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Hallo Leute,

Und zwar geht es darum, dass ich langsam gemerkt habe, mein Vater muss irgendwas an der Psyche haben. Aber ich weiß nicht annähernd was es sein könnte.

Über meinen Vater würde es so viel zu erzählen geben, besonders an Sachen die er so treibt, aber aufgrund von Textlänge und Anonymität belasse ich es beim notwendigsten. Ich weiß nicht extrem viel über seine Kindheit, da seine Eltern schon lange nicht mehr leben. Was ich weiß ist, dass er wohl sehr früh eingeschult wurde, da er sich selbst früh das Lesen und Schreiben beigebracht hat. Er war auch wohl gut integriert und hat so dahin gelebt. War wohl schon ziemlich früh politisch sehr links, aber das waren da damals alle und ist ja auch Ok. War wohl auch ein guter Wintersportler und ist gerne gereist. Hat dann eine sehr gute Magisterarbeit geschrieben und eine Promotion begonnen, die er dann leider nicht fertig machen konnte, weil das Thema nicht mehr zur Debatte stand. Dann musste er sich umorientieren. Total fachfremd. Sein Ziel war es wohl dann mit unter 30, sechsstellig zu verdienen, das hat er geschafft. Habe ich aber erst vor kurzem erfahren, das hätte ich niemals gedacht. Das geht ja komplett gegen seine Überzeugungen. Es ist halt ein Beruf der ihm nicht wirklich gefallen hat, kann ich auch irgendwie verstehen. Bei den ersten Stellungen hat er es wohl noch länger ausgehalten, irgendwann in der Zeit hat er meine Mutter kennengelernt. Zwar bemühte er sich manchmal um eine neue Stelle, aber verlor sie immer wieder nach kürzester Zeit, hat es praktisch drauf angelegt. Obwohl er ja das Reisen so liebt, und die wieder genauso gut bezahlt waren. Damals muss er wohl schon öfter mal ungepflegt gewesen sein, auch extrem sparsam und hat meiner Mutter verkündet, dass Arbeitslos sein das Beste ist. Als meine Mutter zu ihm zog und noch eine Monatsmiete dem ohnehin schon hochanständigen Vermieter schuldig war um aus dem Vertrag rauszukommen, verlangte mein Vater parallel seine Miete von 500 DM und regte sich darüber auf was der Vermieter für ein Schwein ist. Das Ganze hielt natürlich nicht lange.

Ja, wie habe ich ihn dann erlebt. In der Kindheit war es in Ordnung. Er besuchte mich regelmäßig, wir hatten Spaß, er ist ja auch ein wahnsinnig intelligenter und in vielen Dingen lockerer Mensch. Auch muss man anerkennen, dass er Unterhalt gezahlt hat, das machen ja viele nicht. Ich kenne ihn zwar als den ärmsten Menschen der Welt und deswegen hat er mir leid getan, man glaubt ja was der Vater einem sagt. Aber es war kein großes Thema. Außer dass er schon damals zwanghaft über Preise geredet hat und wenn die Begebenheit zwanzig Jahre her ist.

