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Hallo zusammen, ich bin noch ganz neu hier angemeldet und sehe mich gerade erst um.
Mein Partner hat eine Angststörung, welche momentan wieder stark geworden ist (Die letzten 3 Jahre habe ich davon nichts mitbekommen und er hatte es auch nie thematisieren müssen/wollen).
Ich muss mich jetzt erstmal in das Thema einlesen und verstehen, wie ich helfen könnte und wo meine Grenzen liegen.

Momentan fühlt er sich täglich schlecht. Er muss seine Existenz bedingende Sachen erledigen. Und es lasten finanzielle Sorgen auf ihm, die mir selbst Sorgen bereiten (drohende Verschuldung zB.) Hier ein Beispiel: Da an ihn adressierte Rechnungen ins Haus flattern MUSS er momentan einen Job bekommen. Durch seine momentane Allgemeine-Angst-Anspannung ist er nicht in der Lage, das allein zu bewältigen. Das führt dann zB. dazu, dass ich ihn zu nem Bewerbungsgespräch begleitet habe, vor der Tür auf ihn gewartet habe, und nachher lobend meine Freude verkündet habe, dass er sich getraut hat doch hin zu gehen.

Ich weiß, dass ich nicht zu viel helfen soll und will, was das angeht, immer gut abwägen, wann ich ihm unter die Arme greife und wann nicht. Er muss momentan nur leider ein paar wichtige Dinge im Alltage erledigen. ich weiß, dass man akzeptieren muss, wenn man durch seine Angst den Alltag mal nicht meistern kann, nur was ist, wenn grade ziemlich viel entschieden werden muss?

Gibt es hier viele Angehörige, oder eher Angstbetroffene? Ich glaube ein Austausch mit Angehörigen ist für mich wichtiger.
Abgesehen davon, weiß ich momentan noch nicht, ob er jetzt zB eine generelle Angststörung hat oder etwas anderes. Er hatte mal erzählt, dass er früher vor speziellen Aktivitäten oder Dingen Angst hatte, momentan sind es aber eher allgemeine Sorgen und Krankheiten, die er fürchtet. Ich finde es schwer, Tipps für Partner von Angstpatienten zu finden, da diese meist auf Angststörung vor spezifischen Dingen thematisieren, wo man den Partner zum Konfrontieren motivieren soll. Nur kann ich ihn doch nicht motivieren, wenn seine Angst sich auf nichts spezifisches konzentriert....

Naja, Hallo erstmal
fragezeichen2

27.12.2012 21:04 • 17.01.2013 #1


6 Antworten ↓


Hallo Fragezeichen,
ich weiß nicht, ob es hier auch Angehörige gibt, wenn ja, um so besser. Ich kann dir aber gerne meine Meinung zu deinem Text schreiben.

Für meine Begriffe belastest du dich zu sehr durch eine Angelegenheit, die man auch anders und womöglich viel vorteilhafter für alle Beteiligten regeln kann. Es ist eben fraglich, ob vormundschaftliche Aktionen sich auf eine Partnerschaft oder die Partner selbst positiv auswirken. Etwas anderes wäre die mütterliche Pflicht beim nicht volljährigen Kind, oder auch darüber hinaus. Dein Partner kann beispielsweise auch dadurch seine Entscheidungskraft zurück gewinnen, wenn er den Entschluss fasst: Nein, das schaffe ich allein nicht und hole mir deshalb Hilfe.

Wenn Rechnungen ins Haus flattern und kein Geld da ist um sie zu bezahlen, kann man sich entweder selbst um eine Regulierung bemühen, indem man einen Briefwechsel mit den Gläubigern startet und z. B. unter der Begründung, dass der Gesundheitszustand momentan zu wünschen übrig lässt um eine Stundung bitten, oder man kann sich auch an eine Schuldnerberatung wenden, die diese Aktion für ihre Klienten von sich aus initiieren kann.

Wenn dein Partner nicht selbständig zu Bewerbungsgesprächen gehen kann, ist er sicher auch nur bedingt arbeitsfähig und hat einen Anspruch auf entsprechende ärztliche Behandlung. Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit den Sozial-Psychiatrischen Dienst zu kontaktieren und sich beraten lassen, an welche Ärzte oder Krankenhäuser man sich am besten wenden sollte. Der Träger ist, falls ich das richtig durchblicke entweder die Stadt oder Verbände wie z. B. Paritätischer Wohlfahrtsverband, die Info über die örtlichen Verhältnisse bekommst du sicher im Internet, wenn du nach dem Dienst direkt in deiner Stadt suchst.

