App im Playstore
Pfeil rechts
21

Hallo @Venlafaxi, Du bist nicht alleine. Ich hab bisher einmal versucht, Venlafaxin abzusetzen. Hier meine Geschichte, wie ich sie Mitte Februar geschrieben habe:
„Jedenafalls hab ich vor einem guten halben Jahr begonnen, Venlafaxin auszuschleichen, jeweils ca, 6 Wochen um 37,5 mg reduziert, bis ich vor drei Monaten ganz aufgehört habe. Ebenso habe ich eine Diät gemacht und ziemlich viel Kilos verloren (von 103,5 auf 85kg) mit Sport und lowcarb. Nachdem ich jetzt ein paar Tage mit Grippe im Bett gelegen bin, habe ich auch noch beschlossen, mit dem Rauchen aufzuhören. Und dann kamen die Zustände von vor über 12 Jahren wieder: Panik, Angst vor der Angst, innere Unruhe. Jetzt bin ich wieder dabei Venlafaxin einzuschleichen, was nach 6 Tagen überhaupt nicht schön ist. Ich muss mir jeden 2.Tag mit 1mg Tavor behelfen, weil ich es sonst nicht schaffe. Und dann ständig diese Zweifel, ob man es überhaupt schafft….“
Ich habe es geschafft, nehme jetzt wieder 150mg Venlafaxin und bin völlig beschwerdefrei. Nur die Schlafstörungen sind wieder stärker: maximal 2 Stunden am Stück, eher kürzer, kein Tiefschlaf usw. Aber ABADA („Alles besser als die Angst!“) Deshalb bin ich wieder bei diesem AD gelandet.

Zitat von Venlafaxi:
@Pauline333 Liebe Pauline, hab Dank für Deine Worte. Mein Problem ist, dass ich keine Ärzte kenne, die sich wirklich mit mir beschäftigen....ich ...


Kann ich nachvollziehen, aber da kann man was machen. Du könntest dir fürs Einschleichen etwas zur Beruhigung zusätzlich verschreiben lassen. Im Idealfall hilft schon Promethazin.
Du musst deine Wünsche ganz klar äußern: du willst weg vom Venlafaxin und ob das über den Umweg SSRI möglich ist. Fürs Einschleichen und Umstellen könntest du zur Not auch in eine Klinikem gehen. Wichtig wäre ja bei deinem langen Leidensweg, dass dir nun schnell und effizient geholfen werden kann. Dafür wünsche ich dir alles Gute, du schaffst das!

A


Absetzsyndrom Venlafaxin, eine unendliche Geschichte

x 3


Zitat von Venlafaxi:
Mir geht's so unglaublich schlecht, müde, aber total unruhig, antriebslos, panisch. Wellen von Hitze und innerlichem Zittern.


Wo ich das jetzt lese und dein Alter daneben lege: wie sieht es denn mit ggf hornoneller Unterstützung bei dir aus? Deine Symptome habe ich auch ganz oft im Zusammenhang mit den Wechseljahren bzw der Menopause gelesen. Das würde ich zumindest mal mit einer Ärztin, die Pro bzw zumindest nicht anti HET ist besprechen und prüfen.

@Venlafaxi Vielleicht hilft es Dir, wenn ich nochmal die essentiellen Erkenntnisse meines Absetzweges beschreibe - das wird jetzt etwas länger. Wen es nicht interessiert - bitte überspringen

Meine Quitessenz aus der ganzen Misere - und jetzt wirst Du wahrscheinlich genervt aufstöhnen - ist, dass es tatsächlich zum großen Teil am persönlichen Mindset liegt, wie Du durch das Absetzen durchkommst. Ich wollte das während dessen auch nicht glauben und habe mich mit Händen und Füßen gegen diese Erkenntnis gewehrt. Aber mein Therapeut war da wesentlich weiser wie ich und ihm ist es auch zu verdanken, dass ich es da durch geschafft habe. Aber mal von Anfang an:

Ich war auf Mirtazapint, 22,5 mg. Meine Psychiaterin war von der Fraktion Ihr Gehirn wird lebenslang die Botenstoffe brauchen. Diese Sichtweise war mir von Anfang an befremdlich. Mittlerweile wankt die Serotonin-Mangelhyothese ja gewaltig. Für mich war es eigentlich immer logisch, dass, wenn ich mit einem Medikament in den Gehirnstoffwechsel einschleiche, es starke Nebenwirkungen sowohl gibt, wenn ich etwas hinzfüge, als auch wenn ich etwas weglasse. Aber während die Symptome beim Einschleichen ganz normal sind und von jedem Psychiater auch thematisiert werden, soll es beim Ausschleichen solche Symptome nicht geben. Das leuchtete mir nie wirklich ein. Außerdem merkte ich sehr schnell, dass ich von dem Medikament zwar unglaublich zunahm, es bei mir aber keine Wirkung zeigte. Nicht mal die berühmte schlafanstoßende Wirkung gab es bei mir.