So vergingen die Jahre. Aber als meine Großmutter starb, wurden mir die Augen geöffnet. Kaum war sie unter der Erde stellte er ohne uns zu informieren den Unterhalt ein. Auf die Nachfrage meinte er kann es einfach nicht mehr zahlen. Das kam mir schon Spanisch vor, ausgerechnet jetzt. Ja dann haben meine Eltern bisschen diskutiert. Auf einmal hat er angefangen uns skurille "Spartipps" zu geben. Wohl um das Wett zu machen griff er nach einer Nudelpackung und sagte "Oh, die edeln teuren Barilla." Dann wollten wir was zu Essen bestellen, wo wir Idioten ihn wahrscheinlich sogar noch eingeladen hätten. Und er meinte ob man sich nicht eine TK-Pizza holen wolle, das wäre billiger. Als meine Mutter meinte, dass das aber nicht die gleiche Qualität sei, sagte er fast Stolz "Wenn ihr euch noch leisten wollt mein Essen auch noch(!) auf die Qualität zu achten. Ich habe mir das schon seit Jahrzehnten abgewöhnt." Später lederte er nach dass er ja nur 1-2Euro pro Tag braucht, da hat es mir fast den Magen umgedreht. Mein Taufpate der seit dem Kindergarten sein bester Freund war hat sich ohne unser Zutun eingeschalten und ihn damit konfrontiert. Als er zu ihm meinte er könne ja seine Sachen verkaufen schrie er ins Telefon "Du kapitalistisches A., willst das ich alles zu barem mache." Seitdem haben sie nicht mehr miteinander gesprochen. Meine Mutter die der gutmütigste und großzügigste Mensch ist, und die jetzt über 20 Jahre ein entspanntes Verhältnis hatten, hat auch für immer mit ihm gebrochen. Mein anderer Taufpate und manche Bekannte die er noch hat, laden ihn immer auf ein paar B. ein, da er sonst nicht mitgehen könne. Daraufhin fährt er vier Wochen in den Urlaub. Wir haben erzählt bekommen, dass er wohl zu den Leuten gesagt hat, dass die Menschen in aus der Straße haben wollen, weil er nicht so viel Geld hat. Ist natürlich Quatsch. Sein Mieter ist vor drei Jahren gestorben, als ich ihm damals fragte, ob er gedenkt wieder zu vermieten meinte er "Ich muss, es geht um die Existenz." Vor drei Jahren. Ich pflege zwar noch Kontakt, aber auch als Volljähriger habe ich ihn mehrmals im Monat gesehen, jetzt zögere ich die Treffen unter fadenscheinigen Begründungen bis zu 6 Monaten raus. Dass er in meiner Gegenwart nicht mehr über Geld reden soll, habe ich ihm gesagt. Auf mich hört er tatsächlich, das muss man ihm lassen. Hat sich ernsthaft bemüht. Letztens war ich bei ihm, da hat er erzählt, dass er Besuch von Verwandten bekommt, als ich ihn fragte ob er auch was für das Kind an Verpflegung hätte, sagte er friedlich "Ne das müssen die schon selber machen." Ohne dass ich mir nur einen falschen Blick erlaubte, fing er auf einmal an zu schreien "Ich hab’s ja, dann kaufe ich das falsche und dann muss ich es wegschütten. Für den Besuch hat er Toiletten wo die Spülung nicht richtig funktioniert weil "meine finanzielle Situation." Aus dem Grund trägt er seit Jahren eine Lesebrille aus dem Supermarkt, da er sich eine Gleitsichtbrille nicht leisten kann. Die ungefähr so viel Wert ist wie meine Geldstrafe von 800Euro vor ein paar Jahren mit ersatzweise 14 Tage Haft. "Tut mir leid, ich habe es einfach nicht." Mussten natürlich wir zahlen. Wenige Wochen später sagte er mir dass er noch 3000 Euro leihen muss. Ich fragte ob das vom Umsatz ist oder was ähnliches. "Ne von Privat." Als wir auf dem Volksfest waren zahlte er die Erste Runde. Als er einen Blick in meinem Geldbeutel sah, weil ich für mich nicht wenig von meiner Oma mitbekommen hatte, durfte ich die nächsten Runden für uns beide übernehmen. Es ist eine Verwahrlosung ihr könnt es euch nicht vorstellen.

Ich frage mich einfach was könnte er haben. Sonderlinge gibt es viele und sehr geizige auch. Aber sowas habe ich noch nie erlebt. Ich packe das schön langsam nicht mehr. Das ist schon anstrengend. Sry für den Wall of Text.

VG

18.04.2022 00:02 • 18.04.2022 x 1 #1


10 Antworten ↓


Hi, ich habe tatsächlich nicht alles gelesen, aber ich lese hier raus, dass dein Vater nicht arbeiten geht, offensichtlich jahre-/jahrzehntelang von seiner Mutter unterstützt wurde und spätestens seit ihrem Tod sehr aufs Geld schauen muss bzw keins hat.
Wieso denkst du, er könnte ein psychisches Problem haben?

Sorry, falas ich es tatsächlich überlesen haben sollte.

A


Vater ist krank-Was ist das?

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@Pauline333 Ja sry ist ein bisschen lang der Text. Nein, mein Vater war letztendlich nie dauerhaft arbeitslos. Und bei der Großmutter geht es um seine Ex-Schwiegermutter. Er hat bloß die hochbezahlten Jobs immer verloren und ist schon lange selbstständig. Aber so ein Verhalten wäre ja selbst als Hartz IV-Empfänger asozial.

Ich verstehe leider immer noch nicht, welches Verhalten deiner Meinung nach auf ein psychisches Problem hindeuten könnte.

