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Heute war ich bei meinem Papa im Pflegeheim. Gestern konnte er noch im Rollstuhl sitzen, heute liegt er den ganzen Tag im Bett. Die Pflegekräfte sagen er wäre in der Sterbephase. Alle waren überrascht, weil die Entwicklung so schnell ging. Er hätte schon deutliche Todeszeichen hieß es.

Ich fürchte er wird sich zu Tode hungern. Er hat massiv abgenommen. Wir mussten ihn vor einem halben Jahr ins Pflegeheim bringen, weil es zu Hause nicht mehr ging. Im Pflegeheim fing er wieder an zu essen und zu trinken. aber es wurde jetzt doch immer weniger.

Er ist seit 30 Jahren depressiv und hat eine Wahnerkrankung entwickelt. Er hatte (unter anderem) immer Angst zu ersticken.
Jetzt ist er ganz verschleimt im Hals weil er kaum noch trinkt und sein Wahn scheint sich ein Stück weit zu bewahrheiten.

Wir wollen natürlich dass er palliativ versorgt wird, das Heim versucht das gerade zu organisieren. aber ob das so kurzfristig möglich ist? In unserer strukturschwachen Gegend? ...seufz...

Ins Krankenhaus möchte er nicht. Wir haben ihm versprochen seinen Willen zu respektieren.

Mama ist vor einem Jahr verstorben.

Wenn mein Vater jetzt noch stirbt bin ich ganz alleine. Ich bin selbst depressiv. Bin den ganzen Tag müde und erschöpft.

Aus meiner Wohnung muss ich wohl ausziehen. Das Haus gehörte meinen Eltern. Ich kann es leider nicht alleine halten.

Wohin steht auch in den Sternen. Ohne Job kein Geld. Ohne Geld ist die Wohnungssuche schwierig.

Wie es weiter gehen soll weiß ich nicht.

24.06.2021 20:03 • 07.07.2021 x 1 #1


11 Antworten ↓


Oh, das klingt schlimm. Bist Du ein Einzelkind? Ist das Haus noch belastet? Wenn Du es erbst und verkaufst hast Du doch erstmal eine Basis. Es ist schwer.

A


Papa liegt im Sterben [TRIGGER]

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Ich habe eine Schwester. Das Erbe wird geteilt. Das Haus verkauft. Aber es ist sehr alt und renovierungsbedürftig...das wird alles schwierig...
Komme mir sowieso komisch vor darüber jetzt überhaupt schon nachzudenken...aber ich frage mich halt wie es weiter geht...

Mein Leben fährt immer mehr in eine Ecke, aus der ich kaum noch einen Ausweg finde...

Zitat von dasomen:
Wie es weiter gehen soll weiß ich nicht.

Das Gute ist, dass du überhaupt nichts dafür tun musst, dass das Leben weitergeht, denn das wird es einfach tun. Dinge werden geschehen, und du wirst dann entscheiden müssen, was du tun willst, wenn es soweit ist.

Und genau darin liegt auch ein großes Stück Entlastung: Niemand verlangt von dir, vorherzusehen, wie sich alles entwickeln wird und wie dann die Dinge zu regeln sein werden. Du kannst einfach Schritt für Schritt tun.

Zunächst scheint die Priorität bei der Palliativversorgung zu liegen. Also nimm die in Angriff. Und nimm dir die Zeit mit deinem Vater, die du noch für dich brauchst. Sprich aus, was noch ausgesprochen werden muss oder beschließe, es ungesagt zu lassen, aber triff die Entscheidung bewusst.

Nachdem deine Mutter ja schon gestorben ist, wird wohl klar sein, wo dein Vater beigesetzt werden wird. Alles andere lässt sich auch gut erst dann in Angriff nehmen, wenn er gestorben ist.

Du wirst mit Sicherheit die Zeit haben, eine Lösung für das Wohnen zu finden. Und wenn du weißt, wo du zukünftig leben wirst, kann der Verkauf des Hauses drankommen.

Wir denken oft, wir müssten alles schon ewig voraus planen und organisieren. Müssen wir nicht. Die Welt geht nicht unter, wenn wir uns ein bisschen langsamer in ihr bewegen.

Du hast zudem ja noch deine Schwester, die manche Aufgabe auch mit dir gemeinsam lösen kann.

Das wird sich schon alles finden und auch funktionieren, wenn es nicht im Turbomodus abläuft.

Eigentlich sollte ich für meinen Vater da sein...aber es ist alles wahnsinnig kompliziert. Mein Vater hat mich mein Leben lang gehasst. Ich kümmere mich hauptsächlich aus einer humanistischen Einstellung heraus. Jeder Mensch sollte in Frieden, schmerzfrei und ohne Angst sterben können, auch wenn man sich nicht gut verstand.