Ich hatte zwei Absetzversuche, die gescheitert sind. Das erste Mal hatte ich zu schnell reduziert. Das zweite Mal habe ich die Absetzsymptome schon unterbewusst erwartet und gefürchtet - und prompt traten sie dann auch ein. Am Schlimmsten war für mich dieses Gefühl, dass es nie wieder gut wird und dass ich es nie schaffe, die Dinger komplett abzusetzen - ich habe das Gefühl Vernichtungsgefühl genannt.

Ich mache ja eine Körperpsychotherapie und hatte vorher schon zusammen mit meinem Therapeuten verschiedene Wahrnehmungs-, Atem- und Energieübungen trainiert. Als ich es dann zum dritten Mal probiert habe, hat mein Therapeut mit mir erst einmal ganz gezielt Energieübungen trainiert, die das vegetative Nervensystem beruhigen und mir damit gezeigt, dass ich durchaus in der Lage bin, auf die Absetzsymptome einzuwirken und sie abzumildern. In aktuen Absetzphasen hat er mich immer mal zwischendurch mit einem Termin eingeschoben, weil diese Übungen zum damaligen Zeitpunkt mit ihm zusammen besser klappten und nachhaltiger waren, als wenn ich sie allein machte. Zu dem Zeitpunkt war es so, dass ich nach einem Absetzschritt erst einmal ein paar Tage nichts merkte, bevor es nach ca. einer Woche losging. Das dauerte dann ein paar Tage, und dann ging es wieder. Dann bin ich mind. 4 Wochen auf der neuen Dosis geblieben, bevor ich weiter reduzierte.

Der nächste Arbeitsschritt meines Therapeuten war, mich mental auf das Absetzen einzustellen. Ich regte mich jedes Mal fürchterlich auf, wenn ich von der Psyiatrin kam und sie mich wieder als bekloppt hinstellt, weil das, was ich da erlebte, ja gar nicht sein könne und ich das Medikament doch einfach lebenslang nehmen sollte. Ein Medikament, dass keine Wirkung bei mir hatte! Hier im Forum kommt immer der Rat: Auf jeden Fall mit dem Arzt absprechen! Niemals im Alleingang absetzen! Was aber, wenn man beim Arzt komplett gegen Wände rennt? Wenn man weiß, das das Medikament nicht der Weg ist? Dann steht man im Regen. Als ich dann das Buch von Peter Ansari entdeckt hatte, hat mein Therapeut es auch gelesen. Und mich anschließend darin bestärkt, auf mein Bauchgefühl zu hören und meinen eigenen Weg und meinen eigenen Umgang mit dem Reduzieren zu suchen.

Er machte mir klar, dass ich dem Medikament eine viel zu große Macht über mich einräume. Und dass ich mit dem Gedanken: Morgen reduziere ich wieder, und dann geht es mir nächste Woche wieder schlecht! mir eine todsichere, selbsterfüllende Prophezeiung baue. Er sagte: Sie, und nur sie entscheiden, wie es weitergeht. Wenn Sie mit dem nächsten Schritt warten wollen, machen Sie das. Wenn sie ihn vorziehen wollen, machen sie das. Wenn Sie nach dem Reduzieren merken, dass es diesmal nicht so gut geht, dosieren sie wieder ein Stück auf. Wenn Sie irgendwann merken, dass Sie das Medikament weiter nehmen wollen, dann machen Sie das. Und wenn Sie dann irgendwann nochmal die Entscheidung treffen, zu reduzieren, dann machen Sie das. Aber ziehen Sie es auch durch, wenn Sie eine Entscheidung getroffen haben. Stehen Sie dazu. Lassen Sie sich von niemandem da rein reden. Und bringen Sie den Kritiker in Ihrem Kopf zu schweigen und sagen Sie ihm immer wieder, dass Sie sich für diesem Weg entschieden haben, und dass Sie diesen Weg weitergehen.

Und so sind wir Schritt für Schitt gemeinsam da durch gegangen. Absetzschritt, Auffangen der körperlichen Symptome, Stabilisierung, mentale Einstimmung auf den nächsten Schritt. Und was soll ich Dir sagen - bei den letzten Absetzschritten hatte ich so gut wie keine Absetzsymptome mehr. Nachdem ich in die Selbstwirksamkeit gekommen bin und dem Medikament die Macht über mich entzogen habe.

