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Aus einem anderen Thread, zwei Aspekte:

1.Langzeit-Effekte von Benzodiazepinen

Ein Mechanismus, der an Langzeit-Effekten (und möglicherweise dauerhaften Folgen) von Benzodiazepinen beteiligt sein könnte, ist eine Veränderung der Aktivität von Benzodiazepin-rezeptoren an GABA-Neuronen im Gehirn. Da bei chronischem Gebrauch diese Rezeptoren downreguliert, also weniger werden, kann sich eine Toleranz entwickeln.

Eine solche Downregulation ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf die permanente Anwesenheit von Benzodiazepinen, ein Versuch des Gehirns, das natürliche Gleichgewicht wieder herzustellen. Da Benzodiazepine die Aktivität an GABA-Neuronen verstärken, werden überzählige Rezeptoren nicht mehr benötigt und daher stillgelegt. Diese runterregulierten Rezeptoren werden in das neuronale Gewebe aufgenommen und einer Vielzahl an Änderungsprozessen unterworfen, welche auch eine Änderung der Genexpression beinhalten.

Wenn nach dem Entzug diese stillgelegten Rezeptoren nun langsam wieder aktiv werden, so könnten sie in veränderter Form wieder erscheinen. Vielleicht wären sie weniger effizient bei ihrer natürlichen Aufgabe, der Verstärkung von GABA, unserem körpereigenen Beruhigungs-Neurotransmitter. Das Resultat wäre, dass das Gehirn generell weniger für GABA empfänglich wäre. Die Folge: das Individuum bleibt mit einer erhöhten Erregbarkeit des ZNS und zunehmender Stressempfindlichkeit zurück. Molekularbiologen weisen daraufhin, dass Änderungen in der Genexpression nur langsam rückgängig zu machen sind, falls überhaupt.

Einige Menschen scheinen generell anfälliger für Angststörungen zu sein als andere. Bildgebende Verfahren des Gehirns und pharmakologische Studien haben gezeigt, dass Patienten mit generalisierten Angststörungen oder Panikerkrankungen eine niedrigere Dichte und Empfindlichkeit von GABA-Rezeptoren aufweisen, auch wenn sie niemals mit Benzodiazepinen behandelt worden sind. Das gilt ebenfalls für Patienten mit Tinnitus. Vielleicht sind es diese Patienten mit generell erniedrigter Rezeptorendichte, die besonders unter protrahierten Effekten oder dem Wiederauftreten von Entzugserscheinungen zu leiden haben.


Quelle: adfd.org

Wer noch mehr Details lesen will:
http://www.adfd.org/austausch/viewtopic ... 16t=11148

2. Wer Benzos DAUERHAFT nimmt muss wissen, dass sich die wichtigsten Rezeporten im Gehirn - nämlich GABA - zurückbilden ins Nervengewebe und damit ihre Funktion komplett einstellen und die Chemie ihre Funktion übernimmt. Setzt man Benzos nun ab, fehlen diese Rezeptoren natürlich, was das absolute Chaos für das Gehirn bedeutet und es in einen ständig überreizten Zustand hinterlässt. Was bedeutet, dass ü90% aller Benzos Abhängigen einen Entzug nicht schaffen (aushalten) und wieder rückfällig werden.Bis kurz vor 0 geht es mit einem Benzo mit langer HWZ meist recht schnell. Nach der 0 stellen sich nach 3-7 Tagen die übelsten Symptome ein, dass man wieder eindosieren muss.
Neuste Studien klären darüber auf, dass man nicht 100% weiß ob sich diese GABA Rezeptoren jemals wieder 100% selbst heilen können. Das ist leider die traurige Wahrheit.

Meine Frage: Lyrica wirkt ja nun nicht wie Benzos auf GABA- Rezeptoren, allerdings scheint es ähnliche Absetzproblematiken zu verursachen. Ich frage mich, ob unter Pregabalin/ Lyrica also auch kein umlernen möglich ist, und ob es auch dauerhaft schädigen kann. Mein Neurologe behauptet JA, mein Hausarzt hält sich heraus und der Prof. in Bonn meinte, wenn überhaupt, dann Gabapentin, aber das wirkt ja nicht so anxiolytisch

Freue mich über Meinungen, Infos, Ansichten.

