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Hallo zusammen,

ich habe vor einigen Jahren meine Ausbildung beendet und bin seitdem in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis. Parallel zum Job habe ich studiert und konnte das Studium im vergangenen Monat abschließen. Bei meinem Arbeitgeber gibt es leider keine großartigen Aufstiegschancen, daher bewerbe ich mich aktuell extern.

Ich würde schon von mir behaupten, dass ich ein sehr guter Mitarbeiter bin, habe auch super Arbeitszeugnisse und schon etliche Einladungen zu Vorstellungsgesprächen bekommen. Leider bin ich aber introvertiert und habe nicht die Fähigkeit, mich gut verkaufen zu können. 12 Vorstellungsgespräche hatte ich bereits, daraus resultierten 12 Absagen. Natürlich bereite ich mich auf jedes Gespräch vor, informiere mich über das Unternehmen, lege mir vorher schon Antworten für die klassischen Fragen (Stärken Schwächen, Motivation, Ziele usw….) parat, trotzdem reicht es nicht.

Bestes Beispiel:
Ich hatte ein Gespräch bei meinem absoluten Wunscharbeitgeber. Dieses bestand allerdings nur aus situativen Fragen, auf die ich mich natürlich schlecht vorbereiten konnte. Heute kam die Absage. Dem Geschäftsführer gefiel meine ruhige und besonnene Art sehr gut. Gescheitert ist es aber, da ihm in den situativen Fragen mein Kampfgeist fehlte und der Eindruck entstand, dass ich sehr schnell aufgebe.

Das macht mich umso trauriger. Ich bin ein äußerst zielstrebiger Mensch und Aufgeben ist für mich niemals eine Option. Wenn ich etwas starte, bringe ich es auch erfolgreich zu Ende. Beispielsweise mein Studium habe ich trotz aller Hürden (Vollzeit-Job, Privatleben, Corona-Sorgen, Umzugsstress usw. ) mit einer guten Note beenden können.

Das Gespräch ist nicht an meiner mangelnden Zielstrebigkeit gescheitert, sondern einzig und allein an meiner Introvertiertheit. Ich kann mich einfach nicht gut verkaufen. In meinem Betrieb gibt es Führungskräfte, die fachlich absolut nichts drauf haben, aber halt gut reden können und sich somit auch gut im Gespräch verkaufen.

Habt ihr irgendwelche Tipps für mich?

20.01.2022 19:36 • 22.01.2022 #1


13 Antworten ↓


Hallo Fortune93,

Bei Deinem Problem kann ich Dir nicht wirklich helfen, sorry! Ich hatte nur zwei Vorstellungsgespräche in meinem Leben und die sind 15 und 20 Jahre her. Aber ich möchte Dir etwas über Introversion sagen.

Introversion ist nichts schlechtes! Beides Persönlichkeitstypen habe ihre Vor- und Nachteile. Beispielsweise sind Introvertierte generell gründlicher. Leider ist unsere Gesellschaft - vor allem was den Arbeitsmarkt angeht - mittlerweile so stark auf soft skills ausgelegt, die praktisch alle eher den Extrovertierten entgegenkommen. Das halte ich für einen grundlegenden Systemfehler.

Mir haben folgende Webseiten sehr geholfen, auch die Stärken meiner Introversion zu verstehen:

https://www.introvertiert.org/7-dinge-d...ssen-musst

https://www.introvertiert.org/92-eigens...vertierten


Vielleicht kannst Du darin Stärken erkennen, die auch bei Vorstellungsgesprächen hilfreich wären.

Viel Glück!

A


Introvertiert und Vorstellungsgespräche

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Zitat von Fortune93:
Heute kam die Absage. Dem Geschäftsführer gefiel meine ruhige und besonnene Art sehr gut. Gescheitert ist es aber, da ihm in den situativen Fragen mein Kampfgeist fehlte und der Eindruck entstand, dass ich sehr schnell aufgebe.

Da fällt mir spontan ein, dass du es ihm doch nur beweisen musst, dass du nicht so schnell aufgibst. Hake nach, was du tun könntest um dich wieder ins Spiel zu bringen.

Die Absage war ja erst heute, also gleich morgen nachhaken.

Ja, die Extravertierten sind heute im Vorteil, aber du kannst lernen dich besser zu verkaufen.
Hast jemand mit dem du evtl. Rollenspiele machen könntest, im Spiel versuchen, dich zu verkaufen?

Vielleicht kannst du auch lernen, stolz auf deine Introversion zu sein.

Zitat von hereingeschneit:
Die Absage war ja erst heute, also gleich morgen nachhaken.

Den Rat finde ich gut, denn dann sieht er gleich, dass du eben nicht so schnell aufgibst.
Beweise dir und ihm das Gegenteil seiner Annahme.

Zitat von hereingeschneit:
Da fällt mir spontan ein, dass du es ihm doch nur beweisen musst, dass du nicht so schnell aufgibst. Hake nach, was du tun könntest um dich wieder ins Spiel zu bringen. Die Absage war ja erst heute, also gleich morgen nachhaken.


Die Idee hatte ich erst auch und habe ihn nach der Absage per Mail direkt angerufen. Allerdings leider keine Chance, das Bewerbungsverfahren ist für mich beendet und man hat sich für einen anderen Kandidaten entschieden.
Er hat mir aber wenigstens erklärt, woran es jetzt genau gescheitert ist. Den Eindruck des fehlenden Kampfgeistes hat er vor allem bei einer situativen Frage gewonnen. Es ging darum, dass ich ihm Verbesserungsvorschläge für eine Problemstellung machen sollte. Die Frage konnte ich eigentlich gut beantworten, hatte ihm 2 - 3 Vorschläge genannt. Er wollte noch mehr Vorschläge und ich habe ihm ehrlich gesagt, dass mir spontan keine weiteren Vorschläge einfallen und ich mir mal intensiver Gedanken machen müsste. Das hätte ich nicht sagen dürfen, sondern mir während des Gesprächs Gedanken machen müssen und zumindest einen weiteren Vorschlag erarbeiten sollen.

