schau mal das habe ich hier zum thema angst vorm erbrechen gefunden. fand den artikel recht hilfreich.
Was ist eine Emetophobie (Angst vorm Erbrechen)?
Autorin: ©
Dr. Doris Wolf, Diplom-Psychologin
Emetophobiker haben Angst bis hin zu Panik,
a) dass ihnen übel wird und sie erbrechen könnten und/oder
b) dass andere sehen, wie sie sich erbrechen, und/oder
c) etwas über das Erbrechen zu lesen oder zu hören.
Emetophiker haben nicht alle die gleichen Ängste und die gleichen Probleme. Auch hinsichtlich der Häufigkeit und der Intensität der Übelkeit gibt es große Unterschiede.
Für viele Emetophobiker ist nicht das Erbrechen das größte Problem, sondern die Übelkeit und vor allem die Unvorhersehbarkeit und Unkontrollierbarkeit des Erbrechens.
Zu erbrechen ist für sie gleichbedeutend mit, keine Kontrolle über sich und ihren Körper zu haben, d.h es ist die Angst, der Körper könnte ihnen die Kontrolle aus der Hand nehmen und sie wären hilflos. Besonders schlimm ist es für Betroffene, wenn eine Magen-Darm-Grippe grassiert.
Während manche Emetophobiker mehr Angst haben, selbst zu erbrechen, als jemanden erbrechen zu sehen, ist es bei anderen gerade umgekehrt. Manche Betroffene versetzen sich durch den Gedanken daran, vielleicht erbrechen zu müssen, in solche Panik, dass sie eine Panikattacke bekommen, d.h. ihr Herz rast, ihnen wird schwindlig, ihnen wird übel, sie haben Angst, die Kontrolle über sich zu verlieren.
Manche haben nur Angst, sich im Beisein anderer zu übergeben, andere haben diese Angst auch Zuhause, wenn sie alleine sind. Und wieder für andere ist jede der beiden Vorstellungen gleichermaßen schrecklich.
Eine Emetophobie kann zu erheblichen persönlichen und sozialen Einschränkungen führen, da die Betroffenen viele Situationen meiden, in denen ihnen übel werden könnte und sie oder andere erbrechen könnten.
Auf welche Ursachen ist die Angst vor Übelkeit und Erbrechen zurückzuführen?
Wie bei allen Angststörungen können sich hinter der Emetophobie viele unterschiedliche Ursachen verbergen. Manche Betroffene sagen, sie hätten die Emetophobie aufgrund einer schlimmen Erfahrung als Kind oder Jugendlicher entwickelt. Manchmal beschreiben Betroffene auch mehrere Erfahrungen, die zusammengenommen zur Entwicklung ihrer Emetophobie geführt haben. Solche Erfahrungen sind z.B. dass Betroffene als Kind vor anderen erbrochen haben und die Anwesenden darauf extrem negativ im Sinne von auslachen, bestrafen oder starkem Ekel reagiert haben.
Elisabeth, eine Klientin von mir, erzählte:
Bei mir hängt das mit dem Zwang zusammen, dass ich als Kind Dinge essen musste, die ich nicht mochte und ich mich deswegen häufig übergeben habe - und dann auch noch dafür bestraft wurde – einmal in einem Speisesaal, wo ich nicht raus durfte, obwohl mir übel war und auch während einer Busfahrt - beide Male wurde ich ausgelacht und musste in Gegenwart der anderen alles sauber machen und bekam anschließend noch Strafe dafür.
Wenn wir als Kind solche Erfahrungen machen, dann kann uns das gewaltig zu schaffen machen, wenn wir diese Erfahrungen nicht richtig verarbeiten. Unser Selbstwertgefühl leidet darunter und wir entwickeln die Angst, uns nicht mehr unter Kontrolle zu haben, etwas zu tun, was andere missbilligen und dafür bestraft und abgelehnt zu werden.
