ich bin neu hier und erhoffe mir Tipps mit dem Umgang nach einer Trennung von einer, zumindest vermute ich das, sehr toxischen Beziehung.
Zuallererst kurz zu mir: weiblich, 30 Jahre alt und diagnostiziert mit generalisierter Angststörung, Depression, Zwangsstörung und gerade in der Klärungsphase bipolare Störung/Borderline. Ein ganz schöner Haufen, ich weiß. Macht den Umgang mit mir auch nicht einfach.
Nun zu meiner Situation:
Ich habe letztes Jahr nach einem emotional sehr schmerzhaften Erlebnis meinen Traummann kennengelernt, dachte ich jedenfalls.
Wir haben leider sehr weit auseinander gewohnt und konnten am Anfang nur schreiben/telefonieren. Uns gab es nur noch zu zweit, eigentlich konnten wir keine Minute ohne den anderen sein. Dazu muss ich sagen, dass ich ein Mensch bin, der dazu neigt, sich sofort emotional abhängig zu machen nach dem Motto: Oh, jemand ist nett zu mir und hat Interesse, da muss gefallen, damit er mich nicht wieder los werden will. Nach 10 Tagen ist er dann zu mir gekommen und da war es klar, wir sind perfekt füreinander. Alles war rosarot, wir konnten reden ohne Ende, er hat mir das Gefühl gegeben, ich bin gut so wie ich bin.
Kleine Stolpersteine wie bspw. das er nicht wollte, dass ich ihn besuchen fahre (wegen seiner kleinen Wohnung, seinem Umfeld etc.) hab ich weggedacht damit, dass ich ja immer ganz froh bin, zuhause zu bleiben.
Mit der Zeit wurden die Diskussionen mehr und mein Verhalten immer vorsichtiger. Ich war darum bemüht, keinen Streit zu provozieren und habe versucht, alles richtig zu machen. Oft habe ich einfach nur geweint, weil ich mir nicht mehr zu helfen wusste. Dies hat er mir dann vorgeworfen mit den Worten, ich würde ja nicht nach Lösungen suchen sondern immer nur heulen.
Er hat ständig an meiner Ausdrucksweise kritisiert, meine Meinungen nicht ernst genommen und mich von oben herab behandelt.
Im Januar hat es dann richtig geknallt, nachdem er über Weihnachten hier war und sich benommen hat als wäre es seine Wohnung. Da habe ich ihn dann auch ein bisschen angefahren und habe gesagt, es geht so nicht weiter. Er benimmt sich egoistisch, manipulativ (immer wenn ich etwas gesagt habe, was ihm nicht gepasst hat hat er solange auf mich eingeredet, dass ich mir selber nicht mehr sicher war, ob ich das richtig verstanden hätte etc) und als wäre er der Gott und alle anderen ihm unterlegen. Er hat sehr oft klar gemacht, das er sich selbst als die Krone der Schöpfung sieht und als das Maß aller Dinge. Und das doch bitte alle seine Lösungen auch bei anderen funktionieren müssen, sonst sind diese Menschen unfähig.
Bei dem Gespräch wurde er das erste Mal richtig emotional, hat gesagt, er findet nach mir keine mehr, die so ist. Und er will auch keine andere, er will mich irgendwann heiraten und sonst niemanden. Das hat bei mir natürlich sofort wieder in die Kerbe geschlagen: Oh, super, er will mich ja wirklich, na dann muss ich mich wieder ranhalten.
Es lief dann nach dem Gespräch eine Zeit lang besser, doch letztes Wochenende ist es wieder völlig eskaliert, er hat mir wieder altbekannte Vorwürfe gemacht und sich selbst als das Opfer hingestellt. Ich war mal wieder völlig fertig (während er neben mir saß und am Handy gedadelt hat) und habe ihm dann ein bisschen die Pistole auf die Brust gesetzt und gesagt, ich halte das so nicht mehr aus. Er muss sich entscheiden, ob er dafür kämpfen will oder nicht, weil ich sonst irgendwann einen Schlussstrich ziehen muss, um das verarbeiten zu können. Daraufhin meinte er, er braucht Aufschub und kann die Entscheidung jetzt nicht treffen. Den Aufschub wollte ich ihm gewähren, hab ihm aber klar gemacht, je länger er Zeit braucht, umso mehr leide ich, weil ich nicht weiß, was Sache ist. Da wir bei dem Gespräch schon am Bahnhof standen, ist das quasi unsere letzte Kommunikation gewesen . Nach ca. einer Stunde kam dann eine whatsapp mit den Worten: Dann geh. Ich tue dir weh und das kann ich nicht mehr: Daraufhin habe ich ihn gefragt, ob er diese Entscheidung ernst meint, weil ich werde dann nicht mehr zurück kommen (mit seinen Ex Freundinnen hatte er nach der Trennung noch diversen Kontakt/Sex etc). Daraufhin kam, er meint es ernst und ich wollte die Entscheidung ja unbedingt jetzt haben. Seitdem gab es keinen Kontakt mehr, außer dass ich ihm dann noch alles Gute für sein weiteres Leben gewünscht habe.
Das war die Kurz - Kurz - Fassung.
Jetzt zu meinen Fragen: Ist es normal, obwohl man so sehr unter der Beziehung gelitten hat, einfach nicht das Gefühl von Befreitheit zu haben? Ich komme mir so wahnsinnig schuldig vor als hätte ich das alleinige Aus zu verantworten. Die schlechten Erinnerungen sind wie weggeblasen (zumindest gefühlstechnisch) und ich fühle mich, als hätte ich den größten Fehler meines Lebens gemacht. Ich hatte vorher schon narzisstische Beziehungen , in denen ich auch gelitten habe. Das habe ich aber alles erst im Nachhinein gemerkt, nie schon direkt in der Beziehung. Diesmal hätte ich gedacht , es wäre anders. Aber diese Schuldgefühle ihm gegenüber machen mich fertig. Gibt es irgendeinen Weg , damit besser fertig zu werden? Dazu kommt, dass ich leider in meinem Umkreis keine Menschen habe, mit denen ich reden kann. Daher war es schon mal gut, sich all das von der Seele zu schreiben. Trotzdem hoffe ich auf Einschätzungen eurerseits. Gern gebe ich auch mehr Infos, aber ich denke, im Allgemeinen sollte das so reichen, da ich auch nicht öffentlich über ihn herziehen möchte.
Liebe Grüße
15.03.2022 12:04 • • 16.03.2022 x 2 #1