Dass er hochbezahlte Jobs nicht halten kann oder will? Dass er sparsam/geizig/nicht freigiebig ist oder sein kann oder will?
Welches Verhalten findest du asozial?

Ich habe rausgelesen ,dass er ein ziemlicher knauser ist aber wenn andere Geld haben ,denen gerne selbiges aus der Tasche zieht .
Ob er einfach einen knall bzgl Geld hat oder eine ernsthafte Störung hat, kann ich nicht beurteilen. Kenne so ein ähnliches Verhalten von dem Opa meines ex Freundes.

Zitat von kleinpübbels:
Ich habe rausgelesen ,dass er ein ziemlicher knauser ist aber wenn andere Geld haben ,denen gerne selbiges aus der Tasche zieht .


Ich lese raus, dass er kein Geld hat. Auch nicht für sich selbst.

@Albion hat dein Vater denn Geld oder ist er pleite ?

@kleinpübbels Genau. So kann man es leider denke ich beschreiben. Das muss man sich mal vorstellen, sich von seinem eigenen Sohn den Abend aushalten zu lassen, mit Geld dass auch ausschließlich nur für den Sohn bestimmt war, ist doch perv.. Ein Mensch der einfach arm ist, hätte doch da seine Hemmungen.

@kleinpübbels Ich kenne seine Kontostände nicht. Und früher habe ich es wie gesagt so hingenommen. Aber so pleite kann man denke ich in Deutschland nicht sein. Das sind Tendenzen wie in einem Schwellenland. Und wenn jemand sagt er kann sich keine Kneipe leisten, aber dann dauernd in den Urlaub fährt, naja. Und wie gesagt seitdem ich auf der Welt bin sagt er hat kein Geld. Jetzt sagt er im Nachhinein dass es ihm ja damals gut ging, bloß heute finanziell schlecht. Da sieht man wie Glaubhaft das ist. Der hat sich ja auch als er noch so viel verdient hat, nie ein Auto über 500 Mark gekauft und hat mal ein Bierglas mitgehen lassen, weil der Wirt 10 Pfenning mehr als die anderen verlangt hat. Also dass da was ganz gewaltig nicht stimmen kann, das finde ich liegt doch auf der Hand.

@Albion ich war auch mal pleite und mir wäre es im Traum nicht eingefallen, anderen so auf den Taschen zu liegen . Kenne aber Konsorten, die da null Hemmungen haben .
Ist nur meine Meinung, aber wenn man Geld für Urlaub hat, dann hat man auch sonst was Geld, im Sinne dass man nicht andere ausnutzen muss .
Ist bestimmt nicht schön für dich sowas zu erleben. Hat was von Onkel Dagobert, auf Arm machen aber täglich im Geld baden. Obwohl ich diese Ente ja sehr mag ^^

@kleinpübbels Ja sehe das genauso. Ne schön ist das natürlich nicht. Wobei ich diese Verwahrlosung und dieses durchdrehen bis er sogar den letzten vergrault hat, eigentlich noch schlimmer finde, als dass er mich damals bezahlen lassen hat. Und deswegen meine ich eben, da stimmt was nicht mehr. Weil wo man sich eigentlich schon immer sicher sein konnte ist, dass er eigentlich kein Lügner ist und auch kein Schnorrer. Ich glaube das ihm das eigentlich sogar immer zuwider war eingeladen zu werden, weil er ja dann unter Zugzwang steht. Also die Sachen die er sich gekauft hat egal was waren immer von seinem eigenen Geld. Aber als sein Mieter verstorben ist, hat dessen Rentenkasse noch ein Jahr die Miete an meinem Vater überwiesen. Die musste er dann natürlich zurückzahlen. Mit Anwaltskosten waren das deutlich über 10.000 Euro. Jetzt könnte man sagen, vielleicht hat er sie eben vernünftigerweise nicht angetastet, aber das heißt ja dann, dass auch seine sonstigen Einnahmen nicht so gering sein können. Und irgendwie hat es nicht so gewirkt, als wäre das sein absolut letzter Knopf gewesen. Was mir aber auch ernsthaft Sorgen macht für ihn, darauf kann ich ihn aber nicht ansprechen, weil ich das nur durch einen Freund von ihm weiß. Er müsste wohl einmal im Jahr eine wichtige Voruntersuchung machen und die macht er seit Jahren nicht mehr, weil er dann von seiner KV Geld rausbekommt. Also der geht mittlerweile über seine eigene Gesundheit, die seelische Gesundheit anderer Leute.

A


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