Das Medikament ist gewissermaßen ein Spiegel des Umgangs mit unserer psychischen Erkrankung. So wie wir die Sichtweise auf das Medikament ändern, so ändern wir auch die Sichtweise auf unsere Erkrankung.

Allerdings muss ich auch noch erwähnen, dass ich dann nochmal in eine sehr schwierige Phase gerutscht bin, nachdem ich das AD komplett abgesetzt hatte. Dann brach sich der innere Kritiker Bahn, dem ich sowieso nie was Recht machen kann. Die Stimme im Kopf, dass ich es ohne Medikament nicht schaffe, wurde immer lauter. So laut, dass ich irgenwann davon überzeugt war, dass sie Recht hat. Ich war schon kurz davor, mir wieder ein Rezept zu holen. Doch mein Therapeut schaffte es auch hier, mich zu überzeugen, dass nicht das fehlende Medikament die körperlichen Symptome erzeugte, sondern ich selbst, durch die permanenten, erschöpfenden Diskussionen mit meinem inneren Kritiker. Wir konzentrierten uns dann einige Wochen darauf, den Kritker leiser zu drehen (zum Schweigen bringen kann man ihn leider nicht), bis ich die Tatsache, dass ich sehr gut ohne Medikament leben kann, wirklich und wahrhaftig akteptiert und verinnerlicht hatte.

Ich hoffe, dass Dir vielleicht der ein oder andere Gedanke von mir weiterhilft.

@Kruemel_68 Ich danke dir sehr für deine Zeilen und sie bringen mich wirklich weiter.

Mir ist bewusst wie viel Erwartungsangst bewirken kann. Nachdem ich aber über einen so langen Zeitraum ausgeschlichen hatte und wochenlang mit der Null-Linie völlig symptomfrei war, war ich sicher, es diesmal geschafft zu haben. Dann urplötzlich unbeschreibliche Symptome, der Körper spielte verrückt, dann der Kopf. Nicht andersherum.

Also schleiche ch es wieder ein, das Vertrauen in mich ist in solch akuten Phasen einfach weg und mir fehlt leider eine gute Unterstützung, die mich ermutigt.

Ich habe die Woche eben Telefontermin mit Dr. Ansari und hoffe vielleicht mit seiner Hilfe nochmal Kraft zu bekommen, es wieder einmal anzugehen, wenn jetzt erstmal Zeit verstrichen ist und mein Körper wieder entspannt.

Ich fand den untenstehenden Artikel interessant. Ach, ich finde viele Artikel interessant, die hinterfragen. Ich habe das selbst einfach zu wenig in den vielen vergangenen Jahren.

Schau mal unter springmedizin.de. Da gibt ess einen guten Artikel über
Erwartungseffekte beim Absetzen von Antidepressiva.

Ich verstehe sehr gut wie es dir geht

Ich schleiche Venlafaxin seit 3 Jahren aus. Von 87,5 bin ich jetzt auf 60 mg ! Alle 10 Tage 0,3 mg weniger. Und sogar diese 0,3 mg merke ich noch (Schwindel, Brainzaps)
Auch ich wurde von Ärzten ausgelacht. Zuletzt habe ich aber einen Paychiater gehabt, der auch meinte Venlafaxin sei besonders schlimm beim Absetzen.

@miheda Von meinen bisherigen Ärzten bekam ich zu hören, ich könnte es innerhalb 2 Wochen ausschleichen. Grmpf. Und ich hielt mehrere Monate für lange, wie ich ausgeschlichen hatte. Aber der nächste Versuch wird auch noch langsamer, Die ähnlich. Ich drücke Dir die Daumen, dass Du es weiter schaffst.

Zitat von Venlafaxi:
Von meinen bisherigen Ärzten bekam ich zu hören, ich könnte es innerhalb 2 Wochen ausschleichen

sowas kann auch nur von Ärzten kommen, die nur die Theorie kennen
Einfach mal den Patienten zuhören und auch ernst nehmen, was sie sagen

