Buna sera, signuras e signurs.
Dies heisst: Guten Abend, Damen und Herren
Mein Name ist E. und ich habe Probleme.
Ich bin 26 Jahre alt und befinde mich im 6. Semester des Ingenieurstudiums der Elektrotechnik und Informationstechnologie an der ETH Zürich.
Ich habe Probleme, da in meinem Leben bereits mehrmals meine Welt zu Grunde gegangen ist.
Ich weiss wieso und woher meine Ängste kommen. Ich habe trotzdem Probleme, mit meinen Angstzuständen umzugehen. Sie fressen mich an vielen Tagen auf.
Dieses Schreiben wird ein bisschen länger. Ich probiere diesem eine Struktur zu geben. Hoffentlich klappt es.
Hintergrundinformationen
Ich bin Einzelkind. Ich bin introvertiert. Ich bin sehr sensibel und ich knüpfe die Vorstellung über mich (Identifikation) aus den Beziehungen, die ich mit anderen Pflege. Ich bin eher intelligent.
Ich 'leide' unter Morbus Meulengracht.
Die Hintergrundgeschichte
Meine Mutter hat sich im Frühling 2010 das Leben genommen. Mein Vater ist im Sommer 2013 vollkommen unerwartet verstorben.
Es folgt nun eine grösserer Abschnitt, in dem ich mein Gefühlsleben von damals versuche 'wieder aufzuleben'. Ich entschuldige mich dafür. Es ist nicht einfach.
Meine Mutter ist Ende 2007 erkrankt. Sie hatte Ende November 2007 plötzlich 'Herzprobleme'. Nach genauerer Untersuchung wurde bei ihr ein grosses Loch in der Herzvorkammer entdeckt. Dieses wurde anfangs 2008 geschlossen. Sie hat sich von diesen Geschehnissen rund um die Operation nie erholt.
Sie wurde im Verlaufe des Jahres 2008 psychisch krank. Psychose, Depression, Schizophrenie, Wahnvorstellungen .... dies sind nur einige der festgestellten Diagnosen.
Mein Vater und ich haben alles Mögliche versucht, doch wir waren ohnmächtig. Meine Mutter hat sich im Verlaufe ihrer Krankheitsgeschichte mehrmals versucht das Leben zu nehmen.
Sie hat im Frühjahr 2009 knapp einen Suizidversuch (Zug) überlebt. Sie hatte - wie durch ein Wunder - keine körperlichen Gebrechen davon getragen. Nach diesem Suizidversuch hatte sich meine Mutter vollkommen verändert. Sie war wieder 'voller Leben'. Sie hatte ihre Arbeit wieder aufgenommen, sie pflegte wieder ein Sozialleben und ihre 'Vorstellungen'/Überzeugungen spielten keine Rolle mehr.
Ich habe in dieser Ruhephase ernste Probleme gekriegt.
Ich habe erst nach 1 1/2 Jahren so richtig verstanden, was alles passiert ist. Ich habe zu diesem Zeitpunkt (Sommer 2009 - kurz vor meiner Maturität) erst so richtig 'verstanden', was alles in den letzten Jahren passiert ist. Ich konnte lange die Handlungen/das Verhalten/die Aussagen meiner Mutter nicht verstehen, bis ich dann selber 'Probleme' kriegte. Ich habe dann selber psychische Probleme entwickelt. Ich bin an meine eigenen Grenzen gestossen.
Ich möchte nicht auf meine psychische und psychosomatische Probleme von damals eingehen, da dies keine Rolle spielt.
Meine Mutter hat sich im Frühling 2010 das Leben genommen. Dies war der Tag meiner letzten Sessionsprüfung.
In dieser ganzen Zeit haben sich die Schwerpunkte meines Lebens drastisch verändert. Alles hat sich um das Wohlergehen meiner Mutter und meiner Eltern gedreht. Ich habe in dieser Zeit immer mehr Freunde 'verloren', immer mehr meine eigene Ziele und Wünsche zurückgesteckt, immer weniger um mich gekümmert. Ich wurde immer wie stärker an mein Elternhaus gebunden. Ich habe neue, andere Verpflichtungen wahrgenommen.
