Ich habe einen neuen besten Freund, also kenne ihn selbst erst aus dem letzten Jahr. Von Anfang an hab ich mich wegen schlechten Erfahrungen sowohl mit weiblichen Freundinnen als auch männlichen Freunden stark abgegrenzt und klar gemacht dass er nicht mein Typ sei und wir nicht daten.
Grundsätzlich habe ich Probleme damit, meine Gefühle wahrzunehmen und diesen zu folgen, sondern ich mache alles eher kognitiv mit mir aus. Ich habe manchmal den Eindruck, dass ich meine Gefühle denke und nicht fühle. Außerdem bin ich mittlerweile wohl so beziehungsängstlich, das ich evtl den Rest meines Lebens alleine bleibe?
Mein Freund hätte sich mehr vorstellen können, und wir hatten viele viele Unterhaltungen auch dazu, was könnte sein, was nicht. Wir haben so eine tiefe vertraute Bindung, das hatte ich so wohl noch mit niemandem. Nach außen hin denken auch alle, wir wären ein Paar. Aber ich hatte Angst (wurde mir erst in Nachhinein so richtig klar) und außerdem, war er ja nicht mein Typ. Es war immer nur ein wenig Anziehung da, ich hatte Angst, dass es zu wenig ist. Meine Freundin meinte gestern zu mir, ob ich mir selbst nicht erlaubt hätte, ihn attraktiv zu finden, weil ich mich auf ein gewisses Beuteschema festgelegt hätte. Ich hatte ihm von Anfang an gesagt, dass ich ein oberflächliches Miststück bin. Von den inneren Werten würden wir so gut zusammen passen! Aber ich hatte, bevor ich ihn kannte, auch eine genaue Vorstellung, dass ich meinen nächsten und letzten für-immer-Freund durch langsames, achtsames Daten kennenlernen würde. Also hatte ich kognitiv einen genauen Plan festgelegt, damit ich das alles in Kontrolle habe und mich nie wieder Hals über Kopf nur wegen Anziehung in jemanden verknalle und übereilt eine Beziehung eingehe. Hatte ja über meine Muster gelernt und wollte es besser machen. Schmetterlinge im Bauch und Aufregung fand ich früher total wichtig, sich verknallt fühlen. Erst jetzt habe ich gelernt, durch Beziehungstherapeuten etc, dass Schmetterlinge einfach nur eine vertraute Angst aufgrund Kindheitheitstraunata sein könnten, und kein gutes Zeichen. Naja, unser kennen lernen erfolgte nun irgendwie gar nicht nach diesem neuen Plan, also hab ich evtl deshalb auch eine innere Blockade? Wegen meiner Vorstellungen /Erwartungen?
Nach unserem gemeinsamen Silvester Urlaub, der uns noch näher brachte, reflektierte ich nochmal viel und erkannte, dass da auch einfach so viel Angst dabei war. Und das alles, wo ich sage, seine Optik wäre nicht gut genug, viel mehr über mich und mein Unzulänglichkeitsgefühl sagt, als über ihn. Ich versuchte es mit Akzeptanz, abzuwarten, was passiert, wenn die Angst weg ist. Eine Angst dass es ihm nicht um mich als Menschen zb geht. Ich sagte zu uns beiden, wenn das Schicksal will, dass aus uns mehr wird, wird es passieren. Dabei hatte ich immer schon Angst, dass ich zu spät weiß, was ich will. Und Angst davor, wie sich unsere Freundschaft verändert, wenn einer von uns eine Beziehung eingehen würde.
Ich bin jetzt auch arbeitslos geworden und denke, ich möchte nicht die arbeitslose Freundin von jemandem sein. In meinem Kopf ist da die Vorstellung, dass ich jetzt keine Beziehung eingehen kann. Dass ich jetzt nicht gut genug dafür bin, weil ich meine Psychothemen noch nicht geklärt habe und nicht weiß, wie es beruflich weitergehen soll. Ich will ein gutes Leben, und als Sahnehäubchen eine Beziehung; nicht ein sch. Leben, das nur durch eine Beziehung aushaltbar wird. Daher begnügte ich mich mit der Freundschaft.
