein zweites Kind ist völlig selbständig und braucht so gut wie keine Hilfe.

Ich bin überzeugt davon, wenn ich ihn jetzt loslasse, wird er verschlafen, sich extrem schämen, über kurz oder lang den Platz verlieren.

Ich kümmere mich gerne um meine Kinder, bin für sie da, wir sprechen über Probleme etc aber die Sache nimmt mir viel Kraft.

Danke!

26.10.2023 06:53 • 29.11.2023 #1


18 Antworten ↓


@Nicky78
Also mein damaliger Partner hat mit mir mit 40 gelernt, dass er doch bitte allein aufstehen soll.
Sonst hat ihn seine Tochter oder sonst wer geweckt. Ich hab’s auch häufig gemacht und hatte dann aber echt die Schnauze voll und hab ihn mit Absicht 3 mal verschlafen lassen. Dann hatte er es drin, dass er sich selber um seinen Mist kümmern muss
War halt bequem so.
Ich verstehe deinen Zwiespalt sehr gut, aber willst du jetzt bis an sein Lebensende ihn jeden Morgen wecken? Was ist wenn er mal auszieht? Willst du ihn jeden Morgen so lange anrufen, bis er dran geht, wenn er den Wecker schon nicht hört?
Was ist mit einer Freundin, wenn er mal ausgezogen ist? Soll sie sich dann darum kümmern?
Wann würdest du das beenden wollen? Nach der zweiten Ausbildung, wenn es nach der ersten schon nicht funktioniert hat? Wenn er auszieht? Es gibt immer nen „Grund“ weiter zu machen, egal wie alt ein Kind ist. Daher kann ich deinen Mann verstehen. Klar, man soll kein Kind mit 18 fallen lassen. Aber sie müssen schon lernen, eigenständig zu leben. Wenn dir jetzt was passiert und du wärst im Krankenhaus oder sonst wo, müsste er das auch allein schaffen.
Dann doch lieber ein „sanfter Ausstieg“ als ins kalte Wasser geworfen werden, wenn du das wecken mal nicht übernehmen kannst.

Ich würde das Gespräch mit deinem Sohn suchen. Wo liegt das Problem? Warum steht er nicht auf? Fehlt Schlaf? Oder Motivation?
Die Aussage „Ich höre den Wecker nicht“ ist übrigens tatsächlich in 99% der Fälle Quatsch, man hört ihn und macht ihn aus und dann fehlt die Motivation zum aufstehen und der „noch 5 Minuten“ Kreislauf beginnt.
Gibt es eventuell Tage, wo sich das Problem des Aufstehens häuft? Ist dort Berufsschule oder Arbeit? Anfang oder Ende der Woche?
Bestehen sonstige Auffälligkeiten, über die man mit einem Arzt sprechen könnte? Ist er häufig müde und schlapp?
Ich denke, in Zusammenarbeit mit deinem Sohn dürfte das gut klappen. Aber so weiter machen ist keine Option.

A


Sohn unterstützen oder nicht?

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Zitat von Nicky78:
Er befindet sich in der zweiten (auf die erste aufbauende, abgeschlossene) Ausbildung.


Also hat er schon eine Ausbildung, das ist doch schonmal gut!

Zitat von Nicky78:
Mein Mann ist der Meinung, er ist erwachsen und muss die Konsequenz tragen.


Das stimmt sicherlich auch.

Zitat von Nicky78:
dass ich auch an freien Tagen meinen Wecker stelle und überprüfe, ob er wach ist.


Lass das lieber sein, der freie Tag ist zur Erholung da, auch für deine. Ich verstehe aber, das du da einen Zwang entwickelt hast, nachzusehen ...

Zitat von Nicky78:
Mein zweites Kind ist völlig selbständig und braucht so gut wie keine Hilfe.


Da sieht man, wie unterschiedlich sie sind. Aber durch Vergleiche wird die Situation nicht besser.

Zitat von Nicky78:
über kurz oder lang den Platz verlieren.


Wenn man bedenkt, dass er ja schon eine Ausbildung gemacht hat, könnte er ja theoretisch in diesem Beruf arbeiten, oder nicht? Ansonsten mach ihm eine Ansage. Vielleicht legst du ihm eine eigene Wohnung ans Herz, wenn er sich nicht an Regeln halten will?

Zitat von Nicky78:
Guten Morgen, mir ist jetzt schon klar, dass mein Post die Meinungen spalten wird. Mein Sohn ist kürzlich 21 geworden. Er befindet sich in der ...


