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Hallo!

Ich bin durch Zufall auf dieses Forum gestossen und hoffe sehr, hier ein paar Antworten zu bekommen.
Ich weiß, alles was ich hier schreibe mag ein wenig plastisch klingen und keiner, der das hier liest war wirklich dabei, aber ich bin einfach nur ratlos und verzweifelt und weiß nicht, wem ich mich anvertrauen kann.

Seit Juni war ich mit einem Amerikaner zusammen. Wir kannten uns schon fast ein Jahr und er bettelte seit Monaten um ein Date. Ich muss dazu sagen, dass er relativ oft in Europa ist, in Deutschland habe ich ihn auch kennengelernt. Also flog ich im Juni in die USA um ihn zu besuchen, natürlich wollte ich schauen wie das so mit uns klappt, gleichzeitig hatte ich genug Sicherheitsmaßnahmen getroffen, dass, falls es nicht geklappt hätte, ich bei guten Freunden hätte unterkommen können bzw. genug Alternativprogramm hatte.
Ich verliebte mich sofort in ihn und er auch in mich.
Alles war perfekt. Ich hatte wirklich die schönste Zeit bei ihm, er stellte mich vielen Freunden vor, seinen Eltern und Geschwistern und alle freuten sich für uns. Seine Mutter hatte mich sofort ins Herz geschlossen.
Er erzählte mir gegen Ende meines Juni Aufenthalts, dass er einen Psychiater hat und Medikamente gegen seine Anxiety Disorder und gegen Depressions nimmt. So wie er es kommuniziert hat und so wie er sich mir gegenüber gegeben hat, hatte er das alles aber gut unter Kontrolle. Er nahm regelmäßig seine Medikamente und behandelte mich wirklich wie eine Prinzessin. Vielleicht war ich auch sehr naiv, aber ich sagte mir selbst, solange es keine Anzeichen gibt, solange er sich mir normal gegenüber verhält, sollte ich nicht den Teufel an die Wand malen.

Natürlich weiß ich, dass man nie in einen Menschen reingucken kann, aber man sucht sich ja nicht aus, in wen man sich verliebt und ausserdem hat ja alles geklappt.
Eine Fernbeziehung ist schon eine schwere Sache und Indikatoren wie, dass er jeden Tag, wirklich jeden Tag mit mir geskypt hat, dass er wirklich am Ball blieb und wir uns sehr oft gegenseitig besucht haben (er hat hunderte von Dollar für Flüge ausgegeben), haben mir gezeigt, dass er sich unglaublich Mühe gab (teilweise war ich sogar ein wenig nüchterner an die Sache rangegangen als er) und dass er wirklich wollte, dass das funktioniert.
Wir hatten Pläne und Träume und die Fernbeziehung war hart aber wir arbeiteten auf ein Ziel hin.

Im September verkündete er mir, dass er unter der Aufsicht seines Psychiaters langsam off his medication gehen will, also in einem längeren Zeitraum immer kleinere Dosen seiner Medikamente nehmen will, bis er irgendwann sie gar nicht nehmen braucht. Ich fragte ihn warum, und seine Begründung war, dass er es zusammen mit seinem Psychiater beschlossen hatte, weil er im Moment sich wohl und stabil fühle und er seit 8 Jahren die Medikamente nehme und es einfach mal versuchen wolle. Ich bin kein Fachmann, aber das erschien mir plausibel und er versicherte mir, dass er bei der kleinsten Kleinigkeit seinen Psychiater anrufen würde, so hatte er es auch mit ihm ausgemacht.


Seit September nahm er also immer kleinere Dosen und schließlich besuchte er mich Anfang Dezember. Er war bei mir und war seit 3 Wochen komplett medikationsfrei.
Ich nahm diesen Besuch als eine Art Feuerprobe, ich sagte mir, wenn alles in Deutschland klappt, wo er über 6000 km von zu Hause entfernt ist, wo er quasi von mir abhängig ist, dann läuft das schon.
Und es lief. Wir hatten eine tolle Woche und ich war sehr froh und erleichtert.


