Willkommen @TeeZwerg, (netter Name )
ergänzend zu den schon erhaltenen Antworten noch ein paar Anmerkungen von mir.
Ich kann Dir versichern, dass es hier Einigen so geht bzw. ging wie Dir. Bei mir fingen die ersten DP/DR-Sequenzen (so nenne ich sie) im Alter von ca. 23 Jahren an. Sie dauerten meistens 20-40 Minuten und danach war ich idR für 1-2 Tage ziemlich aus der Bahn. Alles was Du oben beschreibst, kenne ich in vollem Umfang auch wenn es bei mir mitunter zwar häufig, aber nicht vergleichbar langndauernd passierte. Je älter ich wurde und umso mehr ich mich um ein stressfreieres Leben bemühte, desto seltener fanden diese Sequenzen statt. Heute habe ich das ca. alle 1-2 Jahre mal, dann aber auch mehrmals hintereinander an einem Tag.
Auch wenn ich genau weiß und nachvollziehe, wie unangenehm, ja unheimleich eine DP ist: Schau Dir die Sache mal genauer an:
Sprichwörtlich Alles, also das gesamte Erleben ist binnen kürzester Zeit total ungewohnt, anders, fremd, un-meins. Das erzeugt schlicht Angst, insbesondere bei Angstpatienten. Ich kann sagen, dass ich nach der ersten DP/DR-Sequenz auch längerfristig ein anderer Mensch war, der etwas erlebt hat, von dem ich wusste, dass es so gut wie niemand aus meiner Umgebung verstehen kann. Dieses Wissen verstärkte logischerweise die Angst vor diesem Zustand.
Durch jahrelange Meditation lernte ich - zumindest halbumfänglich - wie Wahrnehmung und Ich-Bildung überhaupt funktionieren und münzte diese Einsichten irgendwann auch auf das Phänomen DP/DR um. Darum kann ich heute sagen:
Die normale Wahrnehmung und die Wahrnehmung während einer DP/DR-Sequenz sind im Grunde nicht verschieden, sie werden vom Geist lediglich unterschiedlich interpretiert.
Die normale Wahrnehmung hat sich jahrzehntelang in der Erlebenswelt (Ich, mein Körper, die Umwelt, meine Familie etc.) buchstäblich eingerichtet. Die Sinneseindrücke wurden vermeint, zu meiner Welt gemacht. Das erzeugt ein Gefühl (!) von Orientierung, Sicherheit und Kontrolle.
Dieses Gefühl hat aber einen Haken: Es hat, wie alle Gefühle, keine Stabilität, keine unveränderliche Grundlage und Entität. Es ist lediglich Interpretation - und somit, so seltsam sich das anhört, Illusion.
Inzwischen kann man DP/DR relativ gut zuordnen und erklären (wie oben bereits teilweise erfolgt). Es ist eine idR durch neuronalen und/oder körperlichen Stress bedingte Schutzfunktion (oder Kompensationsfunktion) des Geistes. Irgendwas (!) in der normalen Wahrnehmung ist/war so belastend, dass der Geist umgeschaltet hat - in Deinem Fall erstmal längerfristig.
Du kannst Dich - das ist die gute Nachricht - in diesem neuen Erlebenszustand auch ein Stück weit einrichten, wie oben beschrieben. Du wirst evtl. über eine gewisse Zeit etwas Justierungsschwierigkeiten haben, was die Zuordnung von Gefühlen zu Sinneseindrücken angeht. Das ist völlig normal.
Das hat übrigens auch, wenn man die Angst über diesen Zustand mal in den Griff bekommt, einen gewissen Vorteil. Du bist u. U. ausgeglichener als zuvor.
Versuche, mit diesen Einsichten zu arbeiten. Versuche das, was ich Dir hier geschildert habe, selber nachzuvollziehen. Denke, kontempliere, meditiere darüber nach und erkenne, dass es im Grunde nichts gibt, wovor wir uns fürchten müssen. Anders fühlen ist nicht falsch fühlen.
Auch wenn Dein Geist mal wieder zurückschalten sollte, wirst Du die Unzuverlässligkeit dieser alten Wahrnehmung anders interpretieren. Du wirst im Idealfall buchstäblich freier von der Illusion, dass Du und Welt sich so verhalten, wie Du bislang glaubtest.
03.02.2023 13:08 •
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