http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialpsyc ... her_Dienst

Liebe Grüße
Nyan

A


Partnerin und nicht selbst betroffen

x 3


Hallo,

Ich bin eine Angehörige .... Und muss dir leider sagen das ich dabei bin aufzugeben nach 5 Jahren soziale Isolation und den Druck den man als Angehöriger hat ....
Ich bin eine sehr starke Persönlichkeit und dachte ich kann das locker schaffen, nur anscheinend nicht

Ich Drücke dir ganz fest die Daumen das es bei dir klappt und du auch die Kraft hast, ich bin dabei mich endlich zu überwinden um das Gespräch anzufangen

Ich bin eine, wie es so heißt Selbst Betroffene. Seit vielen Jahrzehnten. Ich habe viel getan, mit, für, gegen und trotz der Angst. Und mein Mann steht voll und ganz hinter mir. Als ich ihn kennen lernte, hatte ich übrigens eine ganz massive Panikattacke
Ich sage immer, seit es mir gut geht... geht`s mir schlecht
Und trotzdem sind wir schon über 20 Jahre zusammen.
Es geht also.

Was ein Mensch mit Ängsten alles bewältigt, das muß ein normaler erst mal bringen.... täglich. Über viele Jahre.
Nur dahin zu kommen, das so zu sehen, das ist ein sehr langer Weg.

Jedoch das hilft Dir und Deinem Partner im Moment NICHT! Ihr müßt sehr schnell reagieren.

Und ich denke, da solltest Du Deinem Partner hilfreich zur Seite stehen, was Du ja auch tust!! Und ich ganz toll finde!
Nur seit nicht so, wie soll ich sagen, verbissen in der Sache.
Redet OFFEN miteinander. Vor allem Dein Partner sollte aufhören sich so schlecht zu machen und zu fühlen.
Denn erst dann kommt er in den Sog der Angst.

reden, reden, reden... und dem Gegenüber das Gefühl geben, es braucht sich nicht zu schämen.

Einen Tip von mir an die Angehörigen.
Um zu verstehen, was ist, solltet ihr nicht nur hier im Forum die Beiträge der Betroffenen lesen und fragen.

Vor ALLEM fände ich es wichtig auch die Seiten von den Experten zu studieren.


Auf der linken Seite hier sind gaaaaanz viele Themen aufgelistet. Fängt oben an mit Soziale Ängste und geht ganz weit runter... an den Büchertips vorbei.
Die auch sehr gut sind. Nur über dieses Thema ist so viel geschrieben worden, soviel Zeit hat man am Anfang nicht, um es zu verstehen.

Ich habe einmal gelesen 14 Millionen Menschen in Deutschland erleben mindestens einmal in ihrem Leben eine Angst- oder Panikattacke.
Ich dachte damals jetzt, in diesem Moment, sitzt in jedem Bus, der hier an dir vorbei fährt, mindestens ein Mensch der nicht weiß, was mit ihm los ist....

Es lohnt sich am Ball zu bleiben!
Ich drücke fest die Daumen!

Herzliche Grüße,

Hallo fragezeichen2,

finde es toll, das du dir Gedanken darüber machst, wie du deinem Partner am Besten helfen könntest als Angehöriger.
Zunächst kann ich dir nur als Betroffene raten, wenn es deinem Partener sehr schlecht geht, dann könntets du ihn darin unterstützen, ihn zum Arzt zu begleiten. Am Besten zum Hausarzt. Der wird dann alles nötige veranlassen, wie es weitergeht. Falls es notwendig ist, könntest du ihn auch in die Klinik begleiten. Wichtig ist, das du deinen Partner ernst nimmst mit seiner Erkrankung und ihn darin unterstützt, ärztliche und therapeutische Hilfe anzunehmen.

Als es mir damals sehr schlecht ging, fühlte mich ganz elend, körperlich und total kraftlos. Mir war schlecht und ich hatte das Gefühl, jeden Moment umzukippen. War aber dennoch aufgestanden, um meine Kinder für die Schule und den Kindergarten fertig zu machen. Sagte es meinem Partner, das es mir sehr schlecht geht, was er mir aber offensichtlich nicht ansah und er meinte, er müsse erst mal auf Arbeit. Mir ging es so schlecht, das ich Mühe hatte, die Kinder fertigzumachen, hatte Angst. Mein Partner ging und wollte so gegen 10:00 Uhr wieder da sein. Also riss ich mich zusammen und brachte meine Tochter noch mit letzter Kraft in die Kindereinrichtung. Dort angekommen, fragte die Erzieherin sofort, was mit mir los sei und ich sagte, das meine Mutter plötzlih verstorben sei und es mir sehr schlecht ginge. Ich wollte allein nach Hause gehen, aber die Erzieherin war so nett, nicht zu zögern, mich nach Hause zu begleiten. Ich legte mich sofort auf die Couch, weil zum Arzt schaffte ich es nicht allein und ich war auch nicht imstande, einen Arzt zu rufen, bei den Nachbarn war niemand da. Also wartete ich, bis mein Partner endlich kam und ich ihn bat, mich zum Arzt zu bringen, was er dann auch tat. Ich war zusammengebrochen und wurde in die Klinik eingewiesen, nachdem sich mein Zustand nicht besserte. Was mir damals nicht geholfen hatte war, das sich mein Partner und seine Mutter lustig darüber machten, das ich zum Psychiater musste, was ich überhaupt nicht lustig fand, wollte ich ja nur, das es mir besser geht und deshalb ging ich dann auch in die Klinik, auf die Psychiatrie, wo dann noch ne stationäre Psychotherapie erfolgte und ich dann im Anschluss daran erst mal wieder arbeiten ging. Allerdings schaffte ich es nicht mehr so wie vorher. Ich spürte, das meine Kraft weniger war und auch meine körperlichen Symptome nicht abklingen wollten. Ich kümmerte mich um einen Termin bei einer Therapeutin und anfangs war ich auch noch sehr verschlossen, aber ich hatte ein gutes Gefühl. Mein Mann hatte die Möglichkeit, mit zukommen, aber er war nur einmal mit dabei und das wars. Gespräche gab es auch keine, ich fühlte mich zu Hause links liegen gelassen und wurde ignoriert. Meine Meinung zählte nicht und das verletzte mich schon sehr. Stand ich ja auch mal im Berufsleben und hatte Kontakt zu Menschen. Ging dann noch zur Reha, was mir ganz gut tat, der menschliche Umgang dort. Ich war Krankenschwester und war sehr beliebt gewesen. Leider hatte ich in meiner Beziehung seelische und körperliche Gewalt erfahren. Ich hatte Angst. Nach den Klinikaufenthalten fühlte ich mich immer besser, aber zu Hause von meinem Partner nur wenig unterstützt. So wurde ich mit all meinen Ängsten alleingelassen. Für die Kindererziehung war ich verantwortlich, er ging ja auch seiner Arbeit nach, was ich auch verstand. Er hatte Vorurteile, auch seine Mutter gegenüber Psychologen, was mir nicht gut tat. In solch einer Umgebung kann man nur schwer wieder gesund werden.
Ich rate dir nur, falls dein Partner eine Therapie macht und der Therapeut die Möglichkeit bietet, als Angehöriger mitzukommen, dann nimm es wahr und lass deinen Partner mit seinen Problemen nicht allein. Gespräche sind wichtig, nur so kann man was klären. Ich bin erwerbsunfähig und darf zur Zeit nur noch drei Stunden pro Woche arbeiten. Trotz allem versuchte ich, für meine Kinder da zu sein. Sie sind erwachsen und gehen bereits eigene Wege, worauf ich als Mutter auch ganz stolz bin. Trennte mich später räumlich, weil ich es satt hatte, schlecht behandelt zu werden.

Herzliche Grüße

Und es war auch nicht einfach als Angstpatient, meinen Partner dazu bewgen zu müssen, mal was mit mir zusammen zu unternehmen. War echt krass. Heute bin ich froh, dass ich es geschafft habe, allein was unternehmen zu können, ohne darauf warten zu müssen, bis der Partner mal bereit dafür ist.

Als ich damals das erste Mal in die Klinik kam, wurde eine endogene Depression bei Störung des vegetativen Nervensystems diagnostiziert. Ich hatte einen Zusammenbruch und ich hatte solche Angst, sterben zu müssen aufgrund meines Zustandes. Mir ging es seelisch und körperlich sehr schlecht. Hatte Angst, es nicht mehr zu schaffen.
Deshalb begab ich mich dann auch in die Klinik. Ich finde es aber Mist, das wenn man dadurch auf der Psychiatrie ist oder ne station
äre Therapie macht, als verrückt abgestempelt zu werden. Es kann jeder mal in eine solche Lage kommen, das es ihm sehr schlecht geht und man Hilfe benötigt, damit es einen wieder besser geht. Das sucht sich doch keiner aus.

Es gab mal ne Zeit, da wurde ich von meinem Partner ziemlich knapp gehalten, mir wurde alles vorgehalten, was ich alles verbrauchen würde, dabei tat ich das für die Familie (Wäschewaschen, Kochen) selbst telefonieren und ich hatte dann nicht mal Geld für einen Fahrschein, so war ich eingeengt, mal in die Stadt zu fahren, fühlte mich da irgendwo auch in die Angst hineingedrängt. Wenn ich nicht für mich Spaziergänge gemacht hätte, wäre ich nie rausgekommen. Aber das habe ich dann anders gemacht, also verändert, so das ich das dann wieder konnte. Kurz gesagt, ich fühlte mich unterdrückt, war nicht einfach. Ich hatte da auch nur noch 43 Kilo.

LG




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