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Hallo liebe Mitglieder,

durch meinen Beitrag hoffe ich auf Input, eure Gedanken und Meinungen sowie eventuell Jemanden, der diese Verwirrung kennt und vielleicht auch dessen Ursache oder Bekämpfung.

Zu meiner Vorgeschichte: Ich leide seit über 10 Jahren an Depressionen, evtl. Dysthymie und einer Angststörung, bzw. vielen Angststörungen. Seit über 4 Jahren an einer Panikstörung. Ich bin bereits seit 4 Jahren in Therapie, war bereits für fast 14 Wochen in einer Psychosomatischen Klinik und bin recht vertraut mit meinem Krankheitsbild. In meiner Kindheit durchlitt ich ein Entwicklungstrauma sowie Missbrauch.


Meine aktuelle Problematik ist riesig, trotzdem würde ich gerne ein bestimmtes Thema ansprechen, für das ich einfach keine Lösung finde.


Im Dezember letzten Jahres, kurz vor dem Ende meiner Ausbildung hat sich mein Krankheitsbild bzgl. meiner Panik/Angst und Depression erheblich verschlechtert. Ich habe mich mit meiner damaligen Therapeutin und meiner Hausärztin dazu entschieden, in eine Klinik zu gehen, weil halt eben nichts mehr ging. Mir ging es unglaublich schlecht, ich war extrem hoffnungslos und fühlte nichts Gutes mehr. Zu dem Zeitpunkt war ich in einer Partnerschaft, wir waren fast 4 Jahre zusammen. In der Klinik habe ich viele tolle Menschen kennengelernt, gute Freunde die zu besten Freunden wurden. Ich war extrem labil, bemerkte schon meine Problematik bzgl. Nähe zu anderen Männern. Mir fiel es schwer Grenzen zu setzen oder überhaupt wahrzunehmen, dass ich Grenzen habe. Mit einem dieser Männer habe ich sehr viel Zeit verbracht, habe mich gut mit ihm verstanden, mich sicher gefühlt. Ich wusste nicht was ich fühle. Schon länger nicht mehr und war mir sehr unsicher in allem. Ich konnte keine Grenze setzen und bin weiter gegangen als ich es hätte machen dürfen, während ich in einer Partnerschaft war. Diesem jungen Mann war es egal, dass ich einen Freund hatte. Er hat sich wohl in mich verliebt. Ich habe dies damals in der Klinik und auch in meiner jetzigen Therapie oft thematisiert, schon viel Input bekommen aber ich kann mir mein Verhalten zu dem Zeitpunkt trotzdem absolut nicht erklären. Ich habe mich sehr hingezogen zu ihm gefühlt, ihm aber nie geküsst oder sonstiges. Es war auch nie einfach mit ihm, später wurde ihm Borderline diagnostiziert und ich durfte schon während dem Aufenthalt die Wutausbrüche miterleben, die mich oft sehr niedergeschmettert haben.

