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Liebes Forum,

in letzter Zeit sind sehr viele geliebte Menschen, mein Vater, der Schwiegervater, die Oma meines Partners, mein Onkel und die Freundin meiner Mutter verstorben. Bald wird unser Hund auch gehen. Alle an Krebs.
Ich bin eher spiritueller Natur und merke deutlich, dass der Tod nichts an sich Schlimmes ist, sondern dass es nach dem eigentlich hässlichen Sterbeprozess auch 'dort' weitergeht.
Trotzdem hat sich in mir viel verändert. Die Angst wird mehr, die Sorge um meine noch verbliebenen Geliebten ebenfalls. Ich klammere an Grashalmen. Und verliere mich dabei manchmal selbst. Dabei spüre ich, dass körperlich tot-sein kein Ende ist. Das Sterben bereitet mir wahnsinnige Angst. Für mich, aber auch meine Geliebten. Dauernd brechende Augen ansehen zu müssen, ist scheusslich.

Vergeht das irgendwann wieder? Diese Sinnlosigkeit? Oder ist gerade das das Leben hier auf der Erde? Das man geniessen soll, in jedem Moment; und wenn es sich dann dem Ende zuneigt, dann ist einfach Warten angesagt für das 'da drüben'?

Wie seht ihr das?
Es fühlt sich an wie eine Mischung aus: Ich gehe kaputt daran und ich lerne endlich was Leben wirklich bedeutet.

Dank.

22.07.2016 08:57 • 04.09.2016 x 1 #1


19 Antworten ↓


Zitat von Lianne:
ich lerne endlich was Leben wirklich bedeutet

Genau, das zu schätzen können und für unsere Lieben da zu sein ist der Sinn unseres Lebens.
Andererseits hast du ja gute Aussichten wenn du an ein Leben dort glaubst.
Ich als Atheist und Realist kann an ein Weiter nicht glauben.
Genieße dein Leben solange du kannst und gesund bist, mit Krankheiten muss man einfach das Beste daraus machen. Sei für deine Familie und für deine Freunde da, mehr kann man nicht machen.

A


Ist das Leben so gedacht?

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Lieber Gerd,
nunja, ich 'glaube' auch nicht. Aber ich kann nicht verneinen, was ich sehe. Somit glaube ich daran, schlicht weil ich es bemerke, genauso wie der Fakt, dass der Himmel für mich blau sichtbar ist. So ähnlich. Über objektiven Realismus kann man hier nun streiten – ich möchte das gern lassen.

Es klingt so einfach, was Du da schreibst. So fühlt es sich leider nicht an.

Hallo Lianne,
das Leben geniessen bei Depression ist schwer. Draussen ist bestes Wetter und ich kann mich nicht daran erfreuen, geschweige denn es nutzen weil es mir so schlecht geht.
Ja nach dem Tod geht es weiter. Kennst du die Theorie des Bewussten Universums? Viele Wissenschaftler glauben inzwischen daran.

lg Robinson

Hallo Robinson,

hm. Mag sein, dass ich gerade auf dem Schlauch stehe. Was hat das 'Bewusste Universum' mit dem Weiterleben des Seelenkörpers zu tun?
Fakt ist eh, Universum hin oder her, dass wir uns unsere Welt mit unserer Wahrnehmung erschaffen und ggf. erweitern. ME handelt es sich hierbei um einen Grundraster, indem wir uns bewegen (können) oder eben blockieren (können). Also ob Stern oder Stuhl; beide Dinge sind da. Das Gefühl vom Stuhl an unserem Hintern ist einerseits Stuhl-bedingt (er ist aus Holz) und andererseits Hintern-bedingt (unterschiedliche Empfindung von Härtegraden). Wenn da plötzlich zwei Stühle stehen, dann stimmt was mit unserer Wahrnehmung nicht.

Wo ist nun der Link? Ohne Imput (direkt oder indirekt) nehme ich nichts wahr. Auch Konstruktionen gründen auf einen Input, welcher Art auch immer.

Zitat von Lianne:
n letzter Zeit sind sehr viele geliebte Menschen, mein Vater, der Schwiegervater, die Oma meines Partners, mein Onkel und die Freundin meiner Mutter verstorben.