Insbesondere nach dem Tod meiner Mutter hat sich mein Leben emotional noch viel stärker nach Hause gerichtet. Ich habe mich extrem stark an meinen Vater gebunden und er ebenfalls an mich. Er war, nebst meinem Studium, der Hauptbestandteil meines Lebens. Und mit dieser starken Bindung kämpfe ich bis heute.
Wir haben eine schöne Zeit zusammen verbracht.
Mein Vater hatte 1 1/2 Monate vor seinem plötzlichen Tod einen Eingriff am Herz. Er musste sich aufgrund verstopfter Herzkranzgefässe 2 Stents setzen lassen. Die OP und der Genesungsweg verliefen wunderbar. Bis er eines Abends Ohnmächtig wurde , mit voller Wucht auf den Kopf stürzte und aufgrund dieses Sturzen und unter dem Einfluss der Blutgerinnungsmedikamenten keine Überlebenschance hatte. Ich war zu diesem Zeitpunkt zu Hause und habe alles miterlebt. Das Erwachen nach dem Sturz bis zu seiner Bewusstlosigkeit...
Ich habe ab diesem Zeitpunkt nur noch funktioniert. Ich war bis im letzten Herbst unglücklich. Ich hatte dann entschieden, meine Leben von Neuem zu beginnen, bis....
Bis ich letzten Herbst (Oktober) in einer vollgestopften Mensa starke Schmerzen in der Bauchgegend bekam. Ich hatte entsprechend körperliche Reaktionen darauf (bleich, Zitter, Todesangst,...). Ich habe dies wahrgenommen und auch versucht darauf zu reagieren. Mir war der mögliche emotionale Stress bewusst, da ich ebenfalls ungefähr 1 1/2 Jahre nach dem Beginn der Erkrankung meiner Mutter 'gesundheitliche' Probleme bekam.
Wie habe ich darauf reagiert?
Ich habe mich von unserem Hausarzt untersuchen lassen (Blut, EKG,...). Alles war in Ordnung (November). Zu diesem Zeitpunkt hatte ich wohl wöchentlich 2 - 3 PAs, einige über mehrere Stunden. Ich habe dann mit einer Psychotherapie begonnen, die ich bis heute besuche.
Ich habe in diesem Frühjahr mit dem Konsum von Benzodiazepine angefangen. Ich habe im Februar Sessionsprüfungen geschrieben. Konnte mich jedoch in den ersten beiden Prüfungen kaum konzentrieren, da ich wie gelähmt war. Ich hatte Angst, (tod) vom Stuhl zu fallen. Mein Psycholog hat mir dann Temesta für die Prüfungssession 'verschrieben'. Ich habe trotz all den Widrigkeiten die Prüfungen bestanden.
Leider beschränkte sich der Konsum nicht nur auf diese Zeitdauer.
Ich habe (hatte) diesen Frühling eine Herzphobie entwickelt. Sie wurde immer unangenehmer. Hat mein Alltag immer stärker bestimmt.
Ich konnte dann einen Termin bei einem Kardiologen beziehen. Mein Herz wurde eine Echokardiographie unterzogen und es ist (zum Glück) organisch in Ordnung. Das Resultat hat mich zu Beginn auch sehr beruhigt. Trotzdem sind die Ängste bald wieder zurückgekehrt.
Ich habe einfach Angst. Angst, dass das Leben keinen Sinn enthält. Angst, dass alle Hoffnung, alles Leid umsonst ist. Angst, dass ich scheitere. Angst, dass ich an meinen eigenen Ansprüche scheitere.
Meine Ängste
Ich habe Angst, dass mich das 'Schicksal' mit gleicher Wucht trifft wie meine Eltern.
Ich möchte es präzisieren. Ich habe Angst, dass ich die gleichen 'Probleme' wie meine Mutter entwickle. Ich habe Angst, dass ich genauso elendig krepiere wie mein Vater. Ich identifiziere mich mit Ihnen/ mit dem Verlust.
