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Hallo zusammen,

momentan ist die Gesundheit meiner Eltern ein grosser Trigger für mich...

Vielleicht muss ich dazusagen, dass generell Gesundheitsthemen mir immer im Leben großen psychischen Stress gemacht haben. Wahrscheinlich sind gesundheitliche Probleme für die meisten Menschen belastend, aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass bei mir
da noch ein bisschen heftiger die psychische Warnlampe angeht, als bei sagen wir mal den meisten Menschen.

Schon ein Zahnarztbesuch macht mir mehr Angst, als Schmerzen. Mit den Behandlungen kam ich immer klar, mit dem psychischen
Stress nie.

Jetzt aber zum konkreten Problem: Meine Eltern sind 81 und 87, mein Vater ist der Ältere von beiden. Er ist psychisch erkrankt und hat eine Wahnerkrankung. In dem hohen Alter ist das besonders schwierig, denn es helfen ihm keinerlei Medikamente.

Meine Mutter macht mir körperlich große Sorgen. Sie hat den ganzen Tag schlimmste Schmerzen auf Grund von Knochenschwund, hat Vorhofflimmern und jetzt klagt sie auf einmal über Schluckbeschwerden, ich habe da ein ganz furchtbares Bauchgefühl. Ich habe sie jetzt dazu bekommen endlich einen HNO-Termin zu machen (sie hat erst nächste Woche einen bekommen) und nächste Woche geht sie auch nochmal zum Kardiologen.

Aber bei mir läuft gerade ein ganz furchtbares Kopfkino. Vor allem weil sie die Schluckbeschwerden so beschreibt, dass sie stärker werden...und das wohl nicht erst seit gestern...aber sie erzählt mir auch nicht immer alles sofort...

Meine Mutter ist die wichtigste Person in meinem Leben. Ich habe keine Freunde. Sie ist die einzige, der ich ab und an mal was erzählen kann, auch wenn es mir in letzter Zeit auf Grund eigener psychischer Probleme oft schwerfällt...

Ich möchte sie einfach nicht verlieren...

06.02.2018 21:10 • 07.02.2018 #1


5 Antworten ↓


Es ist ein bisschen schwierig, dir etwas tröstliches zu sagen. Deine Eltern sind natürlich in einem Alter, in dem absehbar ist, dass der gemeinsame Weg irgendwann zu Ende sein wird. Ich wünsche dir und deiner Mutter, dass das mit den Schluckbeschwerden harmlos ist und sie noch viele Jahre bei dir sein wird.

Meine Mutter starb relativ plötzlich mit 69 nach einem Schlaganfall, mein Vater einige Jahre später nach einem Dreiviertel Jahr schwerer Krankheit. Anfangs fragt man sich, wie man das alles schaffen soll, aber irgendwie wächst man dann doch rein in die Aufgabe. Wenn man genug Zeit hat, ist das Abschiednehmen ein Prozess, zwar schmerzhaft, aber Stück für Stück akzeptiert man es weil es eben nicht zu ändern ist.

Wenn du sonst sehr isoliert bist, hast du mal versucht dich einer Gruppe von pflegenden Angehörigen anzuschließen, falls es sowas bei euch gibt.

A


Die Gesundheit meiner Eltern macht mir Angst

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Ich kann deine Sorgen auch gut nachvollziehen. Mein Vater starb allerdings schon 1983 mit 61, als ich 21 war. Danach hatte ich nur noch meine Mutter und meine Oma, mit denen ich zusammen lebte. Selbst hatte ich nie eine eigene Familie. Nachdem meine Oma 2002 mit 82 starb, war meine Mutter die einzige Person, die ich noch als Familie hatte. Je älter sie wurde, umso mehr Gedanken und Sorgen machte ich mir um das Unvermeidliche, nämlich dass ich alleine zurückbleibe. Vor zwei Jahren war es dann tatsächlich so weit, sie starb unerwartet mit 79. Aber es war dann in der Realität alles gar nicht so schlimm, wie ich mir das vorher immer ausgemalt hatte. Die erste Zeit war ich wie betäubt und funktionerte, später kam natürlich der Schmerz und die Trauer, aber inzwischen habe ich es ganz überwunden. Und ich staune die ganze Zeit über mich sebst, wie ich das Leben so gut alleine hinbekomme und damit glücklich bin.

