Als ich mich hier angemeldet hatte, ging es mir verdammt schlecht. Ich war mit den Nerven am Ende und hatte die Kontrolle über mein Innenleben verloren. Es nahm Dimensionen an, die mir bis dato vollkommen fremd waren. Ich fühlte eine furchtbare Schuld und war der Meinung, keine Lebensberechtigung mehr zu haben. Umbringen konnte ich mich nicht, weil ich damit nicht nur mein Leben, sondern auch das meines Kindes zerstören würde. Ich hörte den Tod nach mir schreien, aber mir war klar, dass ich diesen Rufen nicht nachgehen kann und Suizid keine Option ist. Ich machte mir bewusst, dass es die Krankheit und nicht mein freier Wille war. Die Welt würde sich danach weiterdrehen und die Menschen, die mich brauchen und lieben würden in Trauer versinken. Das konnte ich nicht verantworten und so kämpfte ich weiter dagegen an.
Am Montag den 24.10. habe ich mir im Affekt 4 Mal in den Arm geschnitten, obwohl ich mit dem Messer eigentlich nur einen Salat zubereiten wollte. Ich handelte da wie fremdgesteuert, als hätte da eine andere Macht die Kontrolle über mich gehabt. Es waren keine tiefen Wunden, nur leichte Kratzer, aber ich war dennoch sehr erschrocken darüber, was ich da getan hatte und was für eine Erleichterung mir das verschaffte. Es ließ mein ungreifbares Gefühl der Schuld schrumpfen. Die ganze Woche über hatte ich mich elendig gefühlt, voller Selbsthass und Weltschmerz. Ich habe mit den Leuten, die ich in der Klinik kennenlernte, eine WhatsApp Gruppe und ein Kollege lud die gesamte Mannschaft für den darauf folgenden Fr Abend zu sich nach Hause ein. Es kostete mich unglaublich viel Überwindung, aber ich hab meinen A*rsch hochbekommen und bin dorthin gegangen. Ich konnte nicht wie geplant die Haltung wahren und erzählte davon, wie schlecht es mir ging. Ich erhielt jede Menge Trost, Verständnis und Zuspruch, woraus ich unheimlich viel Kraft schöpfen konnte. Etwas wie Zuversicht keimte wieder in mir auf. So weit, so gut.
Sechs Tage nach diesem Abend, an dem ich das große Glück hatte, so wunderbare Menschen um mich herum zu haben, bekam ich die Nachricht, dass es einem anderen Menschen, der mir mal sehr nahe stand, nicht so ergangen ist. Es lässt mir das Blut in den Adern gefrieren und ich gebe mir eine Mitschuld daran, dass es überhaupt so weit kommen konnte. Ein wunderbarer Mensch, den ich so sehr schätze, hat sich an diesem Abend das Leben genommen. Ich bedauere so sehr, nicht für ihn da gewesen zu sein und ihn so lange nicht gesehen zu haben. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurück drehen, um ihm zu sagen, wie besonders und wertvoll er ist und wie sehr er mir fehlt. Leider war ich selbst zu krank, um eine gesunde Freundschaft zu pflegen und setzte wegen einer bedeutungslosen Kleinigkeit vor 1,5 Jahren unsere Beziehung aufs Spiel. Er fehlte mir die ganze Zeit über sehr, und so versuchte ich im März diesen Jahres unsere Freundschaft wiederzubeleben… mit einer popeligen Nachricht „Hi ******“ und einem nichtsagenden Winke Emoticon. Natürlich kam keine Rückmeldung von ihm, dafür hätte ich, bei dem schei., den ich abgezogen hatte, viel weiter ausholen, mich erklären und entschuldigen müssen, aber dazu war ich nicht in der Lage. Und jetzt höre ich, dass er tot ist und ich ihm niemals sagen kann, wie sehr es mir leid tut und wie besonders er war. Es war damals allein meine Schuld, dass unser Kontakt auseinander brach. Er würde noch leben, wenn ich um diese Freundschaft gekämpft hätte. Oder wenn wir nur zufällig in derselben Klinik gelandet wären, hätten wir uns auf der Station getroffen. Ich habe von einem anderen Freund erfahren, dass wir zeitgleich in stationärer Behandlung waren.
Mir ist klar, dass diese Art zu denken selbstschädigend ist und mich stark zurückwirft, aber ich kann seit Erhalt dieser Schreckensnachricht nicht aufhören, daran zu denken. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich es hätte verhindern können und müssen.. Als wir uns damals kennenlernten, brauchten wir nicht viele Worte miteinander zu wechseln, um zu spüren, was uns verbindet. Wir hatten sofort vom ersten Moment an einen besonderen Zugang zueinander. Wir sprachen damals oft über unsere Depressionen, neben der Arbeit und auch in der privaten Freizeit. Wir teilten sehr viel Freude miteinander, aber auch sehr viel Leid, was es für uns beide erträglicher machte. Er sah mir auf der Nasenspitze an, wenn ich mich schlecht fühlte und nahm mich unzählige Male auf der Arbeit wortlos in den Arm. Ich habe so viel Liebe für diesen Menschen in meinem Herz und bedauere zutiefst, dass ich sie ihm nicht geben konnte. Ich weiß nicht, wie ich mir das jemals verzeihen soll.