Ich habe Angst, dass ich wieder gegenüber den Ereignissen machtlos sein werde. Das ich Opfer sein werde. Ich habe im Verlauf der Erkrankung meiner Mutter/dem Tod meiner Mutter/ dem Tod meines Vaters mich nie als Opfer angesehen. Ich habe meine Gefühle zu diesen Zeitpunkt stets weggeblendet. Ich habe grosse Empathie und diese hat die Entwicklung meiner Gefühlt wohl beeinträchtigt.
Ich habe Angst, dass ein plötzlicher Herztod eintrifft/ mein Herz stehen bleibt.
Ich denke, dass meine PAs sich zu einer Herzphobie entwickelt haben bzw. sie Hand in Hand gewachsen sind.
An Tagen/in Zuständen habe ich einen erhöhten Angstpegel.
Ich habe Zukunftsängste.
Wer bin ich? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was kann ich wissen?
Mein Studium leidet unter diesen Angstzuständen. Ich sehe alle Aufgaben vor mir, sie stemmen sich vor mir wie Berge mit den steilsten Hängen. Ich habe Angst zu scheitern.
Ich habe kein Selbstvertrauen/Selbstwertgefühl.
Ich traue mir überhaupt nichts zu. Ich mache mich verantwortlich für das Geschehene.
Ich sehe nur meine Unfähigkeit, mein körperliches Erbrechen, die Degeneration meines Verstandes. Ich fühle mich anderen Menschen gegenüber schwach/unterlegen. Ich getraue mir nicht.
Ich habe Ängste, wieder verletzt zu werden/dass ich jemanden verletzen könnte.
Durch die Verluste, die ich erfuhr, habe ich Angst. dass ich nicht in der Lage sein werde, Beziehungen aufzubauen. Ich habe Angst, dass eine Person
aufgrund von mir leiden sollte/könnte.
Ich habe seit der Erkrankung meiner Mutter keine feste Freundin gehabt noch sonst sexuellen Kontakt. Ich bin/war auch nie gross auf der Suche.
Ich kann mir einfach vorstellen, dass das Fehlen von Liebe in meinem Leben eine zentrale Rolle in meiner Erkrankung darstellt.
Ich habe Angst vor dem Tod/vor dem Sterben.
So lassen sich die meisten erwähnten Punkte zusammenfassen. Ich versuche dieser Angst mit meinen rationalen Verstand zu erklären. Dies macht die ganze Sache jedoch noch viel schlimmer/nicht besser. Wie kann ich dieser philosophischen Frage 'Herr' werden?
Darf ich glauben?
Meine Symptome
Körperlicher Natur
Ich habe chronische Schmerzen der Muskulatur am Rücken (1.90m bei 85kg).
Ich habe mich im Verlaufe der Erkrankung meiner Mutter so stark verspannt, dass ich bis heute Probleme mit der Muskulatur meines Oberkörpers habe. Im Bereich des Schlüsselbeines quitscht und knackt es. Ich habe zum Teil das Gefühl, dass der Schmerz in Brustkorbhöhe etwas mit meinem Herzen zu tun hat. Oder ich habe einfach diese Unbehagen. Es schmerzt, dieser Schmerz lässt sich nicht genau lokalisieren. Er verwirrt mich und führt mich in einem Zustand erhöhter Angst. Was unter Umständen zu Angstzuständen führen kann. Bin ich in einem solchen Zustand, ist es für mich ausserordentlich schwierig 'cool' zu bleiben. Ich habe das Gefühl, dass ich im nächsten Moment sterben werde. Ich habe dieses Bild vor dem inneren Auge, dass mir jemand ein Messer in den Rücken stosst.
Ich leide unter Visual Snow (Augenrauschen) und Nachbilder. Nach einer heftigen Migräne im 2009 (nach Streit mit meinem Vater) haben sich diese Symptome entwickelt. Sie begleiten mich bis heute.
Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob diese Art Migräne aufgrund von Verspannungen im HWS-Bereich eingetreten ist. Ich denke, dieses Augenrauschen und die Nachbilder zu einem gewissen Teil von meiner HWS herrühren.
