Gisela schrieb:
Hi Gisela,
ich möchte hier nun mal ein Thema ansprechen ,dass mich sehr
belastet.
Seit neuestens entwickle ich eine Angst vor allem und jedem.
Natürlich verbunden mit meinem Reizdarm.
Mir gehts z.B: Zuhause gut und es kommt Besuch. Unterm
unterhalten bekomme ich Bauchkrämpfe und möchte am liebsten auf
und davon rennen. Doch nicht wegen der Krämpfe, sondern der
Angst dass es mich gleich umhaut.
Ich kann es schlecht beschreiben, es ist wie ein aus der Haut
fahren wollen. Man fühlt sich nicht mehr wohl und möchte am
liebsten gehen. Leichter Schwindel kommt hinzu und diese Angst.
Ich werde rot im Gesicht und schwitze. Es passiert nicht nur
bei Gespächen bei denen ich mich unwohl fühle. Nein, auch bei
lieben Menschen, oder wenn ich beim einkaufen jemanden treffe.
Wenn ich Zuhause mit meiner Fam. bin dann passiert es eher
nicht. Aber auch wenn meine Eltern da sind und wir uns
unterhalten und gemütlich beisammensitzen.
Diese Ängste kenne ich nicht. Aber ich kenne sehr gut die Angst vor der Angst. Die Angst, dass es irgendwann soweit kommt und man sein Leben nicht mehr auf die Reihe bekommt, weil man ggfs nicht mehr arbeiten gehen kann. Die Angst vor dem sozialen Abstieg und dem Dahinvegetatieren. Das waren meine Ängste.
Hinzu kommt, dass ich vor drei Jahren weit weg von zu Hause und Freunden und Familie gezogen bin. Damals hatte ich noch eine Beziehung. Als die beendet war, hatte ich außerhalb von der Arbeit so gut wie null soziale Kontakte. Und ich hatte, wenn ich abends völlig breit von der Arbeit kam, auch keine Lust und keine Kraft, um Fraudschaften aufbauen zu können. Das gipfelte dann irgendwann in der Angst, mich überhaupt mit jemanden zu verabreden und Kontakte zu pflegen, weil es bei mir Zeiten gab, da war ich außerhalb der Arbeit vor Erschöpfung einfach nicht ansprechbar. Und wie willst Du das einem Menschen, den Du nicht kennst und mit dem Du gern eine Freundschaft aufbauen möchtest, erklären, wenn Du dauernd Verabredungen absagen musst und noch nicht mal einen Namen für Deine "komische" Krankheit hast.
Ich hatte da von früher schon schlechte Erfahrungen gemacht, dass Du dann einfach komisch angeguckt wirst, wenn Du oft sagst, dass es Dir einfach net gutgeht. So nach dem Motto, na die hat' ja nicht mehr alle.
Ein paar Freundschaften konnte ich mir mittlerweile aufbauen, aber nur einer von hier und ein guter Kumpel wissen um meine gesundheitlichen Probleme.
Mittlerweile habe ich einen Namen für meine Beschwerden und ich versuche jetzt langsam meine Freunde damit vertraut zu machen, dass ich halt gesundheitlich in meinem Alter starke Probleme habe. Ich hoffe, es gelingt mir auch.
Mit jedem "Erfolg" (für andere lapidar, für mich ein Riesenschritt), den ich hier verbuchen konnte/kann, sind meine Ängste weniger geworden.
Und das Thema hatten wir ja schon mal, Gisela *grins*; der Wandel vom leeren zum halbvollen Glas. Je positiver und zufriedener ich mein Leben von ganzem und tiefen Herzen betrachten und genießen kann, desto mehr Sicherheit konnte ich für mich gewinnen. Und wo ich mir dann sicher war, hatten die Ängste keinen Platz mehr.
Nun meine Frage, hat jemand so ähnliche Probleme?
Es könnte ja sein, das man wegen dem RD auch Ängste entwickelt
die sich steigern.
Das könnte nicht nur so sein, das IST so!
Unser Leben wird durch unsere Krankheit im Vergleich zum einem gesunden Menschen in unserem Alter erheblich eingeschränkt. Man kommt sich einfach nicht normal vor (Entwicklung von Minderwertigkeitsgefühlen), ist neidisch (Entwicklung von Unzufriedenheit) und fragt sich; warum gerade ich (Entwicklung von Selbstmitleid) ....
Ich behaupte jetzt mal schlichtweg, dass wir RD sehr perfektionitisch veranlagte Menschen sind. Wir wollen immer 100 % und mehr geben. Und wenn wir das nicht schaffen, sind wir unzufrieden mit uns selbst. Wir denken dabei, wenn wir nicht 100 % geben, dann wir verdienen wir es nicht glücklich zu sein (was für ein katastrophaler Unsinn!!).
Und wir sind Menschen, die sich Ihre Leistung im Leben (fast) immer aus Ihrer Unzufriedenheit und dem Willen mehr zu wollen, erarbeiten. Zurücklehnen und einfach nur zufrieden und glücklich sein mit dem sein, was wir gerade haben, damit tun wir uns sehr schwer.
Ihr könnt mich im übrigen gern korrigieren. Für mich weiss ich, dass unbedingt zutraf (na gut manchmal mehr und und manchmal weniger auch jetzt immer noch zutrifft, keiner ist vollkommen *selbst-ironisch-grins*).
Diese destruktiven Denkmuster kosten uns im Verlauf der Zeit in Hinsicht auf den RD und den damit verbundenen Einschränkungen immer mehr unseres sowieso nicht sonderlich ausgeprägten Selbstbewusstein und der meist gar nicht vorhandenen Selbstgewissheit.
Daraus entwickeln sich dann mehr oder weniger langfristig die verschiedensten psychischen Symptome wie Depressionen, Ängste, Schuldgefühle. Und das wiederum verstärkt den RD. Diese Denkmuster verbunden mit den Emotionen sind quasi eine Art selbstlaufende Abwärtsspirale, eine selbstangelegte, negative Gehirnwäsche.
Und noch was, ich bin z.Z. sehr nah am Wasser gebaut und könnte
sogar bei "Unserer kleinen Farm" mitheulen.
So eine Phase hatte ich auch mal. Ich war damals nervlich ziemlich am Ende und mein Gegenüber brauchte mich nur anzuhusten, da brach ich in Tränen aus.
Sag mal Gisela, was macht eigentlich Dein Darmaufbau und Deine Entsäuerung/Entgiftung? Merkst Du körperlich, dass Du entsäuerst/entgiftest, zu gut deutsch, merkst Du die verstärkte Ausscheidung von bis dato liegengebliebenen Stoffwechselendprodukten?
Eine weitere Möglichkeit für Deine momentan sehr starken Ängste könnte nämlich die Entgiftung sein. Ich habe bei diversen Entgiftungen (fasten, Leberreinigigung, angeregte Entgiftung mit entsprechenden aufbauenden pflanzlichen Medis) bei mir auch oft emtional gemerkt. Allerdings kamen bei mir oft alte Gefühle hoch und das auch nicht für sehr lange.
Wenn diese Ängste für Dich ganz neu sind, hat es wahrscheinlich nix mit Deiner Therapie zu tun. Sprich doch mal Deine HP darauf an. Mit Bachblüten kann man da kurzfristig oft Erleichterung erlangen oder vielleicht hat sie eine andere Idee.
Liebgruß
Cl.
14.06.2003 11:43 •
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