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Hallo,

nach 2 Monaten extremen Schlafstörungen (die ersten Wochen lang habe ich jede zweite Nacht wachgelegen), befeuert von der Angst, arbeitsunfähig zu werden, und diesbezüglich Krankschreibung, versuche ich einen Weg zu finden, mich auf ein Leben einzustellen, das ich MIT den Schlafstörungen führen kann.

Und das fällt mir noch sehr schwer.

Ich habe meinen Beruf gern gemacht (Klavierlehrerin) und mich immer am richtigen Ort gefühlt, allerdings kann ich nach schwierigen Nächten nicht unterrichten, und auch nach guten ist es derzeit noch extrem labil, da ich vom Escitalopram, das ich seit gut einem Monat nehme, noch sowohl ein paar Nebenwirkungen habe als auch dass ich mich körperlich noch nicht stabil genug fühle, konzentriert arbeiten sowohl als auch keine Panikattacken während des Unterrichtens zu bekommen. Wenn ich dem alleine nur noch etwas Zeit geben könnte, wäre es ja halbwegs ok.

Aber die Angst, die mich überfällt, wenn ich nicht einschlafen oder nach einer Stunde aufwachen nicht wieder einschlafen kann, ist so immens, dass mich am Tag danach nicht nur die Müdigkeit erschlägt, sondern auch der generelle physische Zustand schwer auszuhalten ist (Schwindel, kurze Aussetzer, Konzentration, Ohrensausen etc).

Ich lese dann von Leuten mit Schlafstörungen, die trotzdem arbeiten, und schäme mich dafür, mich nicht besser zusammenreißen zu können.

Als Beschäftigung habe ich derzeit herausgefunden, dass ich zweimal die Woche für ein paar Cent in einer Holzwerkstatt arbeiten kann, wo es Betreuer für psychisch labile Menschen anwesend sind. Das macht immerhin etwas Spaß, aber ist halt auch kein dauerhaft neues Lebensmodell für mich, allein schon finanziell.

Noch vor 3 Monaten war ich das Strahlen selbst, jetzt muss ich mich mit einer neuen Lebensrealität anfreunden.

Ich übe mich permanent in der Akzeptanz, sowohl meines Zustands allgemein, als auch in der Akzeptanz der Angst, wenn sie nachts kommt und mich nicht schlafen lässt.
Hat jemand von Euch Ahnung, wie genau diese Akzeptanz aussehen kann? Ich sage mir immer Hallo Angst, du darfst da sein, du willst gefühlt werden, oder es ist nicht schlimm, nicht zu schlafen (ja Pustekuchen, ich weiß ja, was das Nichtschlafen mit mir macht!), oder ich döse einfach nur und genieße das Daliegen oder ich atme tief in den Bauch, mit den Worten Meine Angst oder Es ist jetzt so. Das verschafft tatsächlich in dem Augenblick Erleichterung, aber nicht die ganze Nacht durch.

Vielleicht hat ja jemand ein paar Gedanken dazu.

15.12.2022 18:01 • 03.02.2023 #1


17 Antworten ↓


Zitat von jabadoo:
Vielleicht hat ja jemand ein paar Gedanken dazu.

Hallo, Schlafstörungen sind kein Grund sich krankschreiben zulassen oder sich schon auf ein minderwertiges Leben einzustellen und dann in eine Depression zu verfallen, denn die Schlafstörungen oder die Schlaflosigkeit schadet dem Körper kaum. Nur wenn man über seine Schlaflosigkeit nachdenkt und sie zum Theme des Tages werden lässt, kann sie schon dem Körper schaden. Noch nie ist ein Mensch an Schlaflosigkeit gestorben, denn dein Körper holt sich immer soviel Schlaf wie er braucht. Ich habe schon seit über 25 Jahren Schlafstörungen und ich glaube, wenn man an zu wenig Schlaf sterben würde, dann wehre ich schon tot. Denke nicht über deine Schlafstörung nach, denn das Denken schadet mehr als die Schlafstörung selbst.

