Für mich bedeutet das, ähnlich wie @portugal das auch geschrieben hat, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.
Wenn ich so darüber nachdenke, kommen mir dazu ein paar Gedanken in den Kopf (wichtig: @Fabs1985: Das sind meine Gedanken zum Thema Selbstverantwortung, keiner dieser Punkte bezieht sich in irgendeiner Form auf Deine persönliche Situation, von der weiß ich nichts, es ist also in keinster Form als Kritik an Deiner Person gemeint, es sind nur meine Gedanken zu dem Thema).
Und das gilt natürlich auch für alle anderen User, ich beziehe mich hier auf niemanden aus diesem Forum, ich beziehe mich auf die vielen Mitpatienten, die ich in all den Jahren getroffen habe, und natürlich auf mich selber.
Niemand soll sich durch meine Worte angegriffen fühlen.
Es sind nur die Erkenntnisse der letzten 10 Jahre Therapie, die vielen Sackgassen eines großen Labyrinths, in denen ich mich verirrt habe oder in denen sich Mitpatienten von mir verlaufen haben, mit den Resultat, das eigentliche Ziel der Therapie aus den Augen zu verlieren: mit sich selber in einen guten und ehrlichen Kontakt zu kommen.
Für mich bedeutet diese Selbst-Verantwortung:
- Sich seinen Problemen zu stellen, mit radikaler Ehrlichkeit und radikaler Akzeptanz, und nicht vor ihnen wegzulaufen oder ihnen auszuweichen, sondern an ihnen zu arbeiten. Keine Vermeidung. Nicht vermeiden, nicht verdrängen, sondern zulassen und bearbeiten.
- Die eigentlichen Probleme anzugehen und nicht ständig Nebenkriegsschauplätze aufzumachen, also nicht Ursache und Wirkung miteinander zu verwechseln. Die Ursache/die Wurzel der Probleme anzugehen und nicht nur an Symptomen zu arbeiten. Oder mit ständig neuen Symptomen die eigentlichen Probleme bewusst oder unbewusst zu verschleiern, denn auch das ist ein Vermeidung-Mechanismus. Emotionen auf Dauer zu vermeiden führt nur dazu, dass sie eine übergroße Macht über uns bekommen.
- An sich zu arbeiten und nicht darauf zu warten, dass andere Menschen einem das abnehmen, also:
Hilfe immer als Hilfe zur Selbsthilfe begreifen und sich nicht in einen Zustand zu begeben, in dem man alle Verantwortung für sich selber an andere Menschen delegiert. Es ist völlig ok und auch ein Zeichen von Selbstverantwortung, sich Hilfe zu holen, wenn man sie benötigt. Aber dann bitte nicht die eigenen Probleme in die Hände des Helfenden zu legen, auch wenn es sich erstmal tröstlich anfühlt. Hilfe muss immer Hilfe zur Selbsthilfe sein und bleiben.
- Die erlernte Hilflosigkeit zu überwinden, sich seiner Selbstwirksamkeit Schritt für Schritt bewusst zu werden, sich aktiv um eine Verbesserung der eigenen Situation zu bemühen und sich nicht unter dem warmen Mäntelchen der Passivität einzukuscheln und aufzugeben (denn das ist eine böse Falle), im schlimmsten Fall noch in der Hoffnung, dass einen jemand anders rettet. Die eigene Kraft in sich selber wiederzuentdecken. Und zu verstehen, dass man selber aktiv auf seine Situation einwirken kann, Schritt für Schritt, und nicht nur hilflos den Umständen ausgeliefert ist.
- Sich die Zeit geben, die man braucht, um diese Verbesserungen herbeizuführen. Es ist egal, wie lange es dauert, und es darf auch Rückschläge geben, Hauptsache, man bewegt langsam aber sicher in die richtige Richtung. In all der Langsamkeit, die vielleicht notwendig ist. Die Probleme, die über Jahrzehnt entstanden sind, können nicht in ein paar Monaten überwunden werden.
- Man kann sich nur selber retten, das kann niemand anders für uns tun.
- Zu akzeptieren, dass der Weg zur Verbesserung der eigenen Situation durch den Schmerz hindurchführt, nicht um diesen herum. Irgendwann muss man sich den Geistern der Vergangenheit stellen, dem Schmerz in die Augen blicken, ihn zulassen, ihn durchleben. Vor ihm wegzulaufen wird auf Dauer nicht funktionieren. Den Schmerz zulassen, aushalten, ihm Raum geben, damit man dann vielleicht mit ihm abschließen kann.
Dann kann man sich meiner Meinung nach wiederfinden.
LG Silver
19.09.2021 21:40 •
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