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Hallo ihr Lieben.

Die vielleicht größte Angst in meinem Leben ist die Angst davor, nicht schlafen zu können und damit erwerbsunfähig zu werden.
Hatte als Kind mal kurze Phasen, in denen ich schlecht eingeschlafen bin, aber irgendwie kommt man halt aus denen auch wieder raus.

In meiner ersten Angstkrise letztes Jahr und ihrer Wiederholung dieses Jahr war es irgendwann auch soweit: Hyperarousal-Zustand, zwar noch eingeschlafen, aber 12 Uhr wach geworden und dann rumgelegen. Stundenlanges Verkrampfen durch Ängste, Versuch nach Lösungsgoogeln, Finden von nur herunterziehenden Geschichten, dass es bei Insomnie keine Lösung gibt - und prompt lag ich 3 Wochen jede zweite Nacht wach.

Wieder angefangen, Escitalopram zu nehmen, was mir in der ersten Angstkrise gut geholfen hatte.

Mich von der Arbeit befreien lassen, da ich körperlich sowohl durch die angstverkrampften Nächte als auch dann durch die Auswirkungen von Escitalopram zu nichts zu gebrauchen bin.

Im englischsprachigen Internet dann von Kognitiver Verhaltenstherapie zur Insomnia gehört, die mit Schlafrestriktion arbeitet, mir ein spätes Schlaffenster gesetzt, Interviews gehört von Leuten, die es damit geschafft haben, mir eine Therapeutin gesucht, die auch mit solchen Schlafzeitberechnungen arbeitet. Ob durch die Wirkung von Escitalopram (das mich meist gegen Ende des Tages entspannt) oder eben das bewusste Später-ins-Bett-gehen, weiß ich nicht: jedenfalls schlief ich bald regelmäßiger, wenn auch nie lang (durch das enge Zeitfenster).

Escitalopram schien ewig (nach 3,4 Wochen) immer nur wenig zu wirken und immernoch mit vielen Nebenwirkungen daherzukommen, mehr als ich vom letzten Jahr in Erinnerung hatte, aber da ich letztes Jahr irgendwann so gut klarkam, möchte ich ungern weiterprobieren.

Vorgestern abend, nach einem wirklich sehr guten Tag mit fast keinen Nebenwirkungen vom ESC mehr und der großen Hoffnung, dass es jetzt endlich in die richtige Richtung geht und ich bald wieder arbeiten kann, plötzlich wieder einen riesigen Angstschub gehabt beim Zubettgehen. Und dann kamen die Ängste die ganze Nacht.
Nächster Morgen: womöglich durch die Übermüdung macht ESC wieder super anstrengende Nebenwirkungen.

Habe nun gestern abend, weil ich so angespannt war, eine halbe Lorazepam genommen.
Jetzt zwar geschlafen, aber fühle mich hoffnungslos, als ob alles wieder von vorn losgehen könnte.

Es macht mich fertig, wegen sowas eventuell dauerhaft arbeitsunfähig zu bleiben und da einfach nicht wieder herauszukommen.

Ich übe mich in Akzeptanz der Gefühle, höre Meditationen, wenn die Angst auftritt, lese ACT-Bücher, versuche, die Gedanken zu entkatastrophisieren - aber sie sind ja nicht mal katastrophisiert. Ich KANN nicht arbeiten nach solchen Nächten, weil ich zittere, mich nicht konzentrieren kann, kurz vor PA stehe (ich arbeite als Klavierlehrerin). Mein Leben IST vorbei, wenn der jetzige Zustand weiter anhält. Und auch das ESC scheint ewig nicht wirklich anzukommen.

(ich nehme abends auch Promethazin, weil ich sonst von dem inneren Kopfkreisel, das das ESC macht, irgendwie nicht runterkomme. Schlaflose Nächte konnte ich aber auch trotz Promethazin haben. Mirtazapin habe ich auch mal probiert, das hat nur den Körper müde gemacht, aber im Kopf war weiter Synapsenfeuerwerk.)

Vielen Dank fürs Durchlesen, vielleicht hat ja jemand Erfahrungen damit, was man mit den nächtlichen Ängsten tun kann. ich habe das Gefühl, mich nur noch selbst zu therapieren, und fühle mich heillos überfordert.

13.12.2022 09:02 • 14.12.2022 x 1 #1


5 Antworten ↓


Zitat von jabadoo:
Wieder angefangen, Escitalopram zu nehmen, was mir in der ersten Angstkrise gut geholfen hatte.

Escitalopram ist bei Schlafstörungen nicht geeignet, da es ein anregendes AD ist und sogar Schlafstörungen verursachen kann.
Ich habe seit über 30 Jahren genau die gleichen Ängste gehabt wie du (Erwerbsunfähigkeit wegen Schlaflosigkeit). Mir haben sedierende Antidepressive (Amitriptylin und Doxepin) sehr gut geholfen, dazu bei Bedarf hin und wieder normale Schlaf- und Beruhigungstabletten (Zopiclon und Alprazolam). Andere ADs wie Mirtazapin, Opipramol, Trimipramin und Trauzodon wirkten gar nicht. Man muss alles ausprobieren. Auf diese Weise habe ich mich davor bewahrt, meine Arbeit zu verlieren. Und was mir auch noch sehr geholfen hat, ist regelmäßiger Ausdauersport.