@Venlafaxi
Ich kann Dich nur zu gut verstehen!
Ich habe nach 10 Jahren Duloxetin innerhalb von knapp drei Wochen auf Null gefahren.
Zeitgleich zwar Citalopram eingeschlichen aber das bringt mir gegen den Entzug gar nichts.
Ich nenne es bewusst Entzug und nicht Absetzsymptome, denn genau das ist es!
Acht Wochen bin ich mittlerweile auf null und die Attacken im Kopf werden zum Glück etwas weniger aber die psychischen Symptome die ich so vorher nie hatte, sind kaum auszuhalten.
Ich stehe jeden Morgen mit so einem schlimmen depressiven Gefühl im Körper auf, Ängste die so sinnlos sind auf die mein Körper aber trotzdem anspringt, null Stressresistent…Geräusche, Gespräche, alles was einen minimal fordert, geht mit den schlimmsten Symptomen einher!
Dies alles sind Symtome die ich nicht kenne, besonders das Depressive, das war ich vorher nie!
Ich bin aber gewillt, nach acht Wochen nicht mehr mit Duloxetin anzufangen und hoffe einfach darauf das der Spuk bald ein Ende hat!

mir geht es genauso wie Noel...10 jahre dulox, schwere absetzsymptome. kaum deckelung durch escitalopram. und ja, ärzte glauben mir auch nicht - ich war drei monate stationär. nix half.

Hallo in die Runde
und ein Dank an Venlafaxi für die Eröffnung dieses Themas!
Kurz zu meiner Geschichte: Ich habe mit Panikattacken und Ängsten seit ca 20 Jahren zu tun. Habe 2 VT absolviert und 2017 ein sechswöchiger Aufenthalt in der Schön Klinik Bad Bramstedt. Im Januar 2013 bekam ich von meiner Psychiaterin Venlafaxin verschrieben, weil nichts mehr ging, ich bin ein Jahr zuvor Mutter geworden und lief ein Jahr mit schlafentzug und Panik durch die Gegend. Das Venlafaxin war meine Rettung damals, also nahm ich es weiterhin durch. 2017 versuchte ich einen vorsichtigen Ausschleich, der gelang mir allerdings nicht und daraufhin kam ich in die Klinik. Die Zeit dort war wunderbar und hat mir sehr viel gebracht. Ab da war ich durchgehend stabil, also 5 Jahre am Stück.
Auch möchte eigentlich nicht mein ganzes Leben lang AD nehmen müssen also dachte ich erneut ich versuche sehr langsam und auch nach Rücksprache mit meiner Psychiaterin auszuschleichen. Ich nahm mir dafür ein halbes Jahr Zeit und es gelang sehr gut, meine Dosis war immer 150mg und ich reduzierte immer alle 4-6 Wochen um die berühmten 37,5mg. Ich kenne die berühmten Absetzerscheinungen und guckte was passiert. Ein paar Brain zaps und Schwindel hatte ich manchmal, mehr nicht. Kurzum es gelang mir und ab dem 10.04.23 war ich vollkommen Medikamentenfrei. Nach kurzer Zeit meldete sich immer mal ein ungutes ängstliches Gefühl und ich steuerte sofort dagegen und suchte mir zusätzlich eine Therapeutin. Da ich wusste, dass mir VT nichts bringt und meine Probleme aus dem frühkindlichen Bereich stammen, kam ich zu einer Traumatherapeutin. Die Methode gefiel mir sehr und zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl da nimmt mich jemand ernst. Es ging ein bisschen bergauf bis Anfang diesen Jahres und dann fing es an bergab zu gehen. Ich gelangte immer tiefer in meine eigene Vergangenheit und alle meine Symptome verschlimmerten sich.
Sicher, hatte ich doch schon viel gelernt und auch Trauma integriert, aber ab einem bestimmten Punkt ging es nicht mehr weiter. Ich hatte 24/7 Panikattacken und Todesängste.
Letzten Montag habe ich dann wieder angefangen das Venlafaxin zu nehmen, bin jetzt bei Tag 8, nehme täglich 37,5 mg und dosiere morgen hoch auf 75mg. Die NW sind wirklich abartig, habe das erste mal in meinem Leben mit Tavor gegensteuern müssen, weil ich dachte ich flippe aus. Mein ganzer Körper somatisiert, gut das tut er schon eine ganze Weile aber so schlimm wie jetzt in der Einschleichphase war es vorher nicht.
Die Traumatherapie will ich gerne weitermachen, nur eben stabiler.
Hat noch jemand von euch Erfahrung mit Traumatherapie, wenn ja welche?

@Türknopf
es kann passieren, dass nach dem zügigen Absetzen, einer langen AD-Pause und der Wiedereinnahme eine Unverträglichkeit bzw. paradoxe Rkt entsteht

schau mal unter psyab.net Thema Wiedereindosierung

A


x 4






Dr. med. Andreas Schöpf
App im Playstore