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Akzeptanz der Schlafstörungen und Angst davor

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Ich habe gar keine Angst, an Schlaflosigkeit zu sterben, aber aufgrund von ihr nicht arbeiten zu können, was ja im Moment auch stattfindet.
Dass andere doch arbeiten können, macht mich nur noch mehr fertig, denn ich habe es in kleinen Schritten bereits probiert, stand aber schon da kurz vor Panikattacken und konnte einfach auf nichts zugreifen, auf das ich sonst zugreifen konnte. Meine Arbeit erfordert ständiges Eindenken in fremder Leute Gedankengänge, ständiges schnelles Finden nach Lösungen, ständigen Kontakt und Anleitung von Menschen.
Ich bin echt nicht zu faul für meine Arbeit. Ich schäme mich total, sie nicht ausüben zu können, aber ich kriege es tatsächlich einfach nicht hin.

Zitat von jabadoo:
Ich bin echt nicht zu faul für meine Arbeit. Ich schäme mich total, sie nicht ausüben zu können, aber ich kriege es tatsächlich einfach nicht hin.

Niemand sagt, dass du faul bist und ich kann auch verstehen, dass man sich echt schei. fühlt, wenn man nicht geschlafen hat. Hast du schon mal Doxepin ausprobiert oder Amitryptilin es sind Antidepressivum helfen auch gegen Panikattacken und Angst. Frage mal deinen Arzt, ob es bei dir sinnvoll wäre.

Hallo @jabadoo ich habe noch nicht ganz verstanden, warum die Schlafstörungen bei Dir auftreten. Gibt es dafür einen konkreten Grund?

Ich hatte auch über Monate sehr starke Schlafstörungen, bin jede zweite Nacht erst morgens zwischen 4 und 5 Uhr eingeschlafen und musste gegen 6 Uhr wieder hoch um zu arbeiten. Das konnte ich nicht lange durchhalten, hatte wie Du starke körperliche Symptome wie Taumel, Kreislauf, Konzentrationsprobleme um nur einige zu nennen. Ich bin meist wie im Trance durch die Straßen zur Arbeit gegangen und war gar nicht bei mir, das hätte böse für mich enden können.

Ich musste mich nach solchen Nächten krank melden, weil ich keine Arbeitsleistung erbringen konnte. In der Zwischenzeit schlafe ich meist wieder deutlich besser und ich finde nicht, dass man Schlafstörungen einfach hinnehmen sollte! Die Gründe sind mannigfaltig, bei mir sind es z. B. starke Verlust- und Einsamkeitsängste und ferner auch ein bestimmtes Hormondefizit. Beides habe ich bearbeitet bzw. reguliert.

Ich habe es auch oft mit der von Dir beschriebenen Akzeptanz probiert aber so viel ich von Autosuggestion auch halte, bei Schlafstörungen bringt es genau: Null! Wir brauchen regelmäßig und ausreichend Schlaf, um Kraft zu tanken und bereit für die Anforderungen des Tages zu sein.

LG Perle

@Karl Hoffmeister ich habe vor, es mal zu probieren, abends Doxepin o.ä., ich nehme morgens Escitalopram, das bei mir endlich, nach 4 Wochen, anschlägt, das würde ich ungern wechseln, also braucht es etwas zusätzliches.
Habe aber gehörig Schiss auch vor weiteren Medikamenten, da
1. ich schon immer mal Mirtazapin probierte, das viele so hoch lobten, ich konnte aber kaum besser schlafen und war am nächsten Tag nochmal zusätzlich ausgeknockt
2. ich Angst davor habe, dass meine nächtliche Angst auch für Doxepin zu hoch, bzw. dessen Nebenwirkungen auch zu heftig sind.

@Perle
konkreter Grund, hm:
Ich habe jahre-, jahrzehntelang toll geschlafen. Aber es gab Episoden, schon in der Kindheit (kurze, nur paar Nächte/maximal Wochen), in denen ich nicht gleich einschlafen konnte und dann Angst bekam davor.
Nichts schwerwiegendes, aber ich erinnere mich einfach an diese totale Machtlosigkeit (ich bin normalerweise jemand, der mit Willenskraft Dinge schaffen kann, aber beim Einschlafen geht das nicht).

Und in den letzten Wochen hatte ich verstärkt Ängste, Erinnerungen an meine erste Angstkrise im letzten Jahr, daraufhin schlief ich einmal eine ganze Nacht nicht, was mich tierisch erschreckte, woraufhin das dann aller zwei Nächte wieder passierte.

Das einzige, was bei sowas hilft, ist Tavor, was aus nachvollziehbaren Gründen keine Lösung ist.

