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Hi, hab Diazepam 10 mg verschrieben bekommen, weil ich zuletzt ein (gutes) Vorstellungsgespräch abgesagt habe früh morgens, weil ich die ganze Nacht nicht geschlafen habe und Panik geschoben hatte und am Morgen dann zu zerstört und aufgewühlt war. In Zukunft will ich in so einem Fall einen Notfallplan haben. Dass es süchtig macht, weiß ich. Ich möchte es nur in akuten Ausnahmesituationen verwenden. Habe aber paar Fragen:

1. die Halbwertszeit ist sehr lange von Diazepam. Bedeutet das auch, dass die Wirkung lange andauert? Weiß jemand wie lange ich konkret mit einer angstlösenden Wirkung rechnen kann?

2. der Hausarzt meinte ich solle 10 mg am Abend nehmen und dann würde es für ein frühen Termin noch angstlösend wirken. Falls der Termin aber bspw um 15 Uhr wäre, solle ich 2 Stunden vorher 5 mg nehmen. Kommt das mit der Dosierung so hin? Oder ist die Wirkung so lange wirksam, dass ich um 23 Uhr einnehmend auch um 15 Uhr am folgenden Tag noch angstlösende Effekte habe?

vielleicht kann mir jemand helfen

30.10.2022 23:39 • 03.11.2022 #1


17 Antworten ↓


Ja, da hat der Hausarzt recht. Nur solltest Du mit gerade Diazepam vorsichtig sein - es nicht langfristig einnehmen. Es hat halt die längste Halbwertzeit aller Benzos und könnte noch einmal wichtig werden, falls Du einen Entzug von einem kürzer wirkenden Benzo machen musst. Ich persönlich käme bei Alprazolam oder Bromazepam an.
Und ja: als lebenslang Angstkranker mit locker 20 verschiedenen SSRI oder SNRI ohne Wirkung, plädiere ich für den Einsatz von Pregabalin oder Benzodiazepinen. Wichtig bei Langzeiteinnahme ist nur die Disziplin: die Maximaldosis nie steigern. DAS führt in eine Spirale.
Zum Diazepam: 10mg am Abend für Anfänger und 5mg am folgenden Nachmittag: das ist schon eine steile Dosis und wird wirken. Meine 3mg Alprazolam über den Tag verteilt entsprechen 20mg Dazepam, und ich habe netto 20 -25 Jahre meines Lebens Benzodiazepine eingenommen. Wenn Du also frisch eingespiegelt bist, dann wirst Du völlig entspannt sein. Ich würde die 10mg um 21.00h nehmen und ggfs. die 5mg gegen Mittag.
Wenn es geht, setz es hinterher ab. Sprich mit einem 2ten Psychiater. Wie gesagt: Aus meiner Sicht haben Benzos einen Platz, aber langfristig nur bei schwer chronisch Angstkranken.
Achso: Benzos langfristig situativ zu nehmen, ist suchtgefährdender als sie dauerhaft in konstanter Dosis zu nehmen.

A


Diazepam Dosierung und allgemeine Fragen

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@BlackStealth Hallo(:
Ich kann dir nur dringend davon abraten die zu nehmen. Diazepam hat mich 3 Lebensjahre gekostet.
Und es waren auch nur 10mg.

LG

Eine Therapie, Entspannungsübungen, Skills helfen langfristig besser. Auch ein gut verträgliches Antidepressiva.

Diazepan ist keine Alternative.

@Konsoler0 Ich würde das nicht so verallgemeinern. Diazepam ist sicherlich das potenteste Benzo und spigelt sich schnell hoch. Ich andererseits hätte ohne Benzodiazepine kein Leben. Ich weiß, dass das nicht der Lehrmeinung entspricht, aber ich kann sagen: ich bekomme das aus guten Gründen auf Kassenrezept. Es ist also immer Abwägungssache. Aber in der Tat: Anfänger sollten es nicht dauerhaft nehmen, wenn sie irgendeine andere Alternative habe. Und das müssen die behandelnden Ärzte ausloten - eben SSRI, Trizyklische, Monoaminasehemmer - wenn davon irgendwas greift dann ist es ja super.