04.11.2016 11:30 • 25.10.2018 x 1 #1


17 Antworten ↓


Hallo TiffyK, Lyrica ist ja relativ neu auf dem Markt und da wusste man am Anfang auch nicht, dass ähnlich den Benzos ein Abhängigkeitspotential vorhanden ist. Da der Wirkmechanismus von Lyrica und Benzo doch ähnlich ist, würde ich persönlich deinem Neurologen Glauben schenken. Aber: ich denke eher in abgeschwächter Form gegenüber dem Benzo. Warum? Eine kleine Anekdote:

Eine Freundin hatte jahrelang Schlafstörungen, gepaart mit Ängsten und nahm täglich eine Tavor 1mg zum Einschlafen. Sie ging dann zum einen Psychiater, weil sie über Pregabalin gelesen hatte. Dieser verschrieb ihr Pregabalin. Sie nahm zu Beginn das Tavor und das Pregabalin, liess dann das Tavor weg und dann später auch das Pregabalin. Die Schlafstörungen hatte sie immer noch, nur nicht mehr ganz so heftig.

Wir absolvierten dann zusammen einen MBSR Kurs, da nahm sie zu Beginn noch das Pregabalin. Ich war unter Benzo. Die Meditationslehrerin betonte auch immer wieder, man solle keine Benzo nehmen, erläuterte allerdings nicht die Gründe, so dass ich weiterhin bei den Benzo blieb und die Freundin bei Pregabalin. Resultat: der MBSR Kurs, resp. das tägliche Üben in Meditation und achtsamen Yoga schlug bei meiner Freundin so gut an, dass sie bis zum Herbst desselben Jahres (oder war es noch früher? Der Kurs begann im März, meine ich) alle Medikamente weglassen konnte. Ich hingegen nicht. Mir ging es nach wie vor besch...eiden, etwa 3 Monate etwas besser (reduzierte aber zeitgleich das Arbeitspensum) und ab August ging es bei mir wieder abwärts.

Ja, ich war weniger konsequent als sie, ich meditierte beispielsweise nicht am Morgen (da 1,5 h Arbeitsweg) sondern am Abend, als die Anspannung schon sehr gross war. Ich meditierte auch nicht immer jeden Tag, sondern 5mal die Woche (das war so erlaubt). Am Anfang dachte ich, ich habe wieder versagt, etwas falsch gemacht, usw. Heute denke ich, vielleicht lag es doch an dem Benzo. Beweise habe ich natürlich nicht, aber es könnte schon sein.

A


Lyrica - schädlich wie Benzos ?

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Hm ich war im Jahr 2001 stark anhängig von Tranxilium. Hatte arge Probleme mit dem absetzen. Extreme Angst ,starke Verwirrtheit und sehr ausgeprägte Derealisation-Symptome. Hätte ich den Entzug nicht in einer Klinik gemacht, hätte ich es nicht geschafft. Seit ca 2 1/2 Jahren nehme ich Lyrica. Es wurde langsam eingeschlichen. Bis ich irgendwann auf 300mg dosiert war. Ich ließ die Dosis ca 6 Monate so. Das Lyrica sollte ich gegen meine starken Angstgefühle nehmen und andererseits auch gegen körperliche Beschwerden, die ähnlich einer Polyneuropathie daher kamen.Außerdem sollte Lyrica mir bei meinen extremen Anspannungsgefühlen helfen. Bis auf die extreme Angespanntheit hat Lyrica bei den anderen Symptomen leider nichts gebracht. Außerdem habe ich keinen erheblichen Unterschied zwischen der Dosierung von 150mg oder 300mg verspürt. Habe dann von heute auf Morgen nur noch 150mg genommen. In einem anderen Forum habe ich gelesen, dass bei vielen auch nur kleinste Verringerungen der Dosis extreme Absetz bzw Entzugserscheinungen auslösen. Mir ging es vielleicht 2-3 Tage etwas schlechter. Ich weiß nicht wie es wäre wenn ich die 150mg jetzt auch noch weg lassen würde. Mehr Probleme mit dem Absetzen habe ich bei Quetiapin.

