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Hallo,
ich denke das wird ein etwas längerer Text und ich erwarte wirklich von niemandem es durchzulesen.
Ich denke es wäre sinnvoll meinen Lebenslauf ungefähr aufzuschreiben (22Jahre).
Erstmal zu mir ich bin männlich, 22 Jahre alt und wohne in einem schönen Dorf mit Stadtanbindung. Aber momentan wachsen mir die Probleme ziemlich über den Kopf.
Grundlegend geht es mir nicht schlecht ich habe genug zu essen, eine Familie und Freunde und bin soweit gesund. Es gab und gibt natürlich auch jede Menge gute Dinge in meinem Leben ich werde hier natürlich nicht auf jeden einzelnen eingehen.
Also dann Versuche ich es mal:

0-4 Jahre:
Soweit ich mich erinnern kann in unbeschwerlich.

5-10Jahre: Kleine Info zu meinen Eltern:
Meine Mutter ist mit 6 Geschwistern ärmlich aufgewachsen. Ihre Eltern hatten ein Trauma vom Krieg und waren (vor allem meine Oma) Alk. . Es gab kaum zu essen, die Kinder wurden geschlagen und durften nicht zur Schule gehen. Mein Vater ist selbständig und ein ziemlicher Workaholic. Er hat ebenfalls eine damals übliche harte Erziehung genossen. Mein Opa vaterseits war mit 2 Jahren in ein Kinderheim während des 2. Weltkriegs gekommen. Später dann war er Mechaniker und Landwirt, meine Oma Zahnarzthelferin. 1968 hatten meine Großeltern dann mein Elternhaus gebaut in dem ich lang wohnte. Als ich 5 Jahre alt war hat meine Mutter, einen neuen Mann kennengelernt, meinen Vater betrogen und die beiden haben sich scheiden lassen. Meine Mutter meinte damals wir ziehen in ein schönes Haus und sie hat mir Spielzeug gekauft. Realisiert hab ich es damals nicht und seither auch nie mehr darüber mit Ihnen gesprochen. Meine Mutter ist halt immer weggegangen und wollte das Leben genießen weil es ihr immer verwehrt wurde. Mein Vater jedoch dachte immer nur an die Zukunft arbeitete viel und war kaum daheim. Deswegen denke ich dass es bei den beiden nie richtig gepasst hat.
Dann bin ich mit meiner Mutter in ein tatsächlich schönes Haus gezogen (soweit ich mich erinnern kann). Mein Vater wollte mich trotzdem jedes Wochenende abholen was ich ihm durchaus hoch anrechne. Schade fand ich dass ich von meinen Großeltern Vaterseits getrennt war, da ich mit Ihnen aufgewachsen bin. Zu den Großeltern Mutterseits: Die hatten wir einmal besucht. Meine Oma meinte zu meiner Mutter nur verpiss dich und nimm deinen *beep* mit. Diese Worte haben sich bis heute in mein Kopf einprägt. Danach sind wir noch zu meinem damals todkranken Opa ins Schlafzimmer gegangen. Er heulte meinte ihm tue alles leid und die Krankheit sei seine Bestrafung. Dann sah er mich an und sagte: Möge Gott dich beschützen mein kleiner Engel. Kurze Zeit danach sind beide verstorben. Mögen sie in Frieden ruhen. Meinen neuen Stiefvater fande ich damals extrem cool er hat viel mit mir unternommen und war witzig. Damals zog ich Ihn fast meinem eigenen Vater vor. Heute weiß ich es jedoch besser. Er war ein typischer Matscho könnte man fast sagen. Sportwagen und Muskeln waren sein Markenzeichen. Er hatte jedoch Schulden, war spielsüchtig und betrog meine Mutter regelmäßig. Wenn ich Ihn heute noch mal sehen würde wüsste ich nicht ob ich mich zurückhalten könnte Ihm eine reinzudrücken (keine Sorge ich verherrliche Gewalt keinesfalls). Als meine Mutter es nach vier Jahren raus gekriegt hat sind wir sofort ausgezogen.
Fortan sind wir laufend umgezogen und meine Mutter hatte ständig neue Lebenspartner. Meine Vater machte sich inzwischen selbstständig (Gartenbau) fand eine neue Frau und heiratete nochmal.

