ich weiss gar nicht, wie und wo ich beginnen soll. Ich versuche es, mir einfach mal von der Seele zu schreiben.
Ich, weiblich, 47, war 24 Jahre lang mit meinem Partner (50) zusammen. Nun hat mein Partner sich vor 2 Monaten von mir getrennt, zumindest einmal als Paar. Wir leben noch unter einem Dach zusammen, da derzeit eine richtige Trennung mit allem drum und dran, Umzug, zwei getrennter Wohnungen usw., zum einen nicht leisten können, zum anderen sind wir gemeinsam selbstständig, was wir auch beide nicht aufgeben möchten.
Sein Problem mit mir, ist u.a., dass ich keine eigenen Hobbys, Freunde oder Bekannte habe, und meine Familie (nur noch mein Bruder und meine Mutter) sehr weit weg leben. Vor 24 Jahren lernten mein Partner und ich uns kennen, uns trennten 720 km. Da keiner damals so alles aufgeben wollte, sind wir in der Mitte der Entfernung damals zusammengezogen. Da wir aber beide nicht glücklich waren, zog ich schließlich und endlich in seine Heimat. Über die Jahre hinweg wurden seine und gemeinsame Bekannte und Freunde auch mein einziges soziales Umfeld, aber die meiste Zeit, bis vielleicht auf die Arbeit als Angestellte damals, verbrachten wir zusammen. Wir haben sehr viele Gemeinsamkeiten, nahezu in jeder Richtung gibt es nichts an unterschiedlichen Interessen.
In der ersten Hälfte unserer gemeinsamen Zeit fand er das auch super, jeder beneidete ihn darum, eine Frau zu haben, die alles an Interessen teilt, sei es noch so spleenig. Mit der Zeit wurde er aber immer unzufriedener damit, und wünschte sich mehr Freiraum und Freiheit. Wir sprachen auch über das Thema, dass ich mir ja doch auch einmal eigene Hobbys und Freunde suchen könne. Aber nie mit einer solchen Vehemenz, dass ich das dauerhaft in meinen Gedanken behielt, da ich mich zum einen damit auch schwer tat, ein Hobby zu finden, mit dem er nichts zu tun hat, und Freunde findet man in dem Alter nun auch nicht mehr in der Sandkiste und an jeder Ecke.
Dazu muss ich sagen, dass ich auch recht sozial inkompetent und introvertiert bin, einfach auf Menschen zugehen, und den ersten Schritt machen, das bin ich nicht.
Die letzten 3-4 Jahre steigerte sich sein Drang nach Freiraum so sehr, dass er mir vorwarf, ihm die Luft zum atmen zu nehmen. Allerdings war ich stets tolerant, und immer verständnisvoll, wenn er was alleine machen wollte. Ich habe ihn dabei immer unterstützt, und ihm nie Steine in den Weg gelegt. Dennoch hat er mich trotzdem gefragt, ob ich nicht mitkommen möchte, da er, wie er sagt, immer Mitleid mit mir hatte, dann alleine zuhause zu bleiben.
Das störte mich aber nicht wirklich, da ich gut und gerne zuhause bin, ich bin kein Mensch, der ständig Leute um sich rum haben muss. Aber das konnte er immer nur schwer glauben.
Natürlich kam es immer häufiger zu Streit, wenn man 24/7 zusammenhängt, und keine eigenen Erlebnisse mehr hat. Er sagt immer: man muss sich auf zuhause oder auf den Partner freuen, das kann man aber nur, wenn er nicht dabei ist. Und man hat auch keine Gespräche mehr miteinander, wenn man bei einem Glas Wein einmal zusammen sitzt, da man keine Erlebnisse hat, die man austauschen kann.
Ich kann seine Gedanken natürlich nachvollziehen. Jetzt kam es vor ein paar Monaten jedoch auch soweit, dass er eine andere Frau kennengelernt hat, mit der er mittlerweile sehr viel Zeit verbringt. Es ist ein Verhältnis, dass ich nur sehr schwer verarbeiten kann. Ich kenne sie auch, sie ist eine nette Person, die ich auch immer mochte. Nur hat er, wie er oder sie beide sagen, sich eine beste Freundschaft daraus entwickelt, da sie sich als seelenverwandt bezeichnen. Sie betonen, es sei lediglich auf platonischer Ebene, sie betonen aber ebenso das noch, da sie der Auffassung sind, dass keiner nie sagen kann, das wäre auch gelogen, bzw. falsch, etwas, das in der Zukunft möglich sein könnte, als unmöglich zu bezeichnen. Da sie sehr viel reden, und ich gegenseitig selbst reflektieren, kam es dazu, dass mein Partner sich von mir trennte, da er keine Partnergefühle für mich mehr habe, und er seinen Freiraum brauche. Nun lebt er dies, indem er 95% seiner Zeit mit ihr verbringt. Sie schicken sich von morgens nach dem Aufstehen, bis zum Schlafengehen Sprachnachrichten, wenn sie sich nicht sehen, ansonsten treffen sie sich zum Grillen, Quatschen, Spazierengehen. Er sagt, er fühlt sich glücklich damit und sie sind dabei, wie ich finde, recht egoistisch, weil sie mich damit einfach im Regen stehen lassen, da sie an sich selbst denken müssten.
