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Ich war sehr lange gegen Tabletten und habe sie im Endeffekt nehmen müssen. Ich hatte sehr sehr großen Respekt davor. Ich hatte Angst vor Kontrollverlust durch Tabletten.

Ich habe wegen Angststörung, sozialer Phobie und Depersonalisation seit dem Jugendalter (und dann akuten Panikattacken weshalb ich nicht mehr aus dem Haus gehen konnte, Angstzustände nachts mit der Angst sich etwas anzutun) zwei Jahre Sertralin genommen. Auch hatte ich eine Angststörung bezüglich dem Auto fahren (es war mir aber nicht bewusst, dass es eine Angststörung ist). Ich bin vor den Tabletten ca. 8 Jahre kein Auto mehr gefahren. Ich war trotz der Depersonalisation immer arbeiten und habe versucht mein Leben so normal wie möglich zu gestalten. Auch wenn ich nicht mehr wusste welcher Tag es war und ich durch einen dicken Vorhang schauen musste, ich bin gegangen. Bis die Panikattaken mich dann sehr gelähmt haben.

Nun habe ich es geschafft die Tabletten abzusetzen. Ich ging ca. 4 Jahre zur Psychotherapie welche ich mit der Zufuhr der Tabletten abbrach, einfach ein Bauchgefühl, da meine Therapeutin nicht wirklich für Tabletten war…
Bei der Hochdosierung hatte ich stärkere Angstzustände und auch meine Depersonalisierung war tagelang verstärkt. Mir ging es aber recht schnell besser, Panikattaken waren weg.

Ich nahm die Tabletten mit dem Ziel sie nicht länger als ein Jahr zu nehmen. Es wurden zwei Jahre daraus, aber das war auch in Ordnung. Ich habe meine Panikattacken durch die Tabletten schnell verloren und auch mein Gedankenkreisen und auch meine Träume wurden viel besser. Meine innere Unruhe wie auch meine soziale Phobie wurde besser, aber ich habe mir immer vor Augen gehalten dass es nicht durch die Tabletten weggehen wird, dass es kein Wundermittel ist, sondern mich nur unterstützt.
Ich habe an mir gearbeitet, autogenes Training gemacht täglich besonders wenn es mir nicht gut ging, an meinem Selbstbewusstsein gearbeitet - durch positive Gedanken- Vertrauen, positive Gefühle zu mir selbst, mich mit Menschen ausgetauscht- das Forum hier hat mir auch geholfen, ich habe versucht meine Mitte zu finden – lange war ich auf der Suche nach etwas was mir Spaß macht und ich habe tatsächlich etwas gefunden was mir Spaß macht- ich fahre seit einem Jahr erfolgreich Auto und das täglich. Meinen Nebenjob habe ich bewusst so ausgesucht- mit Menschenkontakt und Autofahren in unbekannte Städte, sodass ich Dinge die mir Angst machen mit etwas Schönem verbinden kann.

Wieso ich auf einmal wusste, dass ich absetzen kann:

Ich habe mich irgendwie vor den Tabletten geekelt- habe mir (aus)Gedacht sie beeinflussen meinen Körper (nicht die psyche) negativ – ich schade mir mehr damit – ich muss es ohne schaffen

Ich wollte wissen wie es ohne Tabletten ist- wollte mir es auch beweisen- natürlich hatte ich auch Respekt davor und auch Angst

Der Wille war da es ohne Tabletten zu schaffen

Ich wollte meinen Alltag nicht mehr nach den Tabletten richten… „Oh Gott schon 11 Uhr jetzt nehme ich sie eine Stunde zu spät was wird passieren usw. „

Ich wollte diese Gedanken nicht mehr--- was wäre jetzt wenn du die Tabletten nicht mehr hättest

Ich wollte endlich mal wieder frei sein

Ich war mir meinen Gedanken bewusster- denn negative Gedanken bewirken Angst + ich hatte mehr Kontrolle erlangt und weniger Angst vor Kontrollverlust

Ich habe akzeptiert, dass ich mehr aufgeregter bin wie andere Menschen, auch starke äußerliche Anzeichen habe und es trotzdem Wert bin meinen Mund aufzumachen

