ich fühle mich teilweise überfordert mit meinen Eltern, insbesondere aber mit meiner Mutter.
Zum Hintergrund: Meine Eltern sind 79 und 80 Jahre alt und mein Vater baut in der letzten Zeit körperlich und geistig zunehmend ab. Er hatte / und hat teilweise immer noch verschiedene Erkrankungen; eine Pflegestufe wurde bisher vom MDK abgelehnt, ist aber nun erneut beantragt worden. Meine Mutter ist körperlich noch einigermaßen fit aber das Kümmern um den Ehemann strengt sie auch an. Beide wohnen noch seit über 50 Jahren in derselben Wohnung in der 2. Etage. 2x am Tag kommt ein Pflegedienst, reinigt den Katheder und gibt meinem Vater die Medikamente.
Meine Eltern leben von der Grundsicherung. Mein Vater hat seinerzeit hinter dem Rücken meiner Mutter zwei Lebensversicherungen aufgelöst und das Geld anderweitig ausgegeben; Rücklagen gibt es entsprechend also keine. Das mtl. Geld ist knapp und somit unterstützen mein Bruder und ich unsere Eltern finanziell auch etwas. Mein Vater hat fast sein ganzes Leben lang getrunken; meine Mutter war vom Leben enttäuscht, wurde depressiv und launisch. Das alles hat uns Kinder für unser Leben geprägt.
Was mich anstrengt ist, dass meine Mutter zunehmend an meinem Bruder und mir zerrt. Sie erwartet von uns, dass wir sofort angelaufen kommen, wenn sie ruft. Meist sind es dann gar keine Notsituationen, sondern die vermehrte Bitte, sich auch um sie zu kümmern. Sie benimmt sich sehr fordernd, weint uns auf die Mailbox, während wir bei der Arbeit sind und uns auf diese auch konzentrieren müssen. Bitte versteht mich nicht falsch; wenn eine echte Notsituation kommt, wäre ich sofort unterwegs dorthin. So aber werde ich (ebenso mein Bruder) dauernd unter Druck gesetzt. Das macht wütend und gleichzeitig macht es auch ein schlechtes Gewissen. Zum Schluss ärgere ich mich dann am meisten über mich selbst, dass ich immer wieder Probleme im Umgang mit meiner Mutter habe. Sie war eigentlich schon immer so gestrickt, nicht erst seit mein Vater erkrankt ist. Wir haben schon einiges an Vorschlägen gemacht, uns kleinere Wohnungen angeschaut, Infos über Alten- und Pflegeheime etc. geholt aber alles wird immer abgelehnt. Es wird immer nur gejammert und geweint.
Wir haben doch aber auch noch unser eigenes Leben. Mein Bruder ist beruflich viel unterwegs und hat selbst ein Alk., was er aber nicht zugibt. Ich habe meine Angststörung und Depression gut in den Griff bekommen, viel an mir gearbeitet und bin sogar seit einigen Tagen ohne AD! Das macht mich stolz!
Ich möchte endlich einmal ein unbeschwertes Leben leben aber immer ist irgendwas in meiner Familie los. Manchmal möchte ich in den Zug steigen, ganz weit weg fahren und nie mehr wiederkommen.
Ich musste mir das mal von der Seele schreiben, auch wenn es jetzt genauso eine Jammerei ist wie im Umkehrschluss bei meiner Mutter. Vielleicht habt Ihr Gedanken zu dem Thema, die Ihr mir mitteilen möchtet. Ich habe das Thema Abgrenzung in den vergangenen Monaten recht gut hinbekommen, was das Berufliche anbelangt. Jedoch gegen meine Mutter komme ich einfach nicht an. Ich finde einfach keinen goldenen Mittelweg.
Danke für Lesen! LG, Martina
01.05.2016 16:21 • • 03.05.2016 x 1 #1