Ich versuche, mit dieser Situation klar zu kommen, jedoch hat es mir erstmal den Boden unter den Füßen weggerissen, da mein Partner - wie soll ich sagen - vorher zu 100% mir gehörte, jetzt aber zu 95% seiner besten Freundin.
Wie ich schon schrieb, versuche ich damit klar zu kommen, aber es geht mir innerlich nicht gut dabei, da sie eine Frau ist, und natürlich immer latent der Hintergedanke eine Rolle spielt, dass mehr daraus werden könnte, und ich dann gar nicht mehr weiter weiss. Auch, wenn sie derzeit beide beteuern, dass sie keine Partnerschaft miteinander im klassischen Sinne wollen. Jedoch betonen auch beide, dass sie eine besondere Beziehung miteinander hätten, die nicht normal sei. Wenn auch nur auf geistiger Ebene.
Ich möchte unsere Beziehung retten, ich versuche, mir mein eigenes Leben aufzubauen, aber, das funktioniert auch nicht per Knopfdruck. Er sagt auch, dass ich Familie sei, und er mich lieb hat, aber eher, wie eine Schwester, nicht, wie eine Partnerin.
Aber ich möchte eines Tages dort wieder hin, auch, wenn ich weiss, dass man Gefühle nicht erzwingen kann. Aber ich möchte nicht kampflos aufgeben.
Vor ca. 2,5 Wochen kam dann auch noch der plötzliche Tod meines Vaters dazu, den ich zusätzlich verarbeiten muss. Zu diesem Zeitpunkt ist mein Partner dann alleine mit seiner besten Freundin nach Magdeburg gefahren, sie hätten ein tolles Wochenende miteinander verbracht. Das ist alles so ein Salz in meiner Wunde, jeder Schritt, den ich in Richtung Toleranz probiere, wird durch so etwas zunichte gemacht. Wir haben darüber auch ausgiebig gesprochen, aber er sagt, er wird an der Situation derzeit nichts ändern, solange er sich damit wohl fühlt.
So überlässt er es mir, damit klarzukommen. Aber ich fühle mich auch ein stückweit dazu gezwungen, damit klarzukommen, obwohl ich gerne wieder glücklicher sein möchte.
Im Moment bin ich nur noch ein Schatten meiner selbst, da ich seit Wochen nicht mehr essen und schlafen kann, ein Trauerklos bin, und zudem ist mein Immunsystem nicht mehr vorhanden, sodass ich nicht nur ständig Entzündungsschübe einer chronischen Darmkrankheit durch den Stress bekomme, und dann wieder nichts essen darf, auch, wenn ich mal ein bisschen Appetit entwickele, ich habe 6 kg in 4 Wochen abgenommen.
Ich hatte in Vergangenheit schon mit großen Verlustängsten zu kämpfen, bekam sogar schon einmal Psychopharmaka, da ich Panikattacken entwickelte. Das ist sehr lange her, es hat sich gebessert, Panikattacken habe ich zwar keine mehr, dennoch große Verlustängste, da mir nun in kürzester Zeit mein Vater, und auch mein Partner genommen wurde, auch, wenn man noch unter einem Dach lebt, aber er ist meist nur noch zum Schlafen da. Er möchte derzeit maximalen Abstand von mir, wie er sagt. Derzeit bleiben mir nur meine beiden Katzen, ich fühle mich oft allein.
Vor allem, da ich nicht darüber sprechen kann, mein Partner möchte nicht, dass ich mit den gemeinsamen Bekannten über unsere Beziehungsprobleme spreche, da solche Themen dort immer kompliziert sind, sowohl für einen selbst, als auch für die Bekannten, die einen vielleicht gleichermaßen mögen.
Nun habe ich zumindest hier einmal meinen Kummer von der Seele schreiben können. Der Text ist zwar sehr lang geworden, wahrscheinlich liest ihn niemand, aber alles in allem kurz zusammenzufassen, dazu brennt mir einfach zuviel auf der Seele.
06.10.2023 12:30 • • 11.10.2023 x 5 #1