Unverzagt
Viele Eurer Beiträge helfen mir gerade durch eine schwere Zeit. Ich hatte bereits im Thread “Ohne Medikamente ist die Angst zu stark” etwas dazu geschrieben (ich kriege leider keine Verlinkung hin).
Kurz: Ich bin nach vielen guten Jahren wieder hier gelandet, weil mir der Medikamentenengpass (Fluoxetin) mir eine gute Gelegenheit erschien, es ohne zu probieren.
Ich hatte das Fluoxetin mit Ende 30 nach einer langen schmerzhaften Reise als Möglichkeit gesehen, ein normales Leben zu führen. Z. B. war es bei meiner Mutter so. Sie machte mir den Vorschlag, da es in unserer Familie eine Vielzahl an psychischen Erkrankungen gibt.
Die erbliche Vorbelastung als eventueller Teil des Problems waren mir bis dahin gar nicht klar. Ich wusste nicht, was ich noch machen sollte. Ich hatte alles durch und war so müde.
Jedenfalls: ich fühlte mich zum ersten Mal im Leben ganz. Ab da ging es bergauf. Ich konnte meinen Phobien wieder besser begegnen. Ich hatte zwar bereits eine Verhaltenstherapie gemacht, aber weg waren die Ängste nie. Hinzu kamen depressive Phasen. Ich funktionierte, aber alles war mühselig. Nicht schön.
Mit dem Medikament konnte ich durchatmen. Nach anfänglichen NW gab es keinerlei Probleme. Ich machte regelmäßig Blutuntersuchungen wegen der Leberwerte. Die Psychotherapie behielt ich zunächst bei. Bis mein Therapeut und ich beide sagen, das war‘s. Es ist alles fein.
Auf die Idee nach all den Jahren (ca. 14) abzusetzen, kam ich erstmals im Sommer. Nachdem AD in die Kritik geriet und die Serotonin-Theorie ins Wanken kam. Mein Arzt sagte, besser nicht. Aufgrund der erblichen Geschichte.
Jetzt als das Medikament schwer zu bekommen war, wollte ich es dann doch wissen. Es ging mir so gut, ich hatte keinerlei Bedenken.
Nun hänge ich hier. Es sind fast 2 Wochen um, in denen ich wieder Fluoxetin nehme. Nach einem viertel Jahr ausschleichen, und einem Monat ohne. Gem. Wirkstoff müsste sogar eigentlich immer noch was im Körper sein. Ich bin immer noch bestürzt, dass es mich so zerlegt hat. Alle alten Ängste waren wieder da. Und auch das Gefühl, alles ist sooo anstrengend. Ich habe mich noch eine zeitlang gequält, weil ich das als Absetzsymptome sehen wollte. Mein Arzt hielt dagegen. Ja, es könne sein, dass Absetztsymptome und Rückfälle verwechselt werden, aber wenn die Symptome genauso wieder da sind, wäre das leider nicht wahrscheinlich. Es war mir eigentlich auch schon egal, was es war. So hatte ich mich nie wieder fühlen wollen.
Danke fürs bis hierhin lesen. Es tut gut alles aufzuschreiben (ja hätte ich vielleicht auch in mein Tagebuch schreiben können, aber das ist nicht dasselbe.)
Ich hänge so durch jetzt und hoffe, dass ich es wieder hinkriege. Vielleicht ist hier jemand mit einer ähnlichen - oder ganz anderen Geschichte. Mir geht es nicht um Antidepressiva - ja oder nein? Sondern einfach um leben, mit einer Tasse Kaffee vor sich hinschauen und keine Angst zu haben. Wie geht es auch? Seid Ihr stabil? Oder seid Ihr auch schon mal zurück?
Ich will auf jeden Fall doch noch mal ein paar Gesprächsstunden nehmen. Auch zu gucken, was das jetzt war? Kann ich da was mitnehmen? Aber vielleicht habe ich auch alles kaputt gemacht. So fühlt es sich jetzt an. Als hätte ich zuviel gewollt. Es war doch alles gut.
Ach und eins noch: Jemand schrieb, dass man so selten positives hier lese, weil man meistens nicht mehr schreibt, wenn es einem wieder gut geht. Stimmt. Ich hatte jahrelang keine Gedanken an Therapien mehr verschwendet, alle Angstbücher weggegeben. So super war alles. Ich war gefestigt Und nun das. Wenn ich da wieder rauskomme, wird mir das eine Lehre sein. Ich hoffe, ich kann hier irgendwann als positives Beispiel wieder Mut machen.
Danke Euch.
10.02.2024 19:32 • • 22.02.2024 x 5 #1