@Grace_99 Sorry, das kommt auf die Schwere der Erkrankung an. Abe Du hast insofern Recht, als dass in Bewährunsgsituationen Benzodiazepine nur tageweise gegeben wedren sollten.

Zitat von Xanaxdu:
@Grace_99 Sorry, das kommt auf die Schwere der Erkrankung an. Abe Du hast insofern Recht, als dass in Bewährunsgsituationen Benzodiazepine nur ...

Benzos sollten nur als Bedarf gegeben werden.

Ich mag nicht über Ausnahmen diskutieren, da ich nicht davon ausgehe das der TE die Ausnahme ist.

Daher bleibe ich bei meiner Meinung, wie du bei deiner.

@Grace_99 Der TE ist nicht die Ausnahme, agreed.

Hey, danke für die Antworten. Ich habe ja bereits gesagt: ich will es nur bei Bedarf in Ausnahmesituationen nehmen. Bspw. vor einem wichtigen Vorstellungsgespräch, bei dem das Risiko besteht, dass ich die ganze Nacht nicht schlafe und nicht hingehe. Wenn ich die Möglichkeit habe aus „wichtige Karrierechance verpassen“ vs „1x im Jahr 1x 10 mg Diazepam nehmen“ entscheide ich mich lieber für zweiteres. Oder ist man sofort abhängig? Ich hab gelesen nur wenn man es öfter als „bei Bedarf“ nimmt und auch noch die Dosis steigert. Das habe ich in keinster weise vor.

@Xanaxdu
Du meintest 10 mg ist ne steile Dosis. Meinst du als jemand, der das noch nie genommen hat, dass einem 5 mg auch reichen würden zum Schlafen und am nächsten Morgen noch angstfrei sein? Hat man überhaupt noch einen angstlösenden Effekt nach dem Aufwachen?

@BlackStealth 1x im Jahr macht sicher keine körperliche Abhängigkeit, höchstens eine schleichende (seelische) Gewöhnung - das heißt, Du verlernst, Drucksituationen ohne Medikamente auszuhalten. Was die Wirkung angeht: Beim Erstnutzer hat eine Diazepam 10 eine sehr angenehme Anflutung und (wie ich mich erinnere) auch einen lang anhaltenden beruhigenden Effekt. Wie wäre es denn mit Diazepam 5 zur Nacht und Diazepam 5 vor dem Gespräch? Bisschen ist auch das Gewicht ein Faktor: wiegst Du 70 Kilo, dann sind 10mg was anderes als bei 120 Kilo (Hier geht es ums Verteilvolumen). Frauen brauchen weniger als Männer.. Wenn Du wenig trinkst, ist die Wirkung stärker als wenn Du regelmäßig trinkst (Die Rezeptoren für Alk. und Benzodiazepine sind dieselben). Aber mit 5 + 5 für so ein Gespräch, mir kommt das eigentlich als guter Kompromiss vor. Gegen 10 + 5 (wie von Deinem Arzt vorgeschlagen) spricht aber bei langen Einnahmepausen zwischendurch (1x im Jahr) auch nichts. Solltest höchstens mit dem Autofahren aufpassen. Und ja, ich finde 15mg in weniger als 24h schon eine recht hohe Dosierung für Personen, die keine Benzogewöhnung haben.

Bin tatsächlich 1,76 männlich und 76 Kilo. Okay, danke für die Info. Ich glaub ich würde es dann tatsächlich mit 5 mg zur Nacht probieren. Nehmen wir mal an dass Gespräch ist in Szenario A um 09:00 Uhr. Bräuchte ich deiner Meinung nach dann überhaupt vorher noch Mal 5 mg oder ist der angstlösende Effekte womöglich morgens noch da? Szenario B mit 15 Uhr Termin wäre dann ja definitiv 5 mg zur Nacht, 5 vorm Termin, richtig?

