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Hallo,

ich bin seit 4 Monaten aufgrund einer schweren Depression mit Angststörung krankgeschrieben. Auslöser dafür war ein Burnout im Job. Den Job habe ich mittlerweile gekündigt, da sich auch nach Rücksprache keine erleichternde Perspektive ergeben hätte.

Zeitgleich habe ich mit einer Psychotherapie begonnen, welche sehr hilfreich für mich ist. Ich habe also deutliche Fortschritte gemacht.

Nun hatte ich heute einen regulären Termin bei meiner Psychaterin (nicht die gleiche Person wie Psychologin) und sie meinte, dass sie mich wieder gesundschreiben möchte. Nachdem ich ihr erklärt habe, dass ich mich noch nicht soweit fühle hat sie für mich unfassbare Argumente als Ärztin aus diesem Bereich gebracht:

- Die Leute sind alle viel zu weich geworden. Sie ist ja mehr so für Härte,
- Wenn Sie hier alle so lange krankschreiben würde, wie sie wollen, würden alle die vollen 1,5 Jahre mitnehmen
- Es wird doch eh nur schwerer, wenn man zu lange aus dem Job raus ist
- Sie hat mich ja jetzt die ganze Zeit vor dem Arbeitsamt bewahrt
- Ich kann ja schließlich kein EU-Rentner werden mit 33

Ich bin mir darüber bewusst, dass man in der Depression auch schnell was falsch verstehen kann. Allerdings war ich so wütend, dass sie mir sowas sagt, obwohl unsere Termine sich jedes mal auf max. 5 Minuten belaufen und nie Fragen zur Therapie oder meinem Befinden und Symptomen gestellt wird.

Ich wurde jetzt für weitere 4 Wochen krankgeschrieben aber mit der Perspektive, dass ich dann gesund zu sein habe. Über einen Arztwechsel hatte ich schon vorher nachgedacht, allerdings sind die Plätze ja sehr rar und ich wollte das in Angriff nehmen, wenn wieder mehr Energie vorhanden ist.

Gerade bin ich mit der Situation total überfordert. Natürlich würde ich gern wieder einem Job nachgehen, der mir Freude bereitet aber momtan bin ich noch nicht stabil.

Eigentlich war ich gerade froh, dass die guten Phasen langsam länger werden.

Auch wenn ich es niemanden wünsche aber vielleicht hat jemand auch mal so eine Erfahrung gemacht?

LG Kassi

02.11.2022 16:00 • 02.11.2022 #1


14 Antworten ↓


Ich kann dir von meiner Erfahrung schreiben, mein Psychiater sagte auch nach vier Monaten zu mir, dass er mich nicht mehr krankschreiben wird. Er hat mir das aber sehr einfühlsam erklärt, er sagte auch wir sollen den Zeitpunkt nicht verpassen, ansonsten kann sich alles unnötig in die Länge ziehen. Mein Therapeut hingegen, sprach von mindestens einem Jahr. Also hatte ich zwei Meinungen.

Ich dachte da auch, ich falle vom Glauben ab und wie ich das schaffen soll. Aber er hatte damit recht, es war die beste Entscheidung wieder zu arbeiten. Durch die Arbeit ging es bei mir nochmal ein Stück bergauf.

Lg Lilly

A


Psychater verweigert Krankschreibung

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Du würdest ja nicht direkt wieder arbeiten, da du gekündigt hast, oder? Du musst dich natürlich arbeitslos melden falls noch nicht geschehen und hast dann ggf. ein Gespräch bei der Arbeitsagentur jedoch nicht sofort wieder einen neuen Job.

Zitat von LillyDream:
Ich kann dir von meiner Erfahrung schreiben, mein Psychiater sagte auch nach vier Monaten zu mir, dass er mich nicht mehr krankschreiben wird. Er hat ...

Vielen Dank für deine Erfahrung.

Ein winziges bisschen Einfühlungsvermögen hätte ich mir auch gewünscht. So kam ich mir eigentlich nur wie ein simulant vor.

Ich glaube auch, dass man sich nicht ewig vor dem Wiedereinstieg scheuen sollte, aber wann ist da der richtige Zeitpunkt.

Wie war denn deine Situation als du wieder angefangen hast? Also gab's da noch starke Symptome?

