Hallo zusammen,
vor einiger Zeit wurde bei meinem Vater (*1935) Parkinson diagnostiziert. Er wird medikamentös behandelt, um Details hierüber muss ich mich erst noch schlau machen.
Nun werden verschiedene psychische (Alt)Belastungen bei meinem Vater immer präsenter und schränken ihn in seiner Lebensqualität ein.
Ich bin froh, dass er sich mir gegenüber äußert und öffnet. Aber mir fehlt logischerweise die Qualifikation um ihm bei der Lösung seiner Probleme behilflich zu sein, ohne externe Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Kurz ein paar Infos:
Im * Herbst 1935 in Süddeutschland geboren, verlor er seine leibliche Mutter im + März 1940 durch eine Infektion. Mein Vater sagt, in der Verwandtschaft wird gemutmaßt, dass seine Mutter bei einem Engelmacher war und die Ereignisse hier ihren Lauf nahmen. Sein Vater war bei der Wehrmacht und heiratete 4 Monate später eine andere Frau ähnlichen Alters - quasi als Ersatzmutter, denn es war meinem Großvater nicht möglich, sich um meinen Vater und dessen Bruder (*Mai 1937) adäquat zu kümmern. Das war damals einfach noch nicht vorgesehen.
+ April 1945 wurde mein Großvater für tot erklärt (Ostfront). Üblich war seinerzeit wohl, alle Erinnerungen an die verstorbene leibliche Mutter zu beseitigen, damit sich die Kinder schnell an die neue (Stief-)Mutter gewöhnten. Erinnerungen an meinen Großvater bewahrte meine (Stief)Großmutter auf, ja, sie zelebrierte sein Andenken regelrecht. Sie war aktiv beim Vdk und hatte viel Umgang mit Schicksalsgenossen. Sie heiratete nie wieder und hatte auch nie eigene, leibliche Kinder.
Mein Vater verwand wohl den Tod seines Vaters nicht wirklich. Seit ich (*1961) mich erinnern kann, wurden ich und meine beiden Brüder stets ermahnt, dass ER keinen Vater mehr gehabt hätte und wir doch froh sein sollten einen zu haben. Dies geschah meist im Zusammenhängen mit Streitigkeiten die üblicherweise in einer Familie mit 3 Jungs vorkommen . Besonders zu Weihnachten schien ihn dieses Trauma zu belasten - und laut seinen Worten in den letzten Jahren mehr und mehr.
Zum Tod seiner Mutter vermochte er nicht viel sagen zu können. Er habe eine viel innigere Beziehung zu seinem Vater gehabt. Als ich vor ein paar Jahren das Hochzeitsfoto meiner Großeltern bei einem Cousin meines Vaters entdeckte, war die Freude zwar groß, aber ich mutmaße mittlerweile mehr wegen der Bilder seines Vaters als die seiner leiblichen Mutter. Deren Tod hatte er wohl besser verarbeitet - falls man das in so jungen Jahren überhaupt beurteilen kann.
Mein Onkel hatte, soweit ich das beurteilen konnte, keine Probleme mit diesem Thema. Er war Mamas Liebling, was sie ^^netterweise nach seinem frühen + Tod 1989 das ein oder andere mal zum Besten gab. ... warum musste es ausgerechnet W. treffen? Warum ausgerechnet dieser Sohn... - ja, so wie es klingt sollte es auch klingen. Hierauf kündigte ihr mein jünster Bruder die familären Bande auf. Nicht, dass mein Vater ein einfach zu nehmender Mensch ist, aber die Bevorzugung meines Onkels war doch mehr als deutlich. Über die Jahre hinweg geriet dies in den Hintergrund. Mein Vater und meine Mutter kümmerten sich um sie bis zu ihrem +Tode 2007.
Weiterhin plagen meinen Vater zusehends emotionale Tiefflüge. Sei es das Betrachten alter Bilder auf denen er und sein Vater zu sehen sind oder die Gedanken an wie gehts weiter mit meiner Frau nach meinem Tod. Meine Mutter (*1936) steht dem ratlos gegenüber. Sie kennt alle Nuancen der Geschichte meines Vaters, und sie vermag diesen Tatsachen nüchtern und angemessen emotional zu begegnen.
Für meinen Vater wird dies mehr und mehr zur Belastung. Diese Tiefflüge äußern sich in Heulattacken von denen er sich immer wieder zügig erholt aber sie häufen sich.
Nun stehe ich hilfesuchend hier. Ich bat meinen Vater seinen Hausarzt hierauf anzusprechen und ich werde zusätzlich ein kleines Begleitschreiben aufsetzen, da ich die Probleme meines Vaters besser in Worte fassen kann - er tat sich schon immer schwer mit Erklären und formulieren. Und gerade jetzt finde ich es sinnvoll gezielt hierauf einzugehen, denn seine Lebensqualität leidet zusehends darunter.
Habt ihr Ratschläge, wie ich meinen Vater weiterhin unterstützen kann? Meine Gedanken sind: Parkinson-Medikamentierung anpassen, Pyschotherapie zur Aufarbeitung seines Vater-Traumas, begleitende, medikamentöse Therapie um die Depressionen zu vermindern.
Gibt es Selbsthilfegruppen für Kriegs(halb)waisen mit Trauma?