Seit Dienstag Abend weiß ich, dass ein Mädel aus dem Freundeskreis ihm Avancen macht, nachdem sie vorher bei ihm schonmal erfragt hatte, ob zwischen mir und ihm was läuft. Sie haben rumgeknutscht und seitdem bin ich fast non stop am Weinen.
Wir haben zwar viel gesprochen seitdem, aber ich weiß nicht genau, ob das was ich fühle, aus den richtigen Gründen ist. Zunächst dachte ich, ok unsere Freundschaft wird sich sehr ändern, er wird weniger Zeit für mich haben und auch nicht mehr mit mir platonisch kuscheln. Und dieser Gedanke tat so weh. Und sie eine glückliche Beziehung führen sehen (ob es soweit kommt, weiß ja auch keiner). Ich kann mich nicht für die beiden freuen.
Dann dachte ich, ok, alles neu in 2024, das ist mein Zeichen, mich auf meine eigenen Beine zu stellen, unabhängig sein, niemanden brauchen, mein Leben hinkriegen, bevor ich mir evtl einen anderen Partner suche, in ein zwei Jahren.
Aber ich spiele ja seit Silvester öfter mit dem Gedanken, wie es wäre, wir als Paar. Schaue mir sein Profilbild an, und finde ihn süß, trotz seiner Makel (als ob ich perfekt bin). Würde ihm einen kleinen unschuldigen Kuss geben wollen.
Und der andere Teil in mir, der ihn zumindest platonisch liebt, und nicht verlieren möchte, möchte um ihn kämpfen und auf ein Date mit ihm gehen und ganz langsam schauen, was passiert. Aber auch erst jetzt, wo ich quasi mit dem Rücken zur Wand stehe und gezwungen bin, meine Angst zu überwinden.
Gestern war ich vernünftig und sagte, wir sollten den fairen Weg gehen und die beiden schauen erstmal, was passiert. Was in der Zwischenzeit mit unserer Freundschaft passiert, zeigt die Zeit. Ob ich das kann. Und wenn das doch nichts wird mit den beiden, dann wüsste ich evtl bescheid was ich will.
Heute möchte ich eher den unfairen Weg gehen und ihm die Wahl geben, ob er weiter sie datet oder mich. Hab auch gestern erst so richtig begriffen, dass nicht das kognitive du bist nicht mein Typ das wichtige ist, sondern das Gefühl, dass ich habe, wenn wir zusammen sind. Die Geborgenheit und alles. Und das ich mich selbst unter Druck gesetzt habe, mit meinen hohen Dating Standards: der nächste Typ muss für mich perfekt sein, innerlich und äußerlich, und der letzte Freund meines Lebens sein. Wer weiß das schon wie es wird? Auch sie und er wissen nicht, ob es fünf Tage, Wochen, Jahre, oder ein Leben hält. Warum sagte mir meine Unsicherheit die ganze Zeit, solange ich nicht wirklich weiß was ich will, darf ich unsere Freundschaft nicht für ein Beziehung-ausprobieren riskieren? Im Grunde machen die beiden ja nichts anderes, wobei sie sich bislang kaum kennen.
Aber nun weiß ich überhaupt nicht, ob ich mich brav hinten anstellen sollte, bis die beiden wissen, was Sache ist. Oder ob ich einen Move machen soll. Aber vielleicht geht es mir nur so mies, weil ich Angst vor dem Verlust der Freundschaft habe, und nicht, weil da mehr Gefühle sind? Und ich wollte nie die dumme Kuh sein, die erst merkt, was sie hat, wenn es wegfällt. Vielleicht ist mein Verlangen nach ihn ja nur durch die Auslösung eines ungesunden Muster entfacht. Er wird interessant für mich, weil ihn andere interessant finden, oder weil ich nur das haben möchte, was man nicht haben kann. Ich bin komplett lost, ob ich krank und die größte Idiotin bin oder ob ich kämpfen darf. Wobei ich da auch Angst hab, nun abgelehnt zu werden.
25.01.2024 10:52 • • 30.01.2024 #1