A


Angst vorm Nichtschlafenkönnen / Insomnie

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@Schlaflose


Ich würde halt sehr, sehr ungern von einem Medi weg, das mir schonmal aus der Krise half und mich wieder voll einsatzfähig gemacht hatte. Zumal ich halt endlich auch recht zuverlässige Erfolge sehe, in punkto Gemütslage, vor allem ab der zweiten Tageshälfte. Aber dennoch: danke für die Anregungen. Wenn man umschwenken will: muss man dann wieder wochenlang warten, bis ein Effekt auftritt?

Sport macht mir leider enorm schlechte Laune, ich hab's echt schon oft probiert. Mein Problem ist ja nicht die Müdigkeit/Schlaffähigkeit, sondern die große Angst.

Wie lange warst du aus deiner Arbeit draußen?

Und wie läuft es jetzt mit dem Schlaf?

Zitat von jabadoo:
Wenn man umschwenken will: muss man dann wieder wochenlang warten, bis ein Effekt auftritt?

Nein, die sedierende/schlafanstoßende Wirkung von diesen ADs setzt sofort ein. Die antidepressive Wirkung erst nach 3-4 Wochen.

Zitat von jabadoo:
Wie lange warst du aus deiner Arbeit draußen?


20 Jahre lang nur wenige einzelne Tage pro Jahr. Ich habe mich sonst immer hingequält, auch wenn ich total übermüdet war. Dann hatte ich einen ersten Zusammenbruch, wo ich 6 Wochen krank war. Zu der Zeit habe ich zu Doxepin gewechselt und eine psychosomatische Reha beantragt. Die trat ich ein Jahr später an und war 8 Wochen dort. Hat aber nichts gebracht, da meine Schlafstörung in erster Linie durch meine Arbeit als Lehrerin verursacht wurde. Da ich eine soziale Phobie und eine ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung habe, war der Beruf für mich total ungerignet. Anderthalb Jahre später hatte ich wieder einen Zusammenbruch und war fast ein Jahr krank geschrieben.
Während dieser Zeit hatte ich eine ambulante Therapie und der Therapeut hat darauf hingearbeitet, mich aus dem Schuldienst herauszubekommen. Durch ein Gutachten hat er bewirkt, dass ich eine Stelle in der Verwaltung am Bildungsministerium bekam. Das war meine Rettung, denn seitdem ist es mit dem Schlafen sehr viel besser. Ganz weg ist es nicht und wenn ich z.B. wichtige Termine habe oder es sonst stressig wird, habe ich immer noch Probleme zu schlafen, aber ich konnte das Doxepin von ursprünglich 125mg auf inzwischen 5-6mg reduzieren. Bei Bedarf nehme ich noch Zopiclon und Alprazolam dazu, was 3-4 Mal im Monat vorkommt. Auf diese Art habe ich die letzten 11 Jahre geschafft und gehe in 2 Jahren mit 63 in Rente.

@Schlaflose das ist ja interessant, da auch ich ja quasi Lehrerin bin und meine Angst eben vor allem dadurch befeuert wird, meinen Beruf nicht mehr gut zu machen.
Ich unterrichte die Kinder allerdings ziemlich gern, nur eben macht mir zu schaffen, ständig in der anleitenden, führenden, Kontrolle habenden Position zu sein, und das nicht ausüben zu können, wenn ich nicht voll konzentrationsfähig bin. Ich bin eine gute und beliebte Lehrerin (gewesen) und fühle mich eigentlich am richtigen Platz.
Aber auch ich bin der ängstlich-vermeidende Persönlichkeitstyp mit (inzwischen sehr leichten) sozialen Ängsten.

Dazu kommt die schlechte Bezahlung und die ständige Angst davor, krank zu werden, da ich bei eigener Krankheit nicht nur für Ausfälle kein Geld bekomme, sondern eigentlich auch genötigt bin, alle versäumten Stunden nachzuholen, was allein logistisch schon kaum möglich ist.

Jetzt noch einen anderen Job anzufangen stelle ich mir aber als noch höheren Druck vor. Und deprimiert mich momentan auch, da ich, wie gesagt, mich eigentlich am richtigen Ort empfand. Ich frage mich trotzdem, ob mein zweiter Zusammenbruch in 2 Jahren mir irgendwas berufliches sagen will.

Zitat von jabadoo:
ständig in der anleitenden, führenden, Kontrolle habenden Position zu sein, und das nicht ausüben zu können, wenn ich nicht voll konzentrationsfähig bin.

Genau das war auch mein Hauptproblem. Da ich Englisch und Französisch unterrichtet habe und viel in der Oberstufe eingesetzt war und der Unterricht hauptsächlich in der Fremdsprache abgehalten wurde, war das noch anstrengender von der Konzentration her. Ich musste die Schüler ja für das Abitur vorbereiten und da kann man sich Fehler und Ausfälle nicht erlauben. Und dann in den unteren Klassen für Disziplin sorgen und den Boss zu spielen, war auch die Hölle. Und noch schlimmer die Eltern, die alles besser wussten und konnten und nicht einsehen wollten, dass ihr Kind einfach am Gymnasium überfordert war und deswegen schlechte Noten schrieb.
Was mich noch mehr unter Druck setzte war, dass ich alleinstehend bin und niemanden hatte, der mich hätte finanziell unterstützen können, falls ich wirklich dauerhaft arbeitsunfähig geworden wäre. Andererseits hat mich das aber vorangetrieben mich zusammenzureißen und weiterzumachen, egal wie schlecht es mir ging.




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