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Hallo,

ich habe das Problem, dass ich die Trauer über den plötzlichen Tod meines Vaters nie zulassen konnte. Es Schmerz zu sehr. Meine Schwestern erzählen dann manchmal Anekdoten oder so über ihn, aber da kommt mir nur ein Klos im Hals und ich kann nicht lachen oder mich freudig erinnern, aber ich kann es nicht zulassen. Es ist schon 7 Jahre her und nochimmer ist das Thema ein rotes Tuch für mich. Entweder ich mache es wie jetzt - wenn ich diesen Text schreibe - und dränge die Thematik soweit von mir weg, dass es eher wie ein Fakt ist, der mit nicht betrifft oder ich muss so unfassbar traurig werden, dass ich nur noch heule und das so heftig, dass ich kaum Luft bekomme (was dann auch meistens noch wieder in Panik mündet) und ich gar nicht mehr klarkomme. Und dieses Gefühl versuche ich natürlich zu vermeiden. Auch in der Therapie kann ich kaum darüber sprechen..
Die normalen Tipps wie du musst die Trauer zulassen oder so Sachen, wie sich an die schönen Dinge erleben, die positiven Elemente von ihm in mir weiterleben lassen usw, klappen nicht so recht. Ich kann die Trauer nicht zulassen, sie ist viel zu stark. Der Tipp ist ähnlich für mich wie: Wirf dich vor ein Auto, dann bist du erstmal abgelenkt. Wobei der letztere irgendwie sogar noch gangbarer erscheint... Gibt es irgendwie einen 'sanfteren' Weg? Ich weiß nicht was ich tun soll, außer dass ich es aufarbeiten muss, denke es ein Mit-Auslöser für viele meiner psychischen Probleme. Könnt ihr vielleicht Bücher empfehlen oder so?

Ich hoffe ich erscheine jetzt nicht zu wählerisch oder wie ein Weichei. Mir ist schon klar, dass trauern kein Zuckerschlecken ist, aber was mich da überkommt ist jenseits meiner Möglichkeiten...

Viele Grüße

24.07.2018 07:26 • 26.07.2018 x 2 #1


14 Antworten ↓


Hey Schneesturm,

Ich bin in einer ähnlichen Situation ....meine beste Freundin ist vor knapp 7 Jahren gestorben mit 32 Jahren. Bin seit der Beerdigung innerlich wie ' versteinert' wenn ich an sie denke. Konnte damals nicht weinen und auch heute nicht. Schmerz ohne Ende
Lemon Tree war unser gemeinsames Lieblings Lied. Wenn ich Auto fahre und Radio höre und Lemon tree läuft hab ich den heftigen Wunsch das Auto vor einen Baum zu setzen. Gerade in diesem Moment wird mir bewusst, das ich nicht mal mit meinem Therapeuten über Antonina bzw über ihren Tod gesprochen habe.

Tipps kann ich dir gar keine geben aber vielleicht ist geteiltes Leid ja halbes Leid...lg

A


Trauer ewig verdrängt - Ist immer noch viel zu stark

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Das ist ein ganz normales Phänomen, man ist diesem Moment sehr stark. Wenn ich an den Tod meiner Oma denke ist das auch so. Weinen konnte ich nicht, ich habe es nicht wahrhaben wollen, aber es war nunmal so. Ich habe mich noch von ihr verabschiedet, da war sie schon tot im KH. Wenn ich heute an meine Großeltern zurückdenke muss ich oft in einer melancholischen Stimmung weinen. Ich denke, dass der Verstand manchmal die Seele schützen will vor einem großen Dilemma. Vielleicht ist das bei dir genau so. Ich komme auch nicht damit zurecht, dass man älter wird und die Vergänglichkeit , die so selbstverständlich ist, dann aber immer wieder in Frage gestellt wird.

Oh Mann, das Hirn und die Psyche, welch verrücktes Ding!

Deinen Beitrag hab ich garnicht gelesen, als ich meinen geschrieben habe.
Ich habe das Gefühl unendlich großer und unfassbarer Trauer in mir. Als mein geliebter opa gestorben ist, konnte ich die nicht zeigen und es gibt noch andere Situationen. Es hat sich zu einem Berg gehäuft und ich weiß nicht, wie ich neben der Trauer leben kann. Iim Februar passierte nochmal etwas, eine Kleinigkeit eigentlich, aber seit dem geht es mir unglaublich schlecht ich glaube, deshalb sind meine Symptome momentan so sehr im Vordergrund.
Ich weiß, wie Trauer geht. Ich weine oft auch mal sehr verzweifelt, aber die Trauer geht nicht weg. Wird nicht mal weniger.

Hallo Ihr Lieben,

erst mal mein tiefes Mitgefühl für Eure Verluste. Ich denke, es gibt kein Regelwerk, um die Trauer zuzulassen bzw. zu verarbeiten.