Ich habe Probleme mit meiner Atmung.
Psychischer Natur
Soziophobie
Ich erlebe zum Teil Episoden, in denen ich vollkommen soziophob bin. Ich sehe andere Leute, die vollkommen glücklich erscheinen. Menschen, die Dinge erreichen, wovon ich nur zu wagen träume. Menschen, die einander lieben.
Ich sehe sie und in mir steigt ein tobende Welle brachialer Gefühle auf. Ich kann sie - nicht ordnen, ich spüre viel Wut/Hass/Trauer um das Geschehene. Ich sehe keine Hoffnung für mich, ich sehe all die verpassten Möglichkeiten.
Ich habe mich von meinem Freundeskreis stark zurückgezogen. Ich kann keine Mahlzeit in einer vollgestopften Mensa essen.
Ich bin traurig/ ich bin deprimiert. Bin ich depressiv?
Ich habe bis im letzten Herbst einfach 'funktioniert'. Für mich gab es nach dem Tod meines Vaters keinen anderen Weg. Ich habe/musste die Basisprüfung auf den Winter verschieben. Ich habe sie gepackt wie auch die folgenden Prüfungen im Sommer. Ich selber bin leider verkommen.
Viele Wünsche/Ziele wurden auf die Seite geschoben. Die Pflicht hatte mich immer unter ihrer Obhut. Ich lasse mir keine Freude. Ich leide darunter.
Ich leide vermehrt unter Schlaflosigkeit.
Ich kämpfe - wohl wie viele von euch - mit der Intensität dieser Angstzustände. Sie sind sehr überzeugend und lassen mich oft an meinen eigenen Aussagen zweifeln. Bin ich wirklich gesund oder falle ich die nächsten Minuten Tod um?
In den letzten zwei Wochen hat sich mein Zustand verschlechtert. Es treten wieder Selbstzweifel auf. Ich bin oft traurig. Ich weine. Ich suche nach Sinn und Zweck meiner Existenz. Ich zweifle. Ich hadere.
Ich spüre aber, dass ich sehr schnell 'überfordert' bin, wenn es mir überhaupt nicht passt. In solchen Momenten explodiert mein Kopf. Eine Welle voller Zweifel schwappt mir entgegen. Ich fühle mich sehr unwohl in meiner Haut.
Ich schluck wöchentlich 1 - 2 Temesta.
Ich weiss nicht, ob ich ein Antidepressiva schlucken soll um wenigstens diese Angst- und Panikzuständen zu überwinden. Ich möchte an meiner 'Seele' weiterarbeiten, mir ist bewusst, dass ich allein durch Medikamente diesem schei. nicht Herr werde.
Ich bin einfach nach so langer Zeit diesem Angstgefühl, diesem aperiodischen Verlauf meiner Angstzustände überdrüssig. Es nervt mich! Ich möchte Ruhe! Verdammt nochmals!
Ich trage nun seit Februar 'Claropram 20mg' - verschrieben von meinem Hausarzt - mit mir herum. Ich habe aber extrem grossen Respekt dieses zu nehmen.
Meine Bedenken:
Ich habe einen tiefen Blutdruck (~110/60) und einen tiefen Ruhepuls (~48-52). Am Abend/ in der Nacht fällt der Puls auch auf ~42 Schläge die Minute. Und DAS verunsichert mich.
Hat jemand einen Rat? Gemäss Beipackzettel sollte man 'Claropram' nicht bei tiefem Ruhepuls zu sich nehmen. Hat jemand vergleichbare Werte und nimmt es? (Immer diese Ängste !)
Oder was könnte ich tun? Darf ich optimistischer in die Welt schauen?
Ich bin so nah dran. Verzweiflung und Hoffnung liegen so nahe beieinander. Sie sind Nachbarn, ab und zu poltert der eine mehr als der andere...
Ich hoffe.... ich hoffe, dass ich euch mind. genauso gut 'helfen' kann, wie ihr mir. Ich hoffe, dass dieses Forum eine Bereicherung für mein Leben sein wird.
