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Hallo. Ich bin gerade in einer psychosomatischen Klinik wegen massiver Schlaflosigkeit, die mich seit Monaten begleitet. Ich hatte ein halbes Jahr Mirtazapin (7,5-15 mg) und seit zwei Monaten Melperon (4-12,5 mg) zum Schlafen genommen und das eigentlich schon auf 4 und 4 mg reduziert. Dann kam die Angst wieder und die Schlafstörung ist im Januar so massiv geworden, dass ich zwei Wochen am Stück nicht geschlafen habe (nachdem ich die Medikamente ganz abgesetzt hatte). Völlig übermüdet und durcheinander kam ich in der Klinik an.
Vier Nächte am Stück habe ich Tavor (1 mg) und 0,25 mg Risperidon bekommen (damit konnte ich schlafen), jetzt zwei Nächte 0,5 mg Tavor und 0,5 mg Risperidon.
Tavor wird jetzt weggelassen. Stattdessen soll ich nur noch Risperidon nehmen. Ich bin extrem skeptisch, da ich die vergangenen zwei Nächte nicht geschlafen habe und zwar das Gefühl habe, Risperidon beruhigt, allerdings bringt es mich nicht zum Schlafen, da es überhaupt nicht sedierend wirkt. Ich finde die Medikation ziemlich unpassend. Ich vermute eine Fehldiagnose. Ich habe nur Schlafstörungen und daraus resultierende Ängste.
Tavor ist ja jetzt weg, aber kann ich von sechs Nächten schon abhängig geworden sein? Und gibt es nicht bessere Medikamente als Risperidon bei Schlafstörungen? Ich bin skeptisch, ob ich es weiter nehmen soll oder einfach die Medikamente verweigere, bis sie mir etwas Passenderes geben. Risperidon soll jetzt weiter hoch gefahren werden. Ich verstehe es nicht. Ein sedierendes Antidepressivum hätte es doch auch getan? Seit den ganzen Medikamenten habe ich das Gefühl, nicht mehr auf natürliche Weise schlafen zu können. Es wäre gut, eine Einschätzung von jemandem zu haben, der Erfahrungen damit gemacht hat.
Danke im Voraus.

Gestern 10:09 • 13.02.2025 #1


10 Antworten ↓


In meinen Augen ist es der erste Schritt zu dauerhafter Schlaflosigkeit, wenn man das Thema Schlaf in diesem Maße thematisiert, wie du es tust.

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Risperidon und Tavor zum Schlafen?

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@Excalibur das stimmt. Gibt es also einen Weg raus, wenn ich es weniger thematisiere? Oder nicht?

Der Körper selbst holt sich den Schlaf wenn er unabdingbar ist, ohne ein bewusstes zutun. Das Gefühl nicht geschlafen zu haben ist das eine, nicht trotzdem zeitweise in einer Schlafphase gewesen zu sein, dass Andere.

Es kann hilfreich sein, Schlafanstoßende Medikamente zu nehmen, wenn das Problem ist, überhaupt einschlafen zu können, wenn man es möchte. Aber nicht immer muss das Medikament ein sedierendes sein. Wenn einen Grübelschleifen abhalten, wären Diese durch eine Behandlung in den Griff zu bekommen. Welchen Auslöser die haben, müsste dazu erkannt werden.

Das Ziel ohne Medikamente schlafen zu können ist prinzipiell erreichbar. Es ist aber auch klar, dass es stark davon abhängig ist, ob ein Druck besteht, zu einer bestimmten Zeit zu schlafen. Für Arbeitende wird der Druck sein, fit für die Arbeit zu sein, egal wie. Da wird dann eben unter Umständen nachgeholfen mit Medikamenten, sofern eine gewisse Schlafhygiene nicht praktiziert werden kann.

Medikamente können aber auch einen Überhang erzeugen und dann hat man zwar geschlafen, ist aber trotzdem nicht wirklich fit für die Arbeit.

Sollte man tatsächlich garnicht schlafen, so werden sich die Auswirkungen auch körperlich zeigen. Nicht ohne Grund wird Schlafentzug als Foltermethode angewendet.
Jemand der garnicht mehr schläft, wird auch nicht in der Lage sein, einen vernünftigen Text zu schreiben.

Schlecht schlafen ist dann wiederum ein anderes Problem, aber auch da nutzt es mehr, die Ursache dafür auszumachen und dann daran zu arbeiten oder etwas zu ändern. Medikation als Dauerlösung sehe ich da aber kritisch. Tavor würde auf absehbare Zeit zu einer Abhängigkeit führen, Neuroleptika würden irgendwann auch nicht mehr ihre sedierende Wirkung beibehalten, genauso wie Antidepressiva, weil da ja nur die Nebenwirkung, dass sie schläfrig machen, am Anfang noch greift. Allerdings machen sie eben nicht Abhängig wie Tavor oder Zolpidem und andere Schlaftabletten.

Seit bei mir der „Druck“ zu einer bestimmten Uhrzeit schlafen müssen zu wollen erledigt hat, schlafe ich absolut ausreichend um meinen Tag zu bewältigen. Und habe ich tatsächlich mal Bedenken, ich hätte nicht ausreichend Schlaf gehabt, weiß ich, dass ich dann eben schneller müde werde und sich dann auch das Bedürfnis zu schlafen einstellt, dem ich dann nachkommen kann.

Ich glaube, dass der beste Weg zu gutem Schlaf viel Sport ist, vielleicht ab und zu Sauna, gesund ernähren und feste Einschlafrituale, z.B. etwas lesen.

Und, ganz wichtig: Kein Smartphone am Bett. Kein Smartphone in der letzten Stunde vorm Schlafengehen.

