Wenn es um größere Gefälligkeiten geht, kann ich ohne Probleme Nein sagen und bin dann auch wirklich konsequent. Mir geht es eher um die kleineren Dinge, die auf den ersten Blick ganz harmlos scheinen und sich irgendwann häufen, wenn ich nicht aufpasse.
Einige meiner Freunde sind ziemlich bequem. Nehmen wir mal an, eine/r aus der Gruppe feiert Geburtstag oder eine Gartenparty oder ein Grillfest. Wenn wir alle im Garten sitzen und ich irgendwann auf Toilette muss oder in die Küche des Gastgebers gehe, um mir etwas von dort zu holen (die Leute bei uns sind da locker drauf, wir können uns alle überall selbst bedienen), werde ich jedes Mal von einigen Leuten gebeten, ihnen etwas aus der Küche mitzubringen... entweder ein Glas Wasser oder eine Flasche B. oder eine Tasse Kaffee oder sonstwas. Sie haben keine Lust, von ihren Stühlen aufzustehen und sich die Sachen selbst zu holen. Weil ich keinen Streit provozieren möchte, habe ich bislang noch nichts gesagt. Aber ich fühle mich sehr unwohl dabei, weil ich mich wie eine Dienstmagd behandelt fühle.
Mich erinnert ihr Verhalten stark an meine Kindheit. Mein Vater war auch so ein Mensch, der keinen Bock hatte, vom Sofa aufzustehen und sich sein B., Wasser und Äpfel immer von mir oder meiner Mutter bringen lassen hat. Aus seiner Sicht war das unsere Aufgabe, ihn zu bedienen.
Oder wenn wir uns treffe und ich zwischendurch woanders hin muss, werde ich auch immer gebeten, einigen Leuten etwas mitzubringen. Einmal war ich auf einem Geburtstag eingeladen und musste zwischendurch kurz weg, um meiner Tante ein Geschenk zu übergeben. Dann kam gleich: ´Deine Tante wohnt doch in der Nähe von Supermarkt X. Bring uns doch mal dies, das und jenes mit.
Ein anderes Mal habe ich bei einem Umzug mitgeholfen und musste zwischendrin zum Arzt. Dann hieß auch gleich wieder: In der Nähe vom Arzt gibt es dies und das... kannst du uns das und jenes mitbringen?
Einmal habe ich eine Zusammenkunft mit Freunden kurz verlassen, um zum Wahllokal zu fahren. Auch da gab es wieder etwas in der gleichen Straße, ich musste erneut was mitbringen.
Warum nehmen diese Menschen nicht selbst den Weg auf sich, wenn ihnen die Sachen so wichtig sind? Mir würde es im Traum nicht einfallen, andere mit meinen Dingen zu belästigen.
Das erinnert mich an meine Mutter, die auch oft zu bequem war, um selbst zum Supermarkt zu laufen/fahren. Ich kam oft total müde und kaputt von der Schule/Arbeit nach Hause und wurde mit folgenden Worten empfangen: Zieh deine Straßenschuhe nicht aus, du musst noch in den Supermarkt. Ich habe keine Milch, Eier und Zig. mehr im Haus. Das hat mich so aufgeregt, v. a. wenn ich müde war und wenn es geregnet hat und ich einfach nur meinen Feierabend genießen wollte.
Könnt ihr mich verstehen oder findet ihr, dass ich übertreibe?
11.06.2024 11:25 •
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