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Hallo zusammen!

Ich bin 32 Jahre alt und habe mich gestern mit meinen beiden Schwestern, die etwas älter sind als ich, über unseren Vater unterhalten. Wir drei sind uns einig, dass er sehr schnell beleidigt und ein Choleriker ist.

Wenn er etwas macht, was einem nicht passt und man ihm das sagt, wird er sehr schnell wütend. Eine meiner Schwestern hatte gestern nochmal erzählt, wie sie in ihrer Kindheit oft mit ihm aneinandergeraten ist und er sie teilweise sogar gewürgt hat, wenn sie sich gestritten haben.

Ich persönlich kann mich an einige wenige Situationen aus meiner Kindheit erinnern, in denen er mich geschlagen hat. Generell habe ich mich mit ihm aufgrund seiner schwierigen Art sehr selten gestritten - was aber wohl größtenteils daran lag, dass ich es in der Regel „runtergeschluckt“ habe, wenn mir irgendwas nicht gepasst hat.

Vor ein paar Jahren, als ich damals noch bei meinen Eltern gelebt hatte, hatte mein Vater meine Mutter und mich wegen einer Kleinigkeit, für die er selbst verantwortlich war, dumm angeschnauzt. Als ich ihm daraufhin Paroli bot, wurde er noch wütender und drohte mir mit Schlägen - zu dem Zeitpunkt war ich wohlgemerkt bereits Mitte zwanzig.

Inzwischen habe ich über mich selbst nachgedacht und festgestellt, dass ich generell selten meine Meinung äußere, wenn mir etwas nicht passt – sei es bei Familienmitgliedern, Freunden oder anderen Menschen. Ich vermute, dass das stark mit meinem Vater zu tun hat. Ich befürchte, dass ich aufgrund seiner schwierigen Art bereits in meiner Kindheit „verinnerlicht“ habe, meine Meinung zu unterdrücken und Konflikte zu vermeiden. Und wenn ich über meinen Charakter nachdenke, fällt mir auf, dass dieses Muster sich weitestgehend durch mein ganzes Leben zieht, was mich oft davon abgehalten hat, für meine eigenen Bedürfnisse einzutreten.

Habt ihr Ideen, wie man dieses Verhalten ändern kann?

Heute 00:21 • 09.12.2024 #1


2 Antworten ↓


Moin,

ich kann das zumindest teilweise nachvollziehen.

Mein Vater war ähnlich, auch wenn er nie gewalttätig war. Er war aber immer sehr schnell beleidigt, wenn ihm was nicht gepasst hat, alles mußte so laufen, wie er das will. Wenn es nicht so lief, dann hat er tagelang nicht oder kaum geredet. Das Perfide daran war, wenn er auf mich sauer war, hat er auch mit meiner Mutter nicht geredet. Die wiederum ist immer sehr harmoniebedürftig, ging und geht jedem Konflikt aus dem Weg und litt am meisten darunter.
Ich habe dann also oft eingelenkt, um meine Mutter zu schonen.

Bei mir wurde es besser, als mein Vater verstorben ist (so blöd das klingt). Aber das ist nicht der richtige Weg.

Du wirst wahrscheinlich nicht umhinkommen, deine Meinung zu äußern und auch dadurch entstehende Konflikte aushalten zu lernen. Das ist nicht einfach, aber es gehört zum Leben dazu.
Letztlich ist nicht der Konflikt ein Problem, sondern der Umgang damit.

Und du wirst dir und anderen, wenn nötig, Grenzen setzen müssen. Wenn er sich also in deine Angelegenheiten einmischt, du das nicht willst, wirst du das kommunizieren müssen und dann eben auch die Konsequenzen aushalten.

Zitat von Till2023:
Habt ihr Ideen, wie man dieses Verhalten ändern kann?


Du kannst das üben. Und mache dir auch klar, dass deine Probleme aufgrund dem Erleben in der Kindheit und Jugend resultieren.


Lass dir dabei Zeit und akzeptiere auch, dass das richtig Arbeit ist und man hier seinen Weg finden muss, wie man für sich selbst eintreten kann.

Ich musste das auch lernen, wie ich mich vernünftig artikulieren kann, ohne, in einem kindlichen, hilflosen Zustand gefangen zu sein, oder die andere Seite, so richtig rumzuwüten.

Anfänglich war es richtig stressig, ein Problem anzusprechen. Mit der Zeit wurde es aber immer besser, weil ich offen bleibe, und meine Gesprächspartner reden lasse und mir deren Argumente auch anhöre.

Allerdings habe ich mich aber schon innerlich mit der Problematik befasst, und bin gut vorbereitet. Da kommt meistens keine Überraschung und ich kann auch ganz sachlich argumentieren.




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