Hallo Joaquim,
mit Interesse habe ich Deinen Beitrag gelesen und die anschließende Diskussion mitverfolgt.
Ich war als Kind und als Jugendlicher sehr schüchtern und zurückhaltend. Ich wurde in der Schule mehr als einmal angepöbelt und hab mich vor verschiedenen (überlegeneren) Individuen gefürchtet. Es hat in Summe 20 Jahre gedauert und mich viel Engagement gekostet, um der zu werden, der ich heute bin.
Jetzt bin ich unbezwingbar! So wie Der unbezwingbare Hulk!
Damit meine ich nicht, dass ich 3 Meter groß, muskelbepackt und grün bin, sondern dass ich mein Leben fest im Griff habe und nicht mein Leben mich. Selbst von Dingen, die durch mein Zutun oder auch ohne selbiges schief gehen, lasse ich mich nicht mehr runter ziehen.
Ich habe meine Ecken und Kanten wie jeder andere. Ich bin auch kein besserer Mensch und habe (aus meiner Sicht) keine großartig andere Veranlagung als der übliche Durchschnitt. Ich versuche nur das Maximum aus mir rauszuholen und damit unterscheide ich mich von den meisten anderen.
Ich habe mich schon mit unheimlich vielen Menschen ausgetauscht, die aus meiner Sicht einen falschen Denkansatz verfolgen: Warum soll ich Klavierunterricht nehmen? Ich werde doch sowieso in meinem Alter kein herausragender Pianist mehr! Da hätte ich mit 4 oder 5 Jahren anfangen müssen...
Was machen diese Menschen falsch? Sie berauben sich durch die selbst viel zu hoch gesteckten Erwartungen der Chance, die positive Erfahrung von Klavierunterricht zu machen und vielleicht zumindest einen guten Level zu erreichen. Und selbst wenn man in höchster Ausbaustufe nur das von Klavierlehrern inzwischen verhasste Für Elise spielen kann, dann ist es ein persönliches Erfolgserlebnis und macht einem selbst einen riesengroßen Spaß!
Wenn für jemanden stets der Anspruch besteht, Meisterschaft zu erlangen, wird er oder sie nicht mal mit der Sache anfangen und sich so den unheimlich wertvollen, wunderschönen und vor allem das Selbstwertgefühl steigernden Erfahrungen berauben.
Meine persönliche Erfahrung war: je mehr mir andere (und ich mir letzten Endes auch selbst) zugetraut haben, desto positiver wurde mein Leben und desto selbstbewusster bin ich geworden. Umgebt euch also stets mit Leuten, die (realistisch) an euch glauben und euch ermutigen, statt auch alles kaputt und schlecht zu reden!
Wenn man denn dann nämlich entgegen jeglicher Veranlagung und ohne irgendeine Förderung oder Unterstützung des Umfeldes doch einfach mal zum Klavierunterricht geht und man von seiner Klavierlehrerin nach den ersten angeleiteten Gehversuchen am Klavier irritiert angeschaut wird, dann hat man es genau richtig gemacht!
Was mir passiert ist? Ich sollte über die Klaviatur streichen und auf eine bestimmte Art und Weise sanft ein paar Töne anschlagen. Meine Klavierlehrerin rutschte auf Ihrem Stuhl entsetzt zurück und fragte mich mit zornigem Blick: Sie sind Pianist oder? Sie wollen nur meine Unterrichtsmethoden kopieren! Ich habe noch nie einen Anfänger gehabt, der so gefühlvoll und mit so viel Rhytmusgefühl die Tasten anschlägt!
Ich möchte der Vollständigkeit halber nur erwähnen, dass die Dame nicht irgendeine abgehalfterte und ausrangierte Klavierlehrerin in den Mittsechszigern war, sondern eine Konzertante, die regelmäßig auf Fortbildungen war und selbst als aktive Konzertpianistin in der Philharmonie gespielt hat.
Dies ist eine meiner zentralen Überzeugungen, an die ich mich halte und die ich nur jedem, der auf der Suche nach mehr Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen ist, mit auf den Weg geben kann. Traut euch selbser mehr zu und lasst euch von anderen missgünstigen, nicht begeisterungsfähigen und vielleicht manchmal auch neidischen Leuten nichts ausreden!
Und nun möchte ich Dir noch etwas zu Deinen Superhelden sagen:
Ich finde das absolut klasse, wenn Du Dich von der ein oder anderen Figur positiv inspirieren lassen willst!
Meine heutige mentale Stärke und mein inneres Gleichgewicht, dass ich gefunden habe, verdanke ich vielen Kampfsport- und Superhelden-Filmen. Hätte es nicht Bruce Lee, Jackie Chan, Arnold Schwarzenegger, Hulk, B. A. Baracus (A-Team), die Marvel-Superhelden und die Muskelprotze vom Wrestling gegeben, wäre ich heute nicht so weit.
Meine Begeisterung für Superhelden oder im Film zusammengemöppte Schwächlinge, die am Ende des Films als Superkämpfer den bösen Obermotz weghauen, waren meine erste wesentliche Unterstützung, um in dieser Welt klar zu kommen und nicht unter zu gehen.
Ab einem gewissen Punkt, wenn man genügend mentale Substanz aufgebaut hat, benötigt man das Zugpferd Superheld, an das man sich drangehängt hat, nicht mehr. Dann hat man verstanden, dass man selbst ein Superheld auf seine eigene individuelle Weise ist.
Die Identifikation (in einem gesunden Maße) mit Superhelden ist aus meiner Sicht ein idealer Rettungsanker und kann oft das Licht im Dunklen sein.
Dies ist aber nur ein Baustein auf dem Weg zu wahrer mentaler Kraft. Wer mehr erfahren möchte, mag mir gerne eine PN schreiben.
Beste Grüße
Jack
11.03.2014 17:38 •
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