Zitat von weyoun: Deine Argumentation geht so in die Richtung 'Ich bin verantwortlich für das, was ich sage, und nicht für das, was Du verstehst.
Hallo Weyoun,
ich verstehe, was Du hier sagst. Mag Dir aber nur teilweise zustimmen.
Ja natürlich. Ich bin dafür verantwortlich, was ich sage. Aber!
Ich bin natürlich nur begrenzt dafür verantwortlich,
was Du glaubst verstanden zu haben.
Wir sprechen hier im Forum besonders viel von Ängsten und auch teilweise über Depressionen.
Was Du jedoch hier ansprichst, betrifft ein zusätzliches Gebiet. Das ist das Gebiet, wie wir
Menschen miteinander kommunizieren. Wenn es Dich interessiert, können wir uns darüber gern
mal intensiver unterhalten. Da kann auch eine Menge an wichtigen Erkenntnissen drin liegen.
Zurück zu Deiner Aussage. Natürlich bin ich zu einem wesentlichen Teil dafür mitverantwortlich,
was Du verstehst. Aber dafür bin ich eben nur zum Teil verantwortlich.
Beim miteinander schreiben und sprechen, senden wir fast immer in den Sätzen zwei Informationen.
Und der Empfänger hört auch fast immer zwei Informationen in den Sätzen.
Als Sender habe ich mein bewusstes, sachliches Denken und/oder auch mein unterbewusstes Denken.
Wie ich es habe, so hast auch Du Dein sachliches Denken als Empfänger zur Verfügung und/oder
auch Dein unterbewusstes Denken.Das sind die beiden Bereiche, die jeder Mensch beim Senden von Informationen benutzt.
Und Du hast Recht. Ich kann ungefähr wissen oder erahnen, wie Du eventuell meine Informationen
auswerten wirst.
Nur genau weiß ich es nicht.
Über das Senden und auch das Empfangen von sachlichen Informationen gibt es kaum
Meinungsverschiedenheiten.
Große Meinungsunterschiede gibt es verständlichgerweise jedoch ganz oft, wenn es darum geht.
Was sende ich Dir für ein Gefühl in meinem Satz mit? Und.
Welches Gefühl empfängst Du oder vermutest Du von mir zu empfangen?
Leider gibt es dabei überhaupt keine gleichartige Bewertung. Somit ist unser Gefühlsbereich
regelmäßig ein mehr oder großer Streitpunkt.
Vielleicht habe ich einen kleinen Vorteil. Ich kenne mich mit diesem Kommunikations-Problem ein wenig aus.
Oft gelingt es mir deshalb, die vielen gefühlten Angriffe in den Antworten von Mitgliedern hier im
Forum häufiger nicht direkt auch mit einem Gegenangriff zu beantworten.
Ausnahmen gibt es bei mir allerdings manchmal schon. Ich kann mich auch sehr, sehr heftig
verteidigen, wenn mir jemand, nach meiner Ansicht zu unrecht, zu nahe kommt.
Du hast gesagt( siehe am Anfang dieser Nachricht). Ich bin auch voll verantwortlich für das,
was Du aus meinen Sätzen verstehst.
Das kann so nie richtig sein. Und zwar deswegen nicht, weil ich nicht genau weiß, mit welchen
Deiner Gefühle Du die zweite Information in meinen Sätzen auswertest.
Erkennst Du, wie schwierig das werden kann?
Zitat von weyoun:Aber der Mensch ist keine Maschine, die völlig emotionslos nur die reine 'Essenz' einer Information/Aussage betrachtet.
Ich stimme Dir voll zu. Aber nochmals, ich weiß leider nie, mit welchen Gefühlen Du meine Sätze
bewertest. Und ich weiß auch nie genau, wie empfindlich Du Deine Gefühle eingestellt hast, wenn
Du meinen Text liest.
Zitat von weyoun: Es findet immer eine Interpretation, eine Wertung, ein Betrachten möglicher größerer Zusammenhänge statt. Manchmal schlägt auch eine Art Alarm bei Widersprüchen oder Unstimmigkeiten an.
Ja, das ist so, wie Du es sagst.
Zitat von weyoun: klingt so absolut, als könne es gar keine andere Möglichkeit geben.
Gut. Ich sagte es eben. Was ich Dir hier schreibe, klingt für Deine Gefühlsauswertung so,
als wenn es nur diese eine Möglichkeit gibt.
Manchmal meine ich es auch wirklich so. Ganz oft aber können mich andere gern davon überzeugen,
dass ich unrecht habe.
Mein Vorteil ist dann. Wenn Du mir beweist, wo ich unrecht habe, beginne ich zu lernen.
Je mehr Du mir sagst, was ich falsch sehe, umso mehr werde ich klüger.
Oder sehe ich das falsch?
Viele Menschen haben jedoch leider, leider ein großes Problem damit, mal zuzugeben, dass sie
etwas nicht wissen. Oder zuzugeben, das sie etwas falsch sehen.
Zitat von weyoun: Als jemand, der persönlich seine Depression als doch ziemlich schwerwiegend empfunden hat, fühle ich mich durch Deinen Satz nicht ganz für voll genommen.
Das tut mir Leid. Nur, wie könnte ich das verbessern?
Wie müsste ich argumentieren, dass Du Dich in den jeweiligen Situationen mehr ernst genommen fühlst?
Viele Grüße
Bernhard