Ich hatte heute wieder mal einen Videocall, der für mich nur schwer zu ertragen war. Inhaltlich erfolgreich, hat mich dennoch der Stress gepackt. Mein Blutdruck, das konnte ich spüren - ich kenne es sehr gut, da es beinahe täglich auftritt - muss riesig hoch gestiegen sein. Danach, und auch das habe ich vorhergesehen, hatte ich blutrote Augen. Dann habe ich entschieden, ausnahmsweise eine Betablocker-Tablette zu nehmen, Bisoprolol 2,5mg. Im Verlauf des Tages fiel mir auf, wie gesund und glücklich ich mich fühlte, klar im Kopf und ohne Angst beim Autofahren (normalerweise auch ein Stressauslöser für mich).
Ich finde es einfach unglaublich, welche psychischen Implikationen dieses Blutdruckmedikament auf mich hat. Es macht zuversichtlich, lichtet den Nebel im Kopf und ich fühle mich super fit, wenn ich fünf Stockwerke hochrenne und am Ende kein bisschen Herzklopfen spüre. Ohne Betablocker fühle ich mich nach dem Treppensteigen wie kurz vorm Umfallen, unfassbar aufgewühlt mit pochendem Herzen. Das ist zwar gar nicht das Thema hier, aber passt zu meiner Erfahrung, dass Bisoprolol mich gut fühlen lässt. Wäre es ein Medikament, dass keinen Gewöhnungseffekt mit sich brächte, würde ich es stetig nehmen. Habt ihr Erfahrungen mit Betablockern gegen Stress und Angst und kennt ihr diese Blutdruckattacken? Bei mir ist es so langsam so weit, dass mir der Blutdruck ansteigt bei entsprechenden Situationen, ohne dass ich überhaupt akute Angst verspüre. Kennt ihr herzkreislaufberuhigende Medikamente, die nicht so gravierende Auswirkungen wie Betablocker haben?
Und abschließend: psychotherapeutisch irgendwelche Psycho-Ursachen für die Blutdruckreaktion ausgraben, werde ich nicht machen. Ich weiß, es ist neuronal gelerntes Verhalten und lässt sich nur durch häufige gegensätzliche Ruhemomente/erfahrungen ersetzen.
Liebe Grüße
Provence
27.11.2020 20:37 • • 10.12.2023 #1