Nächtliche Grüsse
daspferd
Dies heisst: Guten Abend, Damen und Herren
Mein Name ist E. und ich habe Probleme.
Ich bin 26 Jahre alt und befinde mich im 6. Semester des Ingenieurstudiums der Elektrotechnik und Informationstechnologie an der ETH Zürich.
Ich habe Probleme, da in meinem Leben bereits mehrmals meine Welt zu Grunde gegangen ist.
Ich weiss wieso und woher meine Ängste kommen. Ich habe trotzdem Probleme, mit meinen Angstzuständen umzugehen. Sie fressen mich an vielen Tagen auf.
Dieses Schreiben wird ein bisschen länger. Ich probiere diesem eine Struktur zu geben. Hoffentlich klappt es.
Hintergrundinformationen
Ich bin Einzelkind. Ich bin introvertiert. Ich bin sehr sensibel und ich knüpfe die Vorstellung über mich (Identifikation) aus den Beziehungen, die ich mit anderen Pflege. Ich bin eher intelligent.
Ich 'leide' unter Morbus Meulengracht.
Die Hintergrundgeschichte
Meine Mutter hat sich im Frühling 2010 das Leben genommen. Mein Vater ist im Sommer 2013 vollkommen unerwartet verstorben.
Es folgt nun eine grösserer Abschnitt, in dem ich mein Gefühlsleben von damals versuche 'wieder aufzuleben'. Ich entschuldige mich dafür. Es ist nicht einfach.
Meine Mutter ist Ende 2007 erkrankt. Sie hatte Ende November 2007 plötzlich 'Herzprobleme'. Nach genauerer Untersuchung wurde bei ihr ein grosses Loch in der Herzvorkammer entdeckt. Dieses wurde anfangs 2008 geschlossen. Sie hat sich von diesen Geschehnissen rund um die Operation nie erholt.
Sie wurde im Verlaufe des Jahres 2008 psychisch krank. Psychose, Depression, Schizophrenie, Wahnvorstellungen .... dies sind nur einige der festgestellten Diagnosen.
Mein Vater und ich haben alles Mögliche versucht, doch wir waren ohnmächtig. Meine Mutter hat sich im Verlaufe ihrer Krankheitsgeschichte mehrmals versucht das Leben zu nehmen.
Sie hat im Frühjahr 2009 knapp einen Suizidversuch (Zug) überlebt. Sie hatte - wie durch ein Wunder - keine körperlichen Gebrechen davon getragen. Nach diesem Suizidversuch hatte sich meine Mutter vollkommen verändert. Sie war wieder 'voller Leben'. Sie hatte ihre Arbeit wieder aufgenommen, sie pflegte wieder ein Sozialleben und ihre 'Vorstellungen'/Überzeugungen spielten keine Rolle mehr.
Ich habe in dieser Ruhephase ernste Probleme gekriegt.
Ich habe erst nach 1 1/2 Jahren so richtig verstanden, was alles passiert ist. Ich habe zu diesem Zeitpunkt (Sommer 2009 - kurz vor meiner Maturität) erst so richtig 'verstanden', was alles in den letzten Jahren passiert ist. Ich konnte lange die Handlungen/das Verhalten/die Aussagen meiner Mutter nicht verstehen, bis ich dann selber 'Probleme' kriegte. Ich habe dann selber psychische Probleme entwickelt. Ich bin an meine eigenen Grenzen gestossen.
Ich möchte nicht auf meine psychische und psychosomatische Probleme von damals eingehen, da dies keine Rolle spielt.
Meine Mutter hat sich im Frühling 2010 das Leben genommen. Dies war der Tag meiner letzten Sessionsprüfung.
In dieser ganzen Zeit haben sich die Schwerpunkte meines Lebens drastisch verändert. Alles hat sich um das Wohlergehen meiner Mutter und meiner Eltern gedreht. Ich habe in dieser Zeit immer mehr Freunde 'verloren', immer mehr meine eigene Ziele und Wünsche zurückgesteckt, immer weniger um mich gekümmert. Ich wurde immer wie stärker an mein Elternhaus gebunden. Ich habe neue, andere Verpflichtungen wahrgenommen.
