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Hallo, ich bin eine Frau von 46 Jahren und stamme ursprünglich aus Hessen. Sehr lange war ich als Sekretärin in einer Behörde angestellt und hatte viel Freude an meinem Job. Vor ein paar Jahren habe ich gekündigt und meine Heimat verlassen, um mit meinem Partner in Bayern zusammenzuziehen. Als ich hier in der Nähe eine Jobzusage bekam, war die Freude natürlich riesengroß.

Leider musste ich bald feststellen, dass es hier ganz anders läuft als in meiner früheren Heimat. Mein jetziger Job ist um ein Vielfaches anstrengender als es die Stelle in Hessen war. Ich muss gefühlt 10x so viel arbeiten wie früher, bekomme aber ungefähr das gleiche Gehalt. Das Tempo ist so wahnsinnig schnell. Wie in einer vollen Kneipe am Samstagabend. Zack zack zack, man hat kaum Gelegenheiten zum Durchatmen. Der Druck ist enorm, ich mache viele Überstunden.

Obwohl die Aufgaben größtenteils Spaß machen, entspricht das nicht meiner Vorstellung von einem erfüllten beruflichen Alltag. Ich bin nämlich kein Mensch, der fast ausschließlich für die Arbeit lebt. Mir ist es wichtig, dass ich unter der Woche nach Feierabend Zeit für andere Sachen habe: Haushalt, Sport, Treffen mit Freundinnen, Kino, Theater, Konzerte, gemütliche Fernsehabende mit meinem Partner usw. Leider bin ich nach Feierabend meistens viel zu kaputt, um noch was anderes zu machen, sodass mein Haushalt und das soziale Leben fast ausschließlich am Wochenende stattfinden. Das gefällt mir nicht, weil mir dann die Wochenenden nicht die Erholung bringen, die ich brauche.

Seit einiger Zeit frage ich mich, ob es besser ist, mir etwas anderes zu suchen oder erstmal meine Arbeitszeit zu reduzieren. Ich sollte noch erwähnen, dass ich in einer Gegend wohne, in der der Arbeitsmarkt nicht optimal ist und es nicht so viele freie Stellen gibt, die für mich in Frage kämen. Dieses Jahr habe ich mich nur auf zwei Stellen beworben. Andererseits trau' ich mich noch nicht so richtig, nach einer Reduzierung der Arbeitszeit zu fragen. Bringt es mir überhaupt was, wenn ich z. B. statt 39 nur noch 34 Stunden arbeite? Das würde mich fast 250 Euro von meinem Nettogehalt kosten. Aber ich kann das nicht einschätzen, ob man sich mit 5 Arbeitsstunden weniger wirklich erholt fühlt.

Was meint ihr?

01.07.2024 18:16 • 05.07.2024 #1


14 Antworten ↓


@Kamillenblüte ich persönlich würde mir was anderes suchen. Der Job stresst Dich u macht Dich dadurch mehr u mehr unzufrieden.

Kannst ja suchen u sobald Du was Neues hast, kündigst Du

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Job kündigen, Arbeitszeit reduzieren oder was anderes?

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@Kamillenblüte Hallo,

da Dir Dein Job ja grundsätzlich Spaß macht, würde ich Dir raten, Brückenteilzeit zu beantragen. Das ist ein gesetzlicher Anspruch, allerdings müsst Ihr mindestens 45 Arbeitnehmer sein.

Du musst dann im Vorwege festlegen wie lange die Teilzeitarbeit dauert, das muss zwischen 1-5 Jahren sein und ist dann in dem gewählten Zeitraum auch nicht mehr veränderbar.

So könntest Du ja z. B. für 2 Jahre testen, ob Du mental und finanziell damit klar kommst. Du musst aber darauf achten, dass Du nicht das gleiche Pensum an Arbeit aufgedrückt bekommst wie seinerzeit als Vollzeitkraft. Das passiert nämlich gerne mal.

Ich habe Brückenteilzeit 2 x für je 2 Jahre in Anspruch genommen und mir tat es gut. Allerdings hast Du nicht nur weniger Geld in der Tasche, sondern Du zahlst auch weniger in die Rentenkasse ein. Es ist also auch eine Rechenaufgabe, dss muss man schon auch abwägen.