Vielleicht ist es bei mir nicht nur das Hadern mit dem Tod an sich, sondern halt mit der Art und Weise. Es gibt so furchtbare Erkrankungen, die so furchtbar qualvoll sind. Mein Vater quält sich schon den ganzen Tag auf Grund seiner psychischen Erkrankung und sagt nur alle paar Minuten, dass er sterben möchte...meine Mutter hat den ganzen Tag starke Schmerzen, aber sie hat einen großen Lebenswillen, sie möchte mich auch nicht im Stich lassen...und sie möchte noch ein paar schöne Jahre leben, soweit dies mit den genannten Einschränkungen eben möglich ist.

Ich selbst bin so sehr gefordert und oft überfordert mit meinem Leben, dass ich fürchte, dass ich den beiden keine grosse Hilfe sein werde und ich wüsste auch nicht, wie ich mit einer entsprechend schlimmen Erkrankung umgehen sollte....

Auf der einen Seite sollte ich für die beiden da sein, auf der anderen Seite bin ich mit mir selbst an manchen Tagen so ausgelastet, dass ich Angst habe, dieser Begleitung und Betreuung nicht gerecht zu werden. Und ich kenne mich. Wenn ich nicht genug tue oder tun kann, werde ich mir grosse Vorwürfe machen. Ich werde dann jahrelang grübeln, was unsere letzten Gespräche waren, ob ich freundlich und hilfsbereit genug war, ob ich hätte mehr leisten können, es ihnen einfacher machen können...

Ironischerweise wiederholt sich hier evtl. auf traurige Art Familiengeschichte. Meine Mutter hat bis zum heutigen Tage den Tod ihrer Mutter, meiner Oma nicht ganz verdaut und wiederholt in Gedanken immer mal wieder die letzten Monate des Lebens meiner Oma und hinterfragt diese. Und ich fürchte, bei mir wird es irgendwann genauso sein.

Du musst doch die Betreuung/Pflege deiner Eltern nicht übernehmen, wenn dich das überfordert. Dafür gibt es Pflegedienste und Heime. Ich gebe ehrlich zu, dass ich meine Mutter nicht gepflegt hätte, wenn es notwendig geworden wäre. Erstens muss ich arbeiten gehen, zweitens hätte ich es einfach nicht ertragen, es zu machen. Meine Mutter hat meine Oma 3-4 Jahre lang gepflegt nur ganz am Schluss kam noch 2 Mal die Woche jemand vom Pflegedienst dazu. Das hat mir gerade gereicht, das mit anzusehen, auch wenn ich nichts dazu beigetragen habe. Da ich alleinstehend bin, werde ich später wahrscheinlich auch in ein Heim müssen. Deswegen habe ich da gar keine Skrupel.

@Schlaflose Es geht dabei nicht (nur) um die physische Pflege. Es geht mehr um psychischen Beistand, um Gespräche, Trost, Beruhigung, aber es geht auch wie Du sagst um die Frage, ob man es schafft, bei dem Leid zuzusehen und ob ich als Sohn nicht die moralische Pflicht habe, mir das alles aus nächster Nähe mit anzuschauen, weil meine Mutter ja auch immer für mich da war. Und ob ich das schaffe. Psychisch.

Noch hoffe ich ja, dass es vom Arzt Entwarnung gibt, aber innerlich ist bei mir einfach die rote Warnlampe angegangen. Auch wenn es altersbedingt vielleicht lange absehbar war, dass man sich irgendwann mit dem Gedanken beschäftigen muss, wenn es sich dann konkret andeutet entsteht doch nochmal eine andere Panik.




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