Insbesondere nach dem Tod meiner Mutter hat sich mein Leben emotional noch viel stärker nach Hause gerichtet. Ich habe mich extrem stark an meinen Vater gebunden und er ebenfalls an mich. Er war, nebst meinem Studium, der Hauptbestandteil meines Lebens. Und mit dieser starken Bindung kämpfe ich bis heute.
Wir haben eine schöne Zeit zusammen verbracht.
Mein Vater hatte 1 1/2 Monate vor seinem plötzlichen Tod einen Eingriff am Herz. Er musste sich aufgrund verstopfter Herzkranzgefässe 2 Stents setzen lassen. Die OP und der Genesungsweg verliefen wunderbar. Bis er eines Abends Ohnmächtig wurde , mit voller Wucht auf den Kopf stürzte und aufgrund dieses Sturzen und unter dem Einfluss der Blutgerinnungsmedikamenten keine Überlebenschance hatte. Ich war zu diesem Zeitpunkt zu Hause und habe alles miterlebt. Das Erwachen nach dem Sturz bis zu seiner Bewusstlosigkeit...
Ich habe ab diesem Zeitpunkt nur noch funktioniert. Ich war bis im letzten Herbst unglücklich. Ich hatte dann entschieden, meine Leben von Neuem zu beginnen, bis....
Bis ich letzten Herbst (Oktober) in einer vollgestopften Mensa starke Schmerzen in der Bauchgegend bekam. Ich hatte entsprechend körperliche Reaktionen darauf (bleich, Zitter, Todesangst,...). Ich habe dies wahrgenommen und auch versucht darauf zu reagieren. Mir war der mögliche emotionale Stress bewusst, da ich ebenfalls ungefähr 1 1/2 Jahre nach dem Beginn der Erkrankung meiner Mutter 'gesundheitliche' Probleme bekam.
Wie habe ich darauf reagiert?
Ich habe mich von unserem Hausarzt untersuchen lassen (Blut, EKG,...). Alles war in Ordnung (November). Zu diesem Zeitpunkt hatte ich wohl wöchentlich 2 - 3 PAs, einige über mehrere Stunden. Ich habe dann mit einer Psychotherapie begonnen, die ich bis heute besuche.
Ich habe in diesem Frühjahr mit dem Konsum von Benzodiazepine angefangen. Ich habe im Februar Sessionsprüfungen geschrieben. Konnte mich jedoch in den ersten beiden Prüfungen kaum konzentrieren, da ich wie gelähmt war. Ich hatte Angst, (tod) vom Stuhl zu fallen. Mein Psycholog hat mir dann Temesta für die Prüfungssession 'verschrieben'. Ich habe trotz all den Widrigkeiten die Prüfungen bestanden.
Leider beschränkte sich der Konsum nicht nur auf diese Zeitdauer.
Ich habe (hatte) diesen Frühling eine Herzphobie entwickelt. Sie wurde immer unangenehmer. Hat mein Alltag immer stärker bestimmt.
Ich konnte dann einen Termin bei einem Kardiologen beziehen. Mein Herz wurde eine Echokardiographie unterzogen und es ist (zum Glück) organisch in Ordnung. Das Resultat hat mich zu Beginn auch sehr beruhigt. Trotzdem sind die Ängste bald wieder zurückgekehrt.
Ich habe einfach Angst. Angst, dass das Leben keinen Sinn enthält. Angst, dass alle Hoffnung, alles Leid umsonst ist. Angst, dass ich scheitere. Angst, dass ich an meinen eigenen Ansprüche scheitere.
Meine Ängste
Ich habe Angst, dass mich das 'Schicksal' mit gleicher Wucht trifft wie meine Eltern.
Ich möchte es präzisieren. Ich habe Angst, dass ich die gleichen 'Probleme' wie meine Mutter entwickle. Ich habe Angst, dass ich genauso elendig krepiere wie mein Vater. Ich identifiziere mich mit Ihnen/ mit dem Verlust.