Wieder andere Betroffene sagen, sie könnten sich an keine schlimmen Erlebnisse in der Kindheit erinnern. Ihnen sei schon schlecht, seit sie denken können. Sie sehen den Grund für ihre Angst in persönlichen Problemen, etwa darin, dass sie mit Druck von außen nicht umgehen können. Bei ihnen entsteht schnell das Gefühl von Fremdbestimmung, dass sie etwas nicht mehr freiwillig machen, sondern weil es von anderen erwartet wird. Sie haben einen Unwillen gegen alles, was ihnen von außen auferlegt wird und zu dem sie sich verpflichtet fühlen – und das kotzt sie an. Ihnen fehlt das Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Ist die Angst zu kotzen vielleicht also Ausdruck eines mangelnden Urvertrauens und eines damit verbundenen geringen Selbstvertrauens? Wenn uns das Vertrauen fehlt, dass man weiß, egal, wie du dich anstellst, was du machst, du bist gut, wie du bist und wir lieben dich, wenn uns dieses Urvertrauen und damit das Selbstvertrauen verloren gegangen sind, dann haben wir Angst, etwas zu tun oder zu sagen, was zu Ablehnung und Bestrafung führen könnte. Aber gleichzeitig haben wir natürlich auch unsere Bedürfnisse und Wünsche, die rauswollen, die gelebt werden wollen – nur wir müssen sie unterdrücken. Steckt hinter der Angst sich gehen zu lassen und zu kotzen vielleicht letztlich die Angst, sich auszukotzen, d.h. zu sagen, was man selbst will, Nein zu sagen und Grenzen zu setzen und dafür abgelehnt zu werden? Ist die Angst zu kotzen letztlich die Angst, etwas Unpassendes zu sagen, sich der Dinge zu entledigen, die man nicht haben und verdauen kann?
Wir sehen also, die Angst zu erbrechen ist nicht das eigentliche Problem. Sie ist nur ein Symptom, die Folge persönlicher und unverarbeiteter Probleme, mit denen man nicht klarkommt.
Übelkeit - Ausdruck von Angst
Viele Emetophobiker denken, dass die Übelkeit das größte Problem sei, das es zu lösen gilt: Wäre ihnen nicht übel, hätten sie auch keine Angst. Das ist ein Fehlschluss. Tatsächlich ist das Grundproblem die permanente Angst vor dem möglichen Erbrechen. Aufgrund dieser Angst wird dem Emetophobiker schlecht. Jeder von uns kennt das: Haben wir vor etwas Angst, dann schlägt uns das auf den Magen oder wir haben zumindest ein flaues Gefühl im Magen. Da Übelkeit aber mit Erbrechen einhergehen kann, führt die angstbedingte Übelkeit dazu, dass seine Angst vor dem Erbrechen noch größer wird und ihm damit noch schlechter wird. Ein Teufelskreis.
Die durch die Angst hervorgerufene Übelkeit kann sich genauso anfühlen als ob man etwas gegessen und nicht vertragen habe. Es liegt einem etwas im Magen, aber nicht etwas Unverdauliches, Unverträgliches oder Verdorbenes, sondern unsere Probleme und die damit verknüpfte Angst.
Unterschied zwischen Angstübelkeit und körperlicher Übelkeit
Viele Betroffene sagen, sobald sie gelernt haben, die Angstübelkeit von der richtigen Übelkeit zu unterscheiden, hätten sie kaum noch Probleme. Woran erkennt man also eine körperlich bedingte, richtige Übelkeit?
- Bei körperlich bedingter Übelkeit zittert man nicht, sondern ist ruhig. (Zittern ist eher Ausdruck von Angst)
- Bei körperlich bedingter Übelkeit hat man nicht nach einer halben Stunde wieder Hunger.
- Bei körperlich bedingter Übelkeit kann man sich beim besten Willen nicht vorstellen, sein Lieblingsgericht zu essen; der Gedanke daran löst schon einen Brechreiz hervor. Bei Angstübelkeit kann man etwas essen, ohne dass einem schlechter wird.
- Bei körperlich bedingter Übelkeit kann man noch nicht einmal etwas Essbares riechen, ohne das Gefühl zu erbrechen, zu verstärken.
- Bei körperlich bedingter Übelkeit bleibt die Übelkeit, auch wenn man sich durch fernsehen oder andere Tätigkeiten ablenkt. Angstübelkeit wird dadurch besser, dass man sich ablenkt und gedanklich mit Worten wie Alles in Ordnung beruhigt.
Man könnte sagen: Ihre Übelkeit ist so lange eine Angstübelkeit, bis Sie wirklich kotzen müssen. Gehen Sie IMMER davon aus, dass es eine psychosomatische Übelkeit ist, die Sie verspüren. Damit verhindern Sie, dass Sie sich reinsteigern und sich die Übelkeit dadurch verschlimmert.
Wie wird die Angst vorm Erbrechen behandelt?