Bei mir sind auch alle gestorben. Meine Großerletern väterlicherseits sind schon im Krieg umgekommen, die habe ich gar nicht kennengelernt. Mein Opa mütterlicherseits starb, als ich 18 war, mein Vater, als ich 21 war, vor 15 Jahren meine Oma, vor einem Jahr meine Tante (die einzige Schwester meiner Mutter) und ihr Mann und im Januar schließlich meine Mutter. Die einzigen Verwandten, die ich noch habe sind meine Cousin und mein Cousin. Da ich keine Geschwister habe und auch nie in einer Partnerschaft war, bin soztusagen das letzte Gl. meiner Familie.

Ich hatte aber nie solche Gedanken wie du. Für mich ist der Tod etwas Endgültiges, ich glaube nicht an irgendeine Form des Weiterlebens. Ich hoffe zumindest sehr, dass es nicht weitergeht
Ich vermisse zwar meine Mutter immer noch sehr und weine öfters und rede mit ihr, aber mir ist klar, dass sie das nicht mitbekommt.

Zitat von Lianne:
Vergeht das irgendwann wieder? Diese Sinnlosigkeit?


Da ich nie so eine Sinnlosigkeit empfunden habe, kann ich nicht sagen, ob sie wieder vergeht.

Für mich liegt der Sinn jetzt darin, das viele Geld, das meine Mutter für mich gespart hat, bis zu meinem Lebensende auszugeben, weil es ja niemanden gibt, dem ich es hinterlassen kann. Ich will mir eine Eigentumswohnung kaufen, mich ganz neu einrichten und es mir gut gehen lassen. Das hätte sich meine Mutter so gewünscht.

Selbst wenn man daran glaubt, dass es nach dem Tod in irgendeiner Weise weitergeht, bleibt ja doch der irdische Teil, sprich der Prozess des Sterbens. Und das ist eben meistens nicht so wie im Fernsehen, dass derjenige nochmal lächelt und dann friedlich einschläft. Davor liegt oft eben viel Leid und ein langsames Abbauen der Kräfte. Wenn du das innerhalb kurzer Zeit mehrmals als Angehörige erleben musstest, ist es dann nicht völlig normal dass dich das aus der Bahn wirft?

Mit jedem Mal werden ja (so ist zumindest meine Erfahrung) die alten Erinnerung wieder hervorgeholt und man durchlebt nicht nur das aktuelle Leid sondern auch irgendwie nochmal das bereits erlebte. Auch stabilere Menschen haben damit Probleme.

Mir geht es gerade ähnlich. Mein Vater liegt gerade mal wieder im Krankenhaus, er hat mehrere Krankheiten, die definitiv nicht mehr heilbar sind. Er verfällt momentan körperlich wie geistig vor unseren Augen und es ist unglaublich schmerzhaft zu sehen wie ein Angehöriger mehr und mehr die Kontrolle über seinen Körper verliert und leidet.

So blöd und abgedroschen das klingt, ich denke die Zeit wird die Erinnerungen verblassen lassen und es erträglicher machen. In der Zeit der Pflege holen wir irgendwie alles an Reserven aus uns raus um zu funktionieren und nachher ist man eben erstmal völlig leer. Dann kommt noch ein Misch-Masch an gegensätzlichen Gefühlen dazu wie teilweise Erleichterung dass das Leid vorbei ist mit dem gleichzeitigen Wunsch dass derjenige doch noch da sein soll.

Ich denke, du wirst noch viel mehr Zeit brauchen und solltest dir diese auch geben. Irgendwann kann man eben so viel Leid nicht mehr ertragen und die Krankheit deines Hundes ist nun wohl wirklich zu viel für dich. Zumal man bei einem Haustier ja dann auch noch die Verantwortung trägt, ob man es einschläfern lässt und wann genau. Auch das kenne ich, leider mussten wir unseren geliebten Hund letztes Jahr auch gehen lassen.

