ich schreib einfach mal drauf los, um es los zu werden.
Ich bin 45 Jahre, habe 4 Kinder im Alter von 20,19,16 und 6 Jahren. Ich bin seit 2017 verheiratet, mein Mann ist der Vater unserer jüngsten Tochter (6), die drei Großen habe ich vor 14 Jahren mit in die Beziehung gebracht. Ich bin aus Leidenschaft Erzieher seit 2015.
Von Januar 2020 bis Juni 2021 war ich krank geschrieben mit Burn Out, Depression, generalisierter Angststörung (Krankheiten) und vielen somatischen Störungen. Ich war auch vor der Krankschreibung ständig krank, hab viel ignoriert und trotzde arbeiten gegangen. Durch Corona war eine Therapie nur eingeschränkt bis gar nicht möglich. In dieser Zeit sind wir aus der Stadt rausgezogen aufs Dorf. Das hat erstmal Ruhe reingebracht. Mein Arbeitsverhältnis war ruhend, eigentlich wollte ich eine Umschulung machen, in Absprache mit meinem Arbeitgeber, da ich als Erzieher nicht zurückkehren wollte. Corona hat aber auch hier viel verhindert. Der Beginn einer Umschulung gestaltete sich recht kompliziert. Die Krankschreibung lief im Juni 2021 aus und ich rutschte mit einem weiterhin ruhenden Arbeitsvertrag in die Arbeitlosigkeit. Im Oktober 2021 ging es dann los. Plan war nach der Umschulung zurückzukehren als Verwaltungsfachangestellte. Ich musste ein Assessment zur Eignungsfeststellung durchlaufen. Selbiges ergab, dass ich zwar aus fachlicher Sicht geeignet bin, der Erzieher aber im Grunde genommen meine Berufung ist. Also verwarfen wir den Plan. Ich habe dann im selben Jahr eine Reha beantragt, die nach einem halben Jahr abgelehnt wurde. Ich habe natürlich Widerspruch eingereicht. Wir befanden uns nunmehr im Jahr 2022. Mir lief die Zeit davon. ALG1 sollte ich nur bis Juni 2022 bekommen. Hartz4 war nicht diskutabel. Also bat ich meinen damaligen Arbeitgeber um eine Wiedereingliederung. Selbiger stimmte man nicht zu, da ich bisher keine Reha gemacht habe. Also blieb mir nichts weiter übrig, als mir einen neuen AG zu suchen. Das hat alles recht schnell geklappt. Im Juni 2022 beworben, aus dem alten Vertrag rausgelöst, beim neuen AG im Juli 2022 angefangen mit 30 Stunden. Ich fand es am Anfang echt schön in der Grundschule. Allerdings ließen Probleme nicht lange auf sich warten. Dienstpläne erst Mittwoch für die kommende Woche. Dadurch konnten wir zu Hause wenig planen. Und das wurde vorher so nicht kommuniziert. Personalmangel, anstrengende Kinder (sprich verhaltensauffällig), Leitung völlig überfordert mit allem, Spannungen im Team - massive Spannungen, zum Teil auch gepushed durch die Leitung. „Alte“ Symptome kamen wieder. Ich wurde krank, 14 Tage Corona. Dann verstarb mein Vater im Oktober 2022 ganz unerwartet. Ich war 5 Wochen krankgeschrieben. Parallel war unsere Tochter oft krank, nahezu jeden Monat. Meine Krankenakte wurde gut ausgereizt. Das Jahr 23 sah fast so ähnlich aus. Ich bin von 30 auf 25 Stunden runter gegangen. Das hat aber nichts gebracht, da die Leitung sehr mit den Stunden der Mitarbeiter spielt, was bei Einstellung ebenfalls nicht kommuniziert wird bzw. wurde. In der einen Woche bin ich 35 Stunden arbeiten gegangen, dann wieder nur 17, in den Ferien auch mal 40. Und immer hin und her. Kein Tag in der Woche war gleich. Mal um 9 angefangen, dann um 12, nächsten Tag um 6. Das macht die Leitung bei allen Mitarbeitern und jeden kotzt es an. Eigentlich konnten wir meinen Dienst nur aufrecht erhalten, weil mein Mann Gleitzeiten hat bzw. 2 Tage im Homeoffice ist. Ich habe so oft das Gespräch mit meiner Leitung gesucht. Es gab mündliche Absprachen, an die sie sich nicht gehalten hat. Das hat mich so wahnsinnig gemacht, nur noch negative Energie, dass ich jeden Schnupfen von mir oder meiner Tochter genutzt habe, um mich krank schreiben zu lassen. Im November 2023 bin ich dann so krank geworden, dass ich mich bis Jahresende habe krank schreiben lassen. Am 22.12.23 flatterte ein Brief rein, dass ich versetzt werde. Ich arbeite bei einer kleinen Gemeinde, nur 4 Einrichtungen - 2 Grundschulen, 2 Kitas. Ich wurde versetzt in die andere Grundschule, die eine Kita mit angeschlossen hat. Ohne Vorgespräch, ohne irgendeinen Hinweis. Das hat mich echt fertig gemacht. Raus gerissen aus dem Team, weg von meiner Klasse. Ich konnte mich nicht mal richtig verabschieden. Es gab viele Kinder die völlig fertig waren, dass nicht mehr da war. Es gab sogar Eltern die den Hortvertrag deshalb gekündigt haben. Die Begründung: häufige Fehltage. Völliger Nonsens. Ich weiß vom Stellvertreter, mit dem ich privat verkehre, dass ich unangenehm für die Leitung geworden bin, da ich (zu Recht) kritisiert habe. Ich bringe viel Erfahrung mit, als Erzieher aber auch als Stellvertreter (war ich im Job davor). Wenn ich was kritisiere, dann zum Wohl der Kinder und des Teams.