@BlackStealth Vielleicht einfach in Dich reinhorchen. Du kannst ja zum Termin fahren am Morgen OHNE erneute Einnahme, und wenn Du dann das Gefühl hast, in der Bahn z.B. oder vor dem Gebäude: die Angst kommt hoch, dann nimm doch nochmal 2,5mg oder eben auch 5mg. Halbe Stunde vorher eingenommen, wird das resorbiert. Wasserfläschchen mitnehmen und kurzfristig gucken. Und wenn die Angst schon vor dem Losfahren da ist, dann weißt Du ja, was Du tun musst. Nur eben: Vorsicht mit dem Straßenverkehr.

Danke dir! Auto fahren würde ich eh lassen an dem Tag, hab schon gelesen, dass man das nicht soll wie gesagt danke noch mal für die ganze Auskunft!

Ehrlich gesagt verstehe ich nicht warum dir gerade Diazepam verschieben wurde.

Es hat eine lange HWZ, aber das alleine sagt nicht über die tatsächliche Wirkzeit aus.

An deiner Stelle würde ich:

a. Das Diazepam vorher testen (Wie viel du wirklich brauchst). Ich würde an deiner Stelle nicht zum erste mal Diazepam am Ereignis Tag. Diazepam ist ein s.g. Breitspur Benzo und wirkt dementsprechend sehr breitflächig. Nicht das du am Abend Diazepam nimmst und am zweiten Tag komplett neben der Spur oder zu enhemmt ins Gespräch gehst. Weil falsche Dosis, unpassende Wirkung, etc.
b. Ggf. Nochmal mit dem Arzt sprechen und versuchen ein potenterer Benzo mit eine kürzere HWZ zu bekommen. Wenn nur Ängste, Panikattacken dann eher Alprazolam. Wenn noch Stress, somatische Schmerzen, Unruhe dazukommen, dann eher Lorazepam.

@Dom78 Ich verstehe Deine Gedankengänge nur zu gut, habe aber die Verschreibung des Arztes nicht offen angezweifelt, um den TE nicht noch zusätzlich zu verunsichern. In der Tat kannst Du ja auf jedes Benzo paradox reagieren oder anders: jeder verstoffwechselt die auf seine oder ihre Weise. Um NW zu vermindern, hatte ich ja 5mg am Abend statt 10,g vorgeschlagen. Zur paradoxen Reaktion: ich z.B. werde durch Midazolam/Dormicum agitiert, das war bei einer Magenspiegelung ganz fatal, da die Ärztin eine weitere Ampulle nachschießen ließ und die paradoxe Wirkung dann noch verstärkt wurde. Das war so traumatisierend, dass ich seit 20 Jahren keine Gastro mehr habe machen lassen. Wie auch immer: Das Diazepam macht aus meiner Sicht maximal dizzy (deshalb habe ich ja für 10mg in 24h plädiert), meines Wissens aber keine Ausfälle. An dem Punkt wäre ich mir beim Alprazolam weniger sicher, weil das ja eher zu anterograden Amnesien führen kann ( die ich gottlob nie hatte). Mein Wissensstand ist, dass Diazepam eher bei Langzeiteinnahme dann durch die lange HWZ zu Hangovers führt, was beim TE ja zumindest aus seiner Schilderung nicht zu erwarten ist.

Zitat von Xanaxdu:
@Dom78 Ich verstehe Deine Gedankengänge nur zu gut, habe aber die Verschreibung des Arztes nicht offen angezweifelt, um den TE nicht noch ...