Ich hab eben immernoch den ganzen Tag eine sehr quälende Unruhe und Angstattaken sind auch noch dabei.

LG Kassi

@Helveticus ich vermute das ginge dann doch sehr schnell. Ich habe bereits in der Krankschreibung durch Kontakte über den Freundeskreis (die ich so nicht gesucht habe) Stellenangebote bekommen.

Der Fachkräftemangel ist ja gerade überall ein Thema aber in meiner Branche suchen sie auch sehr sehr händeringend.

Kann man denn auch im Rahmen einer Wiedereingliederung anfangen, wenn man einen neuen Job anfängt oder ist das nur bei einem bestehenden Job möglich.

LG

Hallo @Kassi27

Zitat von Kassi27:
Kann man denn auch im Rahmen einer Wiedereingliederung anfangen, wenn man einen neuen Job anfängt oder ist das nur bei einem bestehenden Job möglich.

Das stelle ich mir schwierig vor. Für eine Eingliederung wird man weiterhin krankgeschrieben. Außerdem müsstest du dem neuen AG ja direkt deine Erkrankung mitteilen.

Vielleicht könnte man eine reduzierte Stundenzahl in der Probezeit vereinbaren? Oder zu Beginn eine Teilzeitstelle und wenn es dir besser geht neu orientieren / bewerben?

@Helveticus also mehr als Teilzeit würde sowieso nicht in Frage kommen.

Ich war halt gerade echt etwas froh, dass sich auch so der massive Schatten der Depression langsam lichtet. Manchmal gibt es eben noch Tage, an denen geht gar nichts. Da kann ich wirklich nur heulen und schauen, dass ich einigermaßen klarkommen.

Was mach ich dann an einem solchen Tag im neuen Job. Wo man ja gerade zu Beginn mit vielen neuen Herausforderungen konfrontiert ist.

Klar soll es wieder in diese Richtung gehen und ein Job erfüllt natürlich auch aber irgendwie hab ich das Gefühl, das es gerade jetzt noch nicht soweit ist.

Es ärgert mich einfach, dass man beim Psychiater trotz leeren Wartezimmer in 5 Minuten bisher und gerade heute so abgewatscht wird.

Da fühlt man sich gar nicht wahrgenommen.

LG

Zitat von Kassi27:
Kann man denn auch im Rahmen einer Wiedereingliederung anfangen, wenn man einen neuen Job anfängt

Ja kann man.

@Kassi27

Zitat von Kassi27:
Es ärgert mich einfach, dass man beim Psychiater trotz leeren Wartezimmer in 5 Minuten bisher und gerade heute so abgewatscht wird.

Da fühlt man sich gar nicht wahrgenommen.

Ich kann das gut nachempfinden, ich war früher selber wegen Agoraphobie bei einem „5-Minuten-Psychiater“. Eigentlich hat er mir kurz zugehört, vermutlich ein oder zwei Stichpunkte für sich rausgenommen und den Rezeptblock gezückt.

Als dann eine schwere Depression dazu kam, habe ich mich an ein psychiatrisches Krankenhaus gewendet und war dort auch stationär für 12 Wochen. Ich habe danach die Medikation durch die an die Klinik angeschlossene Institutsambulanz in regelmäßigen Terminen überwachen lassen.

Bei solchen Ambulanzen hat man nicht die exorbitanten Wartezeiten. Vielleicht ist das eine Option für dich? Zum Einen eine zweite Meinung und ggf. doch nochmal eine Krankschreibung für eine gewisse Zeit.

Zitat von Helveticus:
@Kassi27 Ich kann das gut nachempfinden, ich war früher selber wegen Agoraphobie bei einem „5-Minuten-Psychiater“. Eigentlich hat er mir kurz ...

Eine zweite Meinung hätte ich schon gerne. Gerade weil auch die Psychotherapeutin meinte, dass es momentan noch nicht so weit ist.

Ich habe schon eine Zeit gebraucht, um mich für die Depression bzw. Dem Burnout oder besser gesagt, die Krankschreibung deswegen nicht zu schämen.

Nach heute schäme ich mich wieder total.

Werde morgen nochmal mit der Therapeutin telefonieren, da sie auch einige beruflichen Kontakte hat. Vielleicht hat sie einen Rat.