Wir haben schon während dem Aufenthalt oft den Kontakt abgebrochen, konnten aber irgendwie beide nicht loslassen und haben es immer wieder probiert, nur freundschaftlich, weil ich mehr nicht wollte, weil ich meinen Freund behalten wollte und ihn lieben wollte. Ich wollte niemand anderes lieben. Irgendwann kam ich zu dem Punkt und habe mich gefragt, ob ich überhaupt lieben kann. Und diese Frage stelle ich mir immernoch. Kurz vor der Entlassung hat dieser Junge mich geküsst, als ich unaufmerksam auf einer Couch lag und meine Augen zu hatte. Ich war extrem überfordert, wusste nicht was ich tun soll. Ich habe es meinem Freund gesagt, als ich nach Hause gekommen bin, habe viele geweint. Er hat gesagt, dass es nicht meine schuld ist, wollte diesen andern Jungen gerne schlagen. Doch das wollte ich absolut nicht. Mit dem anderen Jungen hatte ich riesigen Streit, er hat mich beleidigt, wir haben den Kontakt abgebrochen, ich habe ihn überall blockiert und mein Facebook deaktiviert. Die Zeit in der Klinik war sehr intensiv und ich war schon sehr innig mit dem anderen Jungen, wir haben oft zusammen auf der Couch gesessen und uns umarmt. Die körperliche Anziehung war sehr hoch. Und ich verstehe bis heute nicht, wieso ich es nicht einfach dabei belassen konnte, dass der Kontakt beendet wurde. Mir ging es sehr sehr schlecht und ich war, wie ich später herausfand, sehr lange sehr viel derealisiert. Ich fühlte meistens nichts und dann alles aufeinmal. 2 Tage nach dem Kontaktabbruch habe ich mein Facebook kurz aktiviert und innerhalb von 2 Minuten hat er mich geschrieben. Und ich habe geantwortet. Er hat sich entschuldigt und was weiß ich alles. Ich wollte einfach meinen Freund und ihn in meinem Leben behalten, aber eben nicht als Liebesdings sondern als besten Freund oder irgend einen Freund. Aber das ging nicht und ich habe schnell gemerkt, dass ich nicht beides haben kann. Wir haben uns nochmal getroffen, mein Freund wusste davon, er fand es okay und hat es akzeptiert. So wie er alles akzeptiert und toleriert hat was ich getan habe, weil er mir einfach vertraut und mich geliebt hat. Am Ende kam es durch eine Lüge des anderen Jungen so, dass er bei mir geschlafen hat. Auch davon wusste mein Freund. Ich hatte ihm versichert, dass nichts passieren wird. Weil ich das wirklich dachte. Im Laufe der Nacht haben wir uns geküsst, mehrmals. Ich fand es nichtmal sonderlich wundervoll, nur habe ich wohl endlich nachgegeben, weil ich mich nicht abgrenzen konnte bin ich volle Kanne in mein persönliches Glashaus gelaufen, vollgepackt mit einer Bombe aus Steinen - Die leider erst am nächsten Tag explodiert ist, weil ich absolut nicht realisiert habe, was passiert ist. Erst als ich dann alleine war. Ich habe meinem Freund geschrieben das wir uns bestenfalls an einem recht neutralen Ort treffen, weil ich mir sicher bin, dass er dann nicht mehr bei mir sein will. Ich hatte kein Sex mit dem anderen Jungen, wollte ihm aber das mit dem Kuss erzählen. Ich habe nicht darüber nachgedacht ob ich es sage oder nicht sage, weil es für mich klar war und ich meinen Freund nicht anlügen wollte. Ich war schon genug Betrügerin. Bis wir uns getroffen haben habe ich durchgehend geweint, auch währenddessen. Wir sind beide zusammengebrochen, er hat mir gesagt, dass er mir das nicht verzeihen kann, auch wenn er mich liebt und hat mich verlassen.

Wir haben uns seitdem nicht mehr getroffen und geredet. Wir haben geschrieben, er hat seine Sachen geholt, weil er quasi bei mir gewohnt hat, hat mich ein letztes Mal in den Arm genommen und ist dann gegangen.

Ich weiß wie sehr ich ihn zerstört habe. Dass ich alles kaputt gemacht habe, auch mich selbst.

Aber auch danach war ich nicht fähig mich abzugrenzen, habe mich weiterhin mit dem anderen Jungen getroffen und tue es immer noch. Ich weiß nicht ob ich liebe oder was ich fühle. Manchmal sind da so Momente, an denen ich es recht klar sagen kann, aber diese Momente gehen genauso schnell vorbei, wie sie gekommen sind. Er weiß das. Und es ist schwer für jeden, aber ich kann es nicht ändern. Ich weiß nicht was ich will und finde keine Klarheit. Ich habe die Trennung noch nicht verarbeitet, kann meinen Ex-Freund nicht loslassen, halte daran fest. Weine oft, fühle viel, derealisiere und bin neutral. Manchmal find ich es okay so wie es ist. Manchmal will ich unbedingt zurück, obwohl ich sogar weiß, dass das nicht geht. Meinem Ex geht es mittlerweile recht gut. Er hat mir gesagt, dass er glücklich ist, ein anderes glücklich-sein als mit mir, aber glücklich.