Mir ist klar, dass ich hier keinen Rat oder Trost erhalten kann. Vielleicht hilft dieser Text mir dabei, diese Tragödie zu verarbeiten. Seine Beerdigung war heute Morgen um 9:00 Uhr. Ich wollte hingehen, aber mein Körper reagierte mit Migräne und starker Übelkeit, sodass ich nicht mal dazu imstande war, ihm diese letzte Ehre zu erweisen. Ich will, dass er wiederkommt
Am Montag den 24.10. habe ich mir im Affekt 4 Mal in den Arm geschnitten, obwohl ich mit dem Messer eigentlich nur einen Salat zubereiten wollte. Ich handelte da wie fremdgesteuert, als hätte da eine andere Macht die Kontrolle über mich gehabt. Es waren keine tiefen Wunden, nur leichte Kratzer, aber ich war dennoch sehr erschrocken darüber, was ich da getan hatte und was für eine Erleichterung mir das verschaffte. Es ließ mein ungreifbares Gefühl der Schuld schrumpfen. Die ganze Woche über hatte ich mich elendig gefühlt, voller Selbsthass und Weltschmerz. Ich habe mit den Leuten, die ich in der Klinik kennenlernte, eine WhatsApp Gruppe und ein Kollege lud die gesamte Mannschaft für den darauf folgenden Fr Abend zu sich nach Hause ein. Es kostete mich unglaublich viel Überwindung, aber ich hab meinen A*rsch hochbekommen und bin dorthin gegangen. Ich konnte nicht wie geplant die Haltung wahren und erzählte davon, wie schlecht es mir ging. Ich erhielt jede Menge Trost, Verständnis und Zuspruch, woraus ich unheimlich viel Kraft schöpfen konnte. Etwas wie Zuversicht keimte wieder in mir auf. So weit, so gut.
Sechs Tage nach diesem Abend, an dem ich das große Glück hatte, so wunderbare Menschen um mich herum zu haben, bekam ich die Nachricht, dass es einem anderen Menschen, der mir mal sehr nahe stand, nicht so ergangen ist. Es lässt mir das Blut in den Adern gefrieren und ich gebe mir eine Mitschuld daran, dass es überhaupt so weit kommen konnte. Ein wunderbarer Mensch, den ich so sehr schätze, hat sich an diesem Abend das Leben genommen. Ich bedauere so sehr, nicht für ihn da gewesen zu sein und ihn so lange nicht gesehen zu haben. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurück drehen, um ihm zu sagen, wie besonders und wertvoll er ist und wie sehr er mir fehlt. Leider war ich selbst zu krank, um eine gesunde Freundschaft zu pflegen und setzte wegen einer bedeutungslosen Kleinigkeit vor 1,5 Jahren unsere Beziehung aufs Spiel. Er fehlte mir die ganze Zeit über sehr, und so versuchte ich im März diesen Jahres unsere Freundschaft wiederzubeleben… mit einer popeligen Nachricht „Hi ******“ und einem nichtsagenden Winke Emoticon. Natürlich kam keine Rückmeldung von ihm, dafür hätte ich, bei dem schei., den ich abgezogen hatte, viel weiter ausholen, mich erklären und entschuldigen müssen, aber dazu war ich nicht in der Lage. Und jetzt höre ich, dass er tot ist und ich ihm niemals sagen kann, wie sehr es mir leid tut und wie besonders er war. Es war damals allein meine Schuld, dass unser Kontakt auseinander brach. Er würde noch leben, wenn ich um diese Freundschaft gekämpft hätte. Oder wenn wir nur zufällig in derselben Klinik gelandet wären, hätten wir uns auf der Station getroffen. Ich habe von einem anderen Freund erfahren, dass wir zeitgleich in stationärer Behandlung waren.
Mir ist klar, dass diese Art zu denken selbstschädigend ist und mich stark zurückwirft, aber ich kann seit Erhalt dieser Schreckensnachricht nicht aufhören, daran zu denken. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich es hätte verhindern können und müssen.. Als wir uns damals kennenlernten, brauchten wir nicht viele Worte miteinander zu wechseln, um zu spüren, was uns verbindet. Wir hatten sofort vom ersten Moment an einen besonderen Zugang zueinander. Wir sprachen damals oft über unsere Depressionen, neben der Arbeit und auch in der privaten Freizeit. Wir teilten sehr viel Freude miteinander, aber auch sehr viel Leid, was es für uns beide erträglicher machte. Er sah mir auf der Nasenspitze an, wenn ich mich schlecht fühlte und nahm mich unzählige Male auf der Arbeit wortlos in den Arm. Ich habe so viel Liebe für diesen Menschen in meinem Herz und bedauere zutiefst, dass ich sie ihm nicht geben konnte. Ich weiß nicht, wie ich mir das jemals verzeihen soll.
Mir ist klar, dass ich hier keinen Rat oder Trost erhalten kann. Vielleicht hilft dieser Text mir dabei, diese Tragödie zu verarbeiten. Seine Beerdigung war heute Morgen um 9:00 Uhr. Ich wollte hingehen, aber mein Körper reagierte mit Migräne und starker Übelkeit, sodass ich nicht mal dazu imstande war, ihm diese letzte Ehre zu erweisen. Ich will, dass er wiederkommt
09.11.2016 12:03 • • 11.11.2016 #1
5 Antworten ↓