Akzeptanz meiner Krankheit und Psyche gegenüber

Auch mit den Tabletten hatte ich up and downs, dies hat mir gezeigt, dass ich selbst dafür verantwortlich bin wie es mir geht und nicht die Tablette- und ich trotzdem Tage hatte an denen ich mich verkrochen habe

Und jetzt ohne Tabletten: seit 4 Wochen….
Ich weine mehr bin viel sensibler – aber damit kann ich leben

Ich habe wieder viel mehr Gedanken aber ich versuche sie durch positive Gedanken zu ersetzen

Ich träume mehr von der Vergangenheit

Ich bin trotzdem (fast täglich wie auch mit Tabletten auf der Arbeit (weil stress, Menschen), nicht im Urlaub oder zuhause) in der Depersonalisation aber in kürzeren Abständen wie vor der Tabletteneinnahme also nur in zum Beispiel stressigen Situationen oder im Geschäft, wenn auch nicht so intensiv – ich kann vorausschauen und beeinflussen wann sie da sein wird (klar meine Gedanken) aber kann es nicht stoppen. Ich weiß aber auch genau wann sie nicht da sein wird…. Beeinflussen kann ich es dann aber doch nicht. Es sitzt tief in mir drin der Gedanke allein wie es sein wird löst es aus oder lässt es eben nicht aufkommen. Ich weiß nicht ob sie jemals weggehen wird, aber ich kann besser damit umgehen und ich konnte viele schöne Wochen! ohne Depersonalisation erleben, bin sehr dankbar darüber und hoffe und bin auch überzeugt davon das es jetzt positiv bleiben wird.

Es ist nicht alles gut und toll ich habe trotzdem Zweifel aber ich habe wieder mehr Hoffnung und Stärke etwas zu verändern !

21.09.2016 19:32 • 22.09.2016 x 1 #1


9 Antworten ↓


Mich hat sertralin sehr euphorisch,sehr unruhig und sehr getrieben gemacht und gegen die Angst war es sehr mittelmäßig. Jetzt Escitalopram und meine Angst ist oft weg. Allerdings deutlich weniger Antrieb.

Ich werde die Tabletten nehmen, solange ich sie brauche. Dass sie schädlich sind ist mir nicht bekannt

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Endlich ohne Tabletten - so habe ich es geschafft

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@Ilovechocolate
Wie lange hast du denn schon abgesetzt? Die Entzugssymptome können ja auch noch Monate nach dem Absetzen einsetzen.

Freut mich für dich. Ich hab Citalopram glaub ich 4-5 Jahre genommen. Erster Versuch funktionierte nicht, 2. Versuch funktionierte unbewusst. Hab die Dinger immer mal wieder vergessen zu nehmen.

Sollte ich aus irgendeinem Grund wieder abtriften, würde ich nicht zögern, sofort wieder damit zu beginnen.

Bin auch noch in Therapie. 4 mal Im Jahr ne halbe Stunde. Naja, Therapie ist das nicht mehr, mehr ein Besuch, damit ich gelevelt bleibe.

Wünsch dir alles Gute, und ein schönes Leben.

@Kern12

seit 4 Wochen, ja ist ja auch in Ordnung ich sage nicht das jetzt alles besser wird oder ist, aber immerhin habe ich es geschafft =)

Für mich spielt es keine Rolle, ob ich die Pillen nehme oder nicht, wichtig ist, ob es mir gut geht

Zitat von Ilovechocolate:
ehr bin viel

Du hattest es auch in deinem Beitrag geschrieben, sorry, hatte ich überlesen.
Ich sage auch nicht, dass mit Medikamenten alles besser wird. Wird es idR auch nicht.

Glückwunsch!

Danke =)

Besser wird es nicht unbedingt aber bei mir hat es sich ins positive verändert und ich kann daran anknüpfen

Hallo @Ilovechocolate

In Gedanken bin ich bei Menschen wie dir, die etwas bewegt haben in ihrem eigenen Interesse, sich positiv bemühen ihr Leben in den Griff zu bekommen, arbeiten gehen und durchhalten auch wenn es manchmal sehr sehr schmerzt und verdammt viel Angst mit sich führt. Du hast meine Hochachtung und meine Gratulation zum Sieg über dein negatives ich.

@minos

Ich danke dir für deine herzigen Worte!

A


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Dr. med. Andreas Schöpf
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