Leider musste ich bald feststellen, dass es hier ganz anders läuft als in meiner früheren Heimat. Mein jetziger Job ist um ein Vielfaches anstrengender als es die Stelle in Hessen war. Ich muss gefühlt 10x so viel arbeiten wie früher, bekomme aber ungefähr das gleiche Gehalt. Das Tempo ist so wahnsinnig schnell. Wie in einer vollen Kneipe am Samstagabend. Zack zack zack, man hat kaum Gelegenheiten zum Durchatmen. Der Druck ist enorm, ich mache viele Überstunden.
Obwohl die Aufgaben größtenteils Spaß machen, entspricht das nicht meiner Vorstellung von einem erfüllten beruflichen Alltag. Ich bin nämlich kein Mensch, der fast ausschließlich für die Arbeit lebt. Mir ist es wichtig, dass ich unter der Woche nach Feierabend Zeit für andere Sachen habe: Haushalt, Sport, Treffen mit Freundinnen, Kino, Theater, Konzerte, gemütliche Fernsehabende mit meinem Partner usw. Leider bin ich nach Feierabend meistens viel zu kaputt, um noch was anderes zu machen, sodass mein Haushalt und das soziale Leben fast ausschließlich am Wochenende stattfinden. Das gefällt mir nicht, weil mir dann die Wochenenden nicht die Erholung bringen, die ich brauche.
Seit einiger Zeit frage ich mich, ob es besser ist, mir etwas anderes zu suchen oder erstmal meine Arbeitszeit zu reduzieren. Ich sollte noch erwähnen, dass ich in einer Gegend wohne, in der der Arbeitsmarkt nicht optimal ist und es nicht so viele freie Stellen gibt, die für mich in Frage kämen. Dieses Jahr habe ich mich nur auf zwei Stellen beworben. Andererseits trau' ich mich noch nicht so richtig, nach einer Reduzierung der Arbeitszeit zu fragen. Bringt es mir überhaupt was, wenn ich z. B. statt 39 nur noch 34 Stunden arbeite? Das würde mich fast 250 Euro von meinem Nettogehalt kosten. Aber ich kann das nicht einschätzen, ob man sich mit 5 Arbeitsstunden weniger wirklich erholt fühlt.
Was meint ihr?
01.07.2024 18:16 • • 05.07.2024 #1