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Zitat von Muqq:
s ist halt so, dass man irgendwann keine Lust mehr hat.


Du wirst für dich entscheiden müssen, ob du deine Probleme weiter geheim mit dir herumtragen möchtest, oder die Gelegenheit ergreifst, mal alles auf den Tisch zu packen, die Ärmel hochzukrempeln und mal aufräumen.

Und etwas zur Therapie. Therapie funktioniert nur, wenn man begreift, dass man seine Probleme nicht mehr alleine lösen kann. Und Therapie ist zwar hammerhart, aber das sind die Probleme doch auch. Möchtest du den Rest deines Lebens deinen Müll mit dir rumschleppen, oder den Müll man anschauen und schauen, was da über Bord gehen darf und was man unbedingt behalten möchte.

Hallo Muqq,

es tut mir sehr leid, dass es Dir aktuell so geht, wie es Dir geht.

Ich würde Die gerne 2 Dinge dazu sagen:

1) Erstmal eine kleine Anmerkung zur Entlastung: Ich finde es nicht ungewöhnlich, dass Dir das SVV nach langer Abstinenz jetzt mehrfach hintereinander passiert ist. Das kenne ich von mir persönlich auch so. Wenn diese Hemmschwelle erst einmal wieder eingerissen ist, dauert es etwas, bis diese wieder aufgebaut ist. Es ist eine psychische Sache, die aber auch eine ganz physische Komponente hat. Der Körper schüttet wieder die Botenstoffe aus, die den beruhigenden und entlastenden Effekt vom SVV bringen und erinnert sich daran. Das ist erstmal nicht ungewöhnlich, ich kenne es auch von vielen Mitpatienten, denen es auch oft so geht. Bei ganz vielen ist es so, dass sie Ihre Rückfälle so erleben, dass das SVV dann mehr als einmal auftritt, bevor sie sich wieder davon lösen können.

2) Auch wenn es nicht ungewöhnlich ist, dass Rückfälle so aussehen können, bist Du imho gerade trotzdem an einem Punkt, der nicht ganz ungefährlich ist. Falls Du das Verhalten wirklich abstellen möchtest, solltest Du Dich dringend entscheiden, tatsächlich etwas dagegen tun zu wollen (das Commitment, das ich schon erwähnte). Ich möchte ehrlich zu Dir sein, ich bin mir etwas unsicher, ob Du wirklich gerade an diesem Punkt bist oder ob das Problem vielleicht ein anderes ist.
Falls Du das Verhalten wirklich abstellen möchtest, wäre es wirklich gut, mehr Energie in den Aufbau von Alternativverhalten zu stecken. Dazu gehört auch, dass Du Dich ernsthaft mit den Hilfestellungen auseinandersetzt, die Dir hier geschickt werden. (Ich war etwas verwundert, dass Du z.B. den Link, den Lottaluft Dir geschickt hatte, zunächst wohl nicht angesehen hattest und Dich mit Skills zunächst nicht weiter auseinandergesetzt hattest). Das ist nicht vorwürflich gemeint, das sage ich ganz deutlich, da ich mir denken kann, dass es sich vielleicht so anhört. Ich sage das nur so deutlich, weil ich schon oft gesehen habe, dass Leute an diesem Punkt nicht ehrlich mit sich waren und dann tiefer in dieses Verhalten reingerutscht sind. SVV hat ja auch die Tendenz, sich zu steigern bzw. zu verschlimmern. Es kostet viel Kraft, dieses Verhalten durch Skills zu ersetzen, eben weil das SVV den Effekt hat, den es hat, und Skills am Anfang erstmal nach einer weniger wirksamen Alternative aussehen, auch wenn sie langfristig das Mittel der Wahl sind, das Verhalten abstellen zu können.
Vielleicht hast Du aktuell nicht die Kraft, es ambulant zu schaffen, vielleicht bist Du psychisch gerade an einem Punkt, an welchem Du unbewusst merkst, dass Du evtl. gerade mehr Unterstützung brauchst. SVV ist ja oft, neben vielen anderen Dingen, auch ein Hilferuf, eine Art Kommunikation. Vielleicht bist Du an einem Punkt, wo weder ambulante Therapie noch Tagesklinik helfen, vielleicht wäre das jetzt der Punkt, über einen stationären Aufenthalt auf einer entsprechenden psychosomatischen Station nachzudenken. Gerade wenn Du Dich mit den Bewältigungsstrategien wie Skills etc. bislang noch nicht intensiv auseinandergesetzt hast, könnte es hilfreich sein, Dich für ein paar Wochen zusammen mit Gleichgesinnten intensiv mit der Thematik auseinanderzusetzen, da könntest Du viel über das Thema lernen und hättest gleichzeitig eine intensive menschliche Unterstützung durch Therapeuten, Ärzte und Mitpatienten. Natürlich ist Therapie auf DBT-Stationen auch mit vielen Herausforderungen verbunden, aber Du kannst ganz viel gewinnen. Und eine DBT-Station einer psychosomatischen Klinik hat ja auch nichts mit Psychiatrie zu tun, ist vollständig freiwillig, man wird dahin vom Arzt überwiesen, wenn man das möchte, und kann auch jederzeit wieder gehen, wenn es einem nicht zusagt/hilft.

Ich würde Dir raten, zumindest einmal darüber nachzudenken, ob das für Dich etwas sein könnte. Frage Dich ganz ehrlich, wieviel Kraft Du gerade hast, es alleine bzw. nur mit ambulanter Unterstützung zu schaffen. Frage Dich ehrlich, wie Deine aktuelle Gesamtsituation gerade aussieht, welche Probleme es vielleicht noch gibt, die Du Dir evtl. noch nicht bewusst gemacht hast. So eine Anmeldung auf einer solchen Station geht ja auch nicht von jetzt auf gleich, es wäre daher eh etwas, was man eher als Perspektive sehen könnte, aber oft hilft ja eine Perspektive schon, dass die Dinge sich auch so schon bessern können. Ist nur so ein Gedanke. Oftmals fällt es Menschen schwer, einen solchen Schritt zu gehen, aber wenn man ehrlich in sich hineinhorcht und feststellt, dass die Situation gerade ganz schwierig ist und die eigenen Kraftreserven vielleicht nicht ausreichen, diese zu bewältigen, ist es völlig ok, diese intensiveren Hilfestellungen anzunehmen.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall ganz viel Kraft, Deine Krise zu überwinden!
LG Silver




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