Zitat von Fortune93:
Die Idee hatte ich erst auch und habe ihn nach der Absage per Mail direkt angerufen.

Das finde ich super. Mehr kannst du jetzt für diesen Job nicht machen. Allerdings hast du damit einen guten Grundstein gelegt für den Fall, dass der jetzt Erwählte doch nicht passt oder selbst abspringt. So hast du dich sicherlich wieder weit vorn angesiedelt und sie kommen vielleicht auf dich zu, wenn sie doch wieder Bedarf haben.

Und ich finde es super, dass sie dir auch sagen, warum es nicht geklappt hat. Dann kann man sich Gedanken machen ob man daran arbeiten möchte oder ob man dazu stehen möchte.
Ich für meinen Teil müsste dazu stehen. Ich kann, wenn ich will, auch ausdauernd sein, aber nicht unter Druck. Wenn von mir mehr gefordert wird als mir in dem Moment möglich, dann mache ich eher zu und es geht gar nichts mehr.
Wenn meine Schnelligkeit nicht reicht, dann passt der Job für mich nicht.

Also an deiner Stelle würde ich mir da jetzt nicht zu sehr einen Kopf machen. Du hattest den Eindruck das Gespräch war gut und deine Ideen waren gut. Dann passt es doch. Mehr geht doch nicht.
Wenn mehr Bewerber da sind, dann besteht immer die Gefahr, dass ein anderer besser ist. Wobei er vielleicht auch nur diesen Eindruck erweckt, aber es nicht so ist. Dann hat der Arbeitgeber eben Pech.
Sieh jedes Bewerbungsgespräch als Chance an dir zu arbeiten und nicht als Niederlage.
Du hast doch Durchhaltevermögen, oder? Der richtige Job kommt noch, wenn du lange genug dazu suchst.

Zitat von hereingeschneit:
Da fällt mir spontan ein, dass du es ihm doch nur beweisen musst, dass du nicht so schnell aufgibst. Hake nach, was du tun könntest um dich wieder ...

Das selbe dacht ich auch eben beim lesen. Direkt noch ein bewerbungsschreiben raus schicken mit der info, dass man nicht der typ zum aufgeben ist und evt mit hilfe der links, sich strategien erarbeiten warum introvertierte ihre vorteile haben.. irgendwie so wuerde ich das probieren wenn es der einzige grund ist, wieso die firma nicht ueberzeugt war.

Zitat von Fortune93:
Es ging darum, dass ich ihm Verbesserungsvorschläge für eine Problemstellung machen sollte. Die Frage konnte ich eigentlich gut beantworten, hatte ihm 2 - 3 Vorschläge genannt. Er wollte noch mehr Vorschläge und ich habe ihm ehrlich gesagt, dass mir spontan keine weiteren Vorschläge einfallen und ich mir mal intensiver Gedanken machen müsste.

Das hat aber nichts mit Introvertiertheit zu tun, sondern eher etwas mit fachlicher Qualifikation. Wenn man für den Bereich, wofür man sich bewirbt, qualifiziert ist, sollten einem spontan auch mehr Vorschläge einfallen, egal ob introvertiert oder extrovertiert. Der Extrovertierte hätte vielleicht sofort einen Redeschwall von sich gegeben, wenn er aber keine Ahnung von der Materie hat, und seine Vorschläge allesamt schlecht gewesen wären, hätte er die Stelle auch nicht bekommen.

Aber gerade du müsstest doch eigentlich wissen @Schlaflose dass es nicht unbedingt mit Wissen sondern mit Anspannung zu tun haben kann, dass man dann einen Nebel im Kopf hat.

Ich hatte mich einmal so gut für eine Biologie- Abfrage vorbereitet, als die Lehrerin mich mit ihrem schrecklichen Schlangenblick ansah, brachte ich kein Wort hervor.

Zitat von kritisches_Auge:
Aber gerade du müsstest doch eigentlich wissen @Schlaflose dass es nicht unbedingt mit Wissen sondern mit Anspannung zu tun haben kann, dass man dann einen Nebel im Kopf hat. Ich hatte mich einmal so gut für eine Biologie- Abfrage vorbereitet, als die Lehrerin mich mit ihrem schrecklichen Schlangenblick ansah, ...

Das ist etwas anderes. Blackouts in Prüfungsituationen können Extrovertierte genauso haben. Da habe bei meinen Studienkollegen einiges erlebt.
Und ich, obwohl ich normalerweise kaum den Mund aufbekomme, habe in den ganzen mündlichen Prüfungen im Examen immer gut abgeschnitten. Wenn es um das Abspulen von Wissen und Fakten geht, habe ich keine Probleme.

Natürlich können auch Extravertierte Blackouts habe, aber ich hatte nie bei Prüfungen welche, es ging nur um diese Lehrerin. Introvertierte brauchen im allgemeinen Sicherheit.

Zitat von kritisches_Auge:
Introvertierte brauchen im allgemeinen Sicherheit.

Das kann ich von mir nicht sagen, zumindest nicht in solchen Dingen. Sicherheit brauche ich bei finanziellen Dingen oder bei Planungen generell. Dieses Sicherheitsbedürfnis ist auch nicht von Personen abhängig, sondern von äußeren Umständen.

Gut, aber ich möchte mich nicht zu intensiv von dem Thema der TE entfernen.

A


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