Ihr glaubt also nicht dass meine massive Schlaflosigkeit durch Medikamente verursacht wurde?

Ich hoffe, dass die guten Tippgeber hier aus eigener Erfahrung sprechen. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass eine echte Insomnie, die über Monate und Jahre geht ein echter Leidensdruck ist, die nicht unbedingt mit Sport, gesunder Ernährung heilbar ist. Ich kann dich sehr gut verstehen und rate dir, die Finger von Medikamenten zu lassen, die ein sehr hohes Suchpotenzial haben. Die machen auf lange Sicht das Ganze nur schlimmer. Mir wollte man auch einen Cocktail an Medikamenten abdrehen, dass einzige was ich nehme ist Daridorexant.. dass hält mich einigermaßen über Wasser, ist aber auch kein Wundermittel. Zumindest bin ich damit überhaupt wieder Therapiefähig geworden. Das ganze ist aber natürlich ein sehr sehr komplexes und subjektives Thema, dass sehr viel Kraft und nerven kostet. Auch für mich ist sogar heute noch jede Nacht ein „Glücksspiel“. Ich drück dir die Daumen. „Gute“ Nacht

Ich kann vom Opipramol gut schlafen, ein relativ harmloses Medikament und macht nicht abhängig.

Zitat von Luna-93:
Ihr glaubt also nicht dass meine massive Schlaflosigkeit durch Medikamente verursacht wurde?

Nein, das glaube ich nicht. Die Medikamente die Du genannt hast wirken ja sedierend, zumindest eine gewisse Zeit und können bei akuten Schlafproblemen durchaus helfen. Ich sagte lediglich, dass das Ziel sein sollte, ohne Medikamente schlafen zu können.
Dazu wäre, wenn nichts körperliches ausschlaggebend wäre, der Grund für die Schwierigkeiten auszumachen und da fängt es üblicherweise damit an, die Schlafhygiene mal zu betrachten.
Naturgemäß ist angelegt, Nachts zu schlafen und tagsüber aktiv zu sein, außer man wäre eher Nachtaktiv. So oder so ist es schwer gegen die jeweilige Veranlagung anzugehen. Es ist aber in der Welt überwiegend so, dass auf die subjektiven Schlafgewohnheiten selten Rücksicht genommen wird und auch nicht unbedingt genommen werden kann, weil ein Druck von außen besteht und was einem dann den Schlaf erschwert kann viele Ursachen haben.

Wenn eine belastende Situation oder ein belastendes Umfeld der Verursacher ist, helfen halt Medikamente bestenfalls nur um trotzdem schlafen zu können und ändern nichts am Verursacher. Und das gilt im Prinzip auch für Möglichkeiten sich „auszupowern“ um müde zu werden, die aber eher auch nur für ein Wohlbefinden sorgen würden, wenn man sie auch wirklich tätigen will. Es könnte somit natürlich auch sein, dass wenn man sich Druck macht, Sport zu machen und das überhaupt nicht zu einem passt, dadurch schon etwas gedanklich angestoßen wird, dass einen um den Schlaf bringen könnte, oder wenn ein Muskelkater vorhanden ist, man deswegen nicht schlafen kann.

Insomnie wird nach ICD meist als begleitende Erkrankung von anderen psychischen Erkrankungen klassifiziert oder es gibt eine neurologische Erklärung dafür.
Bei psychischen Erkrankungen ist es aber eben nicht ausgeschlossen, dass mit deren Behandlung und zunehmender Genesung sich auch der Schlaf in normale Bahnen begibt.

Da ist es oft die Frage nach dem Henne Ei Prinzip. Schlaf ich schlecht weil ich an Depression erkrankt bin oder bin ich depressiv, weil ich schlecht schlafe? Da mal anzusetzen, finde ich nicht verkehrt.

Ich war auch von Mitte November bis Mitte Januar wegen Schlaflosigkeit und Ängsten in einer psychosomatischen Klinik. Bei mir wurden einige schlafanstoßnde Medikamente ausprobiert, manches hat für ein paar Nächte gewirkt, dann wieder nicht. Eine Woche habe ich Quiviviq genommen, hat nicht so gut angeschlagen, wie erwartet, dann wurden 25mg Quetiapin dazu gegeben, dass Quiviviq wieder abgesetzt, laut Arzt ist es ja auch zu teuer, dadür das es eh nicht so gut wirke. Aber Risperidon zum Schlafen, davon habe ich noch nichts gehört, es ist ja kein leichtes Neuroleptikum.
Seitdem ich das Quetiapin, 25 mg (wieder) nehme klappt es relativ gut mit dem Schlafen. Vielleicht wäre es für dich auch eine Möglichkeit, es mal auszuprobieren? Ich habe jetzt aber auch eine entspanntere Grundhaltung, steigere mich nicht mehr so rein und habe abends meistens wieder eine Bettschwere, die ich vorher gar nicht mehr hatte, vor lauter Angst ... Der Druck, den man sich macht, Schlafen zu müssen, ist dabei das Kontraproduktivste überhaupt... Ich werde auch noch weiter an mir und meinen Ängsten arbeiten...
Ich kann dich verstehen, Schlafentzug ist grausam, und wer es noch nie erlebt hat, mehrere Nächte nicht zu schlafen und Angst vor der kommenden Nacht zu haben, kann sich das nur sehr schwer vorstellen. Alles gut und viel Erfolg in der Klinik, dass das sich mit dem Schlafen wieder einpendelt...

*Alles Gute meinte ich, nicht alles gut

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Dr. med. Andreas Schöpf
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