LG Perle

@Luce1 : Wie schon erwähnt, ist das hier in der Gegend leider nicht so einfach. Es kommt nicht oft vor, dass eine Stellenanzeige veröffentlicht wird, die auf mein Profil passt. In diesem Jahr habe ich mich auf zwei Stellen beworben und beide Male eine Absage bekommen.

@Perle : Mein Arbeitgeber hat weitaus mehr als 45 Arbeitnehmer. Die Behörde, für die ich tätig bin, ist nicht unbedingt klein. Wir haben u. a. einen Personalrat.
Der Großteil der Kolleginnen bei mir im Team arbeitet in Teilzeit. Nur unsere Chefin, ein Kollege und ich sind in Vollzeit angestellt. Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, wie man das mit der Rente berechnet. Ich möchte meine Arbeitszeit auch nicht zu sehr reduzieren. 5 Stunden weniger pro Woche würde mir fürs Erste reichen.
Andererseits frage ich mich, ob es noch eine andere Lösung gibt. Ich muss gestehen, dass ich mit solchen Stressjobs generell meine Probleme habe (vor meinem letzten Job hatte ich auch schon mal eine stressige Arbeitsstelle, wenn auch in der freien Wirtschaft). Mir fällt es nämlich unheimlich schwer, Arbeit liegen zu lassen. Ich will immer so viel wie möglich erledigen, damit am nächsten Morgen kein riesiger Berg an Aufgaben auf mich wartet. Meine Stellvertretung ist da anders, sie macht deutlich weniger Überstunden als ich.

Tja, diese Entscheidung wird Dir niemand abnehmen können. Da bleibt Dir nur, wirklich ehrlich zu Dir zu sein.

Ich denke, 5 Stunden pro Woche weniger sollten seitens des AG kein Problem darstellen, zumal Du über Brückenteilzeit auch ein Recht auf die befristete Reduzierung hättest. Ohne Brücke könnte es später evtl. schwieriger sein, würdest Du wieder Vollzeit arbeiten wollen oder müssen.

Ich kann Deinen Wunsch nach Veränderung absolut verstehen, nur sind Deine Gedanken dazu noch zu unausgereift. Eine konkretere Vorstellung solltest Du schon entwickeln, sonst kommst Du noch vom Regen in die Traufe.

Ein gewisses Risiko geht immer mit Veränderung einher aber das Grundgerüst muss stehen.

Vielleicht setzt Du Dich einfach mal hin und schreibst Pro und Kontra auf. Das kann helfen, die Gedanken zu sortieren und klarer zu sehen.

Ich würde mir auch was anderes suchen.
Gehst du auf Teilzeit, arbeitest du u. U. genau so viel wie jetzt für weniger Geld. Du schriebst ja, dass du schon jetzt viele Überstunden hast.

Ein großes Problem ist, dass ich eigentlich einen Bürojob habe und trotzdem sehr viel körperlich arbeiten muss. Zu dumm nur, dass ich körperliche Arbeit gar nicht mag und eine richtige Abneigung dagegen habe.

Das stand damals nicht in meiner Stellenausschreibung und es war auch in den ersten beiden Jahren nicht der Fall. Das hat sich erst später so ergeben und wird immer schlimmer. Obwohl ich es schon mehrmals angesprochen habe, gibt es keine Aussicht auf Besserung.

Warst du schon mal in einer Reha, vielleicht würde dir das gut tun?

Zitat von vaccine:
Warst du schon mal in einer Reha, vielleicht würde dir das gut tun?

Das würde mir nichts bringen. Wenn ich 2 Wochen am Stück Urlaub habe, fühle ich mich anschließend nach 1-2 Arbeitstagen so k.o., als ob es den Urlaub gar nicht gegeben hätte.

Zwar habe ich schon jemanden zur Seite gestellt bekommen, der mich bei den körperlichen Tätigkeiten unterstützt. Aber es ist trotzdem noch sehr, sehr viel. Wenn das nur ab und zu der Fall wäre, könnte ich damit leben. Aber ich muss gerade jeden Tag viel körperliche Anstrengung auf mich nehmen.

Zitat von Kamillenblüte:
Ich will immer so viel wie möglich erledigen, damit am nächsten Morgen kein riesiger Berg an Aufgaben auf mich wartet.