Zusammen mit Ihrem Therapeuten - ich empfehle Ihnen eine Verhaltenstherapie - werden Sie vermutlich zunächst schauen, ob sich in Ihrer Vergangenheit eine Erklärung für Ihre Erkrankung finden lässt. Möglich, dass Sie hierbei fündig werden. Es kann aber auch sein, dass nicht. Wie auch immer die Suche ausgeht, für Ihre Therapie hat das keine so großen praktischen Konsequenzen.
Ein Schwerpunkt Ihrer Therapie wird nämlich darin bestehen, die Prinzipien der Angstentstehung und Bewältigung kennenzulernen und anzuwenden. D.h. Ihr Therapeut wird sich mit Ihnen über das Wesen der Angst unterhalten: wie Sie diese erzeugen, wie Sie diese verstärken und wie Sie diese mental bewältigen und kontrollieren können.
Da alle Theorie grau ist, liegt ein weiterer Schwerpunkt Ihrer Therapie darin, sich ihrer Angst zu stellen. Angst kann man nur besiegen, wenn wir uns ihr stellen, wenn sie auftritt. Wenn wir vor ihr flüchten, wenn wir uns ablenken, können wir nicht lernen, mit ihr umzugehen. D.h. Ihr Therapeut wird Sie auffordern, sich mit Ihrer Angst zu konfrontieren und sie zu spüren.
Konkret bedeutet das: Sie müssen sich in die Situationen begeben, die Sie aus Angst vor dem Erbrechen gemieden haben. Sie müssen sich die Chance geben, zu erleben, dass die Übelkeit eine Begleitung Ihrer Angst ist und Ihre Angst, zu erbrechen, unbegründet ist. Und selbst wenn Sie erbrechen sollten, können Sie lernen, damit umzugehen. Das gibt Selbstvertrauen. Schließlich würden Sie doch auch nach einem Autounfall weiter Auto fahren, oder?
Vielleicht wird Ihnen Ihr Therapeut auch Bilder mit Menschen zeigen, die erbrechen oder Sie in der Realität mit solchen Situationen konfrontieren. Sie werden sich diese Bilder so lange ansehen, bis Ihnen diese gleichgültig sind und Sie bei deren Anblick nichts mehr empfinden – außer vielleicht einem kleinen Ekel, der aber völlig normal ist. D.h. Sie müssen eine Menge unangenehmer Gefühle und Gedanken in Kauf nehmen – aber das tun Sie ja bereits jetzt schon.
Ihr Therapeut wird Sie vermutlich auch auffordern, Ihr Sicherheitsdenken und Verhalten aufzugeben, sprich, ohne Kotztüte oder Medikamente aus dem Haus zu gehen, oder gänzlich auf die Einnahme von Antibrechmitteln zu verzichten.
Vielleicht wird Ihr Therapeut mit Ihnen auch über Ihre Angst vor dem Kontrollverlust sprechen. Warum haben Sie Angst, die Kontrolle zu verlieren? Kontrolle ist ein Ausdruck von Misstrauen. Letztlich geht es um Vertrauen, um den Verlust der inneren Sicherheit.
Warum fehlt Ihnen dieses Vertrauen? Schritt für Schritt ein Vertrauen aufbauen, und so das übersteigerte Kontrollbedürfnis in puncto Erbrechen aufgeben. Je nach Ihrer psychischen Verfassung, wird Ihr Therapeut mit Ihnen auch über Ihr Selbstvertrauen sprechen und Ihnen zeigen, wie Sie dieses stärken können. Vielleicht sind auch Selbstbewusstsein und selbstsicheres Auftreten ein Thema, denn die Angst zu erbrechen ist vielleicht nur ein Schutz. Dahinter stehen andere Ängste.
Wenn man ständig Angst hat – und sei es nur unbewusst – dann ist das für den Körper ein Dauerstress. Verständlich wenn irgendwann einem dieser Stress auf den Magen schlägt und es einem übel wird und das erst recht, wenn man sich dann noch unregelmäßig ernährt oder zu wenig isst oder bei jedem Bissen Angst hat, man könnte etwas essen, von dem einem schlecht werden könnte.
Wenn selbst jeder Bissen eine Gefahr darstellt, - weil einem übel werden könnte - man nicht mehr unbeschwert essen und trinken kann, dann ist das ein zusätzlicher Stressfaktor, der auf den Magen schlägt. Deshalb wird Ihr Therapeut Ihnen sicherlich empfehlen, ein Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelentspannung zu erlernen, um die durch Ihre ständige Angst im Körper hervorgerufenen Stressreaktionen abzubauen.
Ihre Therapie ist dann erfolgreich, wenn Sie sich von der Angst, zu erbrechen, nicht mehr einschränken lassen.