Viel mehr muss da gar nicht dahinterstecken als die Erinnerung an eine Nacht, in der die Verzweiflung und die Ängste stetig anwachsen, und an den darauffolgenden Tag, an dem man wie Falschgeld rumläuft.

Einmal, zweimal kriegt man das hin: funktionieren nach einer durchwachten Nacht. Aber jeden zweiten Tag dauerhaft... nein.

Zitat von jabadoo:
ich Angst davor habe, dass meine nächtliche Angst auch für Doxepin zu hoch, bzw. dessen Nebenwirkungen auch zu heftig sind.

Alle Änderungen der Medikamente musst du mit deinem Arzt besprechen.
Keine Angst vor der Angst haben!
Ich glaube, das ist es, was dich nachts wach hält, die Angst nicht schlafen zu können und dann am nächsten Tag nicht zu funktionieren.

Eben, das funktioniert absolut nicht! Genauso wenig funktioniert es, mit Willenskraft einschlafen zu wollen, denn das puscht das Adrenalin noch mehr nach oben! Einschlafen klappt nur mit einem bestimmten Level an Entspannung. Du brauchst also zum Einen etwas, das Dich ganz sanft sediert. Und zum Anderen triggern Dich Deine Ängste von damals noch sehr und es stellt sich die Frage, warum das so ist.

@Perle warum das so ist, ist ganz einfach das, was Karl sagt: weil mich eine schlaflose Nacht in einen Kreisel mehrerer schlafloser Nächte bringen kann, was mich wiederum dazu bringt, nicht mehr beruflich zu funktionieren, jetzt vom Freund finanziell ausgehalten werden zu müssen und meine Arbeitgeber zu enttäuschen.

Ich will den Job nicht wechseln, wüsste auch nichts, was ich in meiner derzeitigen körperlichen Verfassung neu antreten könnte, da ja auch eine Angst, mich neu beweisen zu müssen, mitschwingen würde.
Aber klar ist auch, dass mein Job eben nicht mit diesem mental labilen Zustand auszuüben ist. Insofern fühle ich mich mit dem Job vielleicht schon auch überfordert, weil ich halt geistig extrem wach sein muss immer.

Also ja, zugrunde liegt das Gefühl, funktionieren zu müssen, Existenzängste, und das gruselige Gefühl, dass man dem Körper nicht mehr trauen kann - ein Gefühl, das ich bis letztes Jahr, bevor ich das erste Mal eine Angststörung hatte, gar nicht kannte.

(ich bin insgesamt einfach sehr pflichtbewusst und habe mich mein Leben lang auch ein bisschen über meine Fähigkeiten definiert. Ich hatte keine Probleme, eine Tätigkeit zu finden, in der ich gut war und die ich gern machte - und hatte bis vor kurzem auch immer Ideen, was ich machen könnte, sollte mir mein Job genommen werden. Aber alle Ideen basierten darauf, geistig wach und körperlich normalfit zu sein...)

Die Angst vor der Angst ( nicht mehr schlafen zu können) ist aber nur die Fortsetzung einer ursprünglich ganz anderen Angst. Wenn Du so willst, hat sich die Angst verselbständigt. Ich kenne das alles zu Genüge! Es reicht der eine Gedanke, wenn man sich gerade hingelegt hat: Oh Gott, was, wenn ich jetzt wieder nicht schlafen kann! Und zack, ist die Nacht gelaufen!

Insofern bin ich der Ansicht, dass es sich lohnen könnte, nochmal an der Ursprungsangst zu arbeiten, um sie zu verstehen und auf ein normales Maß zu regulieren. Danach lindert sich auch die Angst vor der Angst. Bist Du in Psychotherapie? Deine Folgeängste wie nicht mehr funktionieren zu können, (finanzielle) Abhängigkeit und Existenzängste sind verständlich, habe ich auch alles durch.

Weißt Du, Du kannst Deinem Körper immer vertrauen, der belügt Dich nie! Vielleicht möchte er Dir einen Wink geben, ein bischen was (das müssen nicht immer weltbewegende Dinge sein) zu verändern, damit Du Dich wohler und entspannter mit Dir selbst fühlen kannst.

Zitat von jabadoo:
Also ja, zugrunde liegt das Gefühl, funktionieren zu müssen, Existenzängste, und das gruselige Gefühl, dass man dem Körper nicht mehr trauen kann - ein Gefühl, das ich bis letztes Jahr, bevor ich das erste Mal eine Angststörung hatte, gar nicht kannte.