10-16:
Mit 10 Jahren dann eine Besserung. Wir sind wieder in mein Heimatdorf gezogen. Weil meine Mutter sehr viel arbeiten musste um für die Miete und Essen zu sorgen, war sie kaum daheim. Dadurch war ich fast jeden Tag nach der Schule bei meinen Großeltern. Ich Ar. bei Ihnen und schlief oft dort. Ich unternahm so viele schöne Dinge mit Ihnen. Sie waren bis heute die besten Menschen, die ich je kennen gelernt hatte und haben mich geprägt. Mein Opa lehrte mich so vieles. Er fuhr mit mir Traktor, ich half ihm im Garten, wir schraubten zusammen an Mopeds. Komischerweise haben mein Vater und mein Opa sich nie gut verstanden aber ich jedoch war alles für meine Großeltern. Wenn mein Vater zu streng mit mir war stellten sie sich vor mich.
In der Zwischenzeit wurden dann mein Halbbruder und meine Halbschwester geboren. Ich freute mich eigentlich sehr darüber. Jedoch hatte ich damals schon ein komisches Gefühl. Mein Vater holte mich zwar weiterhin ab, jedoch hat es irgendwie angefühlt. Ich war eben das älteste Kind aus erster Ehe mit der falschen Frau. Zumal hab ich mich damals extrem schlecht mit meiner Stiefmutter verstanden hab (hat sich gebessert). Sie hat es am Anfang sehr gestört das mein Vater schon einen Sohn hat. Zudem hat sie manchmal meine Großeltern schlecht geredet und hat sie auch nie mit den Kindern besucht. Dazu muss man sagen dass mein Opa sagte dass er sie nicht akzeptiert so lange sie mich nicht akzeptiert.
In der Zwischenzeit ging ich dann auf die Realschule darauf möchte ich nur kurz eingehen:
Ja, ich wurde gemobbt.
Es hieß nur guck hier der Dorfdepp, seine Eltern sind getrennt und sein Vater nur so ein dummer Bauarbeiter. Zudem war ich leicht korpulent. Folglich natürlich immer zu hören gekriegt: fettes schwein, der ist ja nur bei McDonald's bla bla bla. Hab ich aber gut verarbeitet zudem hatte ich 3 gute Freunde in der Klasse ( wurden alle gemobbt und die Lehrer hat es natürlich auch nicht interessiert). Mein Vater hatte sich ja bereits selbständig im Gartenbau gemacht und nahm mich damals oft als Kind mit auf die Baustelle wo ich helfen durfte. Ist mir bis heute eine angenehme Erinnerung und hat meinen Berufsweg geprägt. Bereits mit 14 Jahren habe ich Teilzeit jeden Samstag und jede Ferien bei ihm gearbeitet zum Lohn von sagenhaften 5Euro. Ich wollte nie Taschengeld (natürlich gab es manchmal welches). Aber ich hab mich damals wie heute schon für Technik begeistert. Und so konnte ich mir die erste Stereoanlage kaufen, ein ferngesteuertes Auto, eine eigene Heckenschere (höchst ungewöhnlich für ein 16 jährigen ).
Mit 15 Jahren hatte ich eine kurze düstere Zeit wie viele. Man wollte dazugehören, cool sein. Man rauchte, trank Alk., redete wie wenn man minderbemittelt wäre und ja leider klaute ich auch. Mein größter Fehler bis heute. Dann wurde ich zum Glück erwischt. Als meine Eltern mich von der Polizei Abholen fühlte ich mich wie Dreck. Ich wollte eben auch mal dazugehören, ich weiß bescheuert. Zuhause angekommen schlugen sie mich (einmalig! und hier meiner Meinung nach berechtigt). Meine Mutter wechselte 2 Wochen kein Wort mit mir und es brauchte fast ein halbes Jahr bis sie mich wieder respektiert hat. Ich weinte jede Nacht und fühlte mich wie Abschaum. Meinen Großeltern hatten wir zum Glück nichts erzählt. Das war mein letzter Kontakt mit Coolness. Dann der nächste Schlag. Meine Oma erkrankte stark an Alzheimer. Sie kannte mich nicht mehr. Zudem bekam sie Diabetes und wurde bettlägerig.
Das Verhältnis zu meinem Vater verschlechterte sich ebenfalls, ich sah wie meine Geschwister in Geborgenheit aufwuchsen und von meinem Vater, der inzwischen ein gutes Geld mit der Firma verdiente regelmäßig beschenkt wurden. Hier soll es sich jetzt aber nicht um Geldeifersucht drehen keine Sorge.
Ich fühlte mich ausgenutzt und als ob ich nur zum arbeiten tauge. Mit Ende 15 beschloss ich dann seine neue Familie nicht mehr zu besuchen. Ich sagte ihm aus meiner Laune heraus dass ich Ihn hasse und Ihn nicht mehr sehen will und er sich zu seiner neuen Familie scheren soll. Mein Vater ist kein Mann großer Worte und Gefühle. Er nahm es hin und wir haben uns fortan weniger gesehen und wenn wir uns sahen, fragte er nur so wie läufts in der Schule oder irgendwas belangloses. Fühlte sich an wie wenn mich mit meinen Nachbarn unterhalten hätte.