Vielen Dank erstmal für die Hilfe

@Kassi27 das kann ich nachvollziehen, schade dass du es so erleben musstest.

Den richtigen Zeitpunkt gibt es nicht, diese Antwort habe ich bekommen. Aufgrund dessen meinte er wir probieren es jetzt, und schrieb mich nicht mehr krank. Entweder es klappt oder eben nicht, wenn es nicht klappen sollte, dann würde ich es merken. Er sagte es ist besser, etwas früher als eben zu spät, weil dann wird es schwieriger und langwieriger. Ich hatte dennoch regelmäßige Kontrolltermine, und parallel ging ich noch zur Psychotherapie.

Ja ich hatte noch Symptome aber die waren zum aushalten, zu diesem Zeitpunkt nahm ich auch noch ein AD. Zusätzlich habe ich vieles angewendet dass ich in der Klinik und Therapie „gelernt“ habe. Das mache ich auch nach wie vor so. Ich musste einiges ändern, und bleibe da echt konsequent dran. Ich habe auch jetzt noch Phasen, in denen es mir mal schlechter geht. Ist aber laut meinem Psychiater alles „normal“.

Zitat von Kassi27:
Kann man denn auch im Rahmen einer Wiedereingliederung anfangen, wenn man einen neuen Job anfängt oder ist das nur bei einem bestehenden Job möglich.

Kann man schon.
Bekommt man aber Krankengeld und man fängt ein neuen Job mit Wiedereingliederung an, zahlt die Krankenkasse nur 4 Wochen, würde die eingliederung aber länger dauern, müsste nach 4 Wochen der Arbeitgeber zahlen.
So war die Aussage von meiner Krankenkasse

@Kassi27 ich kann deine Unruhe gut nachvollziehen und finde die Aussagen des Psychiaters nicht in Ordnung.
Wären wir nicht alle lieber gesund und könnten arbeiten gehen, hätten keine Depressionen und Ängste?!

Du musst dich für nix schämen!

Und nur weil du JETZT gerade noch nicht bereit bist, heisst es doch nicht, dass du 1,5 Jahre krank bist oder erwerbsunfähig.

Verstehe manche Ärzte nicht!

Hey, ich wurde immer vom Hausarzt krank geschrieben.
Es gibt keine magische Grenze, wie lange man krankgeschrieben sein sollte.
Wenn du dir noch nicht zutraust zu arbeiten, dann bleibe weiterhin zu Hause.

Wie ich es verstanden habe, dürftest du ja jetzt beim Arbeitsamt gemeldet sein. Wenn du gesund geschrieben bist, bombardieren die dich ja mit Jobangeboten wo du dich bewerben musst. Dann musst du auch erstmal Bewerbungsgespräche führen und kommst in eine fremde Firma usw....
Ich finde vier Monate sind keine lange Zeit bei einer Depression bzw. Burnout. Und ich bin der Meinung, dass man nach dieser kurzen Zeit noch nicht belastbar genug ist, um sich neu zu bewerben.

Vielen Dank für eure lieben Worte,

um Gottes willen, mag ich nicht so lang krankgeschrieben sein (1,5 Jahre) . Ich will ja gesund werden und keinen netten Urlaub daheim verbringen.

Wenn mir das so entgegnet worden wäre, dass es ein Versuch ist und bei Misserfolg schauen wir weiter, wäre es vielleicht auch anders angekommen.

So war es der Holzhammer und die Reise ist jetzt hier zu Ende. Nun sei mal gesund.

Rational ist mir bewusst, dass ich mich nicht schämen muss. Nur die emotionale Ebene hat gleich wieder um sich geschlagen.

Da war direkt wieder das Gefühl der letzten Wochen im Job. Du musst jetzt funktionieren.

Arbeitslos habe ich mich noch nicht gemeldet. Ich habe damals beim Amt angerufen und die meinten erst wenn die Krankschreibung endet, sollte ich meine Unterlagen schicken.

Ich bemühe mich erstmal um eine zweite Meinung und sollte mir jetzt kein Arzt mehr glauben schenken, dann werde ich mich beim Arbeitsamt melden.

Das löst gerade irgendwie einfach nur ein total Gefühls-Wirrwarr aus. Fühlt man sich irgendwie allein gelassen.

LG

A


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