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Guten Tag,

ich fühle mich zurzeit wie die größte Versagerin auf diesem Planeten.

Ich schaffe es aus gesundheitlichen Gründen einfach nicht, die Bachelorarbeit zu schreiben. Dabei hätte ich theoretisch schon vor bald zwei Jahren den Bachelor in der Tasche haben können (innerhalb der Regelstudienzeit)…
Ich stehe mit 29 ohne einen Beruf da…

Aufgrund von Mobbing und seelischer Gewalt durch meinen Vater haben sich bereits im frühen Jugendalter psychische Probleme entwickelt. Das führte letztlich dazu, dass ich während der gymnasialen Oberstufe eine Klassenstufe freiwillig wiederholen wollte, da meine Noten sehr darunter gelitten haben. Dies ging mit einem Schulwechsel einher. Durch meine späte Einschulung aufgrund des Stichtages und das wiederholte Schuljahr war ich schon knapp 21, als ich die allgemeine Hochschulreife abgeschlossen hatte. Danach folgte ein Studium, das ich nach wenigen Semestern wegen Nichtgefallens und aufgrund meiner psychischen Situation abbrechen musste. Abschließend war ich über ein Jahr arbeitsunfähig, danach jobbte ich für wenige Monate, ehe ich ein FSJ absolvierte. Nach dem FSJ begann das Studium, in dem ich immer noch "stecke". Ich komme im April bereits ins 10. Semester.

Ich schaffe es zurzeit einfach nicht, da mir für das anspruchsvolle wissenschaftliche Schreiben der dafür nötige freie Kopf fehlt. Ich befinde mich in einer schon länger andauernden, schweren depressiven Episode. Ehrlich gesagt habe ich auch längst die Hoffnung verloren, in dem Bereich Fuß fassen zu können. Es handelt sich nämlich um das Studium der Sozialen Arbeit und da sich meine Genesung schon über Jahre hinzieht, habe ich die Hoffnung, irgendwann als Sozialarbeiterin arbeiten zu können, ehrlich gesagt mittlerweile verloren.

Ich habe wohl keine andere Wahl, als mich umzuorientieren und im besten Fall eine verkürzte Ausbildung zu absolvieren, da ich ja schon so alt bin und noch nichts im Leben erreicht habe…
Vermutlich wäre ein Bereich mit möglichst wenig Kontakt zu Menschen in Anbetracht meiner Lage am sinnvollsten. …also im Prinzip das genaue Gegenteil von einer Tätigkeit als Sozialarbeiterin…

Arbeitet zufällig jemand im Personalmanagement? Würdet ihr einem Menschen mit solch einem katastrophalen Lebenslauf eine Chance geben, oder sind in meinem Fall Hopfen und Malz endgültig verloren?
Hat jemand darüber hinaus ein paar tröstende Worte für mich? Ich fühle mich so leer und jeder kleinste Gedanke an die Zukunft erfüllt mich mit Angst…

19.03.2022 16:32 • 14.04.2022 #1


8 Antworten ↓


Aus Persönlicher Erfahrung kann ich dir sagen, dass es egal ist was für einen Abschluss du hast. Nicht immer, aber meistens geht es darum wie du dich verkaufst.
Ich z.b. Hauptschulabschluss der 10ten Klasse, IT-System-Kaufmannn Ausbildung und 3 mal im Bankwesen gearbeitet.
Ich sag mal so, und da bin ich mir zu 100% sicher. Du bist NICHT verloren.

A


Leben vor die Wand gefahren?

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Ich arbeite im Personalwesen, u.a. habe ich einen Ausbilderschein und natürlich möchte man von einem Bewerber wissen wie es zu Leerlauf o.ä. kommt.

Gibt es an eurer Uni keinen Ansprechpartner, Sozialarbeiter, Diakon etc.? Wäre das nicht eine Möglichkeit dort vorzusprechen?

@Erdbeermuffin
Hey, nichts ist das aber auch nicht! Du hast die Schule abgeschlossen, du hast ein FSJ absolviert, was auf alle Fälle ein Bonus ist, du hast durch deine Nebenjobs Berufserfahrung, und das Studium, ob fertig oder nicht, ist ja dennoch Qualifikation.
Die Frage ist vielmehr, was du möchtest und was für dich derzeit machbar ist. In welchen Beruf würdest du dich denn wohlfühlen?
Grundsätzlich leben wir zum Glück mittlerweile in einer Gesellschaft, wo berufliche Umorientierung, Quereinsteigen auch noch mit 40+ und Umschulungen bzw Weiterbildungen nicht als Zeichen von Inkonsequenz betrachtet werden, sondern vielmehr Normalität geworden sind.
Die Generation unserer Eltern und Großeltern, die einen Beruf begonnen und ihr Leben lang dort geblieben sind, tickte da noch anders, aber auf dem Arbeitsmarkt hat sich da schon eine Änderung vollzogen.