Ich empfinde momentan auch diese Sinnlosigkeit und denke ständig an den tot da mein Vater vor 8 Wochen gestorben ist, dabei ist das Leben doch eigentlich viel zu schön dafür, man sollte jeden Tag voll und ganz Geniesen.
Mein Vater hatte das Glück das er einfach zu Hause auf dem Sofa eingeschlafen ist und dann nie mehr aufgewacht, er hat jetzt seinen Frieden nach Jahre langer COPD und Panik,
Ich hingegen mutiere zum Frack:-( das hätte er nicht gewollt aber kann mich leider nicht aus diesem Gedanken Karussell lösen...
4 Wochen bevor mein Vater gestorben ist musste ich meinen Hund einschläfern lassen...

Dank euch allen für eure Erfahrungen.
Eigentlich egal, ob es 'danach' weitergeht oder nicht – wie macht ihr das denn mit dem Leiden?
Also: Wie erträgt man denn das? Körperlich?

Ich fühle mich körperlich so am Limit. Mein Herz springt und stolpert 24h wie eine alte Oma, dazwischen habe ich Herzrasen. Ich habe das seit Jahren, die Ärzte finden ausser einem kleinen Herzfehler nichts; aber meine Todesangst tobt gerade.
Wie macht man denn sowas? Ich mein, klar, Zeit heilt Wunden. Ok. Aber wie zum Geier überbrückt man diese Zeit, wenn man Nacht für Nacht daliegt und Panik schiebt? Ich bin in psychologischer Begleitung, aber irgendwie greift da nichts bzw. wohl kann ich es einfach nicht umsetzen.

Greift man da zu Medikamenten? Ich möchte eigentlich nicht. Wie machen das andere Leute?

Dank.

Zitat von Lianne:
Greift man da zu Medikamenten?


Ich schon. Ich nehme ja schon seit 17 Jahren ADs wegen meinen Schlafstörungen. Seit meine Mutter tot ist, habe ich die Dosis wieder erhöht und nehme zusätzlich noch 1-2 Mal die Woche Schlaftabletten dazu.

Meine Cousine, deren Eltern vor einem Jahr beide im Abstand von 2 Wochen gestorben sind, nimmt seitdem auch 2-3 Mal die Woche Schlaftabletten. Sie ist übrigens Ärztin, genau wie ihr Mann und ihre Eltern es waren. Warum soll man sich nicht mit den Errungenschaften der Medizin behelfen statt sich permanent zu quälen?

Ich war gestern auch mal wieder zu Gast bei einer Internistin da mein Herz extra Schläge wie verrückt macht, obwohl ich organisch gesund bin!
Ich versuche eigentlich auch komplett auf Medis zu verzichten, sollte es garnicht gehen, greife ich zu Oxazepam 10mg.
Die schießen einen nicht ganz so arg weg wie tavor oder Bromazanil, finde ich...
Die Herzrhythmusstörungen werden aber dann weniger und man ist auch sonst ruhiger

Ich hab mal gelesen, dass Einschlafstörungen von daher kommen, dass man die Kontrolle abgeben muss. Also wenn nun so viele Leute in deiner Umgebung gestorben sind, und der Tod ist eines der wenigen Dinge, die wir nicht kontrollieren können, der kommt einfach heute, morgen, irgendwann, dann finde ich es nicht verwunderlich, dass du Probleme mit dem Schlafen und Panik hast.

Ich bin auch der Meinung, du solltest dich nicht allzu sehr selber quälen und dir Linderung verschaffen, indem du zu kleinen Helferchen greifst. Ein erholsamer Schlaf ist sooo wichtig. Ohne Schlaf fehlt die Kraft noch mehr.

Weil ich das irgendwie künstlich finde. In meinem Gefühl ist das Symptombekämpfung, die mich daran hindert, das Problem wirklich zu lösen. MMn kann ich mich dem Problem nur arbeiten, wenn es auch mit mir spricht. Wenn ich ihm den Mund verbiete, dann kann für mich nichts passieren. Deshalb möchte ich das eigentlich nicht.

Ja, da hast du sicher Recht. Dennoch, ich bin der Meinung, dass man auch genügend Kraft braucht, um das angehen zu können. Und da können Medikamente eben helfen. Auch pflanzliche, wenn dir damit wohler ist. Wieso sich so quälen. Jeder macht mal schlapp und braucht ein bisschen Unterstützung. Für jeden wäre die Situation, in der du steckst, schwierig. Ist es da nicht liebevoller, sich selber die Hilfe und Unterstützung zu geben, die man braucht?

