Liebe Finja,
es tut mir von ganzem Herzen leid, was dir passiert ist! Das ist so schrecklich!
Ich bin kein Arzt und weder ich noch die anderen hier kennen dich und deine Situation gut genug, um dir Medikamente empfehlen zu können. Aber wenn du vor diesem schlimmen Ereignis keine größeren Probleme hattest, dann solltest du dir als Erstes nochmal etwas mehr ZEIT geben! Besprich mit deinem Arzt, ob du vielleicht etwas Pflanzliches nehmen kannst, um etwas mehr Ruhe zu bekommen. Den Schmerz und die Gedanken an deinen Vater wird dir kein Medikament der Welt nehmen können und das tut mir unendlich leid!
Ich persönlich glaube, dass du eher in Richtung regelmäßige Therapie und vor allem eine Kur nachdenken solltest. Ein anderer Ort, vielleicht am Meer (?), Therapeuten, die dich zwingen, deine Ängste und Gedanken rauszulassen und dann langsam wieder (zumindest ein bisschen) zu dir finden. Schreiben, Malen usw. finde ich auch tolle Möglichkeiten. Wenn ich deinen Beitrag hier lese, glaube ich, dass du sowas bestimmt gut kannst. Vielleicht eine Familienkur mit deiner Mutter zusammen? In der ihr gemeinsam mit Profis Gespräche führt, aber auch alleine. Deine Mutter wieder entdecken kann, welche Bedeutung sie jetzt für dich hat und wie sie dir gegenüber mit ihrer Trauer umgehen kann. Sprich deinen Hausarzt oder Psychologen darauf an - bitte!
Gehst du noch zur Schule? Wenn ja... auch dort gibt es Lehrer(innen), die dazu ausgebildet sind, dir mit deinen Problemen zu helfen! Ich bin selbst Lehrerin und weiß, wie sowas in der Schule abläuft. Du kannst dich JEDEM Lehrer oder JEDER Lehrerin anvertrauen, die du einfach gerne magst. Frag ihn oder sie, ob sie mal nach der Stunde 5 Minuten für dich alleine haben. Überwinde dich. Er oder sie wird dich (bildlich gesprochen) an die Hand nehmen und dich entweder an einen Beratungslehrer weiterleiten (da kann so ein Lieblingslehrer auch mit dir zusammen hingehen, wenn du nett fragst!). Beratungslehrer haben Adressen und Anlaufstellen und werden dich einfach dabei unterstützen, deine Gedanken und Gefühle etwas zu ordnen und mit dir gemeinsam zu überlegen, was du am besten tun kannst. Sie kennen dich besser als wir hier.
Du hast ein riesiges seelisches Trauma erlebt. Und das auch noch in einem Alter, in dem du eigentlich nur beschützt und unterstützt werden müsstest. Lies hier nicht ZUVIEL! Nutze das Forum, um dich besser zu fühlen und dir etwas von der Seele zu schreiben. Aber lass' dir um Himmels Willen hier keine Medikamente empfehlen. Wenn du welche brauchen SOLLTEST, dann kann ein Psychiater dir helfen, der vorher lange und ausführlich mit dir gesprochen hat. Ein Psychiater ist KEIN Psychologe oder Psychotherapeut!
ABER: Dass du viele verschiedene oder wechselnde Symptome hast, spricht sehr stark für eine seelische Belastungsstörung. Das hört sich schlimm an, ist aber GUT, weil es dir schon jetzt bewusst ist und weil so eine posttraumatische Belastungsstörung auch eine psychische Erkrankung ist, die GUT geheilt werden kann. Mit den richtigen professionellen Begleitern, Gesprächen und Zeit. Du bist weder krank noch psychisch krank. Du stehst verständlicher Weise unter einem großen Schock und dein Körper zwingt dich jetzt immer wieder dazu, irgendwie den Druck rauszulassen. Mit Schmerzen, mit Tränen... das ist ihm fast egal
Mach' einfach weiter. Tag für Tag. Warte ab. Such' dir noch mehr (echte) Ansprechpartner und lass dir von ihnen auch helfen. Schreibe, male, weine, rede. Lass' den ganzen schei. raus! Sei ehrlich mit dir selbst.
Ich wünsche dir noch ganz viel Kraft. Du scheinst ein tolles, liebevolles Mädchen zu sein, das viel über die Gefühle anderer nachdenkt. Mach' dir zum Leitgedanken, was dein Vater dir raten würde: Halt durch und werde irgendwann wieder glücklich!
Mit einer ganz festen Umarmung,
KeWa
30.09.2016 18:19 •
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