Hallo Leute! Vorsicht, der Text enthält einige Trigger für Leute mit Zukunftsängsten!
Ich habe mich einem neuen Arzt vorgestellt und er hat mir zu Escitalopram geraten.
Vorausgegangen waren verschiedene Versuche (auch Psychotherapie), meiner Angststörung
entgegen zu wirken. Ich leide schon seit der Kindheit unter großer Sorgenmacherei und
Angstzuständen im Umgang mit Menschen. Wegen totaler Phobie, mich vor größeren
Menschenmengen zu blamieren, habe ich u.a. mein Studium abbrechen müssen. Ich habe
daraufhin eine Selbständigkeit begonnen und mir eine gewisse Komfortzone eingerichtet,
durch die meine Ängste jedoch eher immer größer wurden. Mittlerweile bin ich
ziemlich isoliert und zwinge mich zu gewissen Aktionen mit Menschen, auch wenn es mir
keinen Spaß macht oder ich mich unwohl fühle. Familienfeiern sind so ein Beispiel. Ich bin
so ein bisschen das schwarze Schaf und habe mit 40 Jahren noch keine Beziehung zustande gebracht.
Der letzte Versuch mit einer Frau liegt schon über 5 Jahre zurück. Dabei sehe ich nicht
mal schlecht aus, aber meine Angststörung und insbesondere die Angst vor
unkontrollierbaren Veränderungen und durch von anderen Menschen mir zugefügtem Leid hemmen mich
natürlich sehr.
Das Problem hierbei ist, dass meine Bedenken ihre Berechtigung haben und ich sie
mir nicht einfach als Hirngespinste ausreden lassen kann.
Durch Recherchen, eigentlich gedacht, um meine generalisierte Angst zu
bändigen, habe ich in verschiedene Themenfelder der Soziologie und Psychologie hineingefunden.
Und diese Felder habe ich dann mit der aktuellen technischen Entwicklung (grob: Vernetzung) in
Verbindung gebracht. Beruflich habe ich nämlich viel mit EDV zu tun und weiß daher, wie es in der
Branche ungefähr aussieht. Es gibt mehrere Studien zu dem großen Thema Digitalisierung
und was sie mit den Menschen macht. Größtes Problem ist hier meiner Meinung nach das
grassierende Individualisierungsbestreben, was den Menschen von allen Seiten angeraten
und beworben wird. Durch permanentes Online-sein und die unüberschaubaren
Informationsquellen, bilden sich unterschiedlichste Interessenprofile bei den Nutzern heraus, die dann untereinander immer weniger zusammen passen. So verlieren langjährige gute Beziehungen ihren Draht zueinander und die gemeinsamen Themen nehmen ab. Diese Prozesse sind schon am Laufen, aber in ihren Auswirkungen noch nicht so deutlich sichtbar. Weiterhin wird immer mehr über Messenger kommuniziert, worunter die reale Beziehungskultur leidet. Oben drauf kommt noch die Industrierevolution, welche in spätestens 5 Jahren bereits ihre hässliche Fratze zeigen wird im Wegfall von Millionen Arbeitsplätzen. Es gibt schon einige Leute, die vor der Entwicklung warnen, aber die Bevölkerung ist größtenteils wie benebelt von den tollen Gimmicks, die die neue Technik so möglich macht. Dass wir uns mit jeder Alexa/Siri-Interaktion und dem Vorantreiben der virtuellen Welt tiefer in ein Schlamassel manövrieren, haben nur die Wenigsten begriffen.
Diese Erkenntnisse nähren dann bei mir auch Bedenken gegenüber Familie und Kindern: Meine größte Sorge hierbei wäre, wie ich ein Kind in diese Welt setzen soll, bei all den drohenden Gefahren, die vor uns liegen. Wenn ein heute geborerenes Kind in 5 Jahren zu begreifen beginnt, dass es von der Gesellschaft wohl nicht mehr so richtig gebraucht wird (im Sinne von Schaffenskraft, Arbeiten etc.) und sich damit abfinden soll, seinen Lebenssinn in Konsum und virtuellen Welten zu finden, kann ich die Depression schon vorhersagen. Außerdem muss man auch sehen, was mit der Gesellschaft ansich passieren kann, wenn fast die Hälfte nicht mehr zu arbeiten braucht. Das ist kein herrliches Szenario sondern kann ganz schlimm werden. Die Gesellschaft droht dann gänzlich zu zerfallen, weil die Schere zwischen arm und reich maximal auseinander klafft.
So, jetzt habe ich erstmal in Kurzform meine Sorgen beschrieben, damit ich nun zu der
eigentlichen Frage kommen kann.
Der Arzt sagte mir, dass mit dem Escitalopram beta meine Grübeleien generell weniger werden könnten. Er meinte, da ich schon seit der Kindheit damit zu tun habe, ist ein grundlegendes Neurotransmitter-Ungleichgewicht bei mir vorstellbar, was dieses SSRI in der Lage sein kann, zu beheben.
Was meint ihr? Meine Sorgen sind ja nicht aus der Luft gegriffen und auch meine Vorbehalte gegenüber Familiengründung haben ihre klaren Ursachen. Die kann ein Medikament ja nicht wegzaubern. Kann es trotzdem gelingen, dass ich etwas milder im Umgang mit diesen beängstigenden Perspektiven werde und es mir vielleicht ein Stück weit egal ist? Dass ich einfach mal wieder entspannen kann und mir diese Sorgen nicht mehr so zusetzen? Dass ich durch etwas Entlastung vielleicht sogar mal positive Aspekte in der ganzen Entwicklung finde, die mir jetzt gar nicht erscheinen?
Eure Einschätzung würde mich wirklich interessieren, danke euch!