Ich finde es erstmal gut, dass der Thread erstellen sich erstmal „schlau“ macht und nicht „Blind vertraut“. Du hast Ihm mMn. viele gute Tipps gegeben und ja meine (offene) Meinung kann zusätzlich verunsichern. Finde ich aber nicht schlecht bzw. Verkehrt. Beim „Benzodiazepine“ kann Verunsicherung, Misstrauen einem von mehr Unheil bewahren

Auf jeden Fall, bitte das Diazepam vorher testen um bei Gespräch die richtige Dosis und die Wirkung zu kennen. Und bitte (wie bereits empfohlen) mit eine Niedrige Dosis anfangen.

Und am Allerbesten! (Und ich weiß, dass ist leicht gesagt) am besten die Büchse der Pandora überhaupt nicht eröffnen. Sprich keine Benzodiazepine nehmen. Zumindest solange wie alle andere Möglichkeiten nicht ausgeschöpft wurden! Nicht mal „bei Bedarf“. Meine Meinung und Rat.

Ich weiß nicht, was du bereits ausprobiert hast und wie extrem deine Angst ausgeprägt ist.

Falls du es noch nicht ausprobiert hast, könntest du mal Promethazin/Atosil am besten als Tropfen versuchen. Diese beruhigen langsam und sollen bei Bedarf eingenommen nicht abhängig machen. Mit Tropfen kann man das ganze dann auch individueller dosieren als mit Tabletten.

Ich hatte zeitweise wegen meiner starken Nadelphobie, wo Tavor nicht passend gewirkt hat, Atosil genommen. 40 Tropfen vor dem Schlafengehen und vor dem Termin nochmal 20 Tropfen. Manchmal auch mehr oder weniger, je nach Angstzustand. Das hat mir besser geholfen als vorher die Tavor-Versuche.
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@Dom78 Ich gebe Dir völlig Recht. Bei Bedarf erfordert Disziplin, und wer Angstkranken Benzos verschreibt, ohne vorher die ganze Palette anderer Medikamente auszuprobieren, der macht was falsch. Es gibt allerdings Fälle, in denen auch dauerhaft Benzos gegeben werden müssen, dann allerdings muss die Dosis konstant bleiben. Ich habe selbst in der Klinik Leute gesehen, die sich auf 10 oder mehr Tabletten Bromazepam 6mg per diem hochdosiert hatten, und dafür mussten sie in der Beschaffung schon halbkriminell werden. Das Suchtpotenzial ist extrem hoch, und ich selbst gelte als Dauernutzer auf stabilem Level als low level dependent - also auf therapeutischen Level abhängig. Um es abzusetzen, müsste ich monatelang langsam mit Diazepam ausspiegeln. Ein Psychiater hat mir mal einen kalten Entzug aufgezwungen, zu Hause, ich habe in einem Monat 20 Kilo abgenommen, das war ein Horrortrip. Also, wer nicht stur bei der Dauerdosis bleiben kann oder Bedarf wirklich auf wenige Male im Jahr beschränkt, wer ganz schnell jeden 2ten Tag Bedarf sieht, der oder die hat ein Problem. Dennoch hat der Arzt des TE nichts wirklich falsch gemacht, wenn er dem TE vertraut, dass daraus kein Dauergebrauch wird.
Bei Angsterkrankungen soll ja erst einmal den Leitlinien gefolgt werden, und ich meine, das beginnt mit Escitalopram, steigert sich über Sertralin oder Venlafaxin, Moclobemid kann eine Rolle spielen, Trizyklische oder auch Opipramol, dann als gut wirksames Mittel Pregabalin (Lyrica), wobei das leider auch in der Höchstdosis irgendwann wirkungslos wird. Jedenfalls ist da einiges, was man bei Dauerangst erst versuchen kann und sollte. Atosil fand ich persönlich zu stark dämpfend, aber das wird wie mit den Benzodiazepinen sein, jeder verstoffwechselt anders und hat andere NW.

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Dr. med. Andreas Schöpf
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