Ich bin mittlerweile 30 und habe auch nur eine Qualifizierung und keine abgeschlossene Ausbildung (bin auch schon zur Schulzeit krank gewesen, daher kam eine längerfristige Ausbildung für mich nicht in Frage). Das Gefühl des Versagens kenne ich auch. Meine Familie ist relativ wohlhabend, haben alle tolle Jobs und verdienen viel Geld. Ich fühlte mich immer als das schwarze Schaf, was nur Hilfsjobs oder Hartz 4 hatte. Mittlerweile weiß ich, dass mein Weg einfach ein anderer ist. Ich war so fixiert darauf, viel und gut zu arbeiten, dass ich meine Gesundheit immer weggeschoben habe. Ich hatte teilweise 3 Jobwechsel im Jahr, weil ich nach 3 Monaten schon nicht mehr klar kam. Und ich habe meinen Frieden damit gemacht. Wahrscheinlich werde ich nie der Großverdiener werden. Dafür habe ich früh erkannt, dass Geld gegen Gesundheit ein schlechter Tausch ist. Manchmal fühle ich mich immer noch als Versagerin, doch dann denke ich mir:Nein. Ich tue alles mögliche dafür, zurecht zu kommen. Gehe zur Therapie, habe eingesehen, dass ich krank bin und mache mich nicht mehr von der Gesellschaft verrückt. Wenn ich wieder bereit bin zu arbeiten, gehe ich wieder arbeiten. Ich würde auch nicht mehr jeden Job um des Jobs willen machen. Und selbst ich hege mit 30 noch mal den Plan, ein Fernstudium anzufangen. Man ist nie zu alt um sich umzuorientieren!

Zitat von Erdbeermuffin:
Vermutlich wäre ein Bereich mit möglichst wenig Kontakt zu Menschen in Anbetracht meiner Lage am sinnvollsten.

Schau dich in Ruhe um. Wahrscheinlich tut dir derzeit ein Job mit wenig Verantwortung gut, aber ganz ohne Kollegen ist es ja auch zäh. Aber schau mal, da ist nix verloren!

Als erstes solltest Du annehmen, dass es Dir nicht gut geht.

Keiner von uns hat drum gebeten, psychische Probleme zu haben, sprich: Du kannst doch nichts dafür, dass es Dir gerade so schlecht geht.

Ich war so um die 27/28 als meine Depressionen anfingen, also in Deinem Alter und ich weiß, dass gerade in dem Alter alle Freunde mitten im Leben stehen, Studium beendet, ersten Job, bla bla. Ich kannte sonst auch keinen in meinem Umfeld, von dem ich wusste, er hat psychische Probleme und insofern fühlt man sich richtig allein.

Nun ist es wie es ist aber: es läuft Dir nichts weg, es verschiebt sich nur.

Wichtig ist, dass Du etwas machst, was Dir Zufriedenheit gibt.

Erstmal solltest Du Dich um Deine Gesundheit kümmern, und mache Dir keinen Druck.
Ich weiß, hört sich einfach an aber Dein Körper hat Stop gesagt und es ist wie es ist.

Mit Abstand sieht man dann auch vieles anders. Wirklich. Man entfernt sich von seinem alten Leben und neue Ideen tun sich auf.

Was hast Du jetzt bzgl. Deiner Depressionen vor?

Zitat von Erdbeermuffin:
Guten Tag, ich fühle mich zurzeit wie die größte Versagerin auf diesem Planeten. Ich schaffe es aus gesundheitlichen Gründen einfach nicht, die Bachelorarbeit zu schreiben. Dabei hätte ich theoretisch schon vor bald zwei Jahren den Bachelor in der Tasche haben können (innerhalb der Regelstudienzeit)… Ich stehe ...







Du bist noch immer sehr jung ,und kannst noch alles erreichen

Mach dir weniger einen Kopf ,das nützt dir nichts

Deine Welt ,steht dir weiterhin offen

Verzweifeln braucht du nicht

Hallo @Erdbeermuffin

Lass mich dir sagen: du bist ganz sicherlich keine Versagerin! Wie einige bereits vor mir geschrieben haben, du hast dir deine Erkrankung nicht ausgesucht.

Und mir geht es ähnlich. Ich habe seit der Schulzeit immer wieder depressive Episoden und habe mein Leben kaum auf die Reihe bekommen. Zwischendurch ging es mir gut, ja, ich habe mein Abi nachgeholt, einen FSJ gemacht immer wieder gearbeitet. Mein totaler Absturz kam im ersten Studium. Ich habe etliche Male gewechselt und als ich dann endlich den Studiengang gefunden hatte, brach alles ein. Ich habe es abgebrochen, bin in meine Heimat zurück und hab nochmal von vorne angefangen. Lief auch alles gut, aber jetzt stecke ich wieder in der Depression und Angstspirale. Und dadurch, dass mir das erste Studium angerechnet wurde, bin ich jetzt im 18. Semester. Ich bin Anfang 30. Aber ehrlich? Ich will weiter studieren und meinen Bachelor machen, auch wenn es ewig dauert. Ich will mit der ganzen Geschichte nur sagen, es gibt viele Lebensläufe wie deinen oder meinen. Deswegen bist du aber ganz sicherlich keine Versagerin.

Es gibt viele Möglichkeiten, erst einmal eine Auszeit zu nehmen. Mach ein Urlaubssemester oder geh auf Teilzeit. Überlege dir, was du wirklich willst. Das kannst du auch mit psychologischer Unterstützung machen. Du musst für dich schauen, dass du mit deiner Entscheidung auch glücklich bist.

Bist du in Therapie?




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