Ich kann Euch sehr gut verstehen, bzw. stehe genau vorm gleichen Problem. Seit 2012 schleppe ich die Trauer mit mir, es ist aber auch eher die Angst diese zuzulassen oder mich direkt mit meinen Verlusten zu konfrontieren.

In diesem einem Jahr sind meine Eltern, meine beste Freundin und ein Bekannter verstorben. Das war für mich einfach zu viel und hab ne deftige Angst und Panikstörung mit Verlustängsten entwickelt.

Ja... ich umgehe das Zulassen, aus Angst, die damit verbundenen Gefühle nicht aushalten zu können, genau, wie die damit verbundenen Panikattacken.

Manchmal traue ich mich dann doch, einen Song oder eine Filmmusik reinzuhauen, welche mich emotional an Momente oder Begebenheiten mit meine Liebsten damals erinnert und es löst sich etwas, das tut dann sehr weh aber später auch gut.

Ich schaffe das nur Häppchenweise... es ist in diesem Jahr einfach zu viel in zu kurzer Zeit passiert.

Seid lieb gegrüsst, Rike

Liebe Rike,

Fühl dich umarmt
Ich bin gerade sprachlos.
Es tut mir sehr für deine Verluste

... Danke dir.

Sprachlos war ich auch eine ganze Zeit lang, mir hat aber auch der Austausch mit zwei Freunden sehr gut geholfen.

Ich glaube, das Einzige was mir etwas Abstand bringt ist das Reden... ich habe dann meist das Gefühl ich könnte ein kleines Stückchen davon, also von der Trauer, abgeben.

Wie ist es bei dir? Was hat dir geholfen?

Sei lieb gegrüsst

Hallo Rike,

bin gerade noch im SSRI Entzug und mir geht's schlecht damit. Und ohne Ende Nachtdienste. Und drei Kids die noch fünf Wochen Ferien haben.
Hab gerade keine Kraft mich mit der miesen Trauer zu beschäftigen. Vielleicht auch einfach Schiss. Irgendwann muss ich es wohl angehen. Aber im Moment kann ich nicht.
Ich kann meisterhaft verdrängen.
Ich tue einfach glücklich

Zitat von ichliebekuchen:
Hallo Rike,

bin gerade noch im SSRI Entzug und mir geht's schlecht damit. Und ohne Ende Nachtdienste. Und drei Kids die noch fünf Wochen Ferien haben.
Hab gerade keine Kraft mich mit der miesen Trauer zu beschäftigen. Vielleicht auch einfach Schiss. Irgendwann muss ich es wohl angehen. Aber im Moment kann ich nicht.
Ich kann meisterhaft verdrängen.
Ich tue einfach glücklich



Na was bleibt uns denn gross weiter übrig als oft verdrängen, sei es wegen der Kinder oder eben im Job. Nachtdienste? Hast du da Unterstützung wegen deiner Kleinen?

Was entzieht du denn? Ich hab vor ein paar Monaten Venlafaxin abgesetzt, hatte drei Wochen Übelkeit und Brainzaps... zum Glück geht das vorbei. Und von wegen der Ärzte diese Medikamente machen nicht abhängig... wenn man die absetzt sieht man ja was passiert.

Ich wünsche dir viel Kraft dafür, du schaffst das!

Liebe Grüsse

Hallo Rike und Hallo Kuchenliebhaberin

es tut mir auch Leid um eure Verlust. Irgendwie fühle ich mich mit der Trauer immer so alleine, weil ich das Gefühl habe, dass meine Familie so damit klar kommt und nur ich das nicht schaffe oder es mich irgendwie anders getroffen hat oder so?

Wie hängen denn eure psychischen Probleme mit der Trauer zusammen? Gibt es da Zusammenhänge?

Ich wünsche euch viel Kraft

Zitat von Schneesturm93:
Hallo Rike und Hallo Kuchenliebhaberin

es tut mir auch Leid um eure Verlust. Irgendwie fühle ich mich mit der Trauer immer so alleine, weil ich das Gefühl habe, dass meine Familie so damit klar kommt und nur ich das nicht schaffe oder es mich irgendwie anders getroffen hat oder so?

Wie hängen denn eure psychischen Probleme mit der Trauer zusammen? Gibt es da Zusammenhänge?

Ich wünsche euch viel Kraft


Hallo Schneesturm93,

danke für deine Anteilnahme... das Gleiche gilt von meiner Seite auch erst mal für dich.

Wegen Deiner Familie; Jeder verarbeitet die Trauer anders, ich denke, es gibt eben Menschen, denen sieht man das nicht an, oder sie verschliessen sich aus Selbstschutz vor den Verlusten und den Gefühlen.

Wie es bei mir zusammenhängt? Intensive Gefühle, wie eben die Traurigkeit, Verzweiflung und auch Wut, welche man eben bei der Bewältigung durchlebt lösen bei mir Panik aus mit all möglichen körperlichen Symptomen. Und ich habe furchtbare Angst noch Jemanden zu verlieren, der mir am Herzen liegt.