Das ist das Kernproblem. Das wirst du auch durch Arbeitszeitreduktion nicht kösen umd in einem anderen Job - wenn es kein langweilier Schnarchjob ist - auch nicht. Ich rate dir dringend, an deiner Arbeitseinstellung zu arbeiten und zu lernen Nein zu sagen bzw Dinge länger liegen zu lassen. Du kannst zu einem großen Teil selbst bestimmen in welcher Geschwindigkeit du arbeitest, du musst nur aushalten können, nicht alles sofort zu schaffen. Wenn deine Arbeitsleistung nicht mehr überdurchschnittlich, sondern normal durchschnittlich ist und viel liegen bleibt, muss deine Vorgesetzte das regeln: entweder mehr Mitarbeiter im Team oder weniger Output.

Zitat von Kamillenblüte:
Hallo, ich bin eine Frau von 46 Jahren und stamme ursprünglich aus Hessen. Sehr lange war ich als Sekretärin in einer Behörde angestellt und hatte ...

Ich würde den Arbeitgeber wechseln. Auf Teilzeit zu gehen wird dir nur noch mehr Druck machen, weil du die gleiche Arbeit dann in noch weniger Zeit zu bewältigen hast. Wenn du dann die Teilzeit durch Überstunden wieder kompensierst hast du auch nichts gewonnen.

Deiner Beschreibung nach, ist einfach zu wenig Personal für zu viel Arbeit vorhanden. Teilzeit wird da den Druck nicht rausnehmen weil du weiterhin in der Zeit , in der du dann arbeitest unter Vollast stehst.

Ich würde mir etwas anderes suchen und dann wechseln.

Zitat von Pauline333:
Das ist das Kernproblem. Das wirst du auch durch Arbeitszeitreduktion nicht kösen umd in einem anderen Job - wenn es kein langweilier Schnarchjob ist - auch nicht. Ich rate dir dringend, an deiner Arbeitseinstellung zu arbeiten und zu lernen Nein zu sagen bzw Dinge länger liegen zu lassen. Du kannst zu einem großen ...

Die letzten Tage habe ich das mal ausprobiert, es hat auch wirklich gut geklappt. Ich bin jeden Tag fast pünktlich gegangen. Trotzdem war ich nach Feierabend total fertig, es ging mir gar nicht gut .

Es gibt da eine Aufgabe, die mich sehr viel Kraft kostet. Wir haben eine Reihe an Broschüren, die einerseits bei uns am Standort in mehreren Broschürenständern ausliegen. Auf der anderen Seite bekommen meine Kollegin und ich telefonische und schriftliche Bestellungen und müssen die bestellten Broschüren dann verpacken und mit der Post an die Besteller versenden. In den ersten beiden Jahren mussten wir das Layout gestalten und die Druckaufträge an die Druckerei versenden. Die Broschüren wurden dann in großen schweren Kartons an uns geliefert, und wir mussten sie in unsere Schränke einräumen.

In den ersten beiden Jahren war das alles noch ok. Dann wurde bei uns im Haus ein Marketing-Team ins Leben gerufen, welches die Gestaltung und Bestellung der Broschüren von uns übernommen hat. Klingt fürs Erste positiv, ist es aber nicht. Als wir noch selbst für die Gestaltung und die Bestellungen zuständig waren, konnten wir selbst bestimmen, wie oft wir eine neue Broschüre drucken lassen wollten. Damals haben wir alle 2-3 Monate eine neue Broschüre bekommen.

Seit das Marketing die Bestellungen vornimmt, gehen in manchen Monaten 5-6 Broschüren bei uns ein. Jede Broschüre wird in ca. 25-30 schweren Kartons geliefert. Wir müssen dann die Kartons mit den nicht mehr aktuellen Broschüren aus den Schränken nehmen, entsorgen und die neuen Kartons einräumen. Ich bin 46 Jahre alt, arbeite seit 30 Jahren im Büro und hatte bislang immer fast ausschließlich sitzende Tätigkeiten. Bin auch alles andere als ein sehr sportlicher Mensch, mit Ausnahme von Schwimmen und längeren Spaziergängen ist Bewegung nicht so sehr meine Welt.

Es belastet mich, dass ich an mehreren Tagen in der Woche schwer tragen muss. Mir geht es damit gar nicht gut, weil ich danach total fertig bin, Muskelkater bekomme und für viele andere Sachen keine Kraft mehr habe. Zwar bekommen wir sporadisch Azubis zur Hilfe an die Seite gestellt, aber wir haben so viele Kartons einzuräumen und die Azubis dürfen nicht unbegrenzt lange bei uns sein, weil sie natürlich auch in anderen Bereichen gebraucht werden. Ganz ehrlich, wenn in der Stellenausschreibung dringestanden hätte, dass ich sehr viel körperlich arbeiten muss, hätte ich die Stelle niemals angenommen. Aber das war nicht der Fall und konnte vorher auch niemand wissen, das hat sich erst 2 Jahre später durch die Entstehung des Marketings so ergeben.