Ich habe mich einem neuen Arzt vorgestellt und er hat mir zu Escitalopram geraten.
Vorausgegangen waren verschiedene Versuche (auch Psychotherapie), meiner Angststörung
entgegen zu wirken. Ich leide schon seit der Kindheit unter großer Sorgenmacherei und
Angstzuständen im Umgang mit Menschen. Wegen totaler Phobie, mich vor größeren
Menschenmengen zu blamieren, habe ich u.a. mein Studium abbrechen müssen. Ich habe
daraufhin eine Selbständigkeit begonnen und mir eine gewisse Komfortzone eingerichtet,
durch die meine Ängste jedoch eher immer größer wurden. Mittlerweile bin ich
ziemlich isoliert und zwinge mich zu gewissen Aktionen mit Menschen, auch wenn es mir
keinen Spaß macht oder ich mich unwohl fühle. Familienfeiern sind so ein Beispiel. Ich bin
so ein bisschen das schwarze Schaf und habe mit 40 Jahren noch keine Beziehung zustande gebracht.
Der letzte Versuch mit einer Frau liegt schon über 5 Jahre zurück. Dabei sehe ich nicht
mal schlecht aus, aber meine Angststörung und insbesondere die Angst vor
unkontrollierbaren Veränderungen und durch von anderen Menschen mir zugefügtem Leid hemmen mich
natürlich sehr.
Das Problem hierbei ist, dass meine Bedenken ihre Berechtigung haben und ich sie
mir nicht einfach als Hirngespinste ausreden lassen kann.
Durch Recherchen, eigentlich gedacht, um meine generalisierte Angst zu
bändigen, habe ich in verschiedene Themenfelder der Soziologie und Psychologie hineingefunden.
Und diese Felder habe ich dann mit der aktuellen technischen Entwicklung (grob: Vernetzung) in
Verbindung gebracht. Beruflich habe ich nämlich viel mit EDV zu tun und weiß daher, wie es in der
Branche ungefähr aussieht. Es gibt mehrere Studien zu dem großen Thema Digitalisierung
und was sie mit den Menschen macht. Größtes Problem ist hier meiner Meinung nach das
grassierende Individualisierungsbestreben, was den Menschen von allen Seiten angeraten
und beworben wird. Durch permanentes Online-sein und die unüberschaubaren
Informationsquellen, bilden sich unterschiedlichste Interessenprofile bei den Nutzern heraus, die dann untereinander immer weniger zusammen passen. So verlieren langjährige gute Beziehungen ihren Draht zueinander und die gemeinsamen Themen nehmen ab. Diese Prozesse sind schon am Laufen, aber in ihren Auswirkungen noch nicht so deutlich sichtbar. Weiterhin wird immer mehr über Messenger kommuniziert, worunter die reale Beziehungskultur leidet. Oben drauf kommt noch die Industrierevolution, welche in spätestens 5 Jahren bereits ihre hässliche Fratze zeigen wird im Wegfall von Millionen Arbeitsplätzen. Es gibt schon einige Leute, die vor der Entwicklung warnen, aber die Bevölkerung ist größtenteils wie benebelt von den tollen Gimmicks, die die neue Technik so möglich macht. Dass wir uns mit jeder Alexa/Siri-Interaktion und dem Vorantreiben der virtuellen Welt tiefer in ein Schlamassel manövrieren, haben nur die Wenigsten begriffen.
Diese Erkenntnisse nähren dann bei mir auch Bedenken gegenüber Familie und Kindern: Meine größte Sorge hierbei wäre, wie ich ein Kind in diese Welt setzen soll, bei all den drohenden Gefahren, die vor uns liegen. Wenn ein heute geborerenes Kind in 5 Jahren zu begreifen beginnt, dass es von der Gesellschaft wohl nicht mehr so richtig gebraucht wird (im Sinne von Schaffenskraft, Arbeiten etc.) und sich damit abfinden soll, seinen Lebenssinn in Konsum und virtuellen Welten zu finden, kann ich die Depression schon vorhersagen. Außerdem muss man auch sehen, was mit der Gesellschaft ansich passieren kann, wenn fast die Hälfte nicht mehr zu arbeiten braucht. Das ist kein herrliches Szenario sondern kann ganz schlimm werden. Die Gesellschaft droht dann gänzlich zu zerfallen, weil die Schere zwischen arm und reich maximal auseinander klafft.
So, jetzt habe ich erstmal in Kurzform meine Sorgen beschrieben, damit ich nun zu der
eigentlichen Frage kommen kann.
Der Arzt sagte mir, dass mit dem Escitalopram beta meine Grübeleien generell weniger werden könnten. Er meinte, da ich schon seit der Kindheit damit zu tun habe, ist ein grundlegendes Neurotransmitter-Ungleichgewicht bei mir vorstellbar, was dieses SSRI in der Lage sein kann, zu beheben.
Was meint ihr? Meine Sorgen sind ja nicht aus der Luft gegriffen und auch meine Vorbehalte gegenüber Familiengründung haben ihre klaren Ursachen. Die kann ein Medikament ja nicht wegzaubern. Kann es trotzdem gelingen, dass ich etwas milder im Umgang mit diesen beängstigenden Perspektiven werde und es mir vielleicht ein Stück weit egal ist? Dass ich einfach mal wieder entspannen kann und mir diese Sorgen nicht mehr so zusetzen? Dass ich durch etwas Entlastung vielleicht sogar mal positive Aspekte in der ganzen Entwicklung finde, die mir jetzt gar nicht erscheinen?
Eure Einschätzung würde mich wirklich interessieren, danke euch!
21.11.2017 19:07 • • 10.01.2018 #1
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