gruß Nebu

Tja, Pregabalin wurde wohl lange der Suchtfaktor abgeschprochen, was wohl auch der Aggressiven Marketingstrategie des Herstellers zu verdanken ist.
Das einige von einer schweren Entzugsproblematik betroffen sind und andere nicht, hat sicher mit vorbelasteten Hirnstrukturen zu tun. Sei es wegen vorheriger Benzoeinnahme oder anderen Psychotropen Substanzen oder Psychischen Problemen wie Traumata, die ja auch Physisch die Gehirnstruktur verändern.
Ich glaube dass alle Substanzen die am GABAergen System greifen, auch zu einer Veränderung der Rezeptordichte auf lange Sicht führen und der Entzug umso schlimmer ist je Vorgeschädigter man ist. Die hohe Toleranzentwicklung von Pregabalin deutet darauf hin.
Ich finde inzwischen (nach Monatelangem Gebrauch) von Pregabalin das Medikament ebenso räudig wie klassische Trizyklika. Der anfangs Angstlösende Effekt lässt nach und es bleiben die Kognitiven Defizite übrig. Mir hat das Zeug beim Absetzversuch zu meiner erste PA meines Lebens verholfen. Aber mein Stresssystem war schon vorher überlastet, daher kein Wunder. Lyrica ist wie trockenes Trinken.
Angst macht mir aber die Vorstellung, dass sich das System nie wieder erholen wird.
Tja, man weiss es nicht.

Lieben Gruss...

Zitat von Robinson:
Ich finde inzwischen (nach Monatelangem Gebrauch) von Pregabalin das Medikament ebenso räudig wie klassische Trizyklika


Haben TZA auch ein Abhängigkeitspotential? Oder wie meinst du das?

Nein, TZA haben kein Suchtpotential.
Ich meine: z.B. Doxepin setzt ja auch woanders am Gehirn an. Alles was Dopinerg und GABAerg wirkt, wirkt am Belohnungszentrum im Gehirn und da entsteht auch Suchtverhalten. Doxepin macht dich nur platt. Aber sowas von...
Lyrica kitzelt Euphorie hervor und Bspw. Tianeurex ist ein Opioid-Rezeptor-Agonist, wirkt auch Dopaminerg.

@TiffyK

Der Thread ist zwar schon älter habe ihn jetzt erst entdeckt. Fand ihn sehr interessant aber auch beunruhigend.


Wie sich unser Gehirn unter der regelmäßigen Einnahme von Benzodiazepinen und Z-Substanzen verhält/verändert gibt mir auch zu denken.

Manche berichten das ihr Schlaf nach Beendigung einer Langzeiteinnahme sich nie wieder wie früher anfühlte. Wieder andere hatten keine Probleme, wahrscheinlich auch deswegen weil Sie langsam abgesetzt haben.

Bezüglich der Downregulation der Gabarezeptoren und das zurückbilden ins Gewebe habe ich eine kurze Videodokumentation entdeckt, die gegenteiliges beschreibt.

Dort wird zwar vereinfacht nur von Schlafrezeptoren gesprochen die sich durch Schlafstörungen verringert haben aber nun die durch Schlafmittel besetzt werden und im Laufe der Schlafmitteleinnahme immer mehr Rezeptoren bilden und deswegen die Dosis aufgrund Toleranzentwicklung erhöht werden muss. Ich denke schon das es sich hierbei um die Gabarezeptoren handeln sollte.

Ca. Bei Minute 2:28


Auch der Hinweis das sich das Gehirn nach Absetzten der Substanzen regeneriert, weil es eben auch neuroplastisch ist. Also ein wenig Hoffnung besteht zum Glück schon.