Ich würde meinem Sohn ebenfalls unterstützen. Zumindest bis die Ausbildung geschafft ist und er im ersten Job Fuß gefasst hat.

Vielleicht kannst du ihm aber auch noch mehr in Richtung Hilfe zur Selbsthilfe unterstützen und mit ihm geneinsam schauen, wie er das Verschlafen verhindern und allgemein etwas flotter werden kann. Zumindest bei Prozessen die eine Gewisse Geschwindigkeit erfordern.
Wenn du da deine Erziehungs-Möglichkeiten ausgeschöpft hast, könnte vielleicht ein Coach helfen oder Ergotherapie.

Weil: Es ist natürlich klar, dass er, sobald er deine Unterstützung nicht mehr hat, mit seinen Problemen alleine ist.
Gut wäre ja, wenn er selber einen Umgang damit findet, um alleine gut durchs Leben zu kommen.

@Nicky78
Das ist bestimmt auch eine Sache die für Unruhe innerhalb der Familie sorgt.
Ich würde denken das es verschiedene Gründe geben könnte.
Zum einen weiß dein Sohn das du sein doppelter Boden bist.
Ich würde sogar vermuten das du nicht nur beim aufstehen besonders auf ihn achtest.

Möglicherweise gibt es noch einen Grund in ihm irgendeine Unsicherheit. Oder sowas.

Im direkten Bekanntenkreis hat sich bei einem jungen Mann (19) in dem Alter erst heraus gefunden das er an einer leichten Form von ADS leidet.
Er war immer ein etwas ruhiger Mensch.
Ich meine da wurde das Thema mit einer Therapie ich weiß nicht ob das wirklich so hieß unterstützt.

Das ging eine zeitlang es stellte sich heraus das die Situation für den jungen Mann genauso belastend war.
Er fühlte sich als unfähig und Schuld an der Unruhe in der Familie.

Das wurde in Angriff genommen und er ist heute ein sehr selbstständiger junger Mann der alles toll alleine hinbekommt.

Das vielleicht nur mal als Gedankenanstoss .

Und ja ich würde meine Kinder natürlich unterstützen

Zitat von Nicky78:
Ich bin überzeugt davon, wenn ich ihn jetzt loslasse, wird er verschlafen, sich extrem schämen, über kurz oder lang den Platz verlieren.

Im Grunde wäre ich der Meinung, das man mit 21 für sich und sein Tun selbst verantwortlich ist, und somit auch die Konsequenzen tragen muss.

Wenn du aber davon überzeugt bist das er seine Arbeitsplatz dadurch verliert, und dann seine Ausbildung nicht schafft, solltest du ihn wenigstens noch so lange Unterstützen bis er fertig damit ist.

Du könntest ja z.B. dein Wecker 10 Min. nach seiner Aufstehzeit stellen, und mit ihm vereinbaren das er dein Wecker ausstellt sobald er aufgestanden ist. So musst du nicht so oft raus.

@Cornelie ADS wurde schon in der Grundschule festgestellt aber nie mit Medikamenten behandelt. Er hatte auch Ergo etc. aber sonst keine Therapie, da es nur leicht war. Er kam mit meiner Hilfe immer durch. Nur Lernen kann er bis heute nicht alleine.

Zitat von Nicky78:
@Cornelie ADS wurde schon in der Grundschule festgestellt aber nie mit Medikamenten behandelt. Er hatte auch Ergo etc. aber sonst keine Therapie, da ...

ADS muss nicht zwingend mit Medis behandelt werden. Therapie als Hilfestellung ist auch möglich.

Vielleicht ist das aber der Grund war es nicht immer klappt und du dich in der Verantwortung fühlst

Ich weiß, wir Eltern fühlen uns immer schrecklich, wenn die Kinder etwas nicht auf die Reihe kriegen. Ich würde empfehlen, emotional einen Schritt zurückzutreten. Es ist SEIN Leben, das er möglicherweise ein bisschen beschädigt. Wenn er etwas vermasselt - er hat das Recht dazu, selbst Fehler zu machen und daraus zu lernen. Deshalb musst du dich nicht schlecht oder traurig fühlen. Klar, man kann den Sohn auf Schritt und Tritt Unterstützung geben - oder ihn laufen lernen lassen.
Sprich mit ihm sehr ruhig und gelassen darüber, welche Ansicht du zu dem Ganzen hast. Aber mach möglichst wenig Stress, Drama oder gar Vorwürfe dabei.
Wie löst er denn sonst so Aufgaben und Herausforderungen? Es wäre hilfreich, wenn du ihn bei seinen Erfolgen lobst bzw. es anerkennst, dass er was hinbekommt. Natürlich nicht bei jeder Kleinigkeit, die für junge Erwachsene selbstverständlich sind. Aber wenn er sich selber z.B. um eine Reparatur kümmert oder sich rechtzeitig für was-auch-immer anmeldet, sich einer Sache annimmt oder tagelang für den Führerschein büffelt oder einem Nachbarn/Verwandten hilft. Was auch immer. Die positive Bestärkung bei seinen kleinen und großen Erfolgen motiviert eher, Dinge positiv und selbstverantwortlich anzugehen.

