ich wende mich an euch, weil ich überhaupt nicht mehr weiter weiß.
Ich bin 25 Jahre alt und beschäftige mich ca seit ich 19 bin ziemlich stark (phasenweise krankhaft) mit Studium, Karriere, Selbstverwirklichung etc.
Zunächst habe ich direkt nach dem Abi an einer FH angefangen zu studieren. Erst dann habe ich mich so richtig mit Karriere beschäftigt, bestimmte Foren entdeckt und quasi das ganze Internet durchgelesen. Ich habe das Studium dann nach 2 Semestern abgebrochen. Einerseits war ich wirklich der Ansicht, dass ich wenig zu verlieren habe, wenn ich etwas anderes ausprobiere. Andererseits dachte ich wohl auch einfach, dass ich eventuell zu Größerem bestimmt wäre als an einer FH zu studieren. (Das soll nicht arrogant klingen, ich sehe das heute komplett anders.) Ich habe hier einfach erkannt, was ich eigentlich für Möglichkeiten habe. Und ich glaube, ich habe mir beim Lesen von bestimmten Foren immer mich in der Situation der anderen Leute vorgestellt und mir so in meinem Kopf verschiedene Identitäten aufgebaut: zB ich als Medizinstudent, als Anwalt, als Unternehmer (aber auch als jemand mit einem entspannten, ausreichend bezahlten Job, der sein Leben in seiner Freizeit lebt).
Das ging dann eigentlich bis ca. Sommer 2020 so weiter - mal mehr, mal mehr weniger doll. Bis dahin hatte ich mehrere Werkstudenten-Jobs, habe mir viele Videos angeguckt, Bücher gelesen und vor allem einige Praktika gemacht.
Ich habe allerdings nicht wirklich ernsthaft studiert - das war aber bei diesem Studium von vornherein so geplant. Ich wollte mir was Eigenes aufbauen. Nachdem ich relativ erfolgreich (v.a. gemessen am Zeitaufwand) ein erstes eigenes Projekt gestartet hab, bin ich damit aber irgendwie völlig gescheitert. Meine größten Probleme waren Sinnfragen und besonders dass ich alleine war. Ich habe mehrmals versucht, Gleichgesinnte kennenzulernen, aber so richtig wollte das nie klappen, weil unsere Vorstellungen meist nicht zueinander passten.
Im Sommer 2020 habe ich mir dann endgültig verboten, weiter meiner Sucht nach Infos zu diesem Thema nachzugeben. Das hat dann - nach den gescheiterten Versuchen die Jahre zuvor - auch bis jetzt geklappt. Zeitgleich habe ich wieder mit dem Studium angefangen - alleine von zuhause.
Ich stehe da nicht wirklich dahinter und bin enttäuscht, dass ich in den Jahren nicht auf was anderes gestoßen bin. Trotzdem würde ich dem ganzen eventuell noch ein Chance geben. In dem Bereich ist das Alter beim Berufseinstieg nicht soo wichtig. Es handelt sich allerdings um ein Studium, was noch 6 Jahre dauern würde. Wenn ich daran denke, erst mit über 31 Jahren zu arbeiten, kriege ich fast Panik. Ob das ok wäre, gehört zu den Fragen, die ich mir einfach nicht alleine beantworten kann.
Ich glaube, mein größtes Problem ist meine Psyche. Ich habe seit Jahren alle objektiven Infos, die ich zu dem Thema brauche - und doch kann ich damit nichts anfangen. Meine ganzen praktischen Erfahrungen haben mir gefühlt gar nichts gebracht. Ich spüre dabei einfach gar nichts. Das liegt glaube ich daran, dass ich einfach nur in meinem Kopf lebe. Ich kann dieses Thema überhaupt nicht ohne irgendwelche negativen Ego-Einflüsse betrachten. Ich identifiziere mich viel zu sehr darüber. Und ich kann anscheinend nicht akzeptieren, dass mit der Entscheidung für A die in meinem Kopf über Jahre aufgebauten Identitäten B und C für immer sterben.
Allerdings ist das auch bei Freizeitaktivitäten so - auch da bin ich meistens nicht wirklich anwesend.
Ich kann überhaupt nicht mehr klar denken. Mein Arbeitsgedächtnis ist komplett im Eimer, sodass kleinste Alltagsaufgaben eine Herausforderung sind.
Ich fühle mich aber nicht klassisch depressiv. Also nicht niedergeschlagen, nicht komplett gefühlslos etc. Stattdessen geht kognitiv einfach nur gar nichts mehr, ich habe deutlich mehr Angst und bin irgendwie im Dauerstress.
Meine Frage ist, was ich nun tun kann, um aus dieser Situation rauszukommen. So richtig weiß ich auch nicht, was ich mir davon erwarte, aber vielleicht übersehe ich ja etwas.
Das Offensichtlichste ist natürlich eine Therapie. Auf deren Beginn warte ich seit über einem halben Jahr. Laut dem Therapeuten dürfte das aber nicht mehr lange dauern. Er hatte mir angeboten, schon vorher mal einen einzelnen Termin zu vereinbaren. Das werde ich nun machen.
Mir Hilfe von außen zu holen bzw einfach darüber zu reden ist für mich ziemlich vielversprechend.
Mit meinen zwei besten Freunden möchte ich aber irgendwie nicht mehr so wirklich darüber reden. Einerseits weil ich sie jahrelang damit zugetextet hab und mich dabei wirklich blöd/schlecht fühle (auch wenn ich weiß, dass sie das im Gegensatz zu mir kaum/gar nicht stört). Andererseits weil die Gespräche auch immer fast gleich verlaufen und ich am Ende irgendwie nicht schlauer bin.
Ich kann leider auch nicht viel für ein Coaching oder sowas bezahlen.
Ein wichtiger Schritt, um da raus zu kommen (vielleicht der wichtigste), wäre es wohl einfach zu entscheiden, was ich nun mit mir anfangen will und dann loszulegen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das (mit der Zeit) meine Probleme ausreichend beseitigen würde.
Generell kann ich ja auch jetzt noch fast ganz normal Spaß haben und mich zumindest kurze Zeit ohne große Mühe auf etwas konzentrieren, wenn es nur die richtige Beschäftigung/Ablenkung ist. Das sind vor allem (fast nur) solche, bei denen es um Weiterkommen/Selbstoptimierung in irgendeiner Form geht.
Wenn ich also wüsste, was ich tun soll und damit anfange, würde es vielleicht auch noch eine Weile dauern bis ich kognitiv und psychisch wieder einigermaßen da bin, aber ich denke schon, dass irgendwann alles gut werden würde.
Habt ihr Ideen?
10.01.2021 15:10 • • 12.01.2021 #1