Ist doch nichts neues, sondern gut bekannt. Allerdings habe ich adfd im Eingangspost gelesen und mir wird schlecht.

@kmart: Wie meinst du das? Was ist adfd?

adfd ist ein Forum, das ursprünglich dafür gedacht war, Menschen beim Absetzen von Medikamenten zu unterstützen. Leider hat es sich im Laufe der Jahre zu einem Absacker für Verschwörungstheoretiker entwickelt, die jedes Medikament aufs äußerste völlig undifferenziert verteufeln und dabei keine Diskussion zulassen.

Huch! Macht dann Bupropion auch abhängig? Wirkt ja auf Dopamin und Noradrenalin...

@kmart: Vielen Dank für die Antwort! Habe da gerade mal reingeschaut, teilweise sehr krasse Aussagen.

Ich finde ADFD inzwischen auch sehr Dogmatisch. Kommt mir vor wie eine Anti-Pillen Religion.
Wird alles noch schlimmer, wenn man sich nur noch aufs Absetzten fokussiert und jeden Pups auf das Medikament setzt.
Ich meine das ständige kreisen darum.

Die haben keine wirklichen Alternativen oder einen Plan B wenn nach Null immer noch Probleme da sind oder wiederauftreten. Dann hat man halt zu schnell abgesetzt. Aber noch langsameres Absetzen ist auch gleichzeitig weiterer Konsum. Diese teils minimalsten Dosisverringerungen sehe ich mittlerweile etwas übertrieben, denn es herrscht im Körper auf das mg genau, eh nie ein gleichbleibender Wirkspiegel. Der ist von viele Faktoren abhängig, Metabolisierung, Nahrungsaufnahme und Stoffwechselunterschiede wie z.b beim ruhen, schlafen, laufen, rennen, Arbeit etc.

Vor allem gefällt mir persönlich in dem angesprochenen Forum eines nicht, nämlich dass im ADFD-Forum so gut wie jedes Symptom dem Absetzen bzw. dem Psychomedikament zugeordnet wird. Ob es vielleicht eine andere körperliche Ursache hat, wie z. B. die Schilddrüse, die ja auch viele Beschwerden machen kann, wird ganz nach hinten geschoben bzw. kaum je berücksichtigt. Und dass es sich wieder um die Ursprungskrankheit handeln könnte, die sich im Absetzvorgang bemerkbar macht, wird gereizt gleich ganz nach hinten geschoben, wohl weil das die Ärzte - und die sind vorauslaufend generell pöse! - öfters behaupten.

Da besteht für mich ein blinder Fleck, und auch wenn ich den Verschwörungstheorien nicht zustimme, so finde ich es doch frustrierend, dort zu lesen.

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Sry, hab nur was getestet. Hat nichts mit den Inhalten dieses Thread zu tun. Bitte löschen.
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Ach so.

Falls die Frage oben noch aktuell ist, zu Bupropion im Beipackzettel gefunden:
Zitat:
Gleich verhält es sich beim Absetzen des Medikamentes. Die Dosis wird über Tage bis Wochen hinweg langsam reduziert (auch bekannt als das Ausschleichen). So sollen Absetzerscheinungen verhindert werden.
Das deutet darauf hin, dass eine ähnliche Gewöhnung wie bei Schlaf-Medis und Benzos eintritt.

Das Wort abhängig wird von Seiten der Ärzteschaft bei Antidepressiva vermieden, wohl deshalb, weil es kaum das Verlangen nach mehr (Craving) auslöst, und bis heute ja Abhängigkeit gekennzeichnet gesehen wird durch Kontrollverlust und ständiges nachlegen Wollen, dessen Ausbleiben dann die Entzugserscheinungen erzeugt.

Ich schätze, hier muss bald umgedacht werden. Abhängigkeit besteht ja schon, wenn man eben nicht einfach von jetzt auf gleich aufhören kann, egal womit.

A


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Dr. med. Andreas Schöpf
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