Vor fast 3 Wochen bin ich in meine eigene Wohnung gezogen, erstmals. Ich bin seit einer Woche erkrankt und deshalb nicht arbeiten, habe viel Zeit alleine und zum nachdenken. Obwohl auch der andere Junge oft bei mir ist. Seit 2 Tagen bin ich erst richtig alleine. Es fällt mir schon schwer, ich denke zu viel. Grüble. Andererseits finde ich es auch okay alleine zu sein und denke, dass es vielleicht gut ist, damit ich nachdenken kann. Wenn er mich jedoch fragen würde, ob er kommen könne, würde ich nicht nein sagen, weil er sich schnell abgewiesen fühlt und dann schei. wird und ich ihm nicht wehtun will. Sein Borderline hat er manchmal recht gut im Griff, dann funktioniert es auch gut. Ansonsten streiten wir sehr viel, es ist sehr sehr intensiv. Mit meinem Ex-Freund habe ich nie gestritten, wir waren immer zusammen und hatte lediglich im ersten halben Jahr Auseinandersetzungen (von meiner Seite aus) ansonsten waren wir komplett harmonisch und ruhig.

Ich habe versucht, recht detailliert zu beschreiben, was vorgefallen ist. Es war sehr schwer, das alles zu schreiben, obwohl ich es so oft absichtlich immer wieder aufwühle, damit ich den Schmerz fühle, weil ich es einfach verdient habe. Ich fühle mich schuldig, was ich auch bin. Ich gehe kaputt an dem was ich getan habe. Und ich hasse mich dafür, konnte mich nie wirklich leiden aber ich verachte mich. Und ich verstehe jeden, der es ebenfalls tut.

Ich habe ein bisschen Angst vor euren Reaktionen. Sogar riesige Angst, aber ich bin trotzdem froh, falls irgendjemand antwortet.

20.11.2018 16:16 • 13.12.2018 #1


2 Antworten ↓


Zitat von animositas:
schon viel Input bekommen aber ich kann mir mein Verhalten zu dem Zeitpunkt trotzdem absolut nicht erklären.

Damit stehst du nicht alleine da.
Ein stationärer Rahmen ist auch ein geschützter Rahmen in dem dir für eine gewisse Zeit die Verantwortung abgenommen wird, deine Alltagslast abgenommen wird, Fachpersonal 24h um dich hast, dir das warme Essen vorgesetzt wird etc. Das ist wie ein Kokon, eine Schutzblase.
Es ist jeder aus dem selben Grund dort. Jedere hat seine Probleme, es findet untereinander ein Austausch statt, man fühlt sich angenommen und verstanden wo außerhalb der Klinikmauern oft viel Gegenwind kommt. Da ist es dann auch um ein vielfaches leichter sich Verbündete zu suchen oder irgendein Techtelmechtel einzugehen.

Alles in Allem denke ich, dass dein Therapeut zu dieser Thematik mit Sicherheit die beste Ansprechperson ist. Wenn du schon so viel Input von ihm bekommen hast, wie du schreibst, dann solltest du das auch annehmen. Dieses Schuldgefühl das kann dir niemand abnehmen. Ich kann beide Seiten verstehen. Anstelle von deinem Ex hätte ich nicht anders gehandelt da dieser Vertrauensvorschuss den er dir gab ausgenutzt wurde und ich kann dich verstehen, wenn es dir sehr schlecht geht, dass du bei der Bekanntschaft vllt nochmal eine andere Art von Verständnis erfährst.
Was ich allerdings nicht verstehe, ist, dass man eine Partnerschaft die seit 4 Jahren andauert so leichtfertig wegwirft. Da kann es ja für dich gefühlsmäßig auch schon länger nicht mehr gepasst haben, zudem ist mir unklar warum du diese Bekanntschaft zu einer Übernachtung einlädtst aber genau weißt, dass du dich nicht abgrenzen kannst. Du triffst dich weiter mit ihm aber weißt nicht was du empfindest. Ich finde, aus meiner Perspektive, dass du mehr Eigenverantwortung für dich übernehmen musst und das hieße für mich in der Konsequenz diese Männerkontakte abzubrechen und das du dich verstärkt mit deiner Psyche auseinander setzt und lernst, deine Grenzen wahrzunehmen. Du brauchst erst einen tragfähigen Rahmen und darauf etwas aufbauen zu können.

Ich glaube, du fühlst dich mit dem Anderen Jungen einfach verbunden, weil er auch Probleme und Bedürfnisse hat wie du. Das ist normal.




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