Nicht nur das schwere Tragen belastet mich sehr. Wir bekommen auch sehr viele Bestellungen und müssen ganz schön viele Pakete verpacken und versenden. Ich komme mir vor, als ob ich in der Poststelle arbeite und finde, dass sowas einfach nicht sein kann.

Hat jemand von euch so etwas in der Art schon mal erlebt und wenn ja, wie habt ihr das gelöst?

Prima, dass du dein Pensum einschränken konntest! Weiter so, dann wird die Erschöpfung auch besser. Bitte hier aber auch ans Thema Wechseljahre denken. Man muss seinen Lifestyle im mittleren Alter einfach anpassen.

Und zum konkreten Problem mit der körperlichen Belastung: das würde ich bei der Vorgesetzten ansprechen. Ich würde das bei den beschrieben Vorbedingungen keinesfalls klaglos über mich ergehen lassen. Vielleicht hast du eine Idee zur Lösung parat, ansonsten musst du auf den Support der Führungskraft hoffen.
Alternativ Attest besorgen, dass dich von solchen Tätigkeiten befreit.
Und wenn alle Stricke reißen und dich diese Tätigkeit sehr belastet: anderen Job suchen.

Meine Chefin hat schon kurz nach ihrem Einstieg selbst gemerkt, dass bei uns einiges nicht rund läuft. Damals wollte sie noch dafür sorgen, dass die Zuständigkeit für die Broschüren vollständig auf das Marketing übertragen werden sollte. Sie hat selbst gesagt, dass das ihrer Ansicht nach eine Marketing-Aufgabe sei und ein großes Meeting einberufen, in dem das stundenlang ausdiskutiert wurde. Die Marketing-Leute haben sich aber nicht von ihr überzeugen lassen und ihr stattdessen den Kompromiss vorgeschlagen, dass sie uns helfen würden, wenn wir mal mit der Arbeit nicht nachkommen (was nie der Fall ist, weil sie keine Zeit haben).

Das Problem ist, dass unsere Abteilung aus vier Sachgebieten besteht und mit Ausnahme von uns kein anderes Sachgebiet eine Sekretärin hat. Meine Kollegin und ich sind die rangniedrigsten Personen in der Abteilung. Deshalb glauben die anderen Kollegen in der Abteilung, dass wir für die stupiden Tätigkeiten zuständig sind. Weil meine Kollegin nur 4 Stunden am Tag im Büro ist, bleibt der Großteil an mir hängen.

Dann kommt noch dazu, dass wir inzwischen nicht nur die Verantwortung für die Broschüren unseres Arbeitgebers haben. Eine andere Abteilung hat ein Projekt auf die Beine gestellt, zu dem es auch Broschüren gibt. Die werden mittlerweile noch viel häufiger bestellt als unsere eigenen. In der anderen Abteilung gibt es mehrere Sekretärinnen. Und trotzdem liegt die Zuständigkeit für deren Broschüren nicht bei ihnen, sondern bei uns. Sie nehmen das für selbstverständlich, weil das Sekretariat in meinem Sachgebiet schon immer für die Lagerung und den Versand der Broschüren zuständig war.

Als meine Chefin neu bei uns war, hatte ich den Eindruck, dass sie sich für uns einsetzen und uns so manche undankbare Aufgabe ersparen würde. Mittlerweile habe ich eher das Gefühl, dass es ihr wichtiger ist, mit allen Leuten im Haus gut auszukommen und überall ein gutes Image zu haben. Neulich klang das so, als ob man das alles gut schaffen kann, wenn man es nur richtig organisiert. So nach dem Motto, es ist meine Schuld, wenn ich mich von der Aufgabe gestresst fühle.

Heute habe ich eine interne Stellenanzeige gelesen. In einer anderen Abteilung bei uns im Haus wird eine Sekretärin gesucht. Kann gut sein, dass ich eine interne Bewerbung verschicke.

@Kamillenblüte
Da würde ich ganz schnell eine Bewerbung schreiben.

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