16-18:
Meine Mutter hatte inzwischen von ihrem Ersparten eine kleine Wohnung gekauft und vermietet.
Ich denke die beste Zeit meines Lebens:
Ich war es leid Fettsack genannt zu werden und fing an zu trainieren.
Ich trat der Jugendfeuerwehr bei
(Familientradition) Ich gewann viele Freunde, wurde beliebt, ging am Wochenende weg.
Jedoch leitete das Verhältnis zu meinem Opa darunter. Er fragte machen wir mal wieder was zusammen? Ich meinte nur klar aber ich muss auch lernen etc. Die neuen Freunde waren eben plötzlich auch wichtig und die Hobbys. Mein Opa litt schon länger an Krebs man hat es ihm aber nie angemerkt. Er war immer fleißig und lebenslustig. Innerhalb Wochen verschlechterte sich sein Zustand. Natürlich hab ich verstanden dass sterben eben zum Leben dazugehört. Er hat jedoch starke Schmerzen, ich versuchte im zu helfen wo ich konnte. Ich versuchte Ihn abzulenken, ich half ihm zu laufen, ich brachte Ihm zu essen, ich kümmerte mich zusammen mein Mutter um seinen Haushalt. Doch trotzdem musste ich mir Tag für Tag ansehen wie der einst so große Mann schwach wurde. Sein letzter Wille war dass wir gut auf seine Frau aufpassen und seinen Namen in Ehren halten. Er ist dann im stolzen Alter von 86 Jahren verstorben. Ich litt sehr darunter. Er war meine Bezugsperson. Ich mochte Ihn mehr als mein Vater. Und ich realisierte, dass Zeit dass wertvollste Gut der Welt ist. Auf der Beerdigung habe ich mein Vater das erste Mal in seinem Leben mit Tränen in den Augen gesehen. Er wollte mich umarmen doch ich wandte mich ab. Ich denke damit hatte ich dem Verhältnis zu meinem Vater abgedankt. Nach diesem Erlebnis wurde ich für lange Zeit gefühlskalt. Meine Halbgeschwister waren nicht auf der Beerdigung.
Nach kurzer Zeit bin ich mit meiner Mutter zu meiner Oma in die leerstehende Wohnung eingezogen, da sie ja Pflegebedürftigt war. Altersheim wollten wir nicht deswegen pflegten wir sie selber. Hauptsächlich natürlich meine Mutter

31.01.2022 01:08 • 09.02.2022 x 4 #1


5 Antworten ↓


Ich habe mir deinen Text durchgelesen. Klingt überwiegend traurig. Hattest du bezüglich deines Textes noch eine Frage stellen wollen, oder wolltest du dir nur mal alles von der Seele schreiben?

A


Hoffnungsloser Fall

x 3


Zitat von Workee:
Und ich realisierte, dass Zeit dass wertvollste Gut der Welt ist

Das ist gut,dass Du eine der wichtigsten Lektionen des Lebens früh verinnerlichst: die Zeit (vor allem die mit unseren Lieben) ist das Wertvollste ,was wir haben.

Ich bin auch gespannt darauf,was noch geschrieben wird hier und was das Ganze mit dem Thema hoffnungsloser Fall zu tun hat.
Siehst Du Dich selbst so?

Willkommen @Workee (der Name ist wohl Programm ),

interessanter Bericht und ich finde es gut und auch bemerkenswert, dass Du Dich hier engagierst, bevor Deine Lage irgendwie aus dem Ruder läuft. Ich sehe Dich, wie @Flame nämlich in keinster Weise als hoffnungslosen Fall sondern eher als einen insgesamt sehr überlebensfähigen (und überlegensfähigen ) Typen, trotz problematischer Kindheit und Jugend.

Zitat von Workee:
Als meine Eltern mich von der Polizei Abholen fühlte ich mich wie Dreck. Ich wollte eben auch mal dazugehören, ich weiß bescheuert. Zuhause angekommen schlugen sie mich (einmalig! und hier meiner Meinung nach berechtigt). Meine Mutter wechselte 2 Wochen kein Wort mit mir und es brauchte fast ein halbes Jahr bis sie mich wieder respektiert hat. Ich weinte jede Nacht und fühlte mich wie Abschaum.