Ich habe Angst, dass ich wieder gegenüber den Ereignissen machtlos sein werde. Das ich Opfer sein werde. Ich habe im Verlauf der Erkrankung meiner Mutter/dem Tod meiner Mutter/ dem Tod meines Vaters mich nie als Opfer angesehen. Ich habe meine Gefühle zu diesen Zeitpunkt stets weggeblendet. Ich habe grosse Empathie und diese hat die Entwicklung meiner Gefühlt wohl beeinträchtigt.
Ich habe Angst, dass ein plötzlicher Herztod eintrifft/ mein Herz stehen bleibt.
Ich denke, dass meine PAs sich zu einer Herzphobie entwickelt haben bzw. sie Hand in Hand gewachsen sind.
An Tagen/in Zuständen habe ich einen erhöhten Angstpegel.
Ich habe Zukunftsängste.
Wer bin ich? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was kann ich wissen?
Mein Studium leidet unter diesen Angstzuständen. Ich sehe alle Aufgaben vor mir, sie stemmen sich vor mir wie Berge mit den steilsten Hängen. Ich habe Angst zu scheitern.
Ich habe kein Selbstvertrauen/Selbstwertgefühl.
Ich traue mir überhaupt nichts zu. Ich mache mich verantwortlich für das Geschehene.
Ich sehe nur meine Unfähigkeit, mein körperliches Erbrechen, die Degeneration meines Verstandes. Ich fühle mich anderen Menschen gegenüber schwach/unterlegen. Ich getraue mir nicht.
Ich habe Ängste, wieder verletzt zu werden/dass ich jemanden verletzen könnte.
Durch die Verluste, die ich erfuhr, habe ich Angst. dass ich nicht in der Lage sein werde, Beziehungen aufzubauen. Ich habe Angst, dass eine Person
aufgrund von mir leiden sollte/könnte.
Ich habe seit der Erkrankung meiner Mutter keine feste Freundin gehabt noch sonst sexuellen Kontakt. Ich bin/war auch nie gross auf der Suche.
Ich kann mir einfach vorstellen, dass das Fehlen von Liebe in meinem Leben eine zentrale Rolle in meiner Erkrankung darstellt.
Ich habe Angst vor dem Tod/vor dem Sterben.
So lassen sich die meisten erwähnten Punkte zusammenfassen. Ich versuche dieser Angst mit meinen rationalen Verstand zu erklären. Dies macht die ganze Sache jedoch noch viel schlimmer/nicht besser. Wie kann ich dieser philosophischen Frage 'Herr' werden?
Darf ich glauben?
Meine Symptome
Körperlicher Natur
Ich habe chronische Schmerzen der Muskulatur am Rücken (1.90m bei 85kg).
Ich habe mich im Verlaufe der Erkrankung meiner Mutter so stark verspannt, dass ich bis heute Probleme mit der Muskulatur meines Oberkörpers habe. Im Bereich des Schlüsselbeines quitscht und knackt es. Ich habe zum Teil das Gefühl, dass der Schmerz in Brustkorbhöhe etwas mit meinem Herzen zu tun hat. Oder ich habe einfach diese Unbehagen. Es schmerzt, dieser Schmerz lässt sich nicht genau lokalisieren. Er verwirrt mich und führt mich in einem Zustand erhöhter Angst. Was unter Umständen zu Angstzuständen führen kann. Bin ich in einem solchen Zustand, ist es für mich ausserordentlich schwierig 'cool' zu bleiben. Ich habe das Gefühl, dass ich im nächsten Moment sterben werde. Ich habe dieses Bild vor dem inneren Auge, dass mir jemand ein Messer in den Rücken stosst.
Ich leide unter Visual Snow (Augenrauschen) und Nachbilder. Nach einer heftigen Migräne im 2009 (nach Streit mit meinem Vater) haben sich diese Symptome entwickelt. Sie begleiten mich bis heute.
Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob diese Art Migräne aufgrund von Verspannungen im HWS-Bereich eingetreten ist. Ich denke, dieses Augenrauschen und die Nachbilder zu einem gewissen Teil von meiner HWS herrühren.
Ich habe Probleme mit meiner Atmung.