Das, was du von dir verlangst, ist nicht menschlich, sondern macht dich zu einer Maschine. Du weißt, was eine Maschine ist, denn eine Maschine weiß nicht, wann sie sich ausruhen muss, denn sie läuft so lange bis sie kaputt ist. Kopfarbeit ist Schwerstarbeit und sollte nicht übertrieben werden.
Magnesium hilft dir auch zu entspannen.

@Perle Vielen Dank für diese lieben Worte!

Ich habe derzeit eine auf Schlaf spezialisierte Therapeutin, die mit mir Schlafrestriktion macht, aber nicht so sehr an die Ängste geht. Habe auch bisher nur 4 Termine gehabt bei ihr.
Habe dafür meinen bisherigen Therapeuten auf Eis legen müssen, mit dem ich mich zwar super verstand, aber irgendwie war es auch nur nettes Gespräch das letzte Jahr über. Gut, da war die Angst ja auch wieder nicht so präsent.

Ansonsten gehe ich vereinzelt zu einer Frau, die mit Hypnose arbeitet. Letztes Mal (2. Sitzung) konnte ich vor lauter Müdigkeit nicht mitmachen, also vergaß ihre Anleitung, driftete ab etc.
Sie meinte dann, sie hätte das Gefühl, ich wolle an die Angst gar nicht ran, aber ich glaube, es war wirklich nur die Müdigkeit.
Denn ich WILL die Ursprungsangst ja finden. Habe gleich am Anfang, als die ersten schlaflosen Nächte auftraten, zwei Coaches von mir angerufen und mit denen eruiert, dass es, klar, Situationen in der Kindheit gab, wo ich nachts wach war und Angst hatte.

Aber alleine um diese Situationen zu wissen macht das derzeitige Problem ja nicht nichtexistent. Das (finanzielle und auch leistungsorientierte) Existenzproblem.

@Karl Hoffmeister danke dir, das stimmt. Ich schäme mich halt, weil meine Kollegen das ja auch nicht haben. Und weil ich eigentlich denke, dass ich doch gar nicht soo viel gearbeitet habe - zeitlich auf jeden Fall weniger als ein Bürojob. Ich war immer dankbar für meinen Beruf - klar fordert er auch, aber eben doch nicht so, dass der Körper einfach streikt...

Es steckt vermutlich doch viel Scham dahinter.

Du klingst wirklich unglaublich gestresst und getrieben, ich geben @Karl Hoffmeister da Recht, wenn er von einer Maschine spricht.

Ich denke, es ist dringend notwendig, dass Du runterfährst, Dein Körper ist schon dabei, Dich in die Knie zu zwingen und das tut er, um Dich zu schützen. Tue Dir selbst den Gefallen und höre auf ihn, ansonsten ist ein Burnout unausweichlich. Ich war selbst krankhaft perfektionistisch, das hat mir 1,5 Jahre Langzeiterkrankung beschert. Möchtest Du es mir nachmachen? Ich glaube nicht.

Muss man denn perfekt sein? Muss man immer funktionieren? Wer hat uns das auferlegt, wozu ist das gut? Vielleicht kompensieren wir ja damit nur ein bestimmtes Defizit, z. B. die Liebe zu uns selbst, um hier nicht von einem mangelnden Selbstwertgefühl zu sprechen.

LG Perle

@Perle das sind super Gedanken, liebe Perle, das hilft mir tatsächlich enorm erstmal bei einer Selbsteinschätzung.

Du selbst hast dich ja nach gewisser Zeit wieder gefangen, wie ich annehme?
(man liest in diesem Forum und sicher in allen vergleichbaren Foren ja selten Leute, die stabil sind. Je mehr man hier liest, desto mehr verstärkt sich das Gefühl, dass alles nur abwärts geht...)

@Perle darf ich dich fragen, was für ein Hormondefizit? Ich habe auch ganz ganz extreme Schlafstörungen und nichts hilft bisher, habe alles an Medikamenten durch.
Sponsor-Mitgliedschaft

@Rapunzel910 das Defizit kommt durch die Wechseljahre (Estradiol, Estriol, Progesteron, Testosteron, DHEA). Bitte besprich Dich ggf. mit Deiner Gynäkologin und / oder Homöopathin, falls vorhanden.

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