Herzliche Grüße
Ralf
vor einiger Zeit wurde bei meinem Vater (*1935) Parkinson diagnostiziert. Er wird medikamentös behandelt, um Details hierüber muss ich mich erst noch schlau machen.
Nun werden verschiedene psychische (Alt)Belastungen bei meinem Vater immer präsenter und schränken ihn in seiner Lebensqualität ein.
Ich bin froh, dass er sich mir gegenüber äußert und öffnet. Aber mir fehlt logischerweise die Qualifikation um ihm bei der Lösung seiner Probleme behilflich zu sein, ohne externe Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Kurz ein paar Infos:
Im * Herbst 1935 in Süddeutschland geboren, verlor er seine leibliche Mutter im + März 1940 durch eine Infektion. Mein Vater sagt, in der Verwandtschaft wird gemutmaßt, dass seine Mutter bei einem Engelmacher war und die Ereignisse hier ihren Lauf nahmen. Sein Vater war bei der Wehrmacht und heiratete 4 Monate später eine andere Frau ähnlichen Alters - quasi als Ersatzmutter, denn es war meinem Großvater nicht möglich, sich um meinen Vater und dessen Bruder (*Mai 1937) adäquat zu kümmern. Das war damals einfach noch nicht vorgesehen.
+ April 1945 wurde mein Großvater für tot erklärt (Ostfront). Üblich war seinerzeit wohl, alle Erinnerungen an die verstorbene leibliche Mutter zu beseitigen, damit sich die Kinder schnell an die neue (Stief-)Mutter gewöhnten. Erinnerungen an meinen Großvater bewahrte meine (Stief)Großmutter auf, ja, sie zelebrierte sein Andenken regelrecht. Sie war aktiv beim Vdk und hatte viel Umgang mit Schicksalsgenossen. Sie heiratete nie wieder und hatte auch nie eigene, leibliche Kinder.
Mein Vater verwand wohl den Tod seines Vaters nicht wirklich. Seit ich (*1961) mich erinnern kann, wurden ich und meine beiden Brüder stets ermahnt, dass ER keinen Vater mehr gehabt hätte und wir doch froh sein sollten einen zu haben. Dies geschah meist im Zusammenhängen mit Streitigkeiten die üblicherweise in einer Familie mit 3 Jungs vorkommen . Besonders zu Weihnachten schien ihn dieses Trauma zu belasten - und laut seinen Worten in den letzten Jahren mehr und mehr.
Zum Tod seiner Mutter vermochte er nicht viel sagen zu können. Er habe eine viel innigere Beziehung zu seinem Vater gehabt. Als ich vor ein paar Jahren das Hochzeitsfoto meiner Großeltern bei einem Cousin meines Vaters entdeckte, war die Freude zwar groß, aber ich mutmaße mittlerweile mehr wegen der Bilder seines Vaters als die seiner leiblichen Mutter. Deren Tod hatte er wohl besser verarbeitet - falls man das in so jungen Jahren überhaupt beurteilen kann.
Mein Onkel hatte, soweit ich das beurteilen konnte, keine Probleme mit diesem Thema. Er war Mamas Liebling, was sie ^^netterweise nach seinem frühen + Tod 1989 das ein oder andere mal zum Besten gab. ... warum musste es ausgerechnet W. treffen? Warum ausgerechnet dieser Sohn... - ja, so wie es klingt sollte es auch klingen. Hierauf kündigte ihr mein jünster Bruder die familären Bande auf. Nicht, dass mein Vater ein einfach zu nehmender Mensch ist, aber die Bevorzugung meines Onkels war doch mehr als deutlich. Über die Jahre hinweg geriet dies in den Hintergrund. Mein Vater und meine Mutter kümmerten sich um sie bis zu ihrem +Tode 2007.
Weiterhin plagen meinen Vater zusehends emotionale Tiefflüge. Sei es das Betrachten alter Bilder auf denen er und sein Vater zu sehen sind oder die Gedanken an wie gehts weiter mit meiner Frau nach meinem Tod. Meine Mutter (*1936) steht dem ratlos gegenüber. Sie kennt alle Nuancen der Geschichte meines Vaters, und sie vermag diesen Tatsachen nüchtern und angemessen emotional zu begegnen.
Für meinen Vater wird dies mehr und mehr zur Belastung. Diese Tiefflüge äußern sich in Heulattacken von denen er sich immer wieder zügig erholt aber sie häufen sich.
Nun stehe ich hilfesuchend hier. Ich bat meinen Vater seinen Hausarzt hierauf anzusprechen und ich werde zusätzlich ein kleines Begleitschreiben aufsetzen, da ich die Probleme meines Vaters besser in Worte fassen kann - er tat sich schon immer schwer mit Erklären und formulieren. Und gerade jetzt finde ich es sinnvoll gezielt hierauf einzugehen, denn seine Lebensqualität leidet zusehends darunter.
Habt ihr Ratschläge, wie ich meinen Vater weiterhin unterstützen kann? Meine Gedanken sind: Parkinson-Medikamentierung anpassen, Pyschotherapie zur Aufarbeitung seines Vater-Traumas, begleitende, medikamentöse Therapie um die Depressionen zu vermindern.
Gibt es Selbsthilfegruppen für Kriegs(halb)waisen mit Trauma?
Herzliche Grüße
Ralf
28.01.2015 19:05 • • 29.03.2015 #1
1 Antwort ↓