Am 21. Januar flog ich dann wieder in die USA.
Es war geplant, dass ich ganze zwei Woche da bleiben sollte, aber es lief ein wenig anders, als gedacht.
Vom ersten Tag an gab, es eine leichte Spannung zwischen uns und wir stritten hier und da. Keine schlimmen Streitereien, eigentlich ging es immer um Lapalien, Dinge die direkt wieder bereinigt wurden. Ich hatte sogar das Gefühl, dass uns diese Streitereien igendwie zusammenschweißten, da wir nach dem Streit immer sehr konstruktiv darüber gesprochen hatten und ich den Eindruck bekam, dass wir eine gute und gesunde Streitkultur entwickelten.
Er erwähnte des öfteren, dass er schlecht essen kann und ich wusste, dass das mit seiner Angst zutun hat, aber das hatte er fast immer wen wir uns sahen und ich deutete seine Appetitlosigkeit als Mitbringsel seiner Angst.

An einem Abend stritten wir und ich fing an zu weinen und sagte etwas, was ich vielleicht nicht hätte sagen sollen. Ich sagte ihm sinngemäß vielleicht sollte ich ja nach Hause fahren. Er wurde total unsicher und wollte nicht, dass ich fahre.
Am nächsten Abend, hatten wir uns wieder in den Haaren, wegen irgendeiner Nichtigkeit, ich wollte mit ihm sprechen und von einer Sekunde auf die andere sagte er dass es nicht funktioniert. Er weinte und schüttelte sich regelrecht. Ich musste ihm aus der Nase ziehen, dass er nicht mehr mit mir zusammen sein wollte und natürlich brach für mich eine Welt zusammen. Er war wie ausgewechselt und sprach ab da nur noch in der Vergangenheit über unsere Beziehung. Immer wieder sagte er, dass ich es nicht Schuld sei und ich es nicht verdient habe, so behandelt zu werden. Er sagte aus, dass er mehrere Angstattacken hatte, während ich da war.
Nach einer schlaflosen Nacht saß ich wie gelähmt um 9 Uhr morgens in seinem Zimmer, als er einen 1500 Dollar Rückflug für mich gebucht und bezahlt hat. Am gleichen Abend saß ich im Flieger nach Hause. Ich bin durch die Hölle gegangen.

Ich bin jetzt seit vier Tagen wieder zu Hause. Ich habe mit ihm seitdem einmal gesprochen, weil er wie ausgewechselt ist. Er ist kühl und distanziert und hat gesagt, ich soll weitermachen mit meinem Leben.
Ich bin traumatisiert und verzweifelt. Ich brauche Antworten.
Auf alle Fragen, die ich an ihn habe antwortet er mit Es tut mir so Leid oder ich kann dir da nichts zu sagen, ich bin selber total fertig und muss wieder zu meinem Therapeuten.

Ich weiß, nichts ersetzt ein Gespräch mit ihm oder einem Fachmann, aber es geht einfach im Moment nicht. ICH BRAUCH ANTWORTEN oder wenigstens Anhaltspunkte.

-Kann es sein, dass ich persönlich sein Angstauslöser war?

-Warum ist er so distanziert von einer Sekunde auf die andere?

-Macht es Sinn jetzt hartnäckig zu sein und mich bei ihm zu melden (nicht um die Liebe zu retten, sondern weil ich mich um ihn wirklich sorge) ?


Kann mir bitte jemand helfen oder wenigstens ein paar Antworten geben?
Falls ich hier im falschen Thema gelandet bin, wo könnte ich diesen Post noch posten?

Danke,

Janette

03.02.2011 01:17 • 12.02.2011 #1


1 Antwort ↓

Hallo Janette,

vielleicht muss Dein Freund sich erst an die Situation ohne Medikamente oder mit einer geringeren Dosierung gewöhnen. Vielleicht muss er auch mal mit sich selber ins Reine kommen, damit er eine Beziehung führen kann. Der Auslöser wirst Du ganz sicher sein. Vielleicht aber setzt es ihn zu sehr unter Druck, weil er vor Dir keine Schwäche zeigen möchte.

Wenn Du das Gefühl hast, Du müsstet mit ihm reden, dann mach das. Eventuell braucht er aber auch Zeit, um sich selbst verstehen zu können. Es könnte sein, dass der Zeitpunkt zu versuchen, eine Beziehung zu führen für ihn einfach zu früh war.

Wie ich das so lese, möchte er dass Du glücklich wirst und Deine Zeit nicht mit einem Mann verbringst, der unter Angststörungen leidet. Das ist für beide eine schwierige und kraftraubende Situation und es macht die Sache nicht einfacher.

Gibt ihm Zeit, auch wenn es schwer fällt.

Liebe Grüße

Marie




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