Doch. Klar. künstlich quälen mag ich mich eh nicht. Ich wäge nur ab; will mich gern schützen, würde auch gern überbrücken, aber weiss nicht, ob ich mir damit mehr schade als nütze. Es tobt eh grad alles: Die Psyche, Migräne, Reizdarm, Herz, allg. Schmerzen im Körper. Da breitet sich bei mir halt die Huhn Ei Frage aus. Danke aber für die Anstösse. Werde nachdenken. (Und denke mir dabei manchmal: Vielleicht muss Leid auch einfach dazugehören.)

Ja sicher, Leid gehört zum Leben. Und der Wunsch, das Leid zu mindern.

Mann...mann...wenn ich das so lese... geballtes Leid, das schon hier im Text traurig macht, an die eigenen Verluste und Abschiede erinnert. Man kann sich das hundert Mal im Laufe des Lebens zurechtlegen, kann Atheist oder Christ sein. Der Verlust, das Leiden (der Sterbenden wie Hinterbliebenen) ist einfach da. Für manchen mag die Religion ein starker Trost sein, trotzdem verliert man aber die geliebten Menschen und Tiere in diesem Leben und bleibt allein zurück, denkt wie sehr der Verstorbene leiden mußte, denkt dass er sein Leben verloren hat, spürt den eigenen Verlust, den der Tod dieser Person einem selbst bereitet. An wem geht das vorbei? Da muß man schon sehr oberflächlich sein, das hinterher so wie vorher ist. Wahrscheinlich kann es gar nicht ohne diesen schmerz- und leidvollen Prozess gehen, wenn man trauert. So viel Trost gibt es da nicht wirklich. Es ist eben etwas Endgültiges, so oder so.
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Zitat von Gnomenreigen:
Mann...mann...wenn ich das so lese... geballtes Leid, das schon hier im Text traurig macht, an die eigenen Verluste und Abschiede erinnert. Man kann sich das hundert Mal im Laufe des Lebens zurechtlegen, kann Atheist oder Christ sein. Der Verlust, das Leiden (der Sterbenden wie Hinterbliebenen) ist einfach da. Für manchen mag die Religion ein starker Trost sein, trotzdem verliert man aber die geliebten Menschen und Tiere in diesem Leben und bleibt allein zurück, denkt wie sehr der Verstorbene leiden mußte, denkt dass er sein Leben verloren hat, spürt den eigenen Verlust, den der Tod dieser Person einem selbst bereitet. An wem geht das vorbei? Da muß man schon sehr oberflächlich sein, das hinterher so wie vorher ist. Wahrscheinlich kann es gar nicht ohne diesen schmerz- und leidvollen Prozess gehen, wenn man trauert. So viel Trost gibt es da nicht wirklich. Es ist eben etwas Endgültiges, so oder so.


Hallo Gnomenreigen,

ich tanze gerade nach der Musik der Auferstehungshoffnung. Klar bin ich traurig, sogar tief traurig, habe ja gerade erst einen lieben Menschen verloren, den ich vermisse. Selbst Jesus war traurig, als sein Freund Lazarus starb. Wieso sollte ich, nur weil ich an ein Wiedersehen mit meinen Lieben glaube, jetzt nicht mindestens so traurig sein? Das ist für mich so, wie es früher war, wenn jemand nach Übersee auswanderte. Erstmal ist dieser Mensch weg aus dem persönlichen Umfeld, für eine unbestimmte Zeit.

Zitat von Lianne:
Oder ist gerade das das Leben hier auf der Erde? Das man geniessen soll, in jedem Moment; und wenn es sich dann dem Ende zuneigt, dann ist einfach Warten angesagt für das 'da drüben'?

Ja, das wäre die sinnvollste und vernünftigste Einstellung. Was man ändern kann, soll man ändern. Und was man nicht ändern kann, soll man akzeptieren und abwarten, was passiert.

Ich gebe Sixmilesoff total recht!

A


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