Ich habe mir in letzter Zeit viele Gedanken gemacht und auch viele Aussagen von euch, gehen mir dann doch immer wieder durch den Kopf. Trotzdem habe ich das Bedürfnis, das eine oder andere hier nochmal nieder zu schreiben. Ich kann verstehen, dass viele von euch geschrieben haben, dass Sie mich nur hinhalten will oder ihre Sicherheit bei ihrem Mann nicht aufgeben kann. Ich würde wahrscheinlich jedem anderen hier auch nichts anderes schreiben, wenn ich sowas lesen würde. Für viele sieht es auch so aus, als würde ich immer noch die rosarote Brille aufhaben und auch wenn das für euch eher nicht so aussieht, kann ich euch versichern, dass es nicht so ist. Zum einen, habe ich in meiner Vergangenheit schon mehr als genug miterlebt und zum anderen haben wir auf Grund der Situation auch schon schlechte Tage hinter uns. Das alles tut unseren Gefühlen aber keinen Abbruch.
Was sie angeht, kann ich nur sagen, dass Vieles mit ihrer eigenen Vergangenheit zusammenhängt. Sie hat mit jungen Jahren ihren geliebten Vater an Krebs verloren, da war sie 4 oder 5. Ihre Mutter war alles andere als eine Mutter für sie. In den ersten Jahren wurde sie nur bei Familie und Freunden zwischen geparkt, was alles andere als angenehm für sie war. Sogar das Wort Misshandlung ist da schon gefallen. Sie hat sich auch erst sehr spät dazu entscheiden ein Kind in die Welt zu setzen, mit 38. Der Kleine war grade 15 Monate alt, als wir wieder Kontakt aufgenommen hatten, was sich daraus entwickelt hat, konnten wir beide nicht mal ahnen. Die Beziehung zu ihrem Mann tat dann ihr übriges. Zum einen war er immer nur auf Nachtschicht, zum anderen veränderte sich sein Verhalten ihr gegenüber. Es war einfach mehr Distanz da, seitdem der Kleine auf der Welt war. Für sie war immer schon klar, dass sie das, was sie erlebt hatte, nie für Ihren Sohn haben wollte. Auch wenn das vielleicht für den einen oder anderen sehr weit hergeholt klingt, steckt da sehr viel mehr dahinter. Zudem weiß man, dass sich Mütter, die schon etwas älter sind, auch etwas mehr Gedanken machen.
Natürlich ist das immer noch kein Grund, dass sie das solange hinauszögert oder schiebt, aber man muss eben auch akzeptieren, dass es Menschen gibt, die eine Entscheidung nicht leichtfertig treffen wollen oder eben können. Sie ist ein Familienmensch, wahrscheinlich grade auch deswegen, weil sie nie so wirklich eine Familie hatte und das bis heute. Natürlich kann ich auch verstehen, dass ihr mir nur helfen wollte oder Ratschläge geben wollt, aber ich schreibe ja hier auch nicht rein, wenn es mir gut geht, sondern versuche mir Rat oder Ideen zu holen, wenn es mir eben nicht so gut geht. Ich kann einfach nur betonen, dass es schon etwas sehr Besonderes ist zwischen uns, denn wenn das Alles nicht so wäre, hätte ich diese Beziehung auch schon längst beendet, genau wie Sie. Es ist nun mal einfach sehr schwer zu verstehen, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Auch dessen sind wir uns bewusst. Wir sind beide Realisten und auch zum Teil sehr Selbstkritisch, reflektieren auch sehr viel, von daher glaube ich schon, dass wir nach über 3 1/2 Jahren, schon einen sehr klaren und gesunden Blick auf diese Situation werfen können. In 2 Wochen steht der Start unserer Zukunft an und im Gegensatz zu früher, habe ich diesmal nicht das Gefühl, dass es wieder scheitern könnte. Aber ich werde euch natürlich gerne ein Update geben.
08.05.2020 08:06 •
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