Ich habe im Januar 2024 in dem neuen Hort angefangen. Eins war richtig toll: Dienstplan im Voraus für 4 Wochen. Und keine Schwankungen innerhalb der Woche: fange ich Montag um 11 an, arbeite ich die ganze Woche so. Allerdings musste ich dort das erste Mal Mobbing erfahren. Das ging sogar so weit, dass von der Kollegin mein Photo der Mitarbeitertafel abgenommen, umgedreht und mit dem Gesicht zur Wand wieder aufgehängt hat. Aber nicht mehr zwischen den Mitarbeitern, sondern unten, quasi wie 2. Reihe. Über Wochen hinweg habe ich das erduldet oder ertragen, bin weiterhin arbeiten gegangen bis ich das Gespräch bei der Leitung und dem Personalrat gesucht habe. Es gab eine große Aussprache, alles was die Mobberin „zu beanstanden“ hatte wurde quasi komplett auseinander genommen. Das Gespräch war vor 2 Wochen. Es ist ruhig geworden, aber ich bin anders. Ich hatte durch die Mobberin keine Möglichkeit in das Team reinzukommen. Das Team ist klein, nur 4 Mitarbeiter. 4 Mitarbeiter die von ihr beherrscht werden. Ich werde zumindest jetzt gegrüßt und verabschiedet. Das wurde ich vorher nicht. Hätte ich mich in Luft aufgelöst, hätte es keiner gemerkt. Außer die Kinder. Ich liebe es mit den Kindern und ich war und bin, egal wo ich bisher gearbeitet habe, ein Kindermagnet.
Ich habe im Nachhinein erfahren, dass meine vorhergehende Leitung gemeldet hat im Dezember 2023, dass ich wechseln möchte - was eine glatte Lüge war. Vermutlich gab es deshalb kein Gespräch. Sie hat somit ein Gespräch verhindert, wir vermuten aus Angst ich könnte an der richtigen Stelle über diverse Unstimmigkeiten Meldung machen. Ich habe im März beim Personalrat alles richtig gestellt, denn mir ist noch so manches zugetragen worden meine Person betreffend, was nicht der Wahrheit entsprach. Man war maximal irritiert und zerknautscht darüber, dass kein Gespräch stattgefunden hat. Der Drops ist gelutscht.
Ich gehe ungern auf Arbeit, mich erfreuen nur die Kinder. Ein nettes Team, wie ich es vorher hatte, wäre aber auch schön und ist auch wichtig. Ich bin aktuell in der 2. Woche krank. Ich merke wie ich mich leicht entspannt habe letztes Wochenende, als ich wusste, dass ich noch eine Woche habe. Heute ist Donnerstag und es wird wieder unruhig in mir. Ich frage mich nun immer häufiger, ob ich überhaupt noch arbeiten gehen kann nach all dieser Zeit. Ich bin auch mittlerweile so wütend und sauer auf meine Berufskollegen, wenn ich sie beim Arbeiten beobachte. Kein Herz, kein Mitgefühl, keine Empathie. Das kotzt mich so an. Manchmal überlege ich, ob ich vielleicht gar nicht mehr in einem Team arbeiten kann. Ich kann an einer Hand abzählen, wer von meinen Berufskollegen (einige Erzieher sind auch in meinem Freundeskreis) wirklich richtig gute Arbeit macht. Bei den meisten frage ich mich, warum sie Erzieher geworden sind.
Seit Mai 2023 mache ich eine Traumatherapie - ist viel zu viel passiert in den Jahren und auch in der Kindheit. Alles verändert sich aber dadurch. Meine Wünsche, mein Ich, mein Mindset. Mein Blick auf die Menschheit und eben auch auf Kinder. Manchmal möchte ich kündigen und beim Bäcker anheuern. Mein Mann sagt dann aber immer: Du bist eine von den Guten in dem Job, Menschen wie dich brauchen die Kinder.
So, wer bis hierhin gelesen hat bekommt nen Preis
Danke fürs Lesen.
02.05.2024 11:31 • • 02.05.2024 #1