Vielleicht wird Aufstehen ja zum Fun-Faktor



Hallo Nicky,

ich kann das gut verstehen, habe meinen Sohn in der Ausbildung auch morgens geweckt...er hätte das auch alleine geschafft, aber ich wollte das so. Finde das auch nicht schlimm, bestimmt wird dein Sohn das später auch alleine schaffen, wenn er dann alleine wohnt. Wie schon geschrieben, das Loben und positive Bestärkung ist sicher sehr wichtig und vermittelt Anerkennung und Selbstbewusstsein. Hat ja nicht jeder junge Mensch von sich aus.

L.G. reggi

Dein Sohn ist einundzwanzig, Er sollte eine eigene Wohnung haben. Da er sie nicht hat (warum), solltest Du so tun als habe er eine. Es wäre falsch und nicht gut für seine Zukunft, ihm weiter die Wäsche zu waschen, das Bett zu beziehen und ihn zu wecken. Willst du etwas für ihn tun, dann suche ihm eine eigene Wohnung.

Nicht jeder kann sich mit 21 J. eine eigene Wohnung leisten, wenn er /sie noch in der Ausbildung ist......vielleicht braucht es bei ihm noch etwas Zeit. Druck ausüben ist sicher kontraproduktiv

@Reconquista und von was soll er die Wohnung bezahlen? Weißt Du, was ein Azubi verdient und wie teuer Wohnungen sind?

Ihr seid nicht auf das eigentliche Thema des Threads und das Thema Loslösung und Eigenverantwortung eingegangen, sondern nur auf das Thema eigene Wohnung. Wenn er sich keine eigene Wohnung leisten kann, sollte er in der elterlichen Wohnung selbstständig werden (was schwieriger ist). Die Frage war wecken oder nicht wecken (und das steht sicher für einiges mehr).

Ich kann ihn einfach nicht loslassen. Heute früh ist er wieder nicht aufgestanden, Wecker vergessen zu stellen.
Ich will das alles nicht, diese Verantwortung etc . Aber ich kann ihn doch nicht einfach liegen lassen.
Wir führen später nochmal ein ganz deutliches Gespräch.
Was soll ich denn tun?!

Bei kleineren Kindern würde man mit Konsequenzen arbeiten. Ich streiche zum Beispiel die Medienzeit bei unerwünschtem Verhalten.

Bei Erwachsenen ist das natürlich äußerst schwierig, aber vielleicht nicht anders zu machen? Kannst du ihm z.B. Wlan sperren/verweigern? Zahlungen stoppen? Geräte, die dir gehören entziehen? Ihn sich sein Essen selber kaufen lassen? Auto nicht geben?

Parallel weiter Hilfe zur Selbsthilfe geben: Dicken Zettel übers Bett mit Wecker gestellt?, ihm morgens mit kaltem Waschlappen und/oder Paukenschlag wecken. Ihn zur Erhotherapie zwingen?

Den für dich in Frage kommenden Maßnahmenkatalog natürlich einmal in Ruhe mit ihm durchsprechen. Ihm erklären, warum du leider zu drastischen Mitteln greifen musst.
Und dass du das auch maximal nur so lange tust, bis er die Ausbildung geschafft hat. Spätestens dann soll er auf eigenen Beinen stehen und ausziehen.
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Danke. Ich nehme ihn heute noch ins Gebet.
Ich bin völlig fertig, ausgebrannt, schon wieder arbeitsunfähig.

Zitat von Nicky78:
Danke. Ich nehme ihn heute noch ins Gebet. Ich bin völlig fertig, ausgebrannt, schon wieder arbeitsunfähig.


Mist, so soll und kann es ja nicht weiter gehen. Wenn dich das so belastet wäre - eventuell auch etstmal nur als Drohung - vielleicht Beratung bezüglich betreutem Wohnen eine Idee?
Dann würde ihm nicht der plumpe Rausschmiss drohen, sondern er schon merken, dass du denkst, er braucht Unterstützung, du zeigst ihm aber, dass das deine Kräfte übersteigt.

A


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