Aus Deinem Text sticht für mich diese Situation als Schlüsselstelle heraus. Beide Eltern haben hier m. E. sehr schlecht reagiert. Sowohl die Handgreiflichkeit als auch das Strafschweigen sehe ich als absolute Unfähigkeit an, mit einer verhältnismäßig banalen Sache umzugehen. Deine Eltern hätten sich aufgrund dieses Vorkommnisses mit Dir gemeinsam zusammensetzen müssen - ungeachtet ihrer verkorksten Post-Ehe-Beziehung. Es war in höchstem Maße egoistisch und feige, Dich hier letztendlich alleine stehen zu lassen.

Zitat von Workee:
Meinen Großeltern hatten wir zum Glück nichts erzählt.

Das sehe ich nicht als Glück an sondern als bewusste Vertuschung seitens Deiner Eltern! Dir haben sie es wahrscheinlich als Rücksichtnahme auf Dich und die Großeltern verkauft, doch ein nicht zu unterschätzender Zweitnutzen für Deine Eltern bestand darin, dass die Sache nicht im größeren Rahmen besprochen und vor allem verhandelt werden konnte. So fixierten sie die Schuld bei Dir, anstatt sich als Eltern mit etwaigen für sie selber unerfreulichen Themen auseinandersetzen zu müssen.

Zitat von Workee:
Auf der Beerdigung habe ich mein Vater das erste Mal in seinem Leben mit Tränen in den Augen gesehen. Er wollte mich umarmen doch ich wandte mich ab. Ich denke damit hatte ich dem Verhältnis zu meinem Vater abgedankt.

Das war Deinem Alter und Deiner bisher erlittenen Verletzung entsprechend völlig nachvollziehbar und aus meiner Sicht absolut richtig! Es gehört zum Erwachenwerden, nicht für alle Gefühle der Eltern weiterhin der Spielball zu sein.

Ich bin gespannt, wie es weiter geht? Es fehlen ja noch 4 Jahre in Deinem Bericht

Lieber @Workee auch ich betrachte Dich nicht - wie meine Vorschreiben ja auch - als hoffnungslosen Fall. Und auch ich bin natürlich sehr gespannt, wie es Dir von 18 bis 22 Jahren ( also heute) ging.

Es ist gut, dass Du in Deinem Opa in den wichtigen Pubertätsjahren eine wohlwollende Bezugsperson hattest, nicht alleine warst. Und auch wenn Mobbing schrecklich ist ( besonders wenn die Lehrer die Augen dazu verschliessen, statt helfend ein zu greifen !), so hattest Du glücklicherweise Leidensgenossen, konntest so realisieren, ich als Person bin nicht besonders daneben oder so.

Wie gestaltete sich das Leben mit der kranken Oma und Deiner Mutter unter einem Dach ? Konntest Du Deinem Vater wieder etwas näher kommen ? Bist Du zufrieden mit Deiner Berufswahl ? Hast Du FreundInnen gefunden ? Du liesst mal viele Fragen..

Auf jeden Fall wünsche ich Dir alles Gute...bis hoffentlich bald mehr...

Hey, sorry dass ich mich so spät melde ich sehe auch gerade, dass mein Text gar nicht komplett hochgeladen wurde. Danke schonmal an diejenigen die es sich trotzdem durchgelesen haben. Auf 2 Punkte in euren Antworten möchte ich kurz eingehen:
Das mit dem klauen und wie meine Eltern reagiert haben sehe ich zwiegespalten. Einerseits hätte ich mir natürlich gewünscht, das sie das Gespräch suchen, andererseits jedoch hat mich die harte Tour mehr abgeschreckt, so dass ich nie mehr auf solch dumme Gedanken kam.
Und das mit dem Mobbing. Es war vielleicht etwas missverständlich beschrieben. Wir wurden nicht extrem gemobbt, sondern halt ausgeschlossen und beleidigt. Verprügelt haben Sie mich nie. Ich war zwar korpulent aber dafür hatte ich mehr Kraft wie diese Weicheier. Jedoch wurde ich mit 13 mal auf dem Nachhauseweg von der Schule von 5 Jugendlichen aus Spass. Fällt mir Grad nur so spontan ein. Zum Glück sind recht schnell ein paar andere dazwischen gegangen.
Ich denke die Tage werde ich den Text nochmal verfassen. Der spannende Teil, der meine aktuelle Lage beschreibt kommt ja erst noch.




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