Psychischer Natur
Soziophobie
Ich erlebe zum Teil Episoden, in denen ich vollkommen soziophob bin. Ich sehe andere Leute, die vollkommen glücklich erscheinen. Menschen, die Dinge erreichen, wovon ich nur zu wagen träume. Menschen, die einander lieben.
Ich sehe sie und in mir steigt ein tobende Welle brachialer Gefühle auf. Ich kann sie - nicht ordnen, ich spüre viel Wut/Hass/Trauer um das Geschehene. Ich sehe keine Hoffnung für mich, ich sehe all die verpassten Möglichkeiten.
Ich habe mich von meinem Freundeskreis stark zurückgezogen. Ich kann keine Mahlzeit in einer vollgestopften Mensa essen.
Ich bin traurig/ ich bin deprimiert. Bin ich depressiv?
Ich habe bis im letzten Herbst einfach 'funktioniert'. Für mich gab es nach dem Tod meines Vaters keinen anderen Weg. Ich habe/musste die Basisprüfung auf den Winter verschieben. Ich habe sie gepackt wie auch die folgenden Prüfungen im Sommer. Ich selber bin leider verkommen.
Viele Wünsche/Ziele wurden auf die Seite geschoben. Die Pflicht hatte mich immer unter ihrer Obhut. Ich lasse mir keine Freude. Ich leide darunter.
Ich leide vermehrt unter Schlaflosigkeit.
Ich kämpfe - wohl wie viele von euch - mit der Intensität dieser Angstzustände. Sie sind sehr überzeugend und lassen mich oft an meinen eigenen Aussagen zweifeln. Bin ich wirklich gesund oder falle ich die nächsten Minuten Tod um?
In den letzten zwei Wochen hat sich mein Zustand verschlechtert. Es treten wieder Selbstzweifel auf. Ich bin oft traurig. Ich weine. Ich suche nach Sinn und Zweck meiner Existenz. Ich zweifle. Ich hadere.
Ich spüre aber, dass ich sehr schnell 'überfordert' bin, wenn es mir überhaupt nicht passt. In solchen Momenten explodiert mein Kopf. Eine Welle voller Zweifel schwappt mir entgegen. Ich fühle mich sehr unwohl in meiner Haut.
Ich schluck wöchentlich 1 - 2 Temesta.
Ich weiss nicht, ob ich ein Antidepressiva schlucken soll um wenigstens diese Angst- und Panikzuständen zu überwinden. Ich möchte an meiner 'Seele' weiterarbeiten, mir ist bewusst, dass ich allein durch Medikamente diesem schei. nicht Herr werde.
Ich bin einfach nach so langer Zeit diesem Angstgefühl, diesem aperiodischen Verlauf meiner Angstzustände überdrüssig. Es nervt mich! Ich möchte Ruhe! Verdammt nochmals!
Ich trage nun seit Februar 'Claropram 20mg' - verschrieben von meinem Hausarzt - mit mir herum. Ich habe aber extrem grossen Respekt dieses zu nehmen.
Meine Bedenken:
Ich habe einen tiefen Blutdruck (~110/60) und einen tiefen Ruhepuls (~48-52). Am Abend/ in der Nacht fällt der Puls auch auf ~42 Schläge die Minute. Und DAS verunsichert mich.
Hat jemand einen Rat? Gemäss Beipackzettel sollte man 'Claropram' nicht bei tiefem Ruhepuls zu sich nehmen. Hat jemand vergleichbare Werte und nimmt es? (Immer diese Ängste !)
Oder was könnte ich tun? Darf ich optimistischer in die Welt schauen?
Ich bin so nah dran. Verzweiflung und Hoffnung liegen so nahe beieinander. Sie sind Nachbarn, ab und zu poltert der eine mehr als der andere...
Ich hoffe.... ich hoffe, dass ich euch mind. genauso gut 'helfen' kann, wie ihr mir. Ich hoffe, dass dieses Forum eine Bereicherung für mein Leben sein wird.
Nächtliche Grüsse
daspferd
31.05.2015 02:31 • • 31.05.2015 #1
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