Von daher habe ich auch noch einen langen Weg vor mir... mein Schlüssel dazu liegt im Zulassen und Durchleben der Gefühle, wofür mir manchmal einfach der Mut fehlt. Du siehst, mir geht es da wie dir...

Fühl dich lieb gegrüsst, Rike

Guten Morgen

Ich glaube bei mir besteht diese blöde bzw nicht vorhandene Art der Trauerbewältigung seit der Kindheit. Bin in einer Sekte aufgewachsen, es gab innerhalb dieser Glaubensgemeinschaft sehr viele Suizide. Es durfte nicht darüber gesprochen werden. Wurde im wahrsten Sinne des Wortes totgeschwiegen.
Meine Cousine hat sich mit 21 suizidiert. Wurde auch unter den Teppich gekehrt.
Ich muss langsam an das Thema ran. Die Päckchen auf meiner Seele werden immer größer...
Innerlich sträubt sich alles dagegen. Ich warte noch auf den richtigen Zeitpunkt. Hab gerade 2 Jahre Verhaltenstherapie und Traumatherapie hinter mir aber aber da sind diese Themen nicht besprochen worden...gab viel zu viel anderes ...

Na da lese ich deinen guten Morgen Beitrag abends um halb 10

Erfahrungen wie du sie jetzt aus der Kindheit schilderst, kenne ich zwar nicht, aber ich denke dem Umgang mit Gefühlen bekommt Kind ja schon in der Familie beigebracht. Und bei uns hieß es immer funktionieren und nicht anmerken lassen. Jetzt wo ich so drüber nachdenke, führe ich das eigentlich nur weiter fort. Ablenkung und Arbeit usw. Ich denke es ist gut, wenn du schon viel anderes aufgearbeitet hast und nach und nach an mehr Themen kommst, irgendwann sind sie hoffentlich alle durch. Ich wünsche es dir sehr. Es ist soviel schwieriger, wenn der Start nicht so leicht war. Das merke ich so oft (wenn ich mich mit anderen vergleiche). Hat dir die Therapie geholfen und wie geht es weiter?

oh Rike, ja das mit der Panik kenne ich doch nur zu gut. Da fällt es gleich 1000mal schwerer sich darauf einzulassen und die Gefühle zu durchleben... Ich muss sagen, da es bei mir aus so plötzlich war (Unfall) bin ich auch total unentspannt allgemein geworden. Ganz viel von meiner Panik(störung) geht darauf zurück, dass ich alles kontrollieren und im Griff haben will um eben sowas zu vermeiden. Auch wenn die Situationen teilweise total komisch sind. Ich will meinen Körper genau steuern, ich will andere steuern, ich habe klare vorstellungen und so muss es laufen, Zufall oder sich-etwas-hingeben ist gleich total bedrohlich, es könnte ja was passiert und los dreht sich die Abwärts-Gedanken-Spirale...

Hey Schneesturm, hey Rike,

also die Therapie hat mir sehr weitergeholfen in Punkto Selbstwertgefühl ( Hab ja sensitive PS) , das war sehr gut für mich da mein Mann Borderliner ist und na ja das ist bekanntlich nicht sehr förderlich für die( schon angeknackste) Seele.
Auch hab ich viele Skills gelernt damit ich mich nicht selbst verletze.
War ja Verhaltenstherapie 80 Stunden...Da mein Thera auch Traumatherapeut ist, waren auch ein paar Komponenten aus diesem Bereich mit dabei, mir ging es allerdings immer sehr schlecht nach diesen Sitzungen.
Bin laut ihm noch nicht soweit für eine richtige Traumatherapie.
Im Moment soll ich es mit radikaler Akzeptanz versuchen.
Seid ihr auch in Therapie?

Hi,

ja ich mache seit ca. 4 Jahren eine tiefenpsychologische Therapie und es geht mal auf und mal ab. Manchmal hilft es mir aus tiefen Löchern, oft drehen wir uns im Kreis. Manchmal denke ich, wie ich es ein paar Tage ohne Sitzung schaffen soll und manchmal würde ich am liebsten ein paar Wochen nicht hingehen. Bin ehrlich gesagt selbst unsicher, wie sehr es hilft. Ich mag meinen Therapeuten gerne und wir reden viel und ich finde seine Kommentare auch sehr oft hilfreich und eine andere Perspektive-aufzeigend, aber mit den Fortschritten bin ich weniger zufrieden. Vielleicht auch nur zu ungeduldig? Meinen Perfektionismus konnte ich schon ein gutes Stück ablegen und auch mein Leistungsdenken wird besser, bzw. mein Selbstwert-über-Leistung. Aber hmh.. ich weiß nicht so recht, muss ich sagen..

Grüße

A


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