Aber ich bin mit mir selbst schon so überfordert...ich war froh dass das Seniorenheim angeboten hat, alles zu organisieren,
die haben auch die Kontakte...ich müsste da wieder bei null anfangen.

Ich komme aus diesem Angstmodus nicht mehr heraus. Seit dem Tode meiner Mutter habe ich nur noch Angst und nur noch körperliche Symptome. Kommend und gehend. Magen, Darm, Reflux, Entzündungen, Überempfindlichkeiten, dazu ununterbrochen psychischen Streß. Ein Geräusch hier im Haus und ich stehe nachts senkrecht im Bett. Bin wahnsinnig schreckhaft geworden. Manchmal heule ich aus dem Nichts heraus oder fühle mich so, wie wenn ich gleich einen Nervenzusammenbruch bekäme. Immer wieder diese Kraftlosigkeit. Diese Energiearmut, die man niemandem erklären kann, weil man sofort für faul gehalten wird. Aber wem auch. Ich habe keine Freunde. Niemanden mehr.

Zitat von dasomen:
Ich kümmere mich hauptsächlich aus einer humanistischen Einstellung heraus.

Das ist doch völlig in Ordnung. Und es dient dennoch dir selbst, da du dir nicht vorwerfen musst, nicht entsprechend gehandelt zu haben. Das kann nach dem Tod eines Menschen eine große Bedeutung bekommen.

Zitat von dasomen:
Ich komme aus diesem Angstmodus nicht mehr heraus.

Was kannst du unternehmen, um das zu verändern?

Heute meinte der Heimleiter, dass der Sterbeprozess sehr lange dauern könne. Er verweigert aber die Nahrungsaufnahme und trinkt kaum. Wir versuchen jetzt nach seinem Wunsch zu verhindern, dass er im schlimmsten Falle noch ins Krankenhaus müsste für eine Zwangsernährung. Er möchte das auf keinen Fall. Aber er hat leider keine Patientenverfügung. Er wollte keine. Alles sehr schwierig.

Was ich tun kann, um aus dem Angstmodus herauszukommen weiß ich leider auch nicht...

Papa ist vor einer Stunde verstorben.

Der Haus-Arzt kam tagelang nicht, obwohl er gerufen wurde. Der Neurologe meinte er macht nichts mehr.

Uns wurde ein Einzelzimmer versprochen, damit er Ruhe hat, auch das hat nicht geklappt.

Und die Palliativversorgung wäre am Donnerstag gestartet, weil das Heim es nicht früher hinbekommen hat und der Hausarzt sein
Okay hätte geben müssen, der ja nicht aufgetaucht ist.

Vor zwei Stunden hatte das Heim uns noch angerufen und uns erklärt, dass sie es unverschämt fänden, dass wir so drängeln würden mit der Palliativversorgung.

Wir waren vorhin bei ihm, als er noch lebte. Sein letztes Wort war Hilfe. Ein Ausdruck seiner Angst. Er konnte aber kaum noch sprechen. Leider konnten wir ihm nicht helfen, obwohl wir es uns gewünscht hätten, dass er ohne Angst stirbt.

Sobald das Heim uns lässt wollen wir uns jetzt nochmal verabschieden.

Mama ist vor einem Jahr im Krankenhaus unter Corona-Bedingungen gestorben. Auch sie hatte furchtbare Angst.

Ich wünsche dir viel Kraft!
Kann dich sehr gut verstehen.
Ich wusste auch nicht woher die Kraft nehmen bei meinen Verstorbenen, aber man hat sie.
Schau jetzt auf dich und hole dir gegebenfalls Hilfe!

Genau diese Kraft fehlt mir aktuell komplett. Es war ähnlich wie mit meiner Mutter. Erst steht man so unter Adrenalin von dem Erlebten, dass man denkt es geht alles irgendwie...und nach ein paar Tagen fällt man in ein riesiges Loch.

Momentan sind halt auch die Folgen des Sterbefalles sehr belastend...das ganze Theater beim Bestatter...mit den Versicherungen...irgendwann muss jetzt auch noch das Haus verkauft werden, in dem ich ja auch noch lebe.

Es fühlt sich an, als müsse ich gerade den Ast absägen, auf dem ich sitze und ich weiß genau, dass ich dann fallen werde.

Hast du niemanden mit dem du darüber reden kannst?
Der dir beisteht und dir Kraft gibt?
Fühl dich mal von mir gedrückt!
Auch du wirst es schaffen und weiterleben für dich und deine Lieben

Nein, ich habe eigentlich niemanden, mit dem ich sprechen könnte...

Habe keine Freunde...und keinen Job...

